Johann Alois Schneider

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Johann Alois Schneider (* 12. April 1752 in Brünn; † 22. Dezember 1818 in Dresden) war ein Beichtvater des ersten sächsischen Königspaares (Friedrich August der Gerechte und Marie Amalie) und als Titularbischof von Argos der erste Apostolische Vikar in den Sächsischen Erblanden, der zum Bischof geweiht wurde.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Herkunft

Johann Alois Schneider wurde 1752 als Sohn eines einfachen Handwerkers in Brünn (tschechisch Brno) geboren. Brünn war seit dem Jahre 1641 statt dem damals durch schwedische Truppen eroberten Olmütz de facto die Hauptstadt von Mähren.[1]

Böhmen und Mähren gehörten seit 1627 zu den Habsburgischen Erblanden des römisch-deutschen Kaisers, der in Wien residierte, und waren im Dreißigjährigen Krieg Krieg mit Gewalt rekatholisiert worden. Erst im Jahr 1749 (drei Jahre vor der Geburt von Johann Alois Schneider) war in Brünn mit dem Mährischen Justiz- und Politsenat die Landesregierung von Mähren errichtet worden.

[Bearbeiten] Schulbildung

Johann Alois Schneider besuchte ab 1758 zeittypisch die Elementarklassen in seiner Vaterstadt Brünn und wurde dort als talentiert genug für das Jesuitengymnasium in Brünn entdeckt. Er belegte dieses von 1761 bis 1767.[2]

Nach beendeten Humanitätsklassen ging er 1767 an die Universität in Olmütz, wo er ein Jahr philosophische Vorlesungen hörte. Schon 1762 war verboten, das Adjektiv "Gesellschaft Jesu" im Namen der Universität zu verwenden. Seit dem Jahr 1766 hatte die Universität den ersten weltlichen Rektor, den Rechtsprofessor Johann Heinrich Bösenselle.[3] Johann Alois Schneider verließ diese für ihn zu verweltlichte Bildungseinrichtung bereits wieder nach einem Jahr, um in seiner Heimatstadt dem Orden der Jesuiten beizutreten.

[Bearbeiten] 1768 bis 1773: In der Gesellschaft Jesu

1768 entschied er sich im frühestmöglichen Alter von damals erst 16 Jahren, in den Jesuitenorden einzutreten.

Im Oktober 1768 (je nach Quelle am 3., 23. oder 30.)[4][5][6] erfolgte seine Aufnahme bei den Jesuiten in Brünn als Novize.

Zu dieser Zeit arbeiteten am Brünner Kolleg, einem der bedeutendsten Jesuitenhäuser in den böhmischen Ländern, 21 Priester, 5 Meister, 10 Novizen und 17 Brüder.

Nach überwiegender Meinung studierte Johann Alois Schneider nach seinem Noviziat für den Orden am Prager Clementinum Theologie und Philosophie und erwarb dort noch 1773 (dem Jahr des Jesuiten-Verbots) den Doktortitel (Dr. phil.). Das 1595 gegründete jesuitische Clementinum war 1654 mit der Karls-Universität (von 1348) durch Kaiser Ferdinand III. vereinigte worden. Die Universität trug fortan bis zum Ende der Habsburgermonarchie im Jahre 1918 den Namen Universitas Carolo-Ferdinandea. Die Jesuiten hatten bereits seit der Schlacht am Weißen Berge (1620) auch die Leitung der Universität inne und bauten die Universitas Carolo-Ferdinandea bis 1726 zum zweitgrößten Gebäudekomplex in Prag nach der Burg aus.

[Bearbeiten] 1773: Aufhebung des Ordens der Jesuiten

Im Jahre 1773 wurde der Orden der Jesuiten durch eine Bulle des Papstes Clemens XIV. aufgehoben und damit auch die Jesuitenkollegien in Brünn, Znaim und Iglau, wo Johann Alois Schneider hätte wirken können. Umständehalber wandte er sich deshalb dem Weltpriestertum zu und mußte seine Ausbildung zum Priester und seine theologischen Studien an der nun verstaatlichten Prager Universität fortsetzen.

Nur nach einer unbegründeten Mindermeinung (die auch von Wikipedia rezipiert wird) setzte Johann Alois Schneider seine Studien erst ab 1773 in Prag fort. Im Jesuitenkolleg in Brünn hätte er allerdings keine Ausbildung zum Dr. phil. absolvieren können.

[Bearbeiten] 26. September 1775: Priesterordination im Erzbistum Prag

Am 26. September 1775 wurde er zum Priester im Erzbistum Prag geweiht.[8]

Die von Wikipedia rezipierte Jahreszahl von 1776 übernimmt einen Fehler der ADB von 1891 und bezieht sich auf die Anstellung als Lehrer.[9]

[Bearbeiten] Ab 1776: Professor am Kleinseitner Gymnasium in Prag

Im Jahr 1776 wurde Johann Alois Schneider Professor der Grammatik, später Professor der Poetik am Prager Gymnasium Regio Micropragensi (Kleinseitner Gymnasium). Als Priester versah er an dieser Schule auch das Predigtamt, in welchem er sich hervorragend profilieren konnte.

