Bresnice

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Die altsorbische Siedlung Bresnice entstand nach der slawischen Landnahme durch die Nisaner im 6. Jahrhundert oder 7. Jahrhundert südlich der Eisernen Furt, einer vorgeschichtlichen recht sicheren Furt durch die Elbe.[1]

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Etymologie des Namens

Bresnice (das heutige Briesnitz) ist eine Ableitung vom sorbischen Breźnica und bedeutet „Birkenwald“ oder „Birkenort“[2], historisch in der Romantik auch mit „Birkenheim“ übersetzt.

Nach einer anderen Deutung war der Ort der Göttin Prießnitza geweiht, die sich ebenfalls von Birke ableitet und der Prießnitz und anderen Gewässern ihren Namen gab. Dies widerspricht zwar der Heiligung von Bresnice dem Swantewit, aber es wäre im Laufe der Jahrhunderte eine Umwandlung der Verehrung weg von der matriarchischen Frühlingsgöttin, deren Birkenfest im Frühjahr im Heiligen Birkenhian gefeiert wurde - hin zum starken patriarchischen Gott - denkbar.

[Bearbeiten] Heiligtum für Swantewit

Der Ort war der Überlieferung nach der slawischen Gotttheit Святовит (Swantewit) geheiligt.[3] Als weibliches Pendant zu Swantewit verehrten die Elbsorben in Bresnice die Göttin Briesczecz[4], die Birkengöttin, welcher heilige Birkenhaine angelegt wurden. Der Birkensaft dieser Haine galt als wundertätig, die Birkenrinde diente den Sorben als Schreibmaterial für heilige Texte. Nach dieser Göttin wurden auch andere Toponyme benannt, erhalten hat sich im Gau Nisan die Benennung der Prießnitz.[5]

[Bearbeiten] 9. Jahrhundert: Wallburg und Supanie Bresnice

Spätestens im 9. Jahrhundert wurde die Furt mit einer Wallburg aus Lehm und Holz geschützt. Um diese Burg Bresnice entstand die sorbische Supanie Bresnice (nach anderer Meinung ist die Supanie Bresnice älter als die Burg). Sie schützte auch gleichzeitig das Swantewit-Heiligtum.

[Bearbeiten] 884: Marienkirche Bresnice in der Burg

In dieser Burg entstand 884 nach dem Vorbild anderer böhmischer Gründungen eine hölzerne Marienkirche (nach heutigem Verständnis eher eine Marienkapelle). Mit dieser der Überlieferung nach durch Method von Saloniki geweihten Marienkirche wurde zeittypisch das slawische Heiligtum des vierköpfigen Hauptgottes und Orakelspenders Святовит (Swantewit) überbaut. Eine erste Marienkirche in Prag stiftete Bořivoj I. auf Grund eines Gelübdes, welches er als Glaubensverfolgter im damals sicheren Mähren ablegte. Frantisek Pubitschka datierte diese Stiftung auf das Jahr 877[6], bei einer Spätdatierung der Taufe Böhmens in das Jahr 883 kommen nur noch die Jahre 884 und 885 (bis zu Methods Tod) in Frage. Es sind eine Reihe weiterer Marien- oder Petruskirchen in dieser Zeit entstanden, so in Tachau (dem späteren Görlitz) eine Petruskirche[7], in Bautzen eine Schule mit Marienkirche/-kapelle und in der Burg Gana ebenfalls eine Marienkirche. Diese Entwicklung ist ein Hinweis auf ein antifränkisches Bündnis unter christlichem Vorzeichen, auch um einer Eroberung unter dem Vorwand der Christianisierung zu entgegnen. Bereits 845[8] hatten sich 14 böhmische Fürsten in Regensburg taufen lassen, wobei diese Bindung an das ostfränkische Reich und damit an die lateinische Kirche in den nächsten Jahrzehnten wieder verlorenging und die Böhmen sich an der slawischen Mission von Kyrill und Method orientierten.

[Bearbeiten] Kirchhof Bresnice

In die Zeit noch vor der Jahrtausendwende werden auch die ersten christlichen Bestattungen auf dem Friedhof in Bresnice datiert, wobei hier die Angabe 10. Jahrhundert noch deutlich weiter zurückreichen könnte und auch zu beachten ist, daß die allerersten Gräber womöglich später überlagert und zerstört worden sind. Die Bestattungen erfolgten in gestreckter Rückenlage in streng westöstlicher Richtung mit dem Blick nach Osten, in manchen Gräbern wurden - wie beim frühen Frauenkirchfriedhof - slawische Schläfenringe als Grabbeigaben gefunden. In einem Falle trug die Grabplatte ein herausmodelliertes Kreuz. Hier wurde der Kirchhof der um 880 erbauten Marienkirche aufgefunden.

