Awaren
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Die Awaren waren ein asiatisches Reitervolk, das von Pannonien (dem heutigen Ungarn) aus im 6. bis 8. Jahrhundert weite Teile Europas beherrschte, darunter zeitweise auch den Dresdner Elbtalkessel. Die Awaren haben die Slawisierung Europas erheblich gefördert, so auch zu der Zeit, als der Elbtalkessel slawisch besiedelt wurde.
[Bearbeiten] Chronologie
- Januar 558: Erstes Auftreten einer Gesandtschaft der Awaren unter der Leitung des Botschafters Kandich in der byzantinischen Hauptstadt Konstantinopel - das "unbesiegte" und "tapferste aller Völker" bietet dem Kaiser Justinian I. ein Bündnis an. Um einen Krieg zu vermeiden, nahm der Kaiser das Angebot nach einer Beratung im Staatsrat an und schickte "sogleich Geschenke ab, goldverzierte Ketten, Ruhebetten, Seidenkleider und viele andere Gaben, um damit zu besänftigen, was an überheblicher Gesinnung erfüllbar war."[1]
- Um 558: Möglicherweise wurde das Reitervolk der Hunnobulgaren von dem Reitervolk der Awaren im westlichen Teil der Pontischen Steppe um 558 besiegt, worauf sich ein Teil von ihnen den Awaren auf deren Zug nach Westen angeschlossen haben könnte.[2]
- 562: Awarischer Vorstoß an die Mittelelbe, Sigibert I. muß zur Abwehr den Heerbann aufbieten - Schlacht in Thüringen an der Elbe (bei Riesa/Strehla oder bei der Saalemündung) - die Awaren sind siegreich - ab diesem Zeitpunkt wohl Rücknahme der fränkischen Herrschaftsgrenze an die Saale
- 566: Die Awaren besiegen im Kampf um Pannonien das Fränkische Reich unter Sigibert I. und stoßen abermals an die Mittelelbe vor. Nach Byzanz werden auch die Franken den Awaren tributpflichtig.
- 567: Die Awaren drängen donauaufwärts und treiben dabei Slawen vor sich her oder reißen sie mit sich. Sie besiegen im Verbund mit den Langobarden das Reich der Gepiden und lassen sich anschließend in der Pannonischen Tiefebene nieder, dem westlichsten Teil der Eurasischen Steppe. Die ungarische Puszta war bereits Jahrhunderte zuvor Lebensraum für andere asiatische Reitervölker wie die Jazygen oder die Hunnen.
- 567: Teile der Sachsen ziehen zu den Langobarden nach Pannonien. Wohl bereits unter dem Druck der Awaren/Slawen ziehen Teile der Nordsueben aus dem Bereich nordöstlich der mittleren Elbe in die freigewordenen Räume westlich der Elbe-Saale-Linie. Ursprung des Suebengaues.
- 568: Die Awaren unter ihrem Großkhan Baian verdrängen die Langobarden nach Italien und unterwerfen nach den Gepiden alle Slawen in Südeuropa, Böhmen, Mähren und der Slowakei. Nisan ist offenbar bereits damals eng mit Böhmen verbunden, wie das Awarengrab von Dresden-Stetzsch zeigt.
- 574: Die Awaren besiegen die Byzantiner unter General Tiberios, dem späteren Kaiser Tiberios I.. Das awarische Einflussgebiet reicht von der Ostsee, der historischen Nordgrenze der Westslawen, bis zur Wolga.
- Ende des 6. Jahrhunderts: slawische Stämme ziehen von den Awaren weg (nach anderer Meinung mit den Awaren zusammen) Richtung Unterelbe - die Altsiedelgebiete an der mittleren Elbe und der mittleren wie unteren Saale werden durch sorbische Stämme besetzt - nachgewiesene Kontakte um 600 u. a. in: Březno = Priesen (heute zu Postoloprty), Okres Louny an der unteren Eger; in Liebersee bei Belgern und Dessau-Mosigkau (beide an der Elbe)
- Ende des 6. Jahrhunderts (und Anfang des 7. Jahrhunderts): Slawisch-germanische Kontakte auf dem Gelände des späteren Neustädter Kohlmarktes.
- Altsorbisch wird etwa bis Höhe Magdeburg, Jüterbog, Beeskow und Eisenhüttenstadt gesprochen - nördlich davon Altpolabisch
- 594/595: die Franken unterwerfen die Warnen - offenbar Überlassung des Gebiets an die Altsorben, wohl gegen nominelle Anerkennung der fränkischen Oberhoheit und Freundschaftsvertrag - vgl. fränkische Annalen zu 631
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ Menander EL 442f; 5, 2, S. 50 bzw. fr. 5. = Menandros Protector: Historiae Fragmenta, herausgegeben von Karl de Boor, Excerpta historica iussu Imperatoris Constantini Porphyrogeneti confecta. 1: Excerpta de legationibus, 2 Bände, Berlin 1903.
- ↑ Ob Schwarzmeerbulgaren schon nach 558 in Kämpfe mit den Awaren verwickelt wurden oder sich ihrem Zug anschlossen, wissen wir nicht. Die 'Bulgaren', die nach 590 mehrfach im Awarenheer genannt werden, könnten auch von der Donau stammen oder diesen Namen erst als awarische Untertanen angenommen haben. In: Walter Pohl: Die Awaren. Ein Steppenvolk in Mitteleuropa 567-822 n. Chr (= Reihe Frühe Völker), Verlag C.H. Beck, München 1988, ISBN 3406333303 und ISBN 9783406333309, S. 40, Anmerkung 17 (S. 348): Menander EL 463; 18, 6, S. 164 bzw. fr. 43. = Menandros Protector: Historiae Fragmenta, herausgegeben von Karl de Boor, Excerpta historica iussu Imperatoris Constantini Porphyrogeneti confecta. 1: Excerpta de legationibus, 2 Bände, Berlin 1903.