895
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[Bearbeiten] Ereignisse
- Mai: Bedeutende Reichsversammlung (svw. Reichstag) und Reichssynode in der Königspfalz Trebur (Südhessen)
- "berufen von Arnolf, dem zur behebung der eingerissenen übelstände von gott selbst erwählten könig (quapropter rex regum .. novum principem Arnolfum regem pacifico ordine perpetuae tranquillitatis praeferre dignatus est, cuius cor s. spiritus ardore inflammare et zelo divini amoris voluit accendere, ut totus cognoscat mundus non ab homine neque per hominem, sed per ipsum dominum eum esse electum). ... der könig geht in reichem ornat, umgeben von grossem gefolge, in die pfalz und besteigt den tron tractans practice de statu regni et theoretice de ordine et stabilitate ecclesiarum Christi et qualiter boni quiete viverent et mali inulte non peccarent, während die bischöfe ... unter dem vorsitz der metropoliten Hatto von Mainz, Hermann von Köln, Ratbod von Trier (Ann. Fuld.) in der kirche sich zur synode versammeln."[1]
- Juli: Eine Abordnung aller böhmischen Großen (darunter auch Gněval der Jüngere von Donin aus Nisan = Dresden) unter der Führung des Přemysliden Spytihněv I. und des Slavnikiden Vitislav huldigt Kaiser Arnulf von Kärnten in Regensburg und zahlt Tribut für militärischen Schutz. Außenpolitisch bindet sich Böhmen nun wieder an das Ostfränkische Reich.[2][3][4]
- "Arnolf - RI I n. 1909b - 895 iuli 00, urbe Radisbona: Allgemeine reichsversammlung, unterwerfung der Czechen: ibi de Sclavania omnes duces Boemanorum, quos Zwentibaldus dux a consortio et potestate Baioaricae gentis per vim dudum divellendo detraxerat, quorum primores erant Spitignewo, Witizla, ad regem venientes et honorifice ab eo recepti per manus, prout mos est, regiae potestati reconciliatos se subdiderunt. Ann. Fuld. mit der zeitangabe mediante mense iulio."[5]
- auch eine Gesandtschaft der elbslawischen Obodriten (aus dem westlichen Mecklenburg und östlichen Holstein) bittet in der unterfränkischen Pfalz Salz (Salzgau) mit königlichen Geschenken den ostfränkischen König Arnulf um Frieden[6], während sich die elbslawischen Stämme der Sorben noch bedeckt halten und sich erst 897 dem Ostfrankenreich unterwerfen
- auch der spätere römisch-deutsche Kaiser Berengar I. gibt dem auf der Höhe seiner Macht stehenden Arnolf von Kärnten sein ehemaliges Königreich Italien zurück und tritt als Nationalkönigvon Italien zurück
- "Arnolf - RI I n. 1912b 895, ...." [unbekannter Ort]: "Berengar erscheint vor Arnolf und gibt Italien zurück: Peringarium perterritum ad dedicionem venientem regnumque pervasum Italiae reddentem suscepit et Waldfredo (über ihn Dümmler Ostfränk. Reich 2. A. 3,416 n. 1) Meginfredoque comitibus Italiam cis Padum distribuit. Herimanni Aug. chr. 895 M. G. SS. 5,110."[7]
- Mojmir II. von Großmähren versucht einen vergeblichen Rückeroberungsfeldzug gegen die Böhmen. Damit endet die Herrschaft der Mojmiriden über Nisan (= niedrig liegendes Land: der Elbtalkessel um Dresden). Landesherr von Böhmen mit Nisan ist der Přemyslide Herzog Spytihněv I., ältester Sohn von Bořivoj I. (gest. 890). Von Bořivojs Tod bis 895 stand Spytihněv I. unter der Vormundschaft zunächst von König (rex) Svatopluk I. von Großmähren, ab dessen Tod 894 unter der von dessem Sohn Mojmir II..
