Frauenkirche
Im Großraum Dresden gibt es zwei Frauenkirchen, eine in Meißen und die bekanntere in Dresden auf dem Neumarkt in der Altstadt.
Die Dresdner Frauenkirche ist ein monumentaler, kuppelüberwölbter protestantischer Zentralbau. Die Kirche wurde von 1726 bis 1743 anstelle der früheren gotischen Liebfrauenkirche durch den Dresdner Ratszimmermeister George Bähr als „St. Peter der wahren evangelischen Religion“ errichtet.
Die Kirche hat einen quadratischen Grundriss von 40 mal 40 Metern und ist insgesamt 95 Meter hoch. Die Kuppel besteht aus massiven Elbsandstein. Im Inneren ist die Kirche prachtvoll mit Marmorierungen ausgestattet. Die Laterne wurde erst nach dem Tod von George Bähr im Jahr 1738 durch Johann Gottfried Fehre vollendet.
[Bearbeiten] Geschichte
- 1020: Chronisten des 17. und 18. Jahrhunderts geben das Jahr 1020 als Jahr der Fundation der Frauenkirche an, nach der slawischen Überlieferung wurde in diesem Jahr eine Holzkirche errichtet und durch Přibislav (wahrscheinlich der Hofkaplan des böhmischen Herzogs Oldřich) geweiht.
- Um 1170: (Nach Reinhold Spehr "vor 1170"[1]) Wahrscheinlich durch die Wettiner als Patronatsherren wird ein spätromanischer Steinbau auf 1,05 Meter dicken Wandfundamenten aus in Lehm verlegtem Plänerschiefer aufgebaut. Vermutlich gaben die Silberfunde in Freiberg 1168 einen finanziellen Impuls. 1169 war bereits die slawische Akademie Nisan geschlossen worden, ab etwa 1173 erfolgte der Aufbau der Brücke und der Stadt Dresden wahrscheinlich durch den Burggrafen von Dohna und in königlichem Auftrag (nach einer Mindermeinung erfolgte der Bau der steinernen Frauenkirche bereits um 1142 durch die Bischöfe von Meißen[2]).
- 1240: Ein Dresdner Pfarrer wird erstmals urkundlich erwähnt, ein Ulricus parochianus in Dresdene (6) - er erscheint als Zeuge in einer das Augustiner-Chorherrenstift St. Thomas zu Leipzig betreffenden Urkunde Heinrich des Erlauchten - die Parochie hat ihren Sitz in der Frauenkirche, die Kreuzkirche ist deren Filial (4)
- 30. Dezember 1284: Bischof Withego I. von Meißen erteilt dem Pfarrer von Dresden den Auftrag, seine weinbergbesitzenden Parochianen zu ermahnen, den geschuldeten Bischofszehnten an Wein bis spätestens Ende Februar 1285 zu entrichten (4)
- 1. Oktober 1289: Erste urkundliche Erwähnung der Frauenkirche als ecclesia in Dresden anläßlich des Präsentationsstreits zwischen dem Kloster Seußlitz und dem Archidiakon Arnold von Nisan mit Sitz in Briesnitz um die Besetzung der Pfarrstelle - Abt Heydolf vom Kloster Berge vor Magdeburg teilt dem Archidiakon mit, dass er „den Priester Albert von Lobeda […] als Pfarrer in der [Frauen-]Kirche zu Dresden eingesetzt und dessen Gegner Adolf in dieser Kirche Redeverbot auferlegt“ habe (4), (5)
- 1316: erste Erwähnung der Frauenkirche - Friedrich Klemme stiftet eine Gedächtnismesse im Chor der Kirche Unserer Lieben Frauen; Bischof Withego II. von Meißen bestätigt dem Kloster Seußlitz das Patronat der Dresdner Frauenkirche
- 1388: Kirchweihe der Frauenkirche (wahrscheinlich des gotischen Neubaus); im gleichen Jahr Neuweihe der Nicolaikirche auf den Namen Kirche zum Heiligen Kreuz
- 1395: Der Frauenkirche wird ein Altar gestiftet.
