Gau Nisan

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Der Gau Nisan (lateinisch pagus Nisan, auch Pagus Nisani oder Pagus Niseni) war in den lateinischen Quellen die Bezeichnung für die Landschaft des Dresdner Elbtalkessels.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Etymologie

Der altsorbische Begriff "nisan" bedeutet "niedrig" und im Zusammenhang mit "pagus" (Gau) soviel wie "der niedrig liegende Gau" oder "die Niederlande".

[Bearbeiten] Ursprung

Ausdehnung und Aussehen des "pago Nisan" haben sich im Laufe der Geschichte sehr verändert. Aus der historischen Draufsicht trat immer zunächst das römisch-katholische Archidiakonat Nisan sowie die deutsche königliche Burggrafschaft Dohna überdominant hervor.

In der Frühzeit hatte der altsorbischen Überlieferung nach auch Misni zum Gau Nisan gehört. Der Siedlungsriegel an der Schmalstelle des Elbtalkessels gleich östlich von Coswig hatte offenbar nicht die Rolle gespielt, welche viele Historiker ihm zuschrieben. Auch in deutschen Quellen findet sich mit der Urkunde vom 19. Juli 1013 und der Erwähnung von Brockwitz (westlich von Coswig) als dem Gau Nisan zugehörig ein Beleg dafür.[1]

Gerhard Billig geht von einer (Rück)Verschiebung der Gaugrenze von Sörnewitz/Batzdorf in Richtung Südosten bis nach Kötitz/Gauernitz bereits im 11. Jahrhundert aus.[2]

[Bearbeiten] Geschichte

Zur Geschichte vor 965 siehe:

[Bearbeiten] 10. Jahrhundert

[Bearbeiten] 965-984: Deutsche Gauverfassung

Vor der Ersterwähnung des "pagus Nisane" in einem umstrittenen Diplom von angeblich 971 resp. der Erwähnung des "pagus Nisene" bei Thietmar zu 984 ist Nisan nur in der Bedeutung der Szupanie Nisan in altsorbischen Quellen verwendet worden.

[Bearbeiten] 984: Die Burg Meißen wird von den Böhmen erobert - der Gau Nisan bleibt danach im böhmischen Herrschaftsbereich

