Diskussion:Peter der Große in Dresden
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[Bearbeiten] Hantzsch: Berühmte Persönlichkeiten
Nr. 41. Peter der Große, Zar von Rußland, das er zur Großmacht erhob, 1672–1725. Wiederholt hat er in unserer Stadt geweilt. Das erste Mal erschien er hier nicht als Kaiser, sondern als Mitglied der sogenannten großen Gesandtschaft, die sich auf der Rückreise aus England und Holland befand. Zar Peter hielt sich vom 1. bis 4. Juni 1698 in Dresden auf, wohnte im Schlosse, besichtigte während seiner Anwesenheit die Kunstkammer, das Zeughaus und einige andere Gebäude, stattete sowohl der Kurfürstin Eberhardine als auch der verwitweten Kurfürstin Sophie einen Besuch ab und nahm schließlich an einer vom Fürsten von Fürstenberg in seinem Hause am Schloßplatze veranstalteten abendlichen Festlichkeit in sehr gehobener Stimmung teil.
Auf einer Reise, die P. d. G. 1711 zur Wiederherstellung seiner wenig günstigen Gesundheit nach Karlsbad unternahm, weilte er vom 20. bis 22. September abermals in Dresden. Obgleich der auch diesmal von seiner Residenz abwesende König für den hohen Gast wieder im Schlosse hatte Zimmer bereitstellen lassen, nahm letzterer seinen Aufenthalt im Goldenen Ring, jetzt Altmarkt 15 (O.-Nr. 564). Fast 200 Jahre lang hat in diesem vornehmen und besonders günstig gelegenem Gebäude Gasthofsbetrieb bestanden, von 1737 bis 1840 diente es als Mietshaus ausschließlich Wohnungszwecken. In dem letzterwähnten Jahre wurde es abermals als Gasthof eröffnet, der während seines 32jährigen Bestehens den Namen „Hotel de l'Europe“ führte. Die 1872 im Erdgeschoß eingerichtete Gastwirtschaft zum „Stadtkeller“ ist 1892 eingegangen. – Bei seiner zweiten Anwesenheit in Dresden speiste P. d. G. an zwei Abenden bei dem Grafen Friedrich Vitzthum von Eckstädt (s. Nr. 42) in dessen Hause Scheffelgasse jetzt Scheffelstraße 9. Der Kaiser kannte ihn bereits sehr gut, da der Graf als außerordentlicher sächsischer Gesandter in Petersburg und Moskau viel mit dem Zaren persönlich verkehrt hatte. Letzterer wurde bei seinem Kommen 1711 im Auftrage August des Starken vom Grafen Vitzthum in der Dresdner Heide begrüßt und in die Stadt geleitet. Am anderen Tage besichtigte P. d. G. unter Vitzthums Führung den Falkenhof, die Glashütte, den Großen Garten, die Dresdner Festungswerke, sowie auch nochmals das Zeughaus und die Kunstkammer. Mittags hatte der Zar im Goldenen Ring ein Festmahl gegeben, an dem die meisten Herren seines aus etwa 20 Personen bestehenden Gefolges und eine kleinere Anzahl Glieder des Dresdner Hochadels teilnahmen. Höchst befremdlich muß es erscheinen, daß vom Kaiser, ehe er Dresden verließ, mehrere dem Gasthofe gehörige Bettücher absichtlich eingepackt worden waren. Das wollte er auch mit den grüntaffetnen Vorhängen tun, die der Hof zur Ausschmückung der vom Zaren bewohnten Zimmer geliehen hatte. Durch einen gerade hinzukommenden Stubenheizer wurde P. d. G. genötigt, die bereits herabgenommenen Vorhänge herauszugeben. (vergl. Dr. O. Richter, Altmarkt [39] Nr. 15 [Goldener Ring], Dresdner Geschichtsblätter 1892, Nr. 1, Seite 14–16.)
Auch auf der Rückreise von Karlsbad besuchte er Dresden und wohnte vom 18. bis 23. Oktober 1711 wieder im Goldenen Ring. Besonders gern verkehrte er diesmal in der hinten im Hofe befindlichen Hausknechtstube, wo er sein Frühstück einzunehmen pflegte.
Als sich P. d. G. auch im Jahre 1712 nochmals nach Karlsbad begeben hatte, unterbrach er die Heimreise diesmal ebenfalls durch einen Aufenthalt in Dresden vom 17. bis 23. November. Um den berühmten Goldschmied Melchior Dinglinger persönlich kennen zu lernen, nahm er in dessem Hause Frauenstraße jetzt 9 seine Wohnung. (S. Nr. 39.)
