Diskussion:1127

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[Bearbeiten] Keine Belehnung Konrads durch Lothar von Süpplingenburg

Eine förmliche Belehnung Konrads durch Lothar nach dessen Wahl zum König (also auch nach Konrads gewaltsamer Einsetzung 1123) ist außerhalb der Lauterberger Überlieferung anderweitig nicht bezeugt und läßt sich allein auf die Lauterberger Tradition nicht gründen. Das Chronicon Montis Sereni wurde 1225 bis 1230 als Lob auf die Stifterfamilie der Wettiner verfaßt, ähnlich wie die (angeblich) bis auf 901 zurückgehende Genealogia Wettinensis. MfG --Methodios 20:52, 21. Jun. 2017 (CEST)

Es gilt hier scheinbar immer noch die Feststellung von D. PH. E. Bertrams weiland der Rechte öffentlichen ordentlichen Lehrers auf der Königl. Preußl. Friedrichs=Universität zu Halle etc. in seiner Geschichte des Hauses und Fürstenthums Anhalt fortgesetzt von M. J. C. Krause. Erster Theil. Halle, Gedruckt bey Johann Jacob Curt 1780. Der vierzehnte Abschnitt. Vom Ursprung des hochfürstlichen Hauses Anhalt auf Seite S. 216: "Da in keiner Wissenschaft bey uns Teutschen weniger gedacht worden ist, als in der Geschichte, so folgte immer ein historischer Schriftsteller dem andern in diesem unbegründetem Vorgeben nach." Auch in Wikipedia setzt sich der Irrtum von der angeblichen Belehnung Konrads mit der Mark Meißen fort, hier allerdings gleich im Doppelschlag durch Kaiser Heinrich V. UND durch Lothar III. (der erst 1133 Kaiser wurde), außerdem für die Jahre 1125 und 1130: "Konrad wurde 1125 durch Kaiser Heinrich V., und 1130 auch durch Kaiser Lothar, den er auf seinen Zug nach Unteritalien begleitete, mit der Markgrafschaft Meißen offiziell belehnt." Paßt alles nicht wirklich. MfG --Methodios 07:19, 22. Jun. 2017 (CEST)
Ich hab dann mal die Quelle rausgesucht. Die Genealogia Wettinensis liest sich ja noch einigermaßen schlüssig:
Heinrich der Jüngere <II.> jedoch, Markgraf von Eilenburg, nahm Konrad, den Bruder des vorgenannten Dedo, nach dem Ausbruch einer Fehde zwischen ihnen gefangen und setzte ihn auf <der Burg> Kirchberg <bei Jena, Fuchsturm> mit einem Bett von Eisen und vielen <anderen> Qualen heftig aus. Nach dem Tode Heinrichs aber kam Konrad aus der Gefangenschaft frei und empfing im Jahre 1127 durch die Gunst Kaiser LOTHARS <III., VON SÜPPLINGENBURG> die Mark Meißen; späterhin übertrug ihm derselbe Kaiser auch die Mark Lausitz, die heute Ostmark genannt wird.
Nimmt man aber die Parallelstelle beim Chronicon Montis Sereni hinzu, fliegt der Lauterberger (Petersberger) Schwindel auf:
1127 starb Markgraf Heinrich <II.>. Als sein Tod nach der Burg Kirchberg gemeldet worden war und Graf Konrad ihn aus der Trauer des Gesindes erschlossen hatte, überredete er seine Wächter, wurde freigelassen und eilte sogleich zu König LOTHAR. Auf Fürsprache der Königin Richenza, deren Verwandter er war, erhielt er die Mark Meißen. Außerdem wurde er zum Erben des gesamten Eigenguts von Markgraf Heinrich eingesetzt. Zu dieser Zeit sandte Konrad den Propst Herminold nach Rom zu Papst Honorius <II.> und ersuchte ihn, das Stift auf dem Lauterberg bei jährlicher Zahlung eines Goldstücks oder einer Viertelmark Silber in die Rechtshoheit und das Eigentum der römischen Kirche zu übernehmen und es mit dem Orden der regulierten Chorherren zu besetzen.
Heinrich II. von Eilenburg, Markgraf von Meißen und Markgraf der Lausitz, wurde im September (oder Oktober) 1123 im Alter von gerade einmal 20 Jahren vergiftet. Hintergrund waren die Ansprüche Konrads (geb. um 1098) auf die Markgrafschaften Meißen und Lausitz. Heinrich II. und Konrad I. waren die letzten verbliebenen Wettiner ihrer Zeit. Nach dem Giftmord fiel automatisch Heinrichs Allod an Konrad. Deutscher Herrscher war zum Zeitpunkt des Todes von Heinrich II. von Eilenburg nicht König Lothar von Süpplingenburg (wie das 'Chronicon Montis Sereni' behauptet), sondern der salische Kaiser Heinrich V. - dieser konnte die Umstände, unter denen die bedeutenden Reichslehen den Besitzer wechseln sollten, nicht billigen und zog diese für das Reich wieder ein, um sie an seinen Getreuen Wiprecht von Groitzsch zu übergeben. Da Heinrich I. von England seinen Schwiegersohn Kaiser Heinrich um militärische Unterstützung beim Kampf um die Vorherrschaft in der Normandie gebeten hatte, war der Kaiser 1123 und 1124 allerdings militärisch im Westen gebunden. So hatte der Sachsenherzog Lothar von Süpplingenburg die Chance, seine Getreuen Konrad und Albrecht (den Bären) gewaltsam in die vakanten Markgrafschaften einzusetzen. Auch kann 1123 (dem Jahr der Ermordung Heinrichs II. von Eilenburg) niemand zu Papst Honorius II. gesandt worden sein (wie das 'Chronicon Montis Sereni' behauptet), dieser wurde erst am 15. Dezember 1124 gewählt und am 21. Dezember 1124 inthronisiert. Eine spätere schriftliche Legitimierung des doppelten Reichsrechtsbruches von 1123 hat Lothar III. als König wie auch als Kaiser stets vermieden, die Angelegenheit wurde von allen Beteiligten mit Stillschweigen übergangen, die vollendeten Tatsachen reichten offenbar aus und haben die Wettiner wie auch die Askanier bis 1918 (sogar einige Tage länger als das [zweite] deutsche Kaisertum) an der Macht erhalten. Die Lauterberger Tradition, hundert Jahre nach den Ereignissen 1123 aufgezeichnet, sollte der Glorifizierung der Stifterfamilie dienen, eine Glorifizierung, welche sich bis in die Neuzeit fortgesetzt hat, auch und gerade unter Berufung auf die zT unhistorische Lauterberger Überlieferung. MfG --Methodios 08:02, 24. Jun. 2017 (CEST)
Um auf Nummer sicher zu gehen, habe ich nochmals den Codex diplomaticus Saxoniae regiae zu 1127 abgeprüft: hier findet sich lediglich die Gesandtschaft unter Propst Herminold zu Papst Honorius II. (auch fragwürdig, wenn schon der erste Teil des Eintrages evident falsch ist, naja, man wollte wohl seinerzeit nicht alles streichen). Aber keinen Ton zur angeblichen Belehnung Konrads mit der Mark Meißen. Ich nehme diesen Eintrag dann mal hier raus, bis sich ein anderer Beleg als die Lauterberger Legende findet. MfG --Methodios 08:15, 16. Jul. 2017 (CEST)
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