Auch das Gymnasium Regio Micropragensi war ein Collegium der Jesuiten, welche dieses 1625 für vor allem deutschsprachige Jungen gründeten. Es war das zweite Prager Collegium nach dem Altstädter. 1773 wurde der Orden aufgelöst. Als es sich abzeichnete, daß ab 1788 die Karmeliten die Schule fortführen würden, bemühte sich Johann Alois Schneider um eine andere Perspektive, die er 1787 im benachbarten Kurfürstentum Sachsen fand.

[Bearbeiten] Ab 1787: Kaplan und Direktor der katholischen Schule in Leipzig

Zum Jahresbeginn (möglicherweise ist auch der Schuljahresbeginn [damals] zu Ostern gemeint) trat Johann Alois Schneider mit Erlaubnis der kaiserlich-königlichen Regierung in Prag eine Stelle als Kaplan der katholischen Kapelle in Leipzig und als Direktor der katholischen Schule daselbst an. Die Erlaubnis war notwendig, da für damalige Verhältnisse Leipzig aus Sicht der österreichischen Monarchie im Ausland lag.

Diese Berufung war insbesondere dem damaligen Apostolischen Vikar in den Sächsischen Erblanden Franz Herz zu verdanken, der sich mit Johann Alois Schneider einen Nachfolger im Kurfürstentum Sachsen aufbaute. Franz Herz wählte mit Johann Alois Schneider natürlich einen Ex-Jesuit wie er selbst einer war. Die ADB von 1891 verwechselt Franz Herz mit dem damals weitaus bekannteren Arzt und Philosophen Marcus Herz:

[Bearbeiten] Ab 1792: Hofkaplan an der katholischen Hofkirche Dresden und Feiertags-Hofprediger daselbst

Als bekanntermaßen bester Prediger Sachsens erhielt Johann Alois Schneider bei der nächsten Gelegenheit im Jahr 1792 eine freigewordene Stelle als Hofkaplan an der katholischen Hofkirche Dresden und wurde Feiertags-Hofprediger daselbst.