[Bearbeiten] 886: Zerstörung der Kirche durch großmährische Truppen und Versklavung des kirchenslawischen Priesters Gregor

886 überfielen Truppen des großmährischen Reiches, ausgesandt von König Swatopluk I., eine Vielzahl von kirchenslawischen Gemeinden.

Gregor von Bresnice (* 860 oder 861 in Glomaci; † 15. Juni 929 in Bresnice) war ein sorbisch-orthodoxer Priester und Märtyrer. "Das Leben des Gregor" (auch: "Vita des Gregor"), das sich in drei Fassungen erhalten hat, beschreibt seinen Werdegang. Auch in der sorbisch-orthodoxen Hagiographie ist er enthalten. Sein Gedenktag ist der 15. Juni, der Tag seines Martyriums in der Marienkirche von Bresnice durch Truppen König Heinrichs I. (des Voglers).

Mit ihm zusammen wurden [[886] sechzig Mitglieder seiner Gemeinde versklavt. Das Verhältnis von Altardiener zu Laien betrug also in diesem Falle eins zu sechzig. Da die Quellen von 200 vertriebenen oder versklavten Altardienern im Großmährischen Reich spricht, dürfte demzufolge die Zahl der vertrieben oder versklavten kirchenslawischen Christen im Großmährischen Reich um die 10.000 betragen haben. Alte Leute, die unverkäuflich waren, worden an Ort und Stelle getötet. Über sie ist gar keine Statistik möglich. Die "Vita des Gregor" spricht an dieser Stelle nur von einer "Vielzahl". Gegor von Bresnice konnte nur die zählen, die mit ihm zusammen zum Verkauf in Richtung Venedig verschleppt wurden. Die Unzahl an getöteten kirchenslawischen Christen brachte dem römisch-katholischen Bischof Wiching den Beinamen "Slawenmörder" ein. Mit diesem Massenmord an kirchenslawischen Christen oder deren Vertreibung und Versklavung legte die römisch-katholische Kirche die Grundlage für ihre Herrschaft (Obödienz) im böhmischen, mährischen und slowakischen Raum und damit auch im späteren Ungarn.

[Bearbeiten] 15. Juni 929: erneute Zerstörung der Burg Bresnice mit Kirche und Burg (durch Truppen König Heinrich des Voglers) - Martyrium des Priesters Gregor und der Nonne Aquilina

Gedenktag des heiligen Gregor von Bresnice ist der 15. Juni, der Tag seines Martyriums in der Marienkirche von Bresnice durch Truppen König Heinrichs I. (des Voglers). Mit ihm starben siebzehn Gefolgsleute, die versucht hatten, ihren Priester noch in Sicherheit zu bringen.

Das Kirchenasyl griff nicht. Noch nicht einmal dem (Halb)Bruder von Otto I. dem Großen (damals noch König), Thankmar, nutzte seine Flucht an den Altar der Kirche der Eresburg etwas. Der Sohn von König Heinrich dem Vogler und Hatheburg von Merseburg wurde dort am 28. Juli 938 von Gefolgsleuten Königs Ottos des Großen, Thiatbold und Maincia, erschlagen.

Während Thankmar in wilder Raserei starb, nahm Gregor sein Martyrium gottergeben auf sich.

Am gleichen Tag erlitt auch die heilige Aquilina von Nisan das Martyrium (in orthodoxer Schreibweise: "sie erlangte die Krone des Martyriums").

Aquilina von Nisan war eine Wandernonne, die 925 aus Levý Hradec (heute auf dem Gebiet von Žalov, 10 km nördlich von Prag) nach Nisan gekommen war, weil der böhmische Herzog Wenzel von Böhmen seine Mutter Drahomíra von Böhmen vertrieben hatte, Ludmillas Reliquien nach Prag holen ließ und in diesem Zusammenhang den bayerischen Geistlichen die Rückkehr nach Böhmen gestattete, welche erneut die kirchenslawische Liturgie bekämpften.

Sie hatte sich von 921 an in Levý Hradec aufgehalten - mit einer Unterbrechung im Jahr 922, wo sie in Prag Zuflucht suchen mußte.

