Krenkelhäuser
Anfang des 20. Jahrhunderts gab es wohl in allen Großstädten einen Mangel an Kleinwohnungen, so dass sich die Behörden genötigt sahen, aus Gemeinde- oder Stiftungsmitteln preiswerten Wohnraum zu schaffen oder dessen Errichtung durch Baugeld zu fördern, um größere Missstände für die Allgemeinheit abzuwenden. So hat die Stadtgemeinde aus Mitteln der Dr. Krenkel- und der Johann-Meyer-Stiftung auf einer Fläche von rund 5.900 Quadratmetern an der Klinge- und der Dölzschener Straße in der damaligen Vorstadt Löbtau drei solcher Gebäude fertigstellen lassen. Nach den Bestimmungen dieser wohltätigen Stiftungen sollten für besonders arme und kinderreiche Familien Wohnungen hergestellt werden, die nicht zu den üblichen Verkehrspreisen, sondern zu vergünstigten Konditionen vermietet wurden.
Mit Rücksicht auf diesen Zweck wurden im Wohnbereich größere Spielplätze angelegt und auf lichte Vorplätze und eigene große Balkons geachtet. Für jede Familie stand eine kleine Parzelle nebst Gartenhäuschen bereit.
Der Gesamtbau der Krenkelhäuser besteht aus fünf aufeinanderfolgenden Wohnhäusern und hat eine Frontlänge von 61 Metern. Die Häuser sind dreigeschossig und jedes hat eine besondere Treppenanlagen. In dieser Häusergruppe befinden sich 21 Wohnungen, bestehend aus einer Stube, zwei Kammern, Wohnküche und WC sowie fünf Wohnungen bestehend aus einer Stube, Kammer, Küche und WC sowie einstmals sieben sog. Witwenzimmer, eine Wohnung für den Hausverwalter sowie vier Waschküchen, ein Mangelraum und fünf Baderäume. Novum damals waren für die Innenausstattung Decken aus Eisenbeton, Fußböden mit Linoleum auf Korkunterlage sowie eine in jeder Wohnung vorhandene Wasserleitung.
Die Miete der größeren Wohnungen betrug 240 Mark, die der kleineren 195 Mark und eine Witwenstube kostete 55 Mark. Die Baukosten beliefen sich auf 240.700 Mark, wozu noch 52.060 Mark für den Bauplatz selbst kamen (3.280 qm). Die Krenkelhäuser verzinsten sich mit 2.25%.
In ästhetischer Hinsicht sind mit den einfachsten Mitteln der Technik durch eine ruhige aber funktionale Gliederung reizvolle Wirkungen erzielt worden. Trotz Wiederholung derselben Bauformen ist durch deren künstlerischen Anordnung erreicht worden, nicht das Gefühl einer Mietskaserne aufkommen zu lassen. Die Schauseite ist durch eine einfache Sgraffitomalerei nach dem Entwurf des Kunstmalers und späteren Professor an der Kunstgewerbeschule Paul Rößler (1872-1957) belebt worden.
[Bearbeiten] Quellen
- 107. Flugschrift zur Ausdruckskultur des Dürerbundes: Einfache städtische Nutzbauten in Dresden von Hans Erlwein, Januar 1913, S. 35f.