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Im September 1643 und dann nochmals im Jahr 1645 wurde Brünn selbst erfolglos von der achtzehntausendköpfigen schwedischen Armee von General Torstenson belagert, der Brünn als Stützpunkt für den letzten Angriff auf Wien nutzen wollte. Später schloss sich der Armee Torstensons die zehntausend Mann starke Armee des Fürsten Jiří II. Rákóczi von Siebenbürgen an, von dem jedoch ein Teil bald nach Lednice zurückgerufen wurde. Während dieser Belagerung wurde die Stadt nur von 1.476 Einwohnern verteidigt, weniger als die Hälfte davon waren Soldaten. Doch dank der Zähigkeit und des Engagements der Verteidiger und der genialen Organisation der Verteidigung durch den in Frankreich geborenen Offizier Raduit de Souches scheiterten die Schweden und mussten die Belagerung mit dem Verlust von 8.000 Mann beenden.
  2. Auf Beschluss Kaiser Rudolfs II. erwarben die Brünner Jesuiten 1578 das Gelände des Klosters Herbur im nordöstlichen Teil der Stadt, das im Laufe des 16. Jahrhunderts mit großen wirtschaftlichen und moralischen Problemen zu kämpfen hatte, bis es schließlich verschwand. Zum Kloster gehörte auch die gotische Kirche Mariä Himmelfahrt. Der neue Jesuitencampus wurde von Anfang an schrittweise erweitert. Bereits 1578 wurde in der Nähe des Kollegiums eine Turnhalle errichtet, für die die Jesuiten in der Anlage einen Neubau errichteten. Weitere Umbauten waren notwendig, und in den Jahren 1598–1602 wurde eine völlig neue Kirche Mariä Himmelfahrt gebaut, möglicherweise unter Verwendung eines Teils des Mauerwerks der alten Kirche, insbesondere auf der Südseite. Im Jahr 1603 arbeiteten hier 70 Priester und Novizen. Ab Anfang des 17. Jahrhunderts wurde hier ein Wohnheimgebäude errichtet, das 1631 fertiggestellt wurde, und auch ein Priesterseminar für arme Studenten wurde hier eingerichtet. Wenig später vollendeten die Jesuiten den sogenannten Kardinalsflügel, den Kardinal František von Ditrichštejn für Schulzwecke stiften ließ und durch den ein Durchgang mit prächtigem Portal zum repräsentativen Arkadenhof führte. Nach und nach wurde das Areal um die umliegenden Gebäude erweitert, die gesamte Anlage mit sieben Höfen wurde erst in den 1760er Jahren fertiggestellt. Der Jesuitenorden wurde von Papst Clemens XIV. im Jahr 1773 abgeschafft. Zu dieser Zeit arbeiteten am Brünner Kolleg, einem der bedeutendsten Jesuitenhäuser in den böhmischen Ländern, 21 Priester, 5 Meister, 10 Novizen und 17 Brüder. Ihr Komplex und das gesamte übrige Vermögen gingen an den staatlichen Studienfonds.
  3. Als Vilém Prusinovský am 8. März 1565 vom Olmützer Kapitel zum neuen Bischof gewählt wurde, musste er versprechen, ein Priesterseminar zu errichten. Deshalb berief er im folgenden Jahr Mitglieder des Jesuitenordens nach Olmütz, die hier ihr Ordenshaus (Jesuitenkolleg) gründeten und das Minoritenkloster mit der Kirche St. Franziskus übernahmen. Im Ordenshaus entstanden nach und nach 1. eine Schule, 2. eine Akademie mit dem Recht, Universitätsgrade zu verleihen, 3. ein Priesterseminar und 4. auch das Priesterseminar des Heiligen Franz Xaver, das für arme Studenten gedacht war. Im Jahr 1572 starb Bischof Prusinovský an einer Vergiftung und Jan Grodecký wurde sein Nachfolger. Kaiser Maximilian II. erteilte am 22. Dezember 1573 das Privileg für die Verleihung von Universitätsabschlüssen und erhob damit das Jesuitenkolleg zu einer vollwertigen Universität (erste noch bekannte Promotion 1596). Bereits zur Gründungszeit wurde Theologie gelehrt, die später um die Lehre der Philosophie (1576), der Rechtswissenschaften (kirchlich 1667, weltlich 1679) und der Medizin (1753) erweitert wurde. Die Bedeutung der Universität Olmütz und insbesondere ihrer theologischen Studien wurde im Jahr 1578 unterstrichen, als auf Wunsch des Papstes das besondere päpstliche Priesterseminar "Collegium Nordicum" für das Gebiet nördlich der Alpen errichtet wurde. Der Wirkungsbereich der Universität umfasste neben Mähren auch Schlesien, Polen, Ungarn, Österreich, Deutschland, Skandinavien und Osteuropa. Ziel des Seminars war es, engagierte und gut ausgebildete katholische Laien und Priester aus diesen Ländern zu gewinnen, die dann in ihre Heimat zurückkehren würden, um die Interessen der katholischen Kirche zu fördern und zu schützen. Es war die Existenz dieser Hochschule, die Olomouc später zu einem der Hauptziele der schwedischen Truppen machte. Bereits 1582 gelang es Bischof Stanislav Pavlovský zusammen mit den Jesuiten, die Schließung der protestantischen Schule in Olomouc zu erzwingen. Nach der Niederschlagung des böhmischen Ständeaufstandes erlangten die Jesuiten ab 1622 das ausschließliche Bildungsmonopol in den böhmischen Ländern. Die Vorherrschaft der Jesuiten und Theologen über die Universität wurde zunächst teilweise im Jahr 1679 gebrochen, als eine Rechtsprofessur eingerichtet wurde, und dann endgültig im Jahr 1766, als der erste weltliche Rektor, der Rechtsprofessor Johann Heinrich Bösenselle, ernannt wurde. Unterdessen wurde es schon 1762 verboten, das Adjektiv "Gesellschaft Jesu" im Namen der Universität zu verwenden. Die Aufhebung des Jesuitenordens durch Papst Clemens XIV. markierte das endgültige Ende der jesuitischen Tätigkeit an der Universität Olmütz im Jahr 1773.
  4. "Nach beendeten Humanitätsclassen ging er nach Olmütz, wo er ein Jahr philosophische Vorlesungen hörte, dann aber, 1768, damals erst 16 Jahre alt, in den Jesuitenorden trat, in welchem am 3. October g. J. seine Aufnahme erfolgte. " In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Band 31, S. 22f.
  5. "Er studirte bei den Jesuiten in Olmütz, trat am 23. October 1768 in den Orden." In: Allgemeine Deutsche Biographie, Band 32 (1891), S. 125.
  6. "30 Oct 1768; Age: 16.5; Professed; Member of Society of Jesus." In: Eintrag zu Johann Alois Schneider auf catholic-hierarchy.org
  7. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Band 31, S. 22f.
  8. "26 Sep 1775; Age 23.4; Ordained Priest; Priest of Praha {Prague}, Czechia." In: Eintrag zu Johann Alois Schneider auf catholic-hierarchy.org
  9. "Er ... setzte seine Studien nach der Aufhebung des Ordens (1773) in Prag fort, wurde 1776 zum Priester geweiht und als Lehrer an einem Prager Gymnasium angestellt." In: Allgemeine Deutsche Biographie, Band 32 (1891), S. 125.
  10. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Band 31, S. 22f.
  11. In: Allgemeine Deutsche Biographie, Band 32 (1891), S. 125.
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