921 starb Vratislav I. Die böhmische Stammesversammlung erhob Wenzel zum Fürsten und dessen Mutter Drahomíra zur Regentin. Dieselbe Versammlung übertrug zum Ausgleich die Erziehung Wenzels und seines Bruders Boleslav auf Ludmilla. Daraufhin ließ Drahomíra Ludmilla von ihren Gefolgsleuten ermorden. Als sich der Bayernherzog Arnulf mit dem deutschen König Heinrich I. verständigte, ließ Drahomíra alle bayrischen Priester und Missionare aus Böhmen ausweisen. Der Tributvertrag mit Bayern wurde beendet.

922 überfiel Arnulf der Böse wegen des ausbleibenden Tributes (und der Ausweisung der bayerischen Geistlichen) Böhmen. Aquilina mußte aus Sicherheitsgründen in Prag Zuflucht suchen.

Nach der Christianslegende ließ Fürst Bořivoj I. in Levý Hradec nach seiner Rückkehr aus Mähren die erste Kirche Böhmens bauen. Er weihte sie dem Hl. Clemens von Rom, einem in Mähren beliebten Heiligen, und setzte hier den Priester Kaich ein, den er von dort mitgebracht hatte. Levý Hradec war der ursprüngliche Sitz der frühen Přemysliden-Herrscher. Noch am Ende des 9. Jahrhunderts verlegte zwar Bořivoj seinen Sitz in die Prager Burg. Prag, Budeč und Levý Hradec blieben aber auch weiterhin die drei wichtigsten Zentren in Mittelböhmen.

Gleich in ihrem Ankunftsjahr 925 besiegte Aquilina ihrer Vita nach einen Drachen, der in der Drachenschlucht bei Trachau hauste, als er nahe an den Ort zur Drachenbucht, einem damaligen Elbarm, zum Saufen kam. Der Drache hatte die slawischen Dorfbewohner tyrannisiert, indem er ihre Rinder als Futter verlangte (die [Wein]Berge Roter Ochse und Weiße Kuh gehen angeblich auf diese Legende zurück). Aqulina hatte zunächst versucht, ihn durch Zureden zu beschwichtigen, wurde aber dann zum Kampf gezwungen. Sie wurde durch göttlichen Beistand vor dem Feuer des Drachens geschützt und tötete ihn, indem sie drei Kreuzzeichen mit einem heiligen Kreuz aus Jerusalem über ihn schlug (nach anderer Version: mit einem Stück vom Kreuz Christi)

Ebenfalls bereits 925 erbauten durch Aquilina bekehrte Nisaner eine Kapelle nördlich der Elbe in Kaditz, um Gottesdienste abhalten zu können. Die Verbindung zur Kapelle in Briesnitz (südlich der Elbe) war durch die noch vielarmige unregulierte Elbe sehr unsicher.

926 schloß König Heinrich I. durch Austausch eines adligen Ungarn und Tributzahlungen einen 9-jährigen Waffenstillstand mit den Magyaren. Auf dem Reichstag von Ingelheim wurden wahrscheinlich langfristige Abwehrmaßnahmen wie die Burgenordnung und der Aufbau der Panzerreiterabteilung beschlossen.

927 war König Heinrich I. mit seiner sächsischen Basis allein nicht in der Lage, die hohen Kosten für die Ungarnkriege und -tribute zu decken. Der königliche Heerführer Thietmar (von Ostfalen) überschritt im Schutz des Waffenstillstandes mit den Magyaren die Saale und brandschatzte die slawische Burg Dupzk (die spätere "brandanburg" von 961 = Bernburg) und wahrscheinlich weitere Burgen wie Wettin und Rothenburg (Saale). Damit wurde die Invasion der slawischen Gebiete im Osten Sachsens zur Erschließung neuer Einnahmequellen eingeleitet. Auch Daleminzien und Nisan gerieten so in den Focus ostfränkisch-sächsischer Interessen.

928 drang König Heinrich I. in das slawische Gebiet östlich der Elbe ein. Er schlägt die Wilzen bei Lenzen (Prignitz) an der Elbe, zog weiter gegen die Liutizen und erobert im Winter deren Brandenburg an der Havel (nicht zu verwechseln mit der brandanburg = Bernburg an der Saale).