[Bearbeiten] Merkwürdige Häuser I. Goldner Ring
Der Goldne Ring war infolge seiner Größe und seiner bevorzugten Lage im 17. Jahrhundert und noch zur Zeit Augusts des Starken der vornehmste Gasthof in Dresden; später ersetzten ihn das Hôtel de Pologne und das Hôtel de Bavière in der Schloßgasse. Eine Reihe hervorragender, ja berühmter Persönlichkeiten hat der Goldne Ring beherbergt. Vielfach kehrten fremde Gesandtschaften dort ein. So im September 1599 ein vom Zaren Brixius Feodorus an den Kaiser abgeschickter Gesandter „Ofonosius Jwanswiz Wlasgew“, der ein Bündniß zwischen Rußland, dem Kaiser und Persien vermitteln sollte und nach Dresden ein Schreiben des Zaren an den Kuradministrator Friedrich Wilhelm überbrachte. Er hatte drei Dolmetscher, drei Falkenträger, drei Sekretäre und dreißig Knechte bei sich. Die aus der kurfürstlichen Kammer bezahlte Gasthausrechnung betrug nebst dem Fuhrlohn nach Außig 800 Gulden. Am 21. Mai 1600 kam wieder eine moskowitische Gesandtschaft, 40 Personen stark, auf der Rückkehr vom kaiserlichen Hofe nach Dresden. Ihr Schiff ward an der Elbe von sechs Herren vom Adel empfangen; diese gingen der dem Gesandten zur Verfügung gestellten Kutsche voran und geleiteten ihn in den Goldnen Ring, wo er bis zu seiner Weiterreise nach Hamburg am 25. Mai mit Küche und Keller vom Hofe versorgt ward. Im Jahre 1602 wohnten im Goldnen Ringe Gesandte des Bischofs von Bamberg, in der Zeit vom 9. Mai bis 18. August 1606 die württembergischen Gesandten Georg Leopold von Landau und der Rath Ponacker. Diese beanspruchten dem Herkommen nach den Ersatz der dort aufgelaufenen 1773 Gulden vom Kurfürsten Christian II., der denn auch die Zehrung, obwohl er sie etwas hoch fand, aus der Rentkammer bezahlen ließ. Im Jahre 1673 beherbergte unser Gasthof wieder eine moskowitische Gesandtschaft.
Der berühmteste Gast im Goldnen Ringe ist aber der Zar Peter der Große gewesen. Während er bei seinem ersten Aufenthalte in Dresden vom 1. bis 4. Juni 1698 im Schlosse gewohnt hatte, kehrte er das nächste Mal, am 20. September 1711, im Gasthofe ein. In Abwesenheit des Kurfürsten von dem Oberstallmeister Grafen Friedrich Vitzthum von Eckstädt empfangen, begab er sich mit diesem sogleich zum Abendessen in dessen Haus auf der Scheffelgasse (das spätere Polizeihaus, jetzt Nr. 9), während seine Begleitung für ihn im Goldnen Ringe Quartier machte und den aus dem Hofkeller gesandten Tokaier in Empfang nahm, den er nachher selbst austrank. Nachdem er die Sehenswürdigkeiten der Stadt in Augenschein genommen, reiste er am 22. September nach Freiberg weiter. Bei der Abreise nahm er, wie ein amtlicher Bericht des Oberhofmarschalls von Pflugk meldet, einige Betttücher mit und war eben damit beschäftigt gewesen die grüntaffetnen Fenstervorhänge, die zur Ausstattung der Gasthofzimmer vom Hofe geliefert worden waren, eigenhändig einzupacken, als ein Stubenheizer, auch namens Peter, dieser eigenthümlichen Bethätigung seines Spartriebes entgegentrat und ihn zur Wiederherausgabe der Vorhänge veranlaßte.
Als der Zar auf der Rückreise von Karlsbad am 18. Oktober 1711 zum dritten Male nach Dresden kam, trat er wieder im Goldnen Ringe ab. Sein Lieblingsaufenthalt war die Hausknechtstube im Erdgeschoß hinten im Hofe, wo er in der ihm am meisten zusagenden Gesellschaft handfester Arbeitsleute frühstückte. Am 23. Oktober früh 9 Uhr fuhr er zu Schiff nach Torgau weiter. Während der Tage seiner Anwesenheit im September und Oktober wurde ihm zu Ehren die Wachparade statt auf dem Neumarkte vor dem Gasthofe auf dem Altmarkte abgehalten.
