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[Bearbeiten] Ereignisse

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[Bearbeiten] Gestorben

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. "Leidend, mit gebrochener Kraft kehrte der Kaiser aus Italien in das heimische Baierland zurück, doch gelang es ihm wenigstens noch seinem unmündigen Sohne Ludwig die Thronfolge im voraus zu sichern. H.[atto], der Taufpathe des im J. 893 geborenen jungen Königs, übte im Vereine mit dessen Erzieher, dem Bischofe Adelbero von Augsburg, seit seiner Thronbesteigung im [27] J. 900 vorwiegenden Einfluß, ja man darf sagen, daß die Leitung der Reichsgeschäfte in seiner Hand lag. Durch ihn wahrscheinlich im Vereine mit mehreren fränkischen und lothringischen Grafen war auch der Sturz des Königs Zwentibald von Lothringen, des älteren unechten und unfähigen Halbbruders Ludwigs von längerer Hand her vorbereitet worden, durch welchen diesem im Sommer 900 auch in jenem Theile des Reiches die Herrschaft zufiel. ... Es ist bekannt, wie Konrad, obgleich er zuerst mit dem alten Herzoge Otto von Sachsen in gutem Einvernehmen gestanden, nach dessen Tode (30. November 912) sich sogleich mit seinem Sohne und Nachfolger Heinrich überwarf. Der Grund der erbitterten Feindschaft, welche sich zwischen Beiden entwickelte und alle übrigen Gegensätze wach rief, lag darin, daß der König dem jungen Herzoge einen Theil der väterlichen Lehen vorenthielt, d. h., wie wol mit Recht angenommen wird, die thüringischen Grafschaften, [28] welche die Grundlage zur Ausdehnung seiner herzoglichen Gewalt über Thüringen bildeten. Die Schuld an diesem unheilvollen Zerwürfniß wurde von dem sächsischen Volke dem alten Ränkeschmied H.[atto] zugeschrieben, dessen Kirche von Alters her so bedeutenden Besitzungen in Thüringen hatte, daß eine Ausbreitung der mächtigen Liudolfinger in dieser Richtung ihm durchaus nicht erwünscht sein konnte. Man erzählte sich, daß H.[atto] Heinrichen ein ähnliches Ende zugedacht habe, wie er es einst dem Grafen Adalbert bereitet hätte: durch eine kunstvolle goldene Kette habe er die Absicht gehabt, die von dem Goldschmied verrathen worden sei, ihn bei einem Gastmahle zu erwürgen. Sicherlich betrachtete ihn Heinrich als seinen besonderen Widersacher, denn während H. dem königlichen Hoflager an den Rhein gefolgt war, überfiel jener die in Sachsen und Thüringen liegenden Besitzungen des Erzbisthums Mainz, um sich ihrer zu bemächtigen und griff gleichzeitig die thüringischen Grafen Burchard und Bardo an. Nicht lange überlebte H.[atto] diese unglückliche Wendung der deutschen Verhältnisse, den Anfang unabsehbarer Wirren. Er starb am 15. Mai 913 an einer Krankheit, in welche ihn der Kummer über die Auflehnung Heinrichs gestürzt haben soll. Hinter dem staatsmännischen Wirken Hattos tritt seine kirchliche Thätigkeit im engeren Sinne mehr in den Hintergrund, doch scheint sie keineswegs unerheblich gewesen zu sein. Die Synode von Tribur mit ihren Satzungen über die Kirchenzucht und über das Verhältniß der Kirche zur weltlichen Gewalt im Sinne einer Stärkung jener war seit langer Zeit die erste deutsche Reichssynode und blieb für lange Zeit die letzte. Mit diesen Bestrebungen steht es auch im Zusammenhange, daß H. den abgesetzten Abt Regino von Prüm, einen der gebildetsten Männer dieser Zeit des Verfalles, veranlaßte, eine Zusammenstellung der kirchlichen Gesetzgebung für die Visitation eines Sprengels herauszugeben und dadurch die Entstehung eines praktischen und geschätzten Handbuches hervorrief. Auf der Reichenau erbaute er, wie schon erwähnt, die St. Georgskirche, den Mainzer Dom stattete er prächtiger aus und die Stadt Mainz soll er bis zum Rheine ausgedehnt