- 1404: Übergang des Patronatsrechts vom Meißner Bischof Thimo von Colditz auf den Markgrafen von Meißen Wilhelm den Einäugigen
- 1452: Umbau der Frauenkirche
- 1468: Ein Fenster und ein Schlussstein für die Sakristei
- 1469: Neue Tür und wahrscheinlich auch (neue) Wölbung der Sakristei
- 1470 bis 1483: spätgotischer Umbau
- 1470 bis 1472: Kirche (mit vier Türmchen) und Sakristei der Frauenkirche erhalten neue Dächer
- 1477 bis 1483: Anbau eines spätgotischen Langchors an die Frauenkirche
- 1483: Weihe des neuen Hauptaltars zum Abschluß des spätgotischen Umbaus
- 1497: die Frauenkirche erhält einen Dachreiter (3)
- 1539: Infolge der Einführung der Reformation in Dresden wird der Gottesdienst in der Frauenkirche eingestellt und nur noch in der Kreuzkirche abgehalten.
- 1556 - 1559: die Frauenkirche wird vergrößert (1), das Innere wird umgestaltet, eine Empore und feste Kirchensitze eingebaut (3), Kanzel von Hans Walther II.
- 1560 - 1565: ein neuer Frauenkirchhof wird angelegt (1)
- 1584: die Frauenkirche erhält einen 13 Ellen hohen Sandsteinaltar von Christoph Walther II. (1), (3)
- 26. April 1722: auf dem Glockenturm der alten Frauenkirche wird zum letztenmal geläutet. Alsbald begann man mit Abtragung des alten Glockenturmes und des Chorgewölbes, stützte auf der südwestlichen Seite die Mauern der Kirche und erhielt das baufällige Gebäude bis 1727. (2)
- 26. August 1726: Grundsteinlegung (mehr dazu) (2)
- Mit der Bauverwaltung waren der Bürgermeister Christian Schwarzbach, welcher über Einnahmen und Ausgaben Rechnung abzulegen hatte, und der Senator Johann Christoph Behnisch betraut; Bauschreiber war der Brückenamtsschreiber Christian Friedrich Rabenstein. Die technische Leitung war dem Ratszimmermeister George Bähr und dem Ratsmaurermeister Johann Christian Fehre. Zur Finanzierung veranstaltete man u. a. eine Lotterie im Breihahnhaus. (2)
- 1727: Abbruch der alten Frauenkirche (2)
- 27. Mai 1743: der vergoldete Turmknopf wird auf die Frauenkirche gesetzt (2)
- 13./14. Februar 1945: Die Frauenkirche übersteht die Luftangriffe nahezu unbeschadet. In den ersten Stunden des 14. Februar dringt das Feuer der brennenden Stadt in die Kirche ein. Sie brennt völlig aus.
- 15. Februar 1945: Am Vormittag stürzt die ausgebrannte Frauenkirche in sich zusammen. Durch die extreme Hitzeeinwirkung beim Brand der Kirche und während des Feuersturms in der Stadt war immer mehr Sandstein von den Stützpfeilern abgeplatzt. Diese konnten schließlich die etwa 12.000 Tonnen schwere Kuppel nicht mehr tragen.[3]
- Bis in die frühen 1990er Jahre lag der 22.000 Kubikmeter große Trümmerberg als Mahnmal im Dresdner Stadtzentrum. Bestrebungen zum Wiederaufbau der Frauenkirche gab es bereits seit dem Einsturz 1945, sogar eine Spendenkampagne mit einem Plakat von Paul Sinkwitz und erste technische Untersuchungen fanden statt, aber der Kirchenbau war kein vordergründiges Ziel in der DDR.[4] Das Dresdner Institut für Denkmalpflege und der Sächsische Landeskonservator Prof. Hans Nadler sorgten aber dafür, dass die Ruine nicht abgetragen, sondern gesichert wurde. In der ersten Hälfte der 1960er Jahre deklarierte die Stadt die Frauenkirchruine offiziell als Mahnmal des Krieges. Am 13. Februar 1982 versammelten sich erstmals junge Menschen mit Kerzen an der Ruine. So wurde die zerstörte Frauenkirche zum Symbol der DDR-Friedensbewegung.[5]
- 13. Februar 1990: Eine im November 1989 gegründete Bürgerinitiative für den Wiederaufbau der Frauenkirche tritt mit dem „Ruf aus Dresden“ an die Öffentlichkeit und ruft zu einer weltweiten Spendenaktion auf. In den Folgejahren erklären sich auch die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens und die Stadt Dresden bereit, den Wiederaufbau zu unterstützen.[6]
- 4. Januar 1993: Die "archäologische Enttrümmerung" beginnt. Die Kirchenreste werden gesichtet, erfasst und geborgen. Zehntausende Steine werden für den Wiederaufbau gesichert.