929 schlugen die deutschen (eigentlich: ostfränkischen) Truppen unter König Heinrich I. die Daleminzier, eroberten, plünderten und brandschatzten deren Hauptburg Gana, töteten alle Erwachsenen, führten die Minderjährigen in die Sklaverei und gründeten an strategisch wichtiger Stelle die Burg Meißen. Heinrich zog über Nisan weiter nach Prag, wo sich Herzog Wenzel als Verhandlungspartner behaupten konnte und durch Unterwerfung und Tributzahlungen das alte Verhältnis zum Ostfränkischen Reich wiederherstellte. Daraufhin wurde Wenzel noch im gleichen Jahr (nach anderer Meinung erst 935) von seinem Bruder Boleslav I. ermordet.

Am 15. Juni 929 mußte Aquilina erneut vor ostfränkischen Soldaten fliehen, diesmal aus dem Heer des Königs Heinrich I. (Herzog der Sachsen).

Aquilina konnte sich noch mit der Fähre nahe der Elbfurt (am Ausgang der heutigen Münzgasse) vor den anrückenden bewaffneten Lateinern in Sicherheit bringen, wurde jedoch auf dem Weg nach Norden im Wald eingeholt.

Bei dem Versuch, sie zu vergewaltigen, ereignete sich nach ihrer Vita das göttliche Wunder, daß ihre Kleidung wie Pech am Körper klebte und die Soldaten auf Befehl ihres Hauptmanns von ihr abließen. Der gebildete Hauptmann hatte die Göttlichkeit des Wunders erkannt. So wurde Aquilinas Jungfräulichkeit bewahrt.

Unwürdig einer scharfen Strafe durch das Schwert wurde Aquilina in der Elbe ertränkt. Nachdem die Soldaten Heinrichs I. nach Prag weitergezogen waren, wurde Aquilina in der Nähe der Furt (Münzgasse) beerdigt.

[Bearbeiten] 936: Verlust der ostfränkischen Burg Meißen an die Böhmen - wahrscheinlich Wiederaufbau der Burg Bresnice

936: Auflehnung der Sorben gegen die deutsche Besatzung nach dem Tod König Heinrich I. (am 2. Juli 936 in Memleben).

Die Slawen fühlten sich nicht mehr an den Eid gegenüber dem Ostfrankenreich gebunden. Der böhmische Herzog Boleslav der Grausame (so in ostfränksichen Quellen genannt) besiegte ein sächsisches Heer im sorbischen Gebiet. Die Burg Meißen ging bis in die 960er Jahre für die Sachsen verloren.

Aquilinas unversehrten Reliquien wurden am 11. Oktober 936 geborgen und in einer Kapelle ausgestellt, zusammen mit den Knochen des Drachens, den sie besiegt hatte (in lateinischer Lesart: ihre Gebeine wurden erhoben). Diese Kapelle diente insbesondere auch als Wegekapelle für Reisende. Vor allem der Weg nach Nordosten durch den unwegsamen Waldgürtel zu den Milzenern um Bautzen galt als schwierig und gefährlich.

Der 11. Oktober wurde neben dem 15. Juni (Sterbetag) als weiterer Aquilina-Gedenktag begangen.

939: Der (ehrenhalber) zum Markgrafen ernannte Gero ließ als Gegenreaktion 30 sorbische Fürsten ermorden, die er angeblich zu Verhandlungen eingeladen hatte. Diese Zahl entspricht in etwa der Zahl der damaligen sorbischen Völker (Stämme).

[Bearbeiten] 990: die böhmische Akademie flieht von Krakau nach Bresnice

Im Jahre 990 begann die aus Krakau umgesiedelte Böhmische Akademie in Bresnice mit dem Neuaufbau als Akademie Nisan. Die Akademie Krakau war die westslawische Nachfolgeeinrichtung der 886 zerstörten (Alt)Mährischen Akademie, welche wahrscheinlich archäologisch in der Burg Devín (Bratislava) nachgewiesen wurde (vgl. auch Kyrill von Saloniki). Andere altmährische Glaubensflüchtlinge errichteten 886 bei den Südslawen die bulgarischen Schulen von Pliska (893 mit der ganzen Hauptstadt nach Weliki Preslaw verlegt, vgl. Schule von Preslaw) und von Ohrid (vgl. Schule von Ohrid). Von den Bulgaren wurden sehr viele der slawischen Priester aus der Sklaverei von den Juden freigekauft, in welche sie durch den Einfluss der römisch-katholischen Kirche verkauft worden waren. Viele hatten die Vertreibung mitten im Winter nicht überlebt. Auch nach der Einnahme Wislaniens mit Krakau durch die seit 966[9] (nach anderer Meinung 960[10]) lateinisch gewordenen Polanen gelang nur ein verschwindend kleiner Teil der slawischen Priester, Hymnographen und Ikonographen die Flucht. Der Überlieferung nach nahmen diese die Warnung durch eine Sonnenfinsternis ernst, während die anderen in die Sklaverei verkauft wurden. Über die Verkauften schweigen im Gegensatz zu den Ereignissen nach 886 auch die slawischen Quellen. Sie werden den Tod in der Fremde gefunden haben, zeittypisch wahrscheinlich überwiegend im damals mächtigen Kalifat von Córdoba. 990 war ein letzter Versuch von Boleslav II. von Böhmen gescheitert, sich mit Unterstützung der Sorben gegen die Deutschen und die mit ihnen verbündeten Polen seines Schwagers Mieszko I. zu erheben. Böhmen verlor nicht nur Wislanien mit Krakau, sondern auch noch Schlesien an Polen.

