Diskussion:Albrecht der Entartete

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Autor Bernd Kaufmann ist der Meinung, der beiname Albrechts sollte nicht "der Entartete", sondern "der Verleumdete" lauten. Die zweiteilige Romanbiographie ist flüssig geschrieben und versucht, das vorhandene schiefe Bild Albrechts geradezurücken. Es wäre schön, wenn unter den Fachleuten und Historikern endlich mal eine ernsthafte Diskussion zu diesem Thema beginnen würde. Ich als Laie und Leser glaube jedenfalls der Romanbiographie Bernd Kaufmanns! Steffen Löbel aus Pirna

Als weit anerkannter Geschichtsabriss der älteren sächsischen Geschichte gelten die Bände von Konrad Sturmhoefel "Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher". Ich habe gerade im 1. Band der 1. Abteilung (1898) nachgesehen: Dort beschreibt Sturmhoefel ab Seite 320 über mehrere Kapitel und über 30 Seiten die Familienfehde zwischen Albrecht erst mit seinem Vater Heinrich, später auch mit anderen Familienangehörigen. Er spricht immer nur von Albrecht dem Entarteten. Die Erläuterung zu dem Beinamen findet sich bereits auf Seite 322:
"Mehr aber noch als das schlimme Verhältnis zum Vater hat von jeher das auch in weiteren Kreisen bekannte Mißverhältnis zu seiner Gattin, der hochherzigen Tochter des Kaisers Friedrich II. von Stauffen, dazu beigetragen, Albrecht den wenig schmückenden Beinamen des Entarteten zu geben."
Außerdem befindet sich dort noch eine interessante Abbildung von Albrecht. Da sie bisher im Wiki nicht zu finden ist, werde ich sie mal einscannen. --Renhau 15:30, 26. Dez. 2011 (CET)

Das Problem ist und bleibt, dass es keine zeitgenössischen Quellen gibt, die die "Abartigkeit" Albrechts belegen. Im Gegenteil - er regierte Thüringen von 1264 bis 1307, das spricht eher für eine erfolgreiche Zeit. Der angebliche Verkauf an Adolf von Nassau 1293/94 ist durch nichts belegt. Wieso hat Nassau dann Thüringen und Meißen mit Krieg überzogen und verheert, wenn es ihm angeblich schon zugesichert war? Was seine erste Ehefrau betrifft, so ist die Legende über deren Flucht auch erst in den folgenden Jahrhunderten entstanden (zur Legendenbildung ein Vergleich: wir Sachsen sind ja selbst seit 250 Jahren Opfer einer permanenten pro-preußischen Geschichtsverfälschung. Wieviele Deutsche glauben heute immer noch den Unsinn der 364 Kinder Augusts des Starken, den eine Schwester Friedrichs II. in die Welt gesetzt hat?).

Albrecht hatte einen erfolgreichen, beliebten, allseits anerkannten Vater und einen überehrgeizigen, erst am Ende ebenso erfolgreichen Sohn (der aber viele Jahrzehnte warten musste - er war über 30, als sein Großvater starb und schon 50, als er in Lucka seine Macht nach außen sichern konnte). Das Verhältnis zu seinem Vater muss in Ordnung gewesen sein, wie sonst hätten beide jahrzehntelang erfolgreich nebeneinander regieren können? Das Verhältnis zu seinem Sohn Friedrich war wohl tatsächlich zerrüttet, aber durch wessen Schuld? Am Ende hatte Friedrich wohl die besseren Geschichtsschreiber, die alle Erfolge jener Zeit ihm zuschrieben, die Misserfolge aber seinem Vater.

Ein Irrtum: Das Verhältnis von Albrecht und seinem Vater Heinrich war alles andere als gut. Die lange Parallelherrschaft ist da das falsche Indiz. Es gibt die Tharandter Urkunde von Ende April 1270, wo sich Albrecht nach vorherigen Zwistigkeiten bei "körperlichen Eide" verpflichten muss:
...niemals dem Vater nachzustellen, ihn nicht gefangen zu nehmen oder zu verletzen, ebensowenig seine Räthe zu verfolgen und zu schädigen, seine Schlösser und Städte nicht zu brennen oder gar zu zerstören... Dass dieser Vertrag unter Vermittlung des Bischofs Dietrich von Naumburg zustande kam, zeugt sicher nicht von einem harmonischen Familienleben.
Richtig dagegen ist, dass sich die erhaltenen Schriften uneins sind, wer von den beiden Kindern Heinrichs, also Albrecht (*1240) oder der jüngere Dietrich (*1242) der Streitsüchtigere war. Selbst in Sturmhoefel wird gesagt, dass Dietrich ein "heißblütiger Gesell" war.
Im Übrigen spricht niemand von einer "Abartigkeit" von Albrecht. Den Beinamen "der Entartete" ist im Sinne von "der Unartige" zu verstehen. "Nicht artig" ist nach den seinerzeit geltenden Rechtsvorstellungen jemand, der sich gegen seinen Vater auflehnt, obwohl er ihn mit Thüringen einen Großteil des Wettiner Besitzes überlässt und seine erste Frau, die etwas ältere Staufferin Margaretha - dazu noch ganz offen - mit einer Dame niederen Ranges, Kunne(Kunigunde) von Eisenberg betrügt, danach seine erstgeborenen Kinder von Margaretha nicht mehr als Erben anerkennen will und somit nun auch die Fehde mit seinem Sohn aus 1. Ehe Friedrich (dem späteren I.) beginnt, da er seinen Sohn mit Kunigunde, Apitz als Erben einsetzen will. Dazu kommt Albrecht zugute, dass der Papst das Stauffergeschlecht, mit dem ihm eine jahrzehntelange Feindschaft "verbindet", am liebsten ausrotten will. Entsprechend schlecht urteilt Albrecht über seine erste Frau und deren Kinder, damit er sich mit den päpstlichen Truppen verbünden kann. Letztlich kommt aber doch Friedrich, der Freidige als letzter männlicher Nachkommen der Stauffer (mütterlicherseits) auf den Thron. Dass er auch "der Gebissene" heißt, weil Margaretha ihm beim Abschied aus der Wartburg in die Wange biss, mag genauso eine Anekdote wie die angebliche Flucht Margaretha's mit einer Strickleiter sein. Letztlich tut dies dem Beinamen von Albrecht nichts zur Sache.--Renhau 18:05, 1. Jan. 2012 (CET)
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