[Bearbeiten] 11. Jahrhundert

[Bearbeiten] 12. Jahrhundert

[Bearbeiten] Übergang an den deutschen König 1142

[Bearbeiten] 13. Jahrhundert

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Heinrich schenkt der bischöflichen Kirche von Meissen auf Klagen des Bischofs Eiko hin, daß seine Kirche durch feindliche Einfälle schweren Schaden erlitten und nahezu alles verloren habe, die Orte Glossen (Kr. Oschatz, Bz. Leipzig), Daubnitz, Schänitz, Mertitz (alle Kr. Meissen, Bz. Dresden) im Gau Dalaminci, ferner Golencizacethla (?) im Gau Gudici und Brockwitz (Kr. Meissen, Bz. Dresden) im Gau Niseni mit allem Zubehör und zu freiem Verfügungsrecht zum Nutzen der Kirche. RI II,4 n. 1786, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1013-07-19_1_0_2_4_1_551_1786 (Abgerufen am 3. November 2018).
  2. Gerhard Billig: Die Burgwardorganisation im obersächsisch-meissnischen Raum. Archäologisch-archivalisch vergleichende Untersuchungen (= Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden. Bd. 20). Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin (Ost) 1989, ISBN 3-326-00489-3, S. 71.
  3. nach 1291: Im 13. Jahrhundert erheben sowohl die Reichsabtei Hersfeld, als auch der Bischof von Meißen in gleicher Weise den Anspruch auf lehnsrechtliche Oberherrschaft über Nisan. Diese Forderungen stehen im Zusammenhang mit der Entwicklung eines "Hersfelder Eigen" in der Oberlausitz ab dem Jahr 1291. Vgl. Ich vermute, daß die königlichen Einkünfte aus dem Gau Nisan, also der fiskalische Zehnte, schon von König Heinrich I. 932/35 zur Ausstattung des hersfeldischen Johannisklosters auf der Burg Meißen, einer der ältesten Missionstationen und Vorgängerinstitution des Bistums verwandt wurden. Diese Zehntrechte scheinen 968 oder wenig später von der Bischofskirche übernommen worden zu sein, doch erheben im 13. Jahrhundert sowohl das Kloster Hersfeld, als auch der Bischof in gleicher Weise den Anspruch auf lehnsrechtliche Oberherrschaft, die inzwischen territorial verstanden wurde. In: Reinhard Spehr, Herbert Boswank: Dresden: Stadtgründung im Dunkel der Geschichte, Verlag D. J. M., Dresden 2000, ISBN 3-9803091-1-8, S. 174.
  4. DO I 406 Ravenna 971.
  5. Vgl. Waitz VG. 8, 368.
  6. RI II,1 n. 531, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0971-00-00_2_0_2_1_1_911_531 (Abgerufen am 6. Januar 2019).
  7. Die Brückenstadt, die Stadt am Strom, Dresden, von Teichen umgeben, entlehnte ihren Namen der alten slawischen Ansiedlung: Drezdany nannten sich die Bewohner der linkselbischen sumpfigen Niederung. Der Name der rechtselbischen Ansiedlung ist nicht überliefert. R. Michaelis vermutet in ihr den Namen Nisan oder Nisani, den der ganze Gau trug. Der ursprünglich slawische Gau Nisani erscheint erstmals 1013, und am Ende des 12. Jahrhunderts findet er sich unter Kaiser Barbarossa im Tafelgüterverzeichnis des Römischen Königs. Es umfasste die Elbtallandschaft von oberhalb Meißen bis etwa Pirna. 1227 ist der Name letztmals belegt. (Löffler 9. Auflage 1989, S. 20).
  8. Der entscheidende lateinische Text [nach den MGH SS rer. = Scriptores rerum Germanicarum, Nova series (SS rer. Germ. N. S.), Bd. 9: "Die Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg und ihre Korveier Überarbeitung". S. 136 ] lautet: Buch IV, Kapitel 5 (ehemals 4): "Post haec Heinricus Bolizlavum, ducem Boemiorum, in cunctis suimet necessitatibus semper paratum, cum suis adiit honorificeque ab eo succeptus cum exercitu eiusdem a finibus suis per Niseni et Deleminci pagos usque ad Mogelini ducitur. Deindeque cum nostris obviam sibi pergentibus ad Medeburun proficiscitur. Wagio vero miles Bolizlavi, duces Boemiorum, qui Heinricum cum exercitu comitar, cum ad Misni redeundo perveniret, cum habitatoribus eiusdem pauca locutus Frithericum, Rigdagi marchionis tunc in Merseburg commorantis amicus et satellitem, ad aecclesiam extra urbem positam venire ac cum eo loqui per internuntium postulat. Hic ut egreditur, porta post eum clauditur, et Ricdagus, eiusdem civitatis custos et inclitus miles, iuxta fluvium, qui Tribisa dicitur, ab hiis dolose occiditur." In der Übersetzung von Johann Christian Mauritz Laurent und J. Strebitzki (in "Die Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit", 11. Jahrhundert, Band 1, 