Im folgenden Jahre gebrauchte Peter der Große nochmals eine Kur in Karlsbad. Auf der Rückreise hielt er sich vom 17. bis 25. November wieder in Dresden auf, wohnte aber damals in dem viele Merkwürdigkeiten bietenden Hause des berühmten Goldschmieds Dinglinger auf der Frauengasse, jetzt Nr. 9. (Vergl. K. von Weber, die Besuche Peter des Großen in Dresden, im Archiv für die Sächs. Geschichte Bd. 11, 1873, S. 337 flg.)
Merkwürdige Häuser: I. Altmarkt Nr. 15 (Goldner Ring). In: Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896), S. 14f.
https://de.wikisource.org/wiki/Merkw%C3%BCrdige_H%C3%A4user
[Bearbeiten] Erste Reise
- Erste Reise - 1697 bis 1698 war Peter I. zum Teil inkognito als Teil der Großen Gesandtschaft in Europa unterwegs
- am 9. und 10. März 1697 verließ die Gesandtschaft Moskau in Richtung Livland. In Riga, das damals im Besitz Schwedens war, wollte Peter die Befestigungsanlagen dieser Festung inspizieren.
- Am 8. April traf die Große Gesandtschaft in Mitau ein, der Hauptstadt des Herzogtums Kurland, einem Vasallenstaat des polnisch-litauischen Commonwealth. Peter kam wohl erst am 10. nach.[1]
- Als nächstes zog die Gesandtschaft unter Umgehung Polens, wo es ein Interregnum gab, über Kurland nach Brandenburg.
- In Libau verließ Peter die Gesandtschaft und begab sich auf dem Seeweg nach Königsberg, wo er am 7. Mai nach einer fünftägigen Seereise auf dem Schiff „St. George“ (Abfahrt am 2. Mai) ankam.[2]
- Die Gesandtschaft, die dem Landweg folgte, blieb hinter Peter zurück, so dass der am 22. Juni in Pillau eintreffende Zar, um keine Zeit zu verlieren, begann, Artillerie beim preußischen Oberstleutnant Steiner von Sternfeld zu erlernen. - In der Stadt Koppenbrügge traf der Zar zwei sehr gebildete Damen dieser Zeit – Kurfürstin Sophia von Hannover und ihre Tochter Sophia-Charlotte , Kurfürstin von Brandenburg.
- Am 17. Juni 1697 fanden Doppelwahlen in Polen statt: Eine Partei proklamierte den Prinzen von Conti zum König, die andere den Kurfürsten von Sachsen. Dies hatte noch größere Auswirkungen auf die innere Lage des Landes: Die Konfrontation zwischen den beiden Kriegsparteien verschärfte sich nur noch. Die Anhänger des August verließen sich auf den königlichen Brief von Peter dem Großen; zu ihrer Unterstützung sandte Peter einen weiteren mit dem gleichen Inhalt; daher begann die sächsische Partei einen klaren Vorteil zu erlangen. Um August zu unterstützen, rückte Peter eine russische Armee an die litauische Grenze vor. Diese Handlungen von Peter ermöglichten es dem sächsischen Kurfürsten, nach Polen einzureisen, dort gekrönt zu werden und zum Katholizismus zu konvertieren . Gleichzeitig gab er Peter sein Wort, Russland im Kampf gegen das Osmanische Reich und das Krim-Khanat zu unterstützen
- Am 17. Juni kam es zu einer Doppelwahl: Eine Partei ernannte Conti, die andere zum Kurfürsten von Sachsen. Dies hatte noch größere Auswirkungen auf die innere Lage des Landes: Die Rivalität zwischen den beiden rivalisierenden Parteien verschärfte sich nur noch. Die Anhänger des Augustus verließen sich stark auf den königlichen Brief, zu ihrer Unterstützung sandte Petrus einen weiteren Brief mit demselben Inhalt, sodass die sächsische Partei einen klaren Vorteil zu erlangen begann. Um Augustus zu unterstützen, schickte Peter die Moskauer Armee an die Grenze des Commonwealth.
- Der Aufenthalt in Königsberg dauerte vom Mai bis Juli 1697.
- Nachdem er günstige Nachrichten aus Polen erhalten hatte (der von ihm unterstützte Kurfürst Friedrich August von Sachsen wurde als August II. König von Polen ), reiste der Zar mit seiner Gesandtschaft über Deutschland in die Niederlande. Unterwegs hielt er sich mehrere Wochen am Hof der Kurfürstin Sophia Dorota von Hannover in Cloppenburg auf. Zofia und ihre Tochter, Zofia Charlotta, Kurfürstin von Brandenburg, wollten unbedingt einen exotischen Gast treffen.
