929
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[Bearbeiten] Ereignisse
Siehe auch: Sorbenfeldzug Heinrich des Voglers 929
- Mai/Anfang Juni: Die ostfränkischen Truppen unter König Heinrich I. schlagen die Daleminzier. Nach zwanzigtägiger Belagerung erobern, plündern und brandschatzen sie deren Hauptburg in Gana und töten alle Erwachsenen. Alle Minderjährigen werden als Kriegsbeute verteilt und als Sklaven verkauft. Das Wort "Sklave" (spätmittelhochdeutsch "sklave" und "slave") ist entlehnt aus dem (mittel)lateinischen "sclavus" für die ethnische Gruppe der seit dem Mittelalter so genannten Slawen.[1]. Das Wort "Sklave" ist in den Kämpfen der Ottonen gegen die Slawen im 10. Jahrhundert entstanden. Bereits in der Sachsengeschichte des Widukind von Corvey (geschrieben um 960 bis 967[2]) und in den Quedlinburger Annalen (geschrieben 1007 bis 1025[3]) wird für Slawe anstatt "slavus" schon "sclavus" geschrieben.[4] Die Behauptung, Heinrich der Vogeler hätte nur die Männer (Verteidiger) der Burg Gana getötet, ist eine Falschbehauptung der römisch-katholisch dominierten Mittelalter-Geschichtsschreibung. Die zeitgenössischen Quellen schreiben eindeutig davon, daß alle Erwachsenen niedergemacht wurden, die sich in der eroberten Burg Gana befanden. In der Primärquelle der Sachsengeschichte des Widukind von Corvey (geschrieben etwa 960) ist zu lesen: „Die Beute aus der Burg überließ Heinrich I. den Kriegern, alle Erwachsenen wurden niedergemacht, die Knaben und Mädchen behielten ihr Leben für die Gefangenschaft.“ Deutlich schwammiger die Regesta Imperii, die sich auf Widukind beziehen: "Belagerung der stadt der Dalamantier Jahna (amt Oschatz am gleichnamigen flusse, Böttger Diöcesangrenzen 4,218 oder Niederjahna, amt und w. von Meissen, so Sprunner-Menke karte no 37 und Waitz Heinrich I. 3 124 wo auch andere unrichtige deutungen); nach 20 tagen eroberung plünderung tötung und gefangennahme der bewohner. Widukind I, 35".[5]
- Mit der Burg Gana zerstören die Truppen Heinrich des Voglers auch die Kirche Gana.
- Erste Junihälfte: Danach gründet Heinrich der Vogler an strategisch wichtiger Stelle (am westlichen Eingang zum Elbtalkessel) die Burg Meißen
- 15. Juni: Heinrich zieht über Nisan weiter nach Prag. Dabei wird die Burg Bresnice an der Eisernen Furt zerstört. Der Priester Gregor von Bresnice und die Nonne Aquilina von Nisan erleiden das Martyrium zusammen mit siebzehn Männern, welche ihren sorbisch-orthodoxen Priester noch in Sicherheit bringen wollten. Danach nehmen die überlebenden Nisaner das römisch-katholische Christentum an. Es kommt zu einer erzwungenen Massentaufe, der sich aber viele bereits sorbisch-orthodox Getauften durch Flucht entziehen. Diese Massentaufe hat aber keine tieferen Auswirkungen ähnlich der Massentaufe böhmischer Adliger einschließlich des Szupans Gněval von Dohna im Jahr 845.
- Ende Juni/Anfang Juli: Prag: Herzog Wenzel kann sich als Verhandlungspartner behaupten und durch Unterwerfung und Tributzahlungen das alte Verhältnis zum Ostfränkischen Reich wiederherstellt. Daraufhin wird Wenzel noch im gleichen Jahr (nach anderer Meinung erst 935) von seinem Bruder Boleslav I. ermordet.
- August/September: der Friede mit den westslawischen Völkern währt nicht so lange wie erhofft, es kommt zu einem "Grossen Slavenaufstand unter Führung der Redarier" (in der Gegend von Strelitz und Stargard) in den erst 928 tributpflichtig gemachten nordwestslawischen Gebieten [6]
- 4. September: "Die Grafen Bernhard und Thiatmar erringen bei Lunkini (Lenzen nw. von Wittenberge) einen grossen Sieg, erobern und plündern die Stadt; 200.000 Feinde sollen auf dem Schlachtfeld geblieben sein (während 50 Schwere Reiter den Ausgang entschieden!), ausführlich Widukind I,36. ... Nach Adam c. 58 nahmen die bei Lenzen überlebenden das Christentum an."[7] In den nördlichen, nicht ehemals vom Großmährischen Reich erfaßten Gebieten war noch die slawische Religion verbreitet.
- September: Hoftag in Quedlinburg. Hochzeit von Edgitha, der ersten Gemahlin von Otto I. und seit 936 durch die Thronbesteigung ihres Mannes bis zu ihrem Tod 946 Königin des Ostfrankenreiches[8][9]
[Bearbeiten] Geboren
- ...
