Zoo-Club
Der Zoo-Club war der Jugendclub des Dresdner Zoos und bestand von 1963 bis in die 1980er Jahre hinein. Er wurde ins Leben gerufen, nachdem der damalige Kulturminister der DDR, Hans Bentzien, alle Kultureinrichtungen des Landes aufgefordert hatte, Jugendclubs zu bilden.
Wöchentlich bot der Zoo-Club ein bis zwei kulturelle Veranstaltungen für die gesamte Bevölkerung, nicht nur für Jugendliche. Er lud beispielsweise zu Künstlergesprächen, Filmaufführungen (ermöglicht durch den Landfilm des Bezirkslichtspielbetriebs bzw. der Bezirksfilmdirektion Dresden) und Exkursionen. Möglich wurden diese vielfältigen Veranstaltungen mit oft hochkarätiger Besetzung aus der Dresdner Kulturszene durch die guten Kontakte der Club-Chefs: Als Leiter fungierte der Architekt Klaus Tempel, der Technische Leiter des Zoos. Zoodirektor Wolfgang Ullrich war Schirmherr. Der Club pflegte zudem Kontakt zu ähnlichen Dresdner Clubs, beispielsweise dem Semper-Club, dessen Leiter Klaus Tempel später wurde.
Untergebracht war der Zoo-Club in dem grau verputzten Gebäude rechts neben dem Zoo-Eingang, in dem bis Kriegsende der Zoodirektor wohnte. Ein außen angebrachtes Logo zeugt heute noch davon. Die Leuchtschrift hatte Club-Leiter Klaus Tempel entworfen und gebaut. Der Clubraum im Hochparterre/1. Obergeschoss war eigentlich ein Veranstaltungsraum für Betriebsversammlungen und ähnliche Anlässe. Für die Filmvorführungen wurden extra Projektionsfenster in die Wand eingelassen und dahinter ein Podest für die transportablen Vorführmaschinen gebaut. Im Souterrain/Keller befanden sich Garderoben, im 2. Obergeschoss zwei Wohnungen für den Zoo-Inspektor und den Futtermeister. Heute nutzt die Zoo-Schule den früheren Clubraum für Unterrichtszwecke, und in den früheren Wohnungen sind das Büro des Zoo-Freunde Dresden e. V. sowie Gästezimmer untergebracht.
Für die Filmveranstaltungen des Zoo-Clubs gestaltete der Silhouettentrick-Filmer Bruno J. Böttge vom DEFA-Trickfilmstudio, Mitglied des Zoo-Clubs, 1967 ein Intro, das immer vor den Filmen gezeigt wurde. In diesem Vorspann treffen sich ein längs- und ein quergestreiftes Nilpferd und bekommen viele karierte Nilpferd-Kinder, von denen eins das Maskottchen im Logo des Zoo-Clubs wird. Die Musik dieses Films entstand durch ein einmaliges Experiment: Böttge schnitt für die Tonspur aus schwarzem Papier Reihen von gleichartigen Rhomben aus und nahm diese im Einzelbildverfahren gesondert auf. (Ein bestimmter Ton hat eine bestimmte Frequenz von x Hertz. Teilt man diese Zahl durch 24, erhält man die Anzahl Rhomben/„Zacken“, die auf die Tonspur eines Filmbildes gezeichnet werden muss.) So entstand eine Art elektronische Musik, die für „heutige Ohren“ wie aus einem frühen Computerspiel klingt. Für dieses Intro erhielt Böttge beim V. Uniatec-Concours Technique du Film in Prag den Preis der Jury.[1]
siehe auch: Clubs und Kulturhäuser
[Bearbeiten] Quellen und Literatur
- Informationen von Winfried Gensch, langjähriger Zoo-Mitarbeiter und ehrenamtlicher Verwalter des Zoo-Archivs, 14.1.2015
- Genia Bleier: Architekt und Sammler: Klaus F. W. Tempel im Alter von 79 Jahren verstorben. In: DNN 13.3.2015, S. 14
- ↑ Film, Material und Interview mit Böttge im Deutschen Institut für Animationsfilm DIAF.