Union-Theater Radebeul
Das Filmtheater „Union“ an der Sidonienstraße 1 in Radebeul-Ost bestand von 1910 bis 1993. Es verfügte über knapp 200 Sitzplätze - die Angaben bewegen sich zwischen 165 und 200.
Der Radebeuler Artur Robert Ritter (wohnhaft Dresdner Straße 22), der zuvor schon im Hintergebäude an der Dresdner Straße/Turnerweg ein Kinematographentheater betrieben hatte, richtete 1910 das Kino ein und eröffnete es am 29. September. Dafür nutzte er einen Anbau an die ehemalige Schalterhalle des Kaiserlichen Postamts, das sich bis etwa 1910 links des Eck-Fleischerladens befunden hatte. Laut der Kötzschenbrodaer Zeitung, die ausführlich über die Eröffnung berichtete, war das Theater trotz seiner geringen Größe modern ausgestattet. So konnten beispielsweise der Vorführer und der Klavierspieler/Kinoerzähler über eine Sprechverbindung miteinander kommunizieren.
Nachdem der Besitzer im Ersten Weltkrieg gefallen war, setzte seine Witwe Anna seine Arbeit fort. In den 1920er Jahren übernahm Max R. Schmidt den Posten des Geschäftsführers, das Kino gehörte laut Adressbuch „Schmidts Erben“.
Ab den 1960er Jahren wurde das „Union“ als Kinder- und Jugendfilmtheater genutzt und im Volksmund wegen seines Publikums und der geringen Größe als „Flohkiste“ bezeichnet. Im Jahr 1980 entstand im Kino ein Filmklub für Schüler, Studenten und Lehrlinge.
Nach der Wende entstand aus dem „Union“ ein kleines Programmkino. Es spielte zuletzt an drei Tagen pro Woche insgesamt sieben Vorstellungen. Der letzte Vorführer Herr Schindler betrieb das Kino aus Idealismus neben seinem Vollzeit-Job im Fremdenverkehrsamt. Vorgeführt wurde im klassischen Überblendbetrieb mit Dresden D1-Maschinen, die in den 1950er Jahren gebaut und zur Wendezeit generalüberholt wurden. Ein nostalgischer Gong kündigte den Beginn der Vorstellung an.
Im Dezember 1993 wurde das Kino geschlossen und der Anbau an die ehemaligen Postamtsräumlichkeiten im Januar 1994 abgerissen. Die Schließung des Filmtheaters hielt die Medieninitiative Radebeul in dem kurzen Dokumentarfilm „Für immer ausverkauft“ fest (siehe Weblinks).
Der Interessenverein Film Radebeul zog mit dem Spielbetrieb etwa ein halbes Jahr nach dem Abriss des alten Filmtheaters in den vorderen Gebäudeteil der Großraumdiskothek „Mega-Drome“ in Radebeul-West um. Aufgrund der Umgebung und der Entfernung zum früheren Standort konnte sich das kleine Kino jedoch nicht etablieren[1] und musste bereits im Dezember 1994 wieder schließen.
Auf dem Grundstück, auf dem das Filmtheater und das frühere Bahnhofshotel standen, sollte ein Kaufhaus entstehen. Die Fläche lag jedoch anschließend jahrelang brach – das Kino hätte also noch lange weiterspielen können. Das Haupthaus Sidonienstraße 1 wurde erst im September 2011 abgerissen[2] und anschließend die „Sidonienhöfe“ errichtet.
siehe auch: ehemalige Kinos
[Bearbeiten] Quellen und Weblinks
- Stadtarchiv Radebeul (Hrsg.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. Radebeul 2006. S. 54.
- Kurzdokumentarfilm "Für immer ausverkauft"
- „Union“ Radebeul im Kino-Wiki
- Wikipedia über das Wohn- und Geschäftshaus Sidonienstraße 1
- Adressbücher Dresden mit Vorort Radebeul
- Sidonienhöfe
- ↑ Information von Oskino Dresden, http://www.oskino.de/oskino/deutsch/Index.html; Werbeanzeige in Sax, Oktober/November 1994
- ↑ http://www.sz-online.de/nachrichten/eckhaus-in-ost-wird-ab-heute-abgerissen-945976.html