- 1. Juni 1993: Das stark beschädigte Turmkreuz mit dem dazugehörigen Knauf wird in den Trümmern gefunden.
- 27. Mai 1994: Der erste Stein zum Wiederaufbau wird gesetzt.
- 26. August 1996: Einweihung des wiedererrichteten Kellers der Frauenkirche als Unterkirche durch Landesbischof Volker Kreß[7]
- 30. Oktober 2005: festliche Weihe der wiederaufgebauten Frauenkirche[8]
- 7. September 2007: Für ihre Verdienste um den Wiederaufbau der Frauenkirche erhalten der Baudirektor Eberhard Burger, der Trompeter Ludwig Güttler und der Frauenkirchenstiftungs-Vorsitzende Bernhard Walter das Große Bundesverdienstkreuz.[9]
[Bearbeiten] Quellen
- (1) Woldemar von Seidlitz: Die Kunst in Dresden vom Mittelalter bis zur Neuzeit. Dresden 1921
- (2) Martin Bernhard Lindau: Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden. 2. verbesserte Auflage, Dresden 1885 (SLUB Digitalisat)
- (3) Fritz Löffler: Das Alte Dresden. Dresden 1956. S. 11
- (4) Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche Dresden e.V. (Hrsg.; Autoren: Dr. Claus Fischer, Dr. Hans-Joachim Jäger, Dr. Manfred Kobusch): Die Dresdner Frauenkirche. Von den Anfängen bis zur Gegenwart., Dresden 2007, ISBN: 978-3-00-021620-6, S. 13.
- (5) Harald Schieckel (Bearb.): Regesten der Urkunden des Sächsischen Hauptarchivs Dresden. Band 1., 948–1300. Rütten & Loening, Berlin 1960, S. 351.
- (6) Alexandra-Kathrin Stanislaw-Kemenah: Kirche, geistliches Leben und Schulwesen im Spätmittelalter, in: Geschichte der Stadt Dresden, Stuttgart 2005, Band 1, S. 200
- ↑ Reinhard Spehr: Grabungen in der Frauenkirche von Nisan/Dresden. In: Judith Oexle (Hrsg.): Frühe Kirchen in Sachsen. Ergebnisse archäologischer und baugeschichtlicher Untersuchungen. Konrad Theiss, Stuttgart 1994, S. 211.
- ↑ Dr. Uwe Miersch: Aus der Geschichte der Dresdner Frauenkirche. Webseite Landeskundlicher Reiseführer für Dresden & Umgebung (Ostsachsen).: Die im alten elbsorbischen Dorf Drezdzany, das im Gebiet des späteren Neumarktes lag, um 1142 gebaute, dem Bischof von Meißen unterstehende Kirche Zu Unserer Lieben Frau war ein einfacher romanischer Bau.
- ↑ http://www.frauenkirche-dresden.de/zerstoerung.html
- ↑ http://www.frauenkirche-dresden.de/erste-bestrebungen.html
- ↑ http://www.frauenkirche-dresden.de/mahnmal.html
- ↑ http://www.frauenkirche-dresden.de/wiederaufbau.html
- ↑ http://www.frauenkirche-dresden.de/bauchronik.html
- ↑ http://www.frauenkirche-dresden.de/weihe.html
- ↑ epd-Meldung, 7.9.2007
- 1756 Dresden – Dem Mythos auf der Spur, Asisis monumentales 360°-Panorama der Barockzeit in Dresden, Kathrin Francik/ Ulla Heise, Asisi Visual Culture GmbH, 2. Auflage 2009, ISBN 978-3-00-029599-7
- Dresden Stadtlexikon, edition Sächsische Zeitung, Siegmar Baumgärtel/ Klaus Gertoberens,1. Auflage 2009, ISBN 978-3-938325-61-2
- http://www.frauenkirche-dresden.de
Frauenkirchenglocke Hannah - Gesamtbild der Anlage an der Loschwitzer Straße 50
[Bearbeiten] Weblinks
- Kurs:1020-2020: Tausend Jahre Dresdner Frauenkirche Kurs für die Volkshochschule (Geschichtsweg mit acht Stationen) auf Wikiversity