- Nachdem Peter I. am 7. August 1697 den Rhein erreicht hatte, fuhr er entlang des Flusses und der Kanäle nach Amsterdam[3]
- Am 17. August 1697 erreichte die Gesandtschaft entlang des Rheins und der Kanäle Amsterdam und einen Tag später Zaandam.
- Ohne in Amsterdam anzuhalten, fuhr Peter bereits am 8. August nach Zaandam, einer kleinen Stadt, die für ihre vielen Werften und Schiffbauwerkstätten bekannt ist. Am nächsten Tag meldete sich der Zar unter dem Namen Peter Michailow auf der Werft Linst Rogge an.[4]
- Am 25. August segelte Piotr mit der von ihm erworbenen Yacht nach Amsterdam und konnte hier nicht länger anonym bleiben. Überall, wo er hinkam, waren Menschenmengen von Schaulustigen. Der Zar hatte jedoch nicht die Absicht, die Rolle eines typischen Staatsoberhaupts zu spielen, das einem anderen Land einen offiziellen Besuch abstattet. Am 30. August begann er als einfacher Arbeiter auf einer Werft der Ostindien-Kompanie zu arbeiten und nannte sich Peter Timmerman van Zaandam (Piotr, Cieśla Zaandamski).
- 21. September 1697: inoffizielles Treffen zwischen Peter I. und dem Statthalter der Niederlande, Wilhelm III. von Oranien. - Am 11. September 1697 begab sich Peter mit seinem engsten Gefolge nach Utrecht , wo er Wilhelm III. von Oranien traf . Am 25. September wurde die Große Gesandtschaft von den Generalständen der Niederlande in Den Haag empfangen.
- Peter verbrachte viereinhalb Monate in Holland. Doch der König war mit seinen niederländischen Mentoren unzufrieden.</ref>Im Vorwort zu den von ihm verfassten Seeverkehrsvorschriften erklärt Peter den Grund für seine Unzufriedenheit: Nachdem er sich zusammen mit anderen Freiwilligen dem Studium der Schiffsarchitektur auf der East India Dockyard gewidmet hatte, erreichte der Herrscher in kurzer Zeit, was ein guter Zimmermann wissen sollte, und baute mit seiner Arbeit und seinem Können ein neues Schiff und ließ es zu Wasser. Dann bat er den Werftbass Jan Paul, ihm die Proportionen des Schiffes beizubringen, die er ihm vier Tage später zeigte. Aber da es in Holland keine solche Beherrschung der Perfektion im geometrischen Sinne gibt, sondern nur einige Prinzipien, andere Dinge aus langjähriger Praxis, was der oben erwähnte Bass sagte, und dass er nicht alles auf einer Zeichnung darstellen kann, dann wurde er Ich war empört über den langen Weg, den ich wahrgenommen hatte, aber nicht zum gewünschten Ziel gelangte.</ref>
- Und mehrere Tage lang befand sich Seine Majestät zufällig in Gesellschaft auf dem Hof des Kaufmanns Jan Tessing, wo er aus dem oben beschriebenen Grund viel trauriger saß, aber als er zwischen den Gesprächen gefragt wurde, warum er so traurig sei, gab er diesen Grund bekannt. In dieser Gesellschaft gab es einen Engländer, der, als er das hörte, sagte, dass diese Architektur hier in England genauso perfekt sei wie jede andere und dass man sie in kurzer Zeit erlernen könne. Dieses Wort machte Seine Majestät sehr glücklich, weshalb er sofort nach England ging und dort vier Monate später sein Studium dieser Wissenschaft abschloss
- Am 19. Januar 1698 trafen Peter I. und ein Teil der Gesandtschaft auf Einladung Wilhelms III. [10] in England ein. Er wurde dreimal vom englischen König empfangen (24. Januar, 2. Februar und 28. April) und führte mit ihm Gespräche über die „türkische Angelegenheit“, die jedoch zu keinem Ergebnis führten.
- Januar 1698: Peter I. fuhr mit einem kleinen Gefolge (25 Personen) über den Ärmelkanal nach England. Im April 1698 wurde eine Verbindung zwischen England und Russland beschlossen.