[Bearbeiten] 990: Ikonenschule Nisan

An der Stelle der Grabkapelle von Aquilina wurde 990 ein Frauenkonvent mit Ikonenschule von aus Krakau vertriebenen kirchenslawischen Nonnen gegründet. Die Nonnen nutzten die Aquilina-Wegekapelle als erste Gottesdienststätte.

Krakau hatte von etwa 950 bis dahin zum Herzogtum Böhmen gehört, in welchem insbesondere in der Mitte des 10. Jahrhunderts eine Toleranz gegenüber dem Kirchenslawischen herrschte. 990 - 17 Jahre nach der Gründung des lateinischen Bistums Prag im Jahr 973 - mußten die kirchenslawischen Nonnen schon nach Nisan ausweichen - einer kleinen frühgeschichtlichen, damals noch westslawischen Siedlungsinsel zwischen Böhmen, den Milzenern in der Oberlausitz und den elbslawischen Glomaci westlich Meißen (deutsch: Daleminzier/Taleminzier nach den slawischen verwandten Dalmatiern, die auf dem Balkan siedelten [Südslawen]).

Die Kapelle des Nonnenkonvents mit der Ikonenschule war am 22. Mai 998 vom Archimandriten Ignatios (eingedeutscht: Hatto) von Krakau der Margareta von Antiochia geweiht worden und besaß ein Stück der Hand, mit welcher Margareta im Leib des Drachens das Kreuzzeichen geschlagen haben soll sowie eine Flasche von dem Öl, in welchem sie der Legende nach gebraten wurde. Diese Reliquien waren aus Krakau gerettet worden und deuten auf eine Margareten-Kirche (oder wenigstens Kapelle) in Krakau vor 990 hin. In Krakau wurde damals schon in Stein gebaut, was archäologische Funde beweisen.

[Bearbeiten] Um 1000: weiterer Ausbau des Burgwalls

Um die Jahrtausendwende erfolgte ein weiterer Ausbau des Burgwalles der Spornburg Bresnice, vielleicht ein Hinweis auf die Konflikte nach dem Tod von Kaiser Otto III. am 23. oder 24. Januar 1002 in Castel Paterno bei Faleria (Italien) einschließlich der existentiellen Bedrohung Böhmens, welches 1003/1004 von den Polen besetzt wurde. 1004 zog König Heinrich II. als angebliches Ablenkungsmanöver Schiffe in Nisani an der Elbe zusammen, womöglich im Hafen von Nisan, nach neuerer Ansicht in Neußen bei Belgern.

[Bearbeiten] Um 1000: halbrunder Chorabschluß der Marienkirche

Auf die Jahrtausendwende werden auch die Fundamente eines halbrunden Chorabschlusses der Marienkirche datiert, möglicherweise ein Hinweis auf einen ersten Steinbau innerhalb der Burg. In Krakau wurden bereits vor der Eroberung durch die Polanen erste christliche Steinbauten errichtet. Diese Technik könnte von dort übernommen worden sein. Die Marienkirche Bresnice war demzufolge die erste Steinkirche Nisans und mit Sicherheit damals auch die bedeutendste und größte Kirche in diesem Gau. Von der Brunnenkapelle Božkov (in Boschkau = altsorbisch Božkov) gibt es keine Reste mehr. Sie war der Nässe wegen möglicherweise ebenfalls in Stein errichtet und an einem 6. Januar von 991 bis 997 geweiht worden.