2. Auflage, Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879) lautet die Stelle: Buch IV, Kapitel 4: "Darauf besuchte Heinrich mit seinem Anhange Bolizlav, den Herzog der Böhmen, der ihm in jeder Noth stets zu helfen bereit war, und ihn auch nun ehrenvoll aufnahm, und ihn von seinem Heere durch die Gauen Niseni und Deleminci bis nach Mogelini geleiten ließ. Dann zog Heinrich mit den Unseren, die ihm entgegen kamen, nach Medeburun [Magdeborn]. Wagio aber, einer von den Rittern des Böhmenherzogs Bolizlav, welcher Heinrich mit dem Heere begleitet hatte, besprach sich, als er heimkehrend nach Misni [Meißen] kam, ein wenig mit den Einwohnern der Stadt und ließ darauf Fritherich, des damals in Merseburg sich aufhaltenden Markgrafen Rigdag Freund und Vasallen, durch einen Mittelsmann auffordern, zu ihm nach der außerhalb der Stadt gelegenen [St. Nicolai] Kirche hinzukommen, um sich mit ihm zu unterreden. So wie dieser die Stadt verließ, wurde das Thor hinter ihm geschlossen, und Ricdag, der Burggraf von Meißen, ein trefflicher Ritter, von jenen an dem Flusse Tribisa [Trübische] hinterlistig erschlagen." Zum Umfeld dieser für Nisan und Dresden bedeutenden Eintragung vgl. Rikdag (Burggraf von Meißen)#Chronik des Thietmar von Merseburg.
  9. Die wenigen vorliegenden Nachrichten lassen den Schluß zu, daß um das Jahr 1000 zumindest westlich der Elbe die ganze sorbische Bevölkerung getauft ... war. ... Um wie viele Menschen es sich dabei gehandelt hat, läßt sich nur in sehr grober Schätzung sagen. In Daleminzien dürften es 7000-8000, im Bautzener Land 5000, im Dresdner Elbkessel 2000 und im Gau Chutizi um Leipzig 5000 Einwohner gewesen sein ... Karlheinz Blaschke: Geschichte Sachsens im Mittelalter. Union Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-372-00076-5, S. 66.
  10. Thietmar VII, 60 (44) f., 63 (46) f.; Ann. Quedlinburg. (SS. 3, 84).
  11. RI II,4 n. 1908c, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1017-08-12_1_0_2_4_1_749_1908c (Abgerufen am 23. Februar 2019).
  12. Thietmar VII, 63 (46) f.
  13. RI II,4 n. 1908d, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1017-09-18_1_0_2_4_1_750_1908d (Abgerufen am 23. Februar 2019).
  14. Thietmar VIII, 1 (1); Ann. Quedlinburg. (SS. 3, 84).
  15. Gertraud Eva Schrage: "Die Oberlausitz bis zum Jahr 1346". In: Joachim Bahlcke (Hrsg.): Geschichte der Oberlausitz: Herrschaft, Gesellschaft und Kultur vom Mittelalter bis zum Ende des 20. Jahrhunderts, Leipziger Universitätsverlag 2001
  16. Cosmas III, 53, MGH SSrerGerm NS 2 S. 225-227.
  17. André Thieme, Manfred Kobuch: Die Landschaft Nisan vom 10. bis 12. Jahrhundert – Siedlung, Herrschaft und Kirche. In: Karlheinz Blaschke (Hrsg.), Uwe John: Von den Anfängen bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges. Theiss, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-8062-1906-7, S. 63–88 und 645–649, hier S. 78 (Geschichte der Stadt Dresden, Bd. 1).
  18. "Deren [der Burgbefestigung Briesnitz] zu Beginn des 13. Jahrhunderts erfolgte Zerstörung, der kein Wiederaufbau folgte, wird mit einem für die Region wichtigen Ereignis in Verbindung gebracht, als 1223 Ludwig der Heilige von Thüringen im Raum Dresden an die 20 Befestigungen zur Sicherung des Wettiner Besitzes geschliffen haben soll, was mit dem Dendrodatum des späten Wallausbaues von 1198 korrespondiert, das einen zeitlichen Hinweis darauf gibt, dass anschließend der Wall bis zur Verschlackung nieder brannte." In: Interessengemeinschaft Briesnitz e.V. (Hrsg.): "Den Vorfahren auf der Spur. Ausgrabung der Burg Briesnitz" (= "Zum 75. Geburtstag eine herzliche Gratulation für Helmut Köhler"), Druckerei & Verlag Dieter Freund, Dresden (Omsewitzer Grund 5) 2007, ISBN 978-3-00-020997-0, S. 38.
  19. DIE KIRCHE ZU DRESDEN-BRIESNITZ auf kirchspiel-dresden-west.de (abgerufen am 13. Mai 2024).
  20. Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche Dresden e.V. (Hrsg.; Autoren: Dr. Claus Fischer, Dr. Hans-Joachim Jäger, Dr. Manfred Kobusch): Die Dresdner Frauenkirche. Von den Anfängen bis zur Gegenwart., Dresden 2007, ISBN: 978-3-00-021620-6, S. 13.
  21. Harald Schieckel (Bearb.): Regesten der Urkunden des Sächsischen Hauptarchivs Dresden. Band 1., 948–1300. Rütten & Loening, Berlin 1960, S. 351.
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