haben. Den ihm untergebenen Stiftungen, namentlich dem Kloster Reichenau, wußte er manche reiche Schenkung zuzuwenden, auch das mit Mainz eng verbundene Fulda erfuhr seine Gunst, obgleich es nicht unter seiner Leitung stand. H. wird von Regino in der Widmung des schon genannten Werkes wegen seiner wissenschaftlichen Bildung hochgerühmt (die er unter dem Namen der Philosophie zusammenfaßt), mit dem für seine Zeit reichbegabten Dichter, dem Bischof Salomon von Constanz, verband ihn innige Freundschaft, der berühmte Musiker und Schriftsteller Hukbald von St. Amand überreichte ihm sein wunderliches Gedicht zum Preise der Kahlköpfe mit einer Zueignung, aus der man schließen darf, daß H.[atto] ebenfalls eine Glatze besessen habe. Das Bild des gewaltigen Kirchenfürsten, der, obgleich nicht Erzkanzler des Reiches, dennoch eine ähnliche Stellung einnahm, wie die mächtigsten unter seinen Nachfolgern, ist uns leider nur in so trümmerhafter Gestalt überliefert, daß ein begründetes Urtheil über den Werth seiner Handlungen und Grundsätze kaum möglich scheint. Seine Gegnerschaft gegen die Herzoge, die sich der Volksgunst im Ganzen zu erfreuen hatten, bewirkte, daß die Nachwelt ihn sich als einen listigen Fuchs, als einen Mann von sehr zweifelhaftem sittlichen Charakter vorstellte. Während die anderen über ihn umlaufenden Sagen doch des geschichtlichen Kernes nicht ganz entbehren, hat sein vermeintlicher Tod durch die Mäuse in dem angeblich von ihm erbauten Mäusethurme bei Bingen schlechterdings gar keinen Zusammenhang mit den Thaten seines Lebens. Auch wird diese noch auf manche andere Sünder bezogene Sage häufiger als von ihm von dem Erzbischofe Hatto dem II. von Mainz (968–970) berichtet. Dieselbe ist lediglich auf mythische Vorstellungen zurückzuführen." In: Artikel "Hatto I., Erzbischof von Mainz" von Ernst Ludwig Dümmler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 26–29.
  2. "Arnolf - RI I n. 1890a. 893, regnum Zuentibaldi: Heerfahrt gegen Mähren, verwüstung des grössten teils des landes; nur mit not entkommt Arnolf einem auf der rückkehr gelegten hinterhalt. Ann. Fuld. vgl. die sagenhafte erzählung (allerdings mit der versicherung: ut legisse me memini) bei Arnoldus De s. Emmerammo I, 5 M. G. SS. 4,551, nach der Arnolf für seine wunderbare rettung durch den h. Emmeram reiche geschenke (darunter das bekannte evangeliar) an dessen kloster gegeben haben soll; die heerfahrt erwähnt Ann. Alam." In: RI I n. 1890a, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0893-00-00_1_0_1_1_0_4130_1890a (Abgerufen am 19.05.2024).
  3. Alexis P. Vlasto: "The Entry of the Slavs into Christendom. An Introduction to the Mediaval History of the Slavs.'" Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1970, ISBN 0-521-07459-2, S. 83.
  4. Artikel Papst Johannes IX. In: Katholische Enzyklopädie. New York: Robert Appleton Company. 1913.
  5. August Leidl: Die Bischöfe von Passau 739–1968 in Kurzbiographien. 2. Auflage. Verlag des Vereins für Ostbairische Heimatforschung, Passau 1978.
  6. Sorbisch-orthodoxer Prolog zu Panteleimon von Prag.
  7. Sorbisch-orthodoxer Prolog zu Panteleimon von Prag.
  8. Sorbisch-orthodoxer Prolog zu Panteleimon von Prag.
  9. Sorbisch-orthodoxe Hagiographie: Vita Gregori.
  10. Andreas Kraus: "Geschichte Bayerns. Von den Anfängen bis zur Gegenwart." Verlag C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-51540-1.
  11. Wiching In: Lilie, Ralph-Johannes / Ludwig, Claudia / Zielke, Beate / Pratsch, Thomas: "Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit". Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Nach Vorarbeiten F. Winkelmanns erstellt.


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