[Bearbeiten] September 1017: Zerstörung der Burg mit Kirche und Schule durch die Truppen Heinrich des Heiligen

Im September 1017 wurde Bresnice von den Truppen König Heinrichs II. (des Heiligen) dem Erdboden gleichgemacht, alle Gefangenen wurden getötet. Die zu diesem Zeitpunkt mit dem christlichen Kaiser gegen den christlichen polnischen Herzog Bolesław I Chrobry verbündeten heidnischen Liutizen nahmen nicht an der Verwüstung Nisans teil, weil sie einen alten Freundschaftsvertrag mit den Nisanern hatten (nach anderer Meinung[11] hatten die Liutizen Heinrichs Heer bereits verlassen, weil ein als Feldzeichen mitgeführtes Bild ihrer Göttin von einem Deutschen durch Steinwurf beschädigt worden war. Der Kaiser entschädigt sie mit 12 Pfund[12]). Es gibt auch die Ansicht, das Heinrich Nisan nicht bereits bei seinem Durchzug von Böhmen nach Meißen verwüstet habe, sondern erst nach dem 19. September 1017, als die Polen auf Befehl ihres Herzogs Boleslaw in das Gebiet zwischen Elbe und Mulde eindrangen, das Land verwüsteten und mit mehr als 1000 gefangenen Hörigen[13] abzogen.[14] Wahrscheinlicher ist allerdings, dass der Verwüstungsfeldzug der Polen in Daleminzien eine Reaktion auf die Verwüstungen in Nisan war.

Die Akademie Nisan wurde danach an den Hafen von Nisan verlegt und zwei Jahre nach dem Frieden von 1018 die dortige Marienkirche zeittypisch ab dem Frühjahr als Holzkirche errichtet und am 8. September 1020 geweiht.

Burg und Kirche von Bresnice wurden wieder aufgebaut, zunächst wohl auf die Schnelle ebenfalls in Holz, vor der Mitte des 11. Jahrhunderts dann die Kirche wieder in Stein mit einem Rechteckchor als Erweiterung des halbrunden Chorabschlusses. Die Datierungen der steinernen Fundamente sind allerdings zu ungenau, um sie historisch konkreter einordnen zu können. So wäre ein Bau beider steinerner Fundamente auch nach der Zerstörung von 1017 möglich.

[Bearbeiten] 1073 oder in den Jahren danach: Zerstörung des Burgwards Briesnitz im Sachsenkrieg Heinrich IV.

"Der Burgward Briesnitz wurde erstmals zwischen 1073 und 1075 im sogenannten Sachsenkrieg zerstört."[15]

[Bearbeiten] Zu angeblich 27. Februar 1140: Erwähnung in einer durch das Bistum Meißen überlieferten Urkunde

Angeblich Ende 1139 beantragt das Hochstift Meißen eine Bestätigung von Besitz durch den Papst Innozenz II., welche mit Papsturkunde vom 27. Februar 1140 auch gewährt wurde. Erst am 29. Oktober 1131 hatte Innozenz II. der Stiftskirche alle Rechte und Güter, welche dieselbe besitzt oder künftig besitzt bestätigt[16]. Bis Ende 1139 hatte sich die Situation für das Bistum Meißen (Nisan betreffend) offenbar grundlegend gewandelt. Da diese Papsturkunde lediglich durch das Stiftsarchiv Meißen überliefert ist, aus dem auch umfangreiche Fälschungskomplexe auf das 10. und 11. Jahrhundert gefertigt stammen, ist auch diese Urkunde von 1140 nicht frei von Zweifeln. Sie könnte auch erst 1143/44 gefertigt worden sein, um dem Hochstift Meißen in der Auseinandersetzung mit dem Markgrafen von Meißen um Besitz, Recht und Einfluß in Nisan Vorteile zu verschaffen.

Diese Meinungsverschiedenheit, die zwischen Meinward, dem verehrten Meißner Bischof, und Konrad, unserem treuen und hochangesehenen Markgrafen bestanden, wurden durch König Konrad III. mit einer Königsurkunde von 1144 sehr zum Vorteil des Bistums Meißen entschieden. Mit entscheidend war wohl auch ein Fälschungskomplex auf die Jahre 1071 (mit zwei Diplomen) und 1091, wobei zu angeblich 1071 auch Bresnice erwähnt wurde. Die Papsturkunde von 1140 erwähnt ein Wirnotine (die Wüstung Wernten) in burcwardo Bresnice. Der Gau Nisan war 1142 vom böhmischen Herzog an den deutschen König übergegangen und 1143 an den Meißner Markgrafen verlehnt worden. Innozenz II. war am 24. September 1143 in Rom verstorben.

