Elbsorben

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Als Elbsorben werden traditionell die Sorben im Bereich des mittleren und unteren Elbe-Gebietes bezeichnet. Im Mittelalter siedelte ein gleichnamiger Stamm (Surbi) zwischen Saale und Mulde und griff mit einer Vielzahl an Siedlungen bereits über die Elbe-Saale-Linie als Grenze zum ostfränkischen/frühdeutschen Reich bis in den Eisenacher Raum hinaus.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Begriffsgeschichte

Von der staatlich finanzierten Mediävistik (Mittelalterforschung) wird der Begriff mittlerweile analog zum traditionellen Begriff der Ostkolonisation vermieden, um nicht den Gedanken aufkommen zu lassen, daß die Elbsorben als Volk vernichtet worden und die Hochmittelalterliche Ostsiedlung (auch als mittelalterlicher Landesausbau oder Deutsche Ostsiedlung bezeichnet) im Bereich der Elbsorben auch den Charakter einer Kolonisation mit einer vollständigen Assimilierung trug. Ein verbrämender Euphemismus (Glimpfwort, Hehlwort, Hüllwort) war auch noch im 19. Jahrhundert üblich, als die vollständige Assimilation der Elbslawen als "große[r] Amalgamirungsproceß von Slawen und Deutschen" bezeichnet wurde.[1]

[Bearbeiten] Verhältnis zu den Lausitzer Sorben

Die heutigen (Lausitzer) Sorben sind nicht aus den Elbsorben (Surbi) hervorgegangen, sondern aus den Milzenern (Milczeni) des Gaues Milsca um Bautzen in der Oberlausitz und den Lusitzern (Lunsizi [Ende 9. Jahrhundert] oder Lusiczi) in der Niederlausitz. Im Unterschied zu den Elbsorben, welche über Nisan und Daleminzien (Glomaczi = Lommatzscher) aus Südosten über die Jahrtausende alte Völkerroute einwanderten, erfolgte die Einwanderung der Lusiczi und Milczeni wahrscheinlich erst im späten 6. oder frühen 7. Jahrhundert (erste dendrologische Funde um das Jahr 700) und nicht von Südosten, sondern von Osten aus dem heute polnischen Raum über die Oder. Im Frühmittelalter trennte eine frühgeschichtliche dichte Waldbarriere die Vorfahren der heutigen (Lausitzer) Sorben von den Elbsorben.

[Bearbeiten] Verbreitung

[Bearbeiten] Nisan

Die Elbtalweitung um Dresden, von den Slawen als Nisan (Niederland) bezeichnet, stand wie bei früheren Besiedlungen von Südosten aus (über die Jahrtausende alte Völkerstraße) am Beginn der sorbischen Landnahme.

Die Zuordnung der Nisaner zu den Elbsorben ist uralt. Sie findet sich bereits in den frühesten Zeugnissen böhmischer Geschichtsschreibung, so im "Sagenschatz des Böhmischen Königreichs" ("Leben des heiligen Wenzeslaus ..."):

Auch aktuell wird der Begriff noch für die Nisaner benutzt. So schreibt Uwe Miersch:

In einem Lexikon-Artikel zu Pirna steht:

[Bearbeiten] Daleminzien (Glomaczi = Lommatzscher))

Auch in der gedruckten Literatur findet sich der Begriff noch, so bei Heinz Quinger:


[Bearbeiten] Surbi

Die Sorben treten in westlichen Quellen erstmals 631 als Surbi auf, wobei der fränkische Annalist auf ein bereits langanhaltendes gutnachbarliches Verhältnis verweist. Der erwähnte, zu diesem Zeitpunkt von den Franken abgefallene Sorbenfürst Derwan herrschte über ein Gebiet zwischen Saale und Mulde, welches an das fränkische Reich grenzte. Vorausgegangen war eine Niederlage der Franken gegen das erste slawische Reich (des Samo).

Östlich der Surbi machten Ende des 9. und zu Beginn des 10. Jahrhundert westliche Quellen die sorbischen Taleminczi (Daleminzier) aus, welche sich selbst Glomaczi (Lommatzscher) nannten.

Die Nisaner, im 9. Jahrhundert von östlichen und um die Jahrtausendwende von westlichen Quellen ersterwähnt, schlossen sich östlich an die Daleminzier an.

[Bearbeiten] Literatur

Insbesondere in Polen widmete man der Frage der Elbsorben nach 1945 besondere Beachtung. Polen hatte durch die sowjetische Annexion und Zwangsumsiedlung von Polen aus den ehemaligen polnischen Ostgebieten 1944–1946 180.000 km² (47 % seines Staatsgebietes) verloren und wurde mit lediglich 103.000 km² der Ostgebiete des Deutschen Reiches entschädigt, in denen größtenteils keine nennenswerte polnische Bevölkerung ansässig gewesen war. Polen reflektierte deshalb auf den Anschluß der Oberlausitz und der Niederlausitz mit der signifikanten sorbischen Bevölkerung. Auch hier sollte ein Bevölkerungsaustausch stattfinden, die deutsche Bevölkerung sollte das Gebiet verlassen, und es sollten polnische Bürger aus den polnischen Ostgebieten angesiedelt werden. Der in Prag ansässige Lausitzisch-Sorbische Nationalausschuss (Łužisko-serbski narodny wuběrk) unter Führung von Pfarrer Jan Cyž und Jurij Cyž sah die Zukunft der Sorben allerdings in ihrer Anbindung an die Tschechoslowakei bzw. in staatlicher Unabhängigkeit und lehnte eine Zusammenarbeit mit deutschen Behörden grundsätzlich ab. In der Folge bemühte sich auch die Tschechoslowakei um die sorbischen Gebiet, welche Jahrhunderte bis 1635/1648 zu den Ländern der Böhmischen Krone gehörten. Polen verwies auf die Zugehörigkeit der Lausitzen und sogar der Mark Meißen zum ersten polnischen Königreich unter Bolesław I Chrobry (dem Tapferen). 1946 war Jugoslawien der einzige verbliebene Staat, der die Forderungen der Sorben nach politischer Autonomie offen unterstützte. Allerdings hatte die Sowjetunion kein Interesse an einem von der SBZ getrennten Sorbengebiet, so daß es beim Status Quo blieb.

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Heinrich Theodor Flathe: Wiprecht von Groitzsch. In: Archiv für die Sächsische Geschichte. Bd. 3, Heft 1, 1864, S. 82.
  2. In: Eduard Petiška: Sagenschatz des Böhmischen Königreichs. Education, 1993, S. 75 und In: Eduard Petiška: Leben des heiligen Wenzeslaus und seiner Grossmutter der heiligen Ludmila, sowie des heiligen Adalbert. Education, 1994, S. 27.
  3. "Der Dresdner Raum in der Frühzeit (Steinzeit, Lausitzer Kultur, Germanen, Westslawen/Elbsorben)" bei dresden-und-sachsen.de.
  4. Artikel Pirna im zzzzz.de/lexikon.
  5. Heinz Quinger: Dresden und Umgebung: Geschichte, Kunst und Kultur der sächsischen Hauptstadt. DuMont Reiseverlag, 1999, S. 12f.
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