[Bearbeiten] Gestorben
- * 15. Juni: der sorbisch-orthodoxe Heilige und Märtyrer Gregor von Bresnice wird in der Marienkirche von Bresnice durch Truppen König Heinrichs I. (des Voglers) erschlagen. Mit ihm sterben siebzehn Gefolgsleute, die versucht hatten, ihren Priester noch in Sicherheit zu bringen.[10]
- 15. Juni: die heilige Märtyrerin Aquilina von Nisan konnte sich noch mit der Fähre nahe der Elbfurt (am Ausgang der heutigen Münzgasse) vor den anrückenden bewaffneten Lateinern in Sicherheit bringen, wurde jedoch auf dem Weg nach Norden im Wald eingeholt. Unwürdig einer scharfen Strafe durch das Schwert wurde Aquilina in der Elbe ertränkt. Nachdem die Soldaten Heinrichs I. nach Prag weitergezogen waren, wurde Aquilina in der Nähe der Furt (in der heutigen Münzgasse) von ihren Anhängern beerdigt. Über ihrem Grab entstand 936 eine Kapelle, die zunächst Aquilina-Kapelle, später Margarethen-Kapelle genannt wurde.[11][12]
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ Das Wort „Sklave“ (spätmittelhochdeutsch sklave und slave; Appellativ, das sprachlich eins ist mit dem Volksnamen der Slaven, mittelgriechisch Sklabēnoi aus slawisch Slověninŭ mit einem von den Griechen eingeschobenen k, woraus ein Adjektiv sklabēnós entstand, welches im 6. Jahrhundert zum Substantiv sklábos wurde, ab 8. Jahrhundert mit der Bedeutung „Unfreier slawischer Herkunft“, woraus dann mittellateinisch sclavus wurde - vgl. Friedrich Kluge, Alfred Götze: "Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache". 20. Auflage. Hrsg. von Walther Mitzka. De Gruyter, Berlin/ New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 711 f.) wird häufig einer veralteten etymologischen Erklärung folgend vom griechischen Verb skyleúo, Nebenform skyláo ‚Kriegsbeute machen‘ hergeleitet - vgl. "Sklave". In: F. Kluge: "Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache". 1891. Die letzte Herleitung gilt aber bereits seit über einem halben Jahrhundert überholt und wird lediglich durch Abschreiberei als alter Zopf weiter mitgeschleppt, auch weil sie die Peinlichkeit der systematischen Versklavung, Vertreibung und Assimilierung der Westslawen durch die Deutschen bemänteln soll - vgl. Euphemismus Hüllwort, Hehlwort, Glimpfwort, Verbrämung, Beschönigung.
- ↑ Die Sachsengeschichte des Widukind von Corvey wurde 973 um die Jahre ab 967 mit Widmung an die ostfränkische Königin Mathilde ergänzt.
- ↑ Die Quedlinburger Annalen für die Jahre 1026 bis 1030 sind verloren gegangen.
- ↑ In einer am 11. Oktober 973 einem Sklavenhändler ausgestellte Urkunde (in den Monumenta Germaniae Historica enthalten) wird anstatt des lateinischen "servus" zum ersten Mal "sclavus" für ‚Sklave‘ benutzt.
- ↑ RI II,1 n. 23d, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0928-00-00_4_0_2_1_1_70_23d (Abgerufen am 30.11.2023).
- ↑ Heinrich I. - RI II,1 n. 23g: 929 ..., in Saxoniam: "Rückkehr nach der unterwerfung Böhmens und der andern Slavenvölker. Widukind I,35. Der friede (cum pax esset Widukind I,36) war von kurzer dauer. Grosser Slavenaufstand unter führung der Redarier (in der gegend von Strelitz und Stargard, vgl. Lisch in Jahrb. f. Mecklenb. Gesch. 3,10 ff.), welche Walsleben (n. von Stendal) plündern. Die gegen sie mit einem nur kleinen heer geschickten grafen Bernhard und Thiatmar erringen bei Lunkini (Lenzen nw. von Wittenberge) einen grossen sieg, erobern und plündern die stadt; 200.000 feinde sollen auf dem schlachtfeld geblieben sein (während 50 schwere reiter den ausgang entschieden!), ausführlich Widukind I,36 mit benutzung der Ann.Corb. 929 M. G. SS. 3,4 und Jaffé Bibl. 1,35, welche die schlacht auf den 4. sept. setzen: II. non. sept. feria VI, oriente sole facta est pugna valida iuxta flumen quod vocatur Alpia contra Sclavos von denen 120.000 fallen (= Ann. Quedlinb. 930 ib. 3, 54); (dass das Necr. Merseburg., Dümmler in N. Mittheil. des thür.