- Auf persönliche Einladung des englischen Königs Wilhelm III. , der auch Herrscher der Vereinigten Provinzen der Niederlande war, besuchte Peter I. Anfang 1698 England. Peter blieb etwa drei Monate in England, zunächst in London, dann hauptsächlich in Deptford, wo er auf der königlichen Werft unter der Leitung des berühmten englischen Schiffbauers und Politikers Anthony Dean (Senior) seine Schiffbauausbildung abschloss.[5]
- Nachdem er drei Monate in England verbracht hatte, zog Peter zurück nach Holland, begab sich aber nach leeren Verhandlungen nach Wien, an den Hof der österreichischen Habsburger. Die politischen Verhandlungen in Amsterdam scheiterten – die Niederländer waren nicht bereit, sich im Konflikt mit dem Osmanischen Reich auf die Seite Russlands zu stellen.[6]
- Am 21. April 1698 verließ Peter England in Richtung Holland.
- Mai 1698: Abreise des Zaren aus London und der Gesandtschaft aus den Niederlanden - innerhalb weniger Wochen reiste die Gesandtschaft über Hamm, Bielefeld, Halle (Saale), Leipzig und Dresden nach Wien
- Peter und Menschikow kehrten nach Amsterdam zurück im Mai 1698. Sofort reiste er über Dresden nach Wien, wo er am 1. Juni eintraf. Er blieb dort vom 26. Juni bis 29. Juli 1 und traf Leopold I. von Österreich, ein Besuch, den er enttäuschend fand.
- Peters Weg führte über Leipzig, Dresden und Prag in die Hauptstadt Österreichs, Wien. Unterwegs kam die Nachricht von der Absicht Österreichs und Venedigs, einen Friedensvertrag mit dem Osmanischen Reich abzuschließen. Lange Verhandlungen in Wien führten zu keinem Ergebnis – Österreich weigerte sich, die Übergabe von Kertsch an Russland in die Vertragsbestimmungen aufzunehmen und bot an, der Erhaltung der bereits eroberten Gebiete zuzustimmen. Dies machte jedoch die Bemühungen, den Zugang Russlands zum Schwarzen Meer sicherzustellen, zunichte.
- die Gesandtschaft kam Anfang Juni 1698 in Wien an
- sie zog nach längeren Zwangsaufenthalten in der Vorstadt offiziell am 26. Juni in Wien ein
- Als der Zar am 15. Mai 1698 von dem geplanten Frieden Österreichs mit der Türkei erfuhr (Leopold I. wollte sich im Streit um die spanische Erbfolge der antifranzösischen Koalition anschließen), verließ er Amsterdam mit der Großen Gesandtschaft und begab sich über Leipzig nach Wien, Dresden und Prag. Am 26. Juni betrat die Gesandtschaft feierlich die Stadt und machte Halt im Schloss des Grafen Königseck. Der Zar traf sich am 29. Juni mit Kaiser Leopold im Favoritita-Palast zu einer 15-minütigen Audienz. Außer einem Höflichkeitsaustausch hat es nichts gebracht. Am 6. Juli erfuhr der Zar durch Kanzler FU Kinsky offiziell, dass Österreich die Vorschläge der Türkei zum Friedensschluss (den späteren Frieden von Karlowice 1699 ) angenommen hatte. Enttäuscht beschlossen Peter und seine gesamte Delegation (und ließen den dritten Botschafter am Wiener Hof zurück – Procopius Woznitsyn), Wien zu verlassen und zum nächsten Ziel seiner Reise zu fahren – Venedig , wo er die Galeerenflotte sehen wollte, und dann nach Rom statten Sie Papst Innozenz einen offiziellen Besuch ab. Am 25. Juli traf er Leopold zum letzten Mal bei einer Abschiedsaudienz. Etwa zur gleichen Zeit erhielt die russische Gesandtschaft Nachrichten über die Verschwörung der Zarin Sophia und den Schützenaufstand, was weitere Reisepläne durchkreuzte.
- Am 14. Juli 1698 hatte Peter I. ein Abschiedstreffen mit dem Heiligen Römischen Kaiser Leopold I. Die Gesandtschaft wollte nach Venedig aufbrechen, doch unerwartet kam aus Moskau die Nachricht von der Meuterei der Strelitzen, und die Reise wurde abgesagt.[7]
- Am 28. Juli verließ die Große Gesandtschaft Wien und überquerte am 2. August über Brünn, Olmütz, Opava, Ratibor und Tarnowskie Góry in der Olkusz- Region die Grenze zu Polen. In der Nähe von Krakau überbrachte ein Kurier aus Moskau Piotr die Nachricht über die Niederschlagung des Aufstands. Da er sich nicht mehr beeilen musste, hielt der Zar in Wieliczka an, wo er ein Salzbergwerk besuchte. Anschließend erreichte er Bochnia, wo er zum ersten Mal in seinem Leben polnische Truppen sah. Am 31. Juli gelangte der Zar mit seiner Gesandtschaft über Tarnów, Dębica, Rzeszów, Łańcut und Jarosław nach Rawa Ruska. Hier fand ein dreitägiges Treffen mit dem polnischen König August II. statt. Tagsüber beobachteten beide Herrscher die Übungen der sächsischen Regimenter des Augustus und abends setzten sie sich an einen üppig gedeckten Tisch. Sie mochten sich beide – sie wetteiferten miteinander um die Menge an Wein, die sie tranken, und prahlten mit ihrer körperlichen Stärke. Einer war dem anderen unterlegen. Vielen Historikern zufolge war es in Rawa Ruska, dass der polnische König, nachdem es ihm nicht gelungen war, ein antitürkisches Bündnis in Europa zu bilden, dem Zaren ein neues Kriegsziel anzeigte – Schweden, und genau hier, zwischen den beiden Monarchen, fand das statt - die Idee der Nordallianz war geboren – eine Koalition aus Russland, Polen, Dänemark und Sachsen gegen Schweden.