Nach anderer Meinung beweist die Erwähnung der Ortschaft Hermanni villa (Hermsdorf) in der Papsturkunde von 1140, dass diese noch wesentlich später gefälscht sein muss. Während einige Historiker diesen Ort als Beweis für einen deutschen Landesausbau bereits vor 1139/1140 sehen, bewerten andere Historiker die Erwähnung dieses Ortes in dem Diplom von 1140 als ahistorisch und somit eher als einen Beweis dafür, dass auch diese Papsturkunde von den Meißner Bischöfen (mindestens Jahrzehnte später) gefälscht wurde und damit auch nicht dem Streit von 1144 zuzuordnen wäre. Ein weiterer Fälschungskomplex mit auf das 10. Jahrhundert gefertigten Grenzurkunden des Bistums Meißen entstand 1250.


[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Die Furt bei Dresden lag seinerzeit in sumpfigen Gelände, „Dresdene“ war vermutlich vom altsorbischen Begriff „Drežďany“ („Sumpf“- oder „Auwaldbewohner“, Mehrzahlform) abgeleitet. „Drežďany“ geht auf das slawische Wort drežga („Sumpfwald“) zurück.
  2. Vgl. Ernst Eichler: Slawische Ortsnamen zwischen Saale und Neiße. Band I, VEB Domowina-Verlag, Bautzen 1985, S. 63.
  3. Neues Lausitzisches Magazin. Herausgegeben von der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften durch derne Secretair J.[oachim] Leopold Haupt [1797–1883], Achtzehnter, neuer Folge fünfter Band, Görlitz in der Heyn'schen Buch= und Kunsthandlung 1840, S. 215.
  4. Albert Schiffner: Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreiches Sachsen, Zweite Lieferung, den Dresdner Kreisdirectionsbezirk enthaltend, Leipzig bei Friedrich Fleischer, 1840, S. 150.: Dresdener Doerfer […] 14) Briesnitz […] (= Birkenbach, oder nach Boehnisch nach der slawischen Goettin Briesczecz genannt […].
  5. Heinrich Meschwitz (* 15. Juli 1869 in Dresden; † 1927): Geschichte der Dresdner Heide und ihrer Bewohnerschaft. Mit Benutzung offizieller Quellen bearbeitet. Mit einer Karte der Dresdner Heide, mehreren Plänen und Illustrationen. Verlag von C. Heinrich, Dresden-N. 1911 (Vorwort Cossebaude bei Dresden, im Mai 1911.), S. 14: Dieses rechtselbische Heidegebiet genoß schon zur Zeit der Wendenherrschaft unter den Bewohnern ein gewisses Ansehen. War doch der weite stille Wald ein Mittelpunkt religiöser Verehrung, ein Naturtempel, und dem Götter und Geister verehrt wurden. Man hielt die entlegnen Waldgründe für einen Sitz verschiedener Gottheiten. Die Übertragung von Götternamen auf Wege, Bäume, Steine und Bäche [Anm. 1: Nach Böhmisch soll auch der Name Prießnitzbach von Briesczecz - einer slavischen Göttin - herrühren. Eine andere Version übersetzt ihn statt dessen mit "Birkenbach", neuere Gelehrte mit "Bergwasser".] entsprach dieser Vorstellung und man mutmaßte in der Luft, auf waldigen Hügeln, in Tälern und in düsteren Schluchten gute und böse Geister.
  6. Frantisek Pubitschka: "Chronologische Geschichte Böhmens, Prag 1771, Band 2, Seite 32: Jahr Christi 877: Zu diesem Jahr kann ich mit vieler Wahrscheinlichkeit auch das noch rechnen, was Christannus von Borziwojo nach seiner Wiedereinsetzung schreibt: eben dieser Fuerst hatte waehrend seinem Aufenthalte in Maehren, Gott ein Geluebde gethan, im Falle er ihm seine verlohrne Wuerde und vaeterliche Erbschaft wieder schenkte, wollte er zur Ehre der Hl. Jungfrau Maria eine Kirche bauen: und kaum war er wieder nach Prag zurueckgekehrt; so kam er auch diesem Versprechen nach, und errichtete mitten auf dem Markt der Altstadt Prag ein Gotteshaus, welches der noch heutzutage stehende Tein ist. In dieser Kirche pflegt die Universitaet ihre geistlichen Feyerlichkeiten zu halten. Gleich darneben steht der alte Pallast des Herzogs Krzezomysli, der in der Folge laeta curia, der lustige Hof oder der Teiner Hof genannt worden. Hier soll, wie Krugerius erinnert, zwar eine Kapelle seyn, in welcher Spitignaeus, des Borziwoji Sohn, begraben liegt: die Teinkirche aber, wie man selbige jetzt noch sieht, sollen im Jahre 1400 verschiedene Kaufleute haben bauen lassen. Pessina (o) [PESSINA. Phosphor. Rad. 3.] schreibet: nicht weit davon auf der Anhoehe Zderassei von Borziwojo die Kirche St. Petri und Pauli errichtet worden: u. s. w.
