Chausseehäuschen
An verschiedenen Stellen gab es bis ins 19. Jahrhundert in Dresden Zollhäuser, mit denen entweder Brücken- oder Wegesgebühren erhoben wurden. Weitere Namen für diese Gebäude waren Accishaus, Hebestelle und Einnehmerhäuschen.
[Bearbeiten] Kesselsdorfer Straße
Originaltext aus der Geschichte von Löbtau, Falland 1896:
Am 3. August 1811 befahl König Friedrich August der Gerechte, dass auf der Freiberger Straße unweit der Löbtauer Brücke ein Chausseehaus, "jedoch ohne dabei anzubringende Bildhauerarbeit", erbaut werden solle. Der Oberlandbaumeister Hauptmann fertigte den Riss und Kostenanschlag an, wonach 2588 Thlr. 8 gr. 6 Pf. zum Baue des Grundstückes und 107 Thlr. 8 gr. zum Bau des Brunnens, zusammen 2695 Thlr. 15 gr. 6 Pf. gebraucht wurden. Dieses Chausseehaus hat gerade 75 Jahre lang an der Ecke der Wilsdruffer Straße/Große Plauensche Straße gestanden, wo sich gegenwärtig das "Restaurant zum alten Chausseehaus" von Wilhelm Fröde befindet.
Bei Erbauung des Chausseehauses hatte man dasselbe für 2 Wohnungen und die Expeditionsräume eingerichtet. In der Mitte des Hauses befand sich die Hausflur, vom Eingange rechts befand sich Stube und Kammer, links Expeditionszimmer, Küche und Kammer. Aus der Hausflur führte eine Treppe in das 1. Stockwerk. Die im 1. Stockwerk befindliche Wohnung war ursprünglich nur für den Oberchausseewärter bestimmt, zuletzt wohnte aber nur ein Chausseewärter darin.
Am Chausseehaus war ein großer Obstgarten, welcher auf der Plauenschen Straße ca. 100m lang war und auf der Wilsdrufferstraße bis zum Grundstück Nr. 3 reichte. In diesem Garten standen 1885 78 ertragsfähige Obstbäume, von denen die Nutzung zu 3/4 der Chausseegeldeinnehmer und zu 1/4 der Chausseewärter besaß. Ganz in der Nähe des Chausseehauses befanden sich 2 Schlagbäume, einer vor der Wilsdruffer Straße und einer vor der Plauenschen Straße. Dieselben waren aus Holz, grünweiß angestrichen und ehedem nach Art der Eisenbahnübergangsbarrieren beweglich. Später blieben sie die Nacht über offen stehen. Dann wurde der Steinkasten hinten weggenommen und seit ungefähr 1874 waren sie ganz unbeweglich. Alle vorbeifahrenden Geschirre mußten einen Chausseegeldquittungszettel lösen.
In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts betrug die Zahl der jährlich verausgabten Zettel ungefähr 120.000 mit einer Einnahme von 18.000 bis 20.000 Mark. ... Mit Schluß des Jahres 1885 wurden die Chausseegeldeinnahmen im Königreich Sachsen aufgehoben und daher am 31. Dezember desselben Jahres, früh 9 Uhr, die Schlagbäume gefällt. Am 5. Januar 1886 veräußerte der Fiskus das ganze Grundstück "mit allen Rechten, Gerechtigkeiten, Abgaben und Beschwerden" an Carl Johann Gottlieb Poppe in Dresden für 52.700 Mark.