- Auf dem Weg nach Moskau erfuhr der Zar von der Niederschlagung des Streltsy-Aufstands. Am 30. Juli 1698 traf Peter I. in Rawa Ruska mit dem König des polnisch-litauischen Commonwealth August II. zusammen. Die Kommunikation zwischen den beiden fast gleichaltrigen Monarchen dauerte drei Tage. Dadurch entstand eine persönliche Freundschaft und die Bildung eines Bündnisses gegen Schweden wurde skizziert. Der endgültige Geheimvertrag mit dem sächsischen Kurfürsten und dem polnischen König wurde am 1. November 1699 geschlossen. Demnach sollte Augustus mit einem Einmarsch in Livland einen Krieg gegen Schweden beginnen. Zwischen Russland und Schweden braute sich ein Konflikt zusammen, der später zum Nordischen Krieg von 1700–1721 führte.
- In Polen traf Peter am 10. August den polnischen König August II., bei dem er sich drei Tage aufhielt und dabei erste Gespräche über ein gemeinsames Vorgehen gegen Schweden im Baltikum führte. Die Rückreise von Polen nach Moskau, wo der Zar völlig unvermutet eintraf und den Aufstand der Strelizen blutig niederschlug, dauerte weitere drei Wochen.
- Am 13. August verabschiedeten Peter I. und die Große Gesandtschaft August II. in Begleitung des polnischen Monarchen nach Tomaszów. Über Zamość, Chełm, Włodawa, Terespol, Brest-Litowsk und Mińsk erreichte sie die damalige polnisch-russische Grenze, die sie am 29. August auf dem Fluss Horodni überquerte. Am 14. August marschierte die Gesandtschaft in Smolensk ein und traf am 5. September in Moskau ein.
- Am 25. August 1698 traf Peter I. in Moskau ein.
[Bearbeiten] Zweite Reise
- Zweite Reise 1716/1717 diesmal nicht inkognito
- Von Riga aus reiste Peter am 24. Januar 1716 nach Danzig zur Hochzeit der Nichte von Katharina Iwanowna (*29. Oktober ( 8. November ) 1691, Moskau – 14. (25.) Juni 1733, St. Petersburg ) mit dem Herzog von Mecklenburg[8]
- Von Danzig über Stettin reist er zur Behandlung nach Pyrmont - seit 1914 Bad Pyrmont - als Kurbad in den Jahren 1556/57 berühmt, als 10.000 Menschen aus ganz Europa herbeikamen („großes Wundergeläuf“), um Heilung zu finden und die wundertätige Quelle zu erleben - Berühmte Kurgäste: Zar Peter I., 1716; König Georg I. von Großbritannien, 1716; Gottfried Wilhelm Leibniz, 1716 - Johann Philipp Seip (* 28. November 1686 in Oesdorf (heute Bad Pyrmont); † 31. Mai 1757 in Pyrmont) - Seip betreute seit 1712 zahlreiche prominente Kurgäste, darunter Zar Peter den Großen, Friedrich II. von Preußen, Gottfried Wilhelm Leibniz und seinen Landesherrn Anton Ulrich von Waldeck-Pyrmont, dem er als Hof- und Leibarzt diente
- im Juni ging er nach Rostock, um sich dem Galeerengeschwader anzuschließen, mit dem er im Juli in der Nähe von Kopenhagen erscheint - besuchte in Kopenhagen seinen dänischen Verbündeten, Friedrich IV.