  7. Frantisek Pubitschka: "Chronologische Geschichte Böhmens, Prag 1771, Band 2, Seite 33: Carpzov erzaehlt nach einer alten Tradition: bey dem Dorfe Tachau, am Flusse Nissa in der Lausitz, wo vormals ein der Goettinn Isis geheiligter Hain gewesen, habe die H. Ludmilla dem heiligen Apostel Petro eine Kirche errichtet und reichlich beschenkt: vom H. Methodio aber sey selbige eingeweiht worden. Carpzov meldet dieses in den Zittauischen Sammlungen, Großer in den Lausitzischen Merkwuerdigkeiten 2. Th. und Christoph Wiesner in dem Manuscripte der Laubenschen Jahrbuecher.
  8. Ludwig der Deutsche - RI I n. 1380a - 845 ian. 13, .... Taufe von 14 böhmischen häuptlingen, die mit ihren leuten gekommen waren, um christen zu werden. Ann. Fuld. vgl. Dümmler Ostfränk. Reich 2. A. 1,285 n. 4. Aus: RI I n. 1380a, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0845-01-13_1_0_1_1_0_3101_1380a (Abgerufen am 27. Februar 2019).
  9. Annales Jordani aus dem 11. Jahrhundert.
  10. Posener Annalen aus dem 14. Jahrhundert.
  11. Thietmar VII, 60 (44) f., 63 (46) f.; Ann. Quedlinburg. (SS. 3, 84).
  12. RI II,4 n. 1908c, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1017-08-12_1_0_2_4_1_749_1908c (Abgerufen am 22. Februar 2019).
  13. Thietmar VII, 63 (46) f.
  14. RI II,4 n. 1908d, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1017-09-18_1_0_2_4_1_750_1908d (Abgerufen am 22. Februar 2019).
  15. "Der Burgward Briesnitz wurde erstmals zwischen 1073 und 1075 im sogenannten Sachsenkrieg zerstört. Dabei handelte es sich um eine Auseinandersetzung zwischen Heinrich IV. und den aufständischen Sachsen, die auf der Seite von Papst Gregor VII. waren. Heinrich wurde 1076 vom Papst exkommuniziert und letztlich durch seinen berühmten Gang nach Canossa 1077 wieder rehabilitiert." In: Peter Hilbert: Briesnitzer Mauern erinnern an Ursprünge Dresdens. Vor über 1.000 Jahren hatten die Slawen in Briesnitz eine Burg errichtet. Warum sie verschwand und was noch erhalten geblieben ist. Sächsische Zeitung vom 9. Oktober 2022. Eine reputable Quelle, aber hinterfragungswürdig. Zum einen handelt es sich nicht um die erste Zerstörung des Burgwards Briesnitz(slawisch: der Szupanie Bresnice), sondern wahrscheinlich wenn, dann um die letzte Zerstörung vor der endgültigen im Jahr 1223. Archäologisch nachgewiesen wurden fünf Zerstörungsschichten, denen man die Jahre 898, 929 und 1017 zuordnen kann. 1073ff wäre dann die vierte Zerstörungsschicht und 1223 die fünfte, sofern es nicht fünf vor der finalen Zerstörung waren (wie sich die Quellen durchaus interpretieren lassen). Zum anderen ist in der Auseinandersetzung zwischen Heinrich IV. und den Sachsen im Raum Nisan von der Zerstörung der böhmischen Grenz-Burg Gvozdec ("in der Nähe von Meißen") zum Jahr 1076 die Rede (welche 1088 durch den Böhmenkönig wieder aufgebaut wurde). Alle Lokalisierungen von Gvozdec liegen westlich von Niederwartha, das mit dem Burgward Woz identifiziert wird. Manchmal wurde Gvozdec von einigen Historikern mit Woz gleichgesetzt, was aber nicht mehr der derzeit herrschenden Meinung entspricht. Aber noch nie wurde von Gvozdec auf Briesnitz (=Bresnice) geschlossen, das wäre auch zu abwegig.
  16. CDS II 1, Nr. 45.
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