Diskussion:955

[Bearbeiten] Bündnis Ottos des Großen mit Boleslaw von Böhmen gegen die Elbslawen

"Böhmens Stellung zum Reich ist daher weniger mit derjenigen der Stammesherzöge oder später der Reichsfürsten zu vergleichen, sondern eher mit anderen, dem Reich zugeordneten Gebieten, etwa mit dem Arelat, Reichsflandern oder Burgund... Ein böhmisches Kontingent kämpfte 955 auf deutscher Seite in der berühmten Lechfeldschlacht gegen die Madyaren mit. Zwar weiß der Chronist, wiederum Widukind von Corvey, zu berichten, die Böhmen seien "besser mit Rüstungen als mit Glück versehen" gewesen, und fügt maliziös hinzu (ein hartnäckiges Vorurteil begründend), sie wären hinten beim Troß und Gepäck geblieben, "als ob der hinterste auch der sicherste Platz wäre". Dennoch bedeutete die Teilnahme am Kampfe militärisch wie politisch für den Böhmenherzog sehr viel, so daß er um dieselbe Zeit ein madyarisches Kontingent schlagen konnte, das Böhmen bedrohte. Den gefangenen Anführer, Lele, sandte Boleslaw an Herzog Heinrich von Bayern, der ihn zusammen mit dem Arpaden Bulzu aufhängen ließ. Noch klarer wird der Nutzen des Bündnisses mit den Ottonen beim gemeinsamen Kampfe gegen die Elbslawen, die sich in der Krise des zweiten Herzogsaufstandes gegen Otto den Großen und während der gleichzeitigen madyarischen Invasion gegen das Reich erhoben hatten. Wie eine zeitgenössische Quelle aus St. Gallen von diesen Elbslawen zu berichten weiß, wollter sie zwar in gewohnter Weise Tribut zahlen, im /// übrigen aber als Verbündete die Herrschaft über ihr Land behalten. Genau dies war auch Boleslaws Programm und Ziel, nur erreichte er es jetzt als siegreicher Verbündeter Ottos gegen die Elbslawen und auf deren Kosten; er sicherte und erweiterte damit wohl auch seine Herrschaft nach Norden."

Friedrich Prinz: Böhmen im mittelalterlichen Europa. Verlag C. H. Beck, München 1984, ISBN 3-406-30228-9, S. 74f --Methodios 15:13, 25. Jul. 2017 (CEST)