- im Oktober reist Peter nach Mecklenburg, von dort nach Havelsberg zu einem Treffen mit dem preußischen König
- im November nach Hamburg
- im Dezember nach Amsterdam
- Ende März nächsten Jahres 1717 nach Frankreich - wo er freundlich vom siebenjährigen König Ludwig XV. empfangen wurde (am 22. Dezember 1717 wurde er Mitglied (associé étranger) der Académie royale des sciences) - sechswöchiger Aufenthalt in Paris
- im Juni war er bereits in Spa (Belgien) zu einer erneuten Kur
- auf dem Wasser, Mitte Juli – in Amsterdam
- im September – in Berlin und Danzig
- von Danzig über Riga, Pernava, Revel und Narva kehrte Peter I. am 10. Oktober 1717 nach St. Petersburg zurück.
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ Es wurde beschlossen, den ersten längeren Stopp in Kurland einzulegen. In Mitau traf sich Peter informell mit dem Herzog von Kurland, Friedrich Casimir. Trotz des informellen Charakters war das Treffen sehr großartig. Lokale Jesuiten druckten Glückwunschreden auf Deutsch, Latein und Griechisch zur Ankunft des russischen Zaren. In ihnen wurde Peter I. als Sieger über die Türken und Eroberer von Asow verherrlicht. Die Aufsätze wurden den Gesandtschaftsteilnehmern feierlich vorgelesen.
- ↑ In Königsberg wurde der russische Zar vom brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III. (dem späteren preußischen König Friedrich I.) herzlich empfangen. Da Peter I. inkognito in Königsberg ankam, siedelten sie ihn nicht im Stadtschloss, sondern in einem der Privathäuser am Kneiphof an. Am 18. Mai erfolgte der offizielle Einzug der Großen Gesandtschaft in Königsberg und der Empfang durch den Kurfürsten.
- ↑ Holland hatte den Zaren schon lange angezogen, und in keinem anderen europäischen Land dieser Zeit kannte man Russland so gut wie in Holland. Niederländische Kaufleute waren regelmäßige Gäste des damals einzigen russischen Seehafens – Archangelsk. Auch unter Zar Alexej Michailowitsch, Peters Vater, gab es in Moskau eine große Zahl niederländischer Handwerker; Peters erste Lehrer für maritime Angelegenheiten unter der Leitung von Timmerman und Kort waren Niederländer; viele Schiffszimmerleute aus diesem Land arbeiteten in den Werften von Woronesch beim Bau von Schiffen für die Eroberung von Asow. Der Amsterdamer Bürgermeister Nicolaas Witsen war während der Regierungszeit von Zar Alexei Michailowitsch in Russland und reiste sogar ans Kaspische Meer. Während seiner Reisen entwickelte Witsen enge Beziehungen zum Moskauer Hof; er führte Befehle der zaristischen Regierung aus, Schiffe in Holland zu bestellen, heuerte Schiffbauer und Handwerker aller Art für Russland an.
- ↑ In Zaandam lebte Peter in einem Holzhaus in der Crimp Street. Nach einem achttägigen Aufenthalt dort zog Peter nach Amsterdam. Durch den Bürgermeister der Stadt Witsen erhielt er die Erlaubnis, auf den Werften der Niederländischen Ostindien-Kompanie zu arbeiten. Nachdem die niederländische Seite von der Leidenschaft der russischen Gäste für den Schiffbau erfahren hatte, legte sie am 9. September auf der Amsterdamer Werft den Kiel eines neuen Schiffes (der Fregatte „Peter und Pavel“), dessen Bau von Freiwilligen durchgeführt wurde, darunter Pjotr Michailow. Am 16. November 1697 wurde das Schiff erfolgreich vom Stapel gelassen. Gleichzeitig wurden Aktivitäten zur Anwerbung ausländischer Fachkräfte für den Bedarf von Heer und Marine gestartet. Insgesamt wurden rund 700 Personen eingestellt. Es wurden auch Waffen gekauft. Aber Peter war nicht der Einzige, der sich in Holland mit dem Schiffbau beschäftigte: Er reiste mit Witsen und Lefort nach Utrecht zu einem Treffen mit dem niederländischen Statthalter Wilhelm von Oranien. Witsen brachte Peter zu Walfangschiffen, Krankenhäusern, Waisenhäusern, Fabriken und Werkstätten. Peter studierte den Mechanismus einer Windmühle und besuchte eine Schreibwarenfabrik. Im anatomischen Büro von Professor Ruysch besuchte der Zar Vorlesungen über Anatomie und interessierte sich besonders für die Methoden der Leicheneinbalsamierung, für die der Professor berühmt war. In Leiden nahm Peter selbst im anatomischen Theater Boerhawe an der Sektion von Leichen teil. Die Leidenschaft für die zukünftige Anatomie war der Grund für die Gründung des ersten russischen Museums – der Kunstkamera. Darüber hinaus studierte Peter Gravurtechniken und fertigte sogar seine eigene Gravur an, die er „Der Triumph des Christentums über den Islam“ nannte.