- kirchlich erhebt sofort das Bistum Passau Anspruch auf die Obödienz über die Böhmen (Bischof: Engelmar von Passau, regierte von 875 bis 899) - eine entscheidende Rolle bei diesen Ansprüchen spielte der nach der Niederlage Königs Arnulf von Kärnten im Zusammenstoß mit der großmährischen Armee im Jahr 893 aus dem Großmährischen Reich entwichene Bischof Wiching (der Slawentöter), der seit spätestens 894 Kanzler von Arnolf von Kärnten war[8] (Wiching wurde 898/899 dann auch de facto Bischof von Passau oder am [[13. Dezember 899 bis 900, ohne sein amt antreten zu können) - durch solche Ansprüche, die sich zum Teil realisierten, entwickelte sich das Bistum Passau während des Mittelalters mit 42.000 km² zum größten Bistum des Heiligen Römischen Reichs - das Hochstift Passau verfügte dagegen nur über 991 km²
- In der Folge muß die böhmische kirchenslawische Akademie (gegründet 886 nach dem Verbot der Mährischen Akademie) die Prager Burg mit der Marienkirche (gegründet vor 885) verlassen, wobei etliche Lehrer in das Sorbengebiet wechseln, so an die (Elementar)-Schulen von Budyšin (Bautzen) und Gana, aber auch an die von Bresnice (= Akademie Nisan) in Nisan (=böhmische Niederlande), darunter Panteleimon von Prag und Konstantin von Prag - die slawischen Sprachen waren damals noch wenig ausdifferenziert, so daß es keine Probleme bei diesen Wechseln gab.[9][10]
- Erste Landnahme der mit dem Ostfrankenkönig Arnulf von Kärnten und dem Byzantinischen Reich verbündeten Ungarn im Karpatenbecken (auch Pannonische Tiefebene), dem westlichsten Teil der Eurasischen Steppe, welche sie gewohnt sind
- Beginn der verstärkten Ungarnzüge durch Europa (nach der verheerenden Niederlage der Magyaren am 11. April 901 östlich von Wien an der Fischa durch ein bayerisches Aufgebot setzen diese sich dort endgültig fest, besonders um den weit westlich gelegenen Plattensee). Die Elbe mit der Enge des Elbtalkessels um Dresden bildet regelmäßig das Einfallstor der Magyaren in den heute norddeutschen Raum. Dieses Einfallstor benutzten im 6. Jahrtausend vor Christus bereits die allerersten Siedler im Raum Dresden, die Bandkeramiker, und auch noch im 6. Jahrhundert die Awaren sowie die mit ihnen verbündeten Sorben (Nordserben).
[Bearbeiten] Geboren
- um 895: Mathilde, Gemahlin von König Heinrich I.
[Bearbeiten] Gestorben
- Álmos (* 819), erster Großfürst der Magyaren, betrat nie das Land Pannonien («non potuit intrare terram Pannoniae»). Erst nach seinem Tod mit 76 Jahren zogen die Ungarn - von den Bulgaren vertrieben - aus ihrer letzten Heimat vor Pannonien Etelköz weiter in das heutige Ungarn. Die Magyaren hatten sich mit den Byzantinern verbündet und mußten diesen Kontrakt mit der Heimatlosigkeit büßen. Sie wurden erst im westlichsten Ausläufer des Eurasischen Steppengürtels, dem Karpatenbecken (Pannonische Tiefebene) wieder seßhaft und beunruhigten von dort bis 955 (der Schlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg) nun Europa mit ihren Reiterzügen.
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ RI I n. 1905b, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0895-05-00_1_0_1_1_0_4169_1905b (Abgerufen am 19.05.2024).
- ↑ "Geschichte von Böhmen. Grösstentheils nach Urkunden und Handschriften", Cambridge University Press 2012 (First published in: 1844), Drittes Buch "Böhmen als Herzogthum unter dem Einflusse Deutschlands vom Jahre 895 bis 1197." Published online by Cambridge University Press: 05. November 2015
- ↑ "Im 9. Jahrh. faßte das Christenthum festen Fuß in B[öhmen], das endlich 895 freiwillig in den deutschen Reichsverband trat ..." In: Artikel "Böhmen", Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 278-281. Permalink: http://www.zeno.org/nid/2000081539X (abgerufen am 19. Mai 2024).
- ↑ "Eine intensivere Christianisierung setzte aber erst unter großmährischer Oberhoheit ein, nach deren Ende (895) Böhmen in Abhängigkeit vom Ostfrankenreich kam." In: Stefan Albrecht: Böhmen. In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2021. URL: ome-lexikon.uni-oldenburg.de/p32546 (Stand 04.02.2021). Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) - Projekt "Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa" (abgerufen am 19. Mai 2024).
- ↑ RI I n. 1909b, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0895-07-00_1_0_1_1_0_4176_1909b (Abgerufen am 19.05.2024).
- ↑ Arnolf - RI I n. 1909a 895, curte r. Salz: Empfang einer friedensgesandtschaft der Abodriten (vgl. no 1827a) mit geschenken: quos rex, ut audivit, sina mora postulata annuens et abire permisit. Ann. Fuld. RI I n. 1909a, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0895-00-00_1_0_1_1_0_4175_1909a (Abgerufen am 19.05.2024).
- ↑ RI I n. 1912b, in: Regesta Imperii Online,URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0895-00-00_1_0_1_1_0_4182_1912b (Abgerufen am 19.05.2024).
- ↑ Im Jahr 893, nach Ausbruch eines Krieges zwischen Svatopluk I. und König Arnolf von Kärnten, wurde Wiching aus Nitra vertrieben. Er trat in die Dienste von Arnolf und wurde sein Kanzler (nachweislich ab 894). Wiching war später Mitglied der Delegation, die mit Svatopluk die Friedensverhandlungen führte.
- ↑ Sorbisch-orthodoxer Prolog zu Panteleimon von Prag.
- ↑ Sorbisch-orthodoxer Prolog zu Konstantin von Prag.