Gemäldegalerie
Als 1560 Kurfürst August die Dresdner kurfürstliche Kunstkammer (Wunderkammer) gründete, spielten Gemälde noch eine untergeordnete Rolle. Es waren insbesondere Gemälde italienischer und flämischer Meister vorhanden.
Die Rüstkammer zog im Jahre 1591 in die obere Etage des gerade erbauten Stallgebäudes (des heutigen Johanneums) ein, wo sie bis 1772 verblieb.
Kurfürst August der Starke (1670-1733), der auch als Kunstkenner bekannt war und die gesamte Innenstadt Altendresdens umbaute, begann systematisch die Werke der alten Meister zu sammeln. 1722 erfolgte eine Inventarisierung der von der Kunstkammer inzwischen getrennten Gemäldesammlung. Auf Anordnung des Kurfürsten sollte diese "Bildergalerie" im Stallgebäude zur Schau gestellt werden. Die Sammlung Augusts des Starken umfasste neben der Malerei eine einzigartige Porzellansammlung, eine interessante Auswahl an wissenschaftlichen Instrumenten und ein Kupferstichkabinett, die älteste graphische Sammlung Mitteleuropas.
In den Jahren 1730/1731 fügte der Architekt Johann Georg Maximilian von Fürstenhoff (ein illegitimer Sohn von Johann Georg III.) dann im Auftrag Augusts des Starken dem Stallgebäude (heutiges Johanneum) ein weiteres Stockwerk mit einem modernen Dach hinzu, wobei die Renaissance-Giebel entfernt werden mussten. Den Umzug seiner "Bildergalerie" erlebte der sächsische Kurfürst und polnische König nicht mehr, er starb bereits 1733.
Die Gemäldegalerie zog erst 1747 in das neue Obergeschoss des Stallgebäudes ein und verblieb dort bis 1855. Für die Ausstellung der Gemälde hatte Oberlandbaumeister Johann Christoph Knöffel zwischen 1744 und 1746 noch umfangreiche Umbauten durchführen müssen. Dabei wurden unter anderem die großen Rundbogenfenster zur besseren Ausleuchtung der Räumlichkeiten eingesetzt.
Die Leidenschaft für das Sammeln von Kunstwerken hatte der neue sächsische Kurfürst und polnische König August III. von seinem Vater geerbt. Wie bereits dieser konnte er sich sehr teure Anschaffungen auf Kosten der Staatskasse des riesigen polnisch-litauischen Staates leisten, dessen Königsthron er besetzt hielt. Für den Erwerb wählte er nur Meisterwerke aus und verließ sich dabei auf den Rat des erfahrenen italienischen Kunsthändlers und Kunstkritikers Francesco Algarotti (* 11. Dezember 1712 in Venedig; † 3. Mai 1764 in Pisa).
1741 erwarb August III. 268 Gemälde aus der Sammlung Wallenstein, darunter "Beim Heiratsvermittler" von Jan Vermeer van Delft. Wenig später folgten zahlreiche Werke aus der königlich-böhmischen Galerie in Prag und 1746 für 100.000 venezianische Zecchini (entsprach damals etwa 650 kg Gold) die "Hundert besten Gemälde" aus der Galleria Estense des verarmten Francesco III. d’Este, Herzog von Modena, darunter die Werke von Andrea del Sarto, Diego Velázquez, Hans Holbein der Jüngere, Peter Paul Rubens, Paolo Veronese, Tiziano, Parmigianino, Antonio da Correggio, Guercino (Giovanni Francesco Barbieri), Guido Reni und der Carracci. Die Zusammensetzung der Galerie spiegelte den Geschmack der europäischen Aristokratie der Aufklärung wider.
Als "König der Künstler" galt damals Raffaello Santi, und sein bestes Staffeleiwerk war die "Sixtinische Madonna". Als August III. erfuhr, dass die Mönche von San Sisto zur Finanzierung der Renovierung ihres Klosters bereit seien, die Sixtinische Madonna zu verkaufen, bemühte er sich zwei Jahre lang um das Gemälde, eines der bekanntesten der Renaissance. Sowohl Papst Benedikt XIV. als auch der Herzog von Parma, Philipp, mußten zustimmen. Darum war der Verkaufspreis die damals enorme Summe von 25.000 Scudi (über 2.000 Jahresgehälter). Nach Erwerb im Januar 1754 kam das Gemälde am 1. März 1754 in Dresden an.
Im Erdgeschoss waren vom 24. August 1794 bis 1857 die Abguss-Figuren des Antiken-Kabinetts als Königlich-Sächsisches Mengs'isches Museum zur Schau gestellt.
Ab 1843 begann ein verstärkter Ankauf zeitgenössischer Kunstwerke für die in dem Jahr neu geschaffene "Moderne Abteilung".
Während des Dresdner Maiaufstands 1849 wurde das Gebäude durch Beschuss stark beschädigt. Dabei wurden auch viele der wertvollen Bilder durchschossen.
1855 zog die Gemäldegalerie in den Semperbau am Zwinger und wurde zur Sempergalerie.
Im Jahr 1931 wurde die „Moderne Abteilung“ in die Sekundogenitur an die Brühlsche Terrasse ausgelagert, wodurch die Gemäldegalerie Alte Meister entstand.
Nach der Plünderung der Sammlung durch die Nazis mit dem Verlust 56 bedeutender Gemälde und dem Verlust von weiteren 196 Gemälden durch die Luftangriffe am 13. Februar 1945 erfolgte 1959 die Neugründung der Galerie Neue Meister. Seit 1965 befindet sie sich in den Oberlichtsälen des Albertinums.
Seit der Wiedereröffnung der Sempergalerie am 29. Februar 2020 wird die Sammlung antiker Skulpturen in der Antikenhalle (Osthalle der Galerie) gezeigt.