- ↑ In England führte er den gleichen Lebensstil wie in Holland. In London, Portsmouth inspizierte Woolwich Arsenale, Docks, Werkstätten, Museen, Kuriositätenkabinette , besuchte oft Kriegsschiffe der englischen Flotte und untersuchte deren Struktur eingehend. Peter besuchte ein paar Mal die anglikanische Kirche und nahm an einer Parlamentssitzung teil. Der Zar besuchte das Greenwich Observatory, die Mint, die Royal Society of London und die University of Oxford; studierte Uhrmachertechnik. Es wird angenommen, dass er Newton getroffen hat. Ebenfalls in England hatte er eine Affäre mit der Schauspielerin Letitia Cross, der er 500 Pfund schenkte.
- ↑ Der Historiker S. M. Solovyov erklärte dies in seinem Buch „Geschichte Russlands seit der Antike“ damit: Die Staaten bemühten sich gemeinsam mit dem englischen König um den Friedensschluss zwischen Österreich und der Türkei. Dieser Frieden war für Holland und England notwendig, um dem österreichischen Kaiser die Möglichkeit zu geben, frei gegen Frankreich vorzugehen: Es stand ein schrecklicher Krieg um die Nachfolge auf dem spanischen Thron bevor, das heißt um die Zerschlagung der für Frankreich gefährlichen Macht ganz Europa. Aber genauso vorteilhaft es für England und Holland war, Frieden zwischen Österreich und der Türkei zu schließen, so vorteilhaft war es für sie auch, den Krieg zwischen Russland und der Türkei fortzusetzen, damit diese beschäftigt war und die Streitkräfte nicht erneut ablenken konnte Österreichs aus dem Krieg für gesamteuropäische Interessen. Aber diese Interessen standen im Widerspruch zu den Interessen Russlands: Peter arbeitete mit aller Kraft daran, den Krieg mit der Türkei erfolgreich zu beenden und einen gewinnbringenden Frieden zu schließen; Aber konnte er hoffen, den Krieg erfolgreich zu führen und ihn allein, ohne Österreich und Venedig, zu beenden? Folglich ging es Peter nun vor allem darum, den Kaiser entweder davon zu überzeugen, den Krieg mit den Türken fortzusetzen, oder zumindest darauf zu bestehen, dass die Friedensverhandlungen gemeinsam geführt werden und alle Verbündeten gleichermaßen zufrieden sind.
- ↑ P. B. Voznitsyn wurde in Wien zurückgelassen, um die Verhandlungen fortzusetzen . Auf dem Karlowitz-Kongress sollte er die Interessen Russlands verteidigen. Aufgrund diplomatischer Fehleinschätzungen gelang es dem russischen Botschafter jedoch nur, einen zweijährigen Waffenstillstand mit dem Osmanischen Reich zu erreichen.
- ↑ Auf Wunsch Peters I. heiratete sie 1716 den Herzog von Mecklenburg-Schwerin, Karl Leopold . Anlass für diese Heirat waren politische Erwägungen – Peter wollte ein Bündnis mit Mecklenburg, um die Seehandelsroute vor den Schweden zu schützen. Es sollte die mecklenburgischen Hafenstädte als Abstellplatz für die russische Flotte nutzen und außerdem die Möglichkeit bieten, russische Waren im Fürstentum zu verkaufen. Zunächst umwarb Karl Leopold Katharinas Schwester Anna , die Herzoginwitwe von Kurland, doch später ernannte Peter Katharina zu seiner Braut. Laut Ehevertrag verpflichtete sich der Herzog, seiner Frau die kostenlose Ausübung orthodoxer Gottesdienste zu ermöglichen und ihr jährlich 6.000 Efimki Sarggeld zu zahlen. Peter I. verpflichtete sich seinerseits, dem Herzog die Eroberung der Stadt Wismar zu erleichtern. Im Jahr 1716 geriet Leopold in Ungnade bei Peter I. Catherines Ehe war erfolglos. Im Jahr 1722 verließ Ekaterina Iwanowna, die der grausamen und unhöflichen Haltung ihres Mannes nicht standhalten konnte, Mecklenburg und kehrte mit ihrer Tochter nach Russland zurück. Es gab keine formelle Scheidung, das Paar sah sich jedoch nicht wieder.