-sächs. Vereins 11,240 = Thietmar I, 10(6) den tod des dort gefallenen grafen Liuthar zum 5. sept. setzen, widerspricht dem nicht). Dass der könig nicht selbst gegen die Redarier zu felde zog, hieng vielleicht mit einem drohenden Däneneinfall zusammen, den Adami Gesta Hammab. pont. I,57 ib. 7, 304 unmittelbar vor der schlacht von Lenzen erwähnt: Dani quoque Sclavos auxilio habentes primo Transalbianos Saxones, deinde cis Albim vastantes magno Saxoniam terrore quassabant. C. 58 At Heinricus (Ungarnsieg) itemque Behemos et Sorabos ab aliis regibus domitos et ceteros Sclavorum populos uno grandi praelio ita percussit (auch Ruotgeri v.Brunonis c. 4 ibid. 4,256 lässt die tyrannei der Normannen gerade durch die übersiedlung Bruns nach Utrecht (vgl. no 23h) besänftigt werden). ‒ Nach Adam c. 58 nahmen die bei Lenzen überlebenden das christentum an; von erhöhter missionstätigkeit melden auch die gleichzeitigen quellen: regem Abodritorum et Nordmannorum efficit christianos, Ann. Aug. 931 ib. 1, 69 und Jaffé Bibl. 3, 705, und daraus (aber Danorum statt Nordm.) Cont. Reginonis; Herimanni Aug. chr. und Chr. Suev. un., während die sächsischen ableitungen der Hersfelder ann. 931 M. G. SS. 3, 54. 55; 20, 785 daraus einen sonst nicht beglaubigten krieg gegen die Abodriten machen; wegen der bekehrung eines Dänenkönigs vgl. no 46b." In: RI II,1 n. 23g, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0929-00-00_3_0_2_1_1_73_23g (Abgerufen am 25.03.2024).
- ↑ RI II,1 n. 23g, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0929-00-00_3_0_2_1_1_73_23g (Abgerufen am 25.03.2024).
- ↑ Otto I. - RI II,1 n. 55d 929 ..., ....: "Vermälung mit der englischen princessin Edgith no 23h. Bereits zuvor hatte Otto mit einer edlen gefangenen Slavin ein verhältniss, dem ein sohn Wilhelm entspross. Widukind III, 75 und daraus Thietmar II, 35 (22); letzterer erläutert den ausdruck mater, licet peregrina, nobili tamen erat genere procreata durch matre quamvis captiva et Sclavonica, tamen nobili. Die geburt Wilhelms setzt die Cont. Reginonis in das iahr 928, aber gleichzeitig wie den feldzug gegen Böhmen (no 23e), also dürfte dieselbe 929 fallen, was auch wegen der iugend Ottos wahrscheinlicher ist; vgl. Köpke-Dümmler Otto I. 8 anm. 2." In: RI II,1 n. 55d, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0929-00-00_1_0_2_1_1_128_55d (Abgerufen am 25.03.2024).
- ↑ Heinrich I. - RI II,1 n. 23h. 929 sept. 00, Quitilingaburg: "Hoftag nach der in der folgenden urkunde erwähnten anwesenheit episcoporum procerumque et comitum. Hier wird der feierliche empfang der von Lenzen zurückgekehrten heerführer stattgefunden haben: victores reversi honorifice a rege sunt suscepti satisque laudati, Widukind I,36. Eo tempore (c. 37) erfolgte die vermälung des ältesten sohnes Otto mit Edgith der schwester des englischen königs Aethelstan, tochter des k. Eadward (Ethmund bei Widukind und Flodoardi Ann. 946) und dessen hochedlen gemalin (über Edgiths familie vgl. den brief Ethelwerds an Mathilde die tochter Ottos L M. G. SS. 10,459 anm. 32 und über die namensformen Waitz Heinrich I. 3 134). Heinrich hatte (unter dem grafen Hoolf, vgl. den prolog der unter erzb. Gero von Köln verfassten Ursulalegende Analecta Bolland. 3,8, der freilich in den nebenumständen irrt) eine werbungsgesandtschaft nach England geschickt, worauf die prinzessinen Edgith und Adiva zur auswahl an den deutschen hof geschickt worden waren und Otto sich für die ältere der beiden entschied. Hrosvithae Gesta Oddonis v. 68‒120 M. G. SS. 4,320: sehr ausgeschmückt bei Wilh. Malesbur. Gesta reg. Angl. c. 135 ib. 10, 459; vermälung ante regni susceptionem Liudprand Antap. IV, 17; patre vivente Thietmar II, 1 aus Widukind; das iahr ergeben ausser Widukind und no 24 auch die kurzen berichte der Ann. Lob. M. G. SS. 13,234, Ann. Quedlinb. ib. 3,54, während die Ann. s. Maximini ibid. 4,6 = Cont. Reginonis sie zu 930, aber in dasselbe iahr wie den tod Karls d. Einfältigen (= 929) setzen. Ueber die falsche berechnung des aufenthaltes der Edgith in Deutschland bei Widukind II,41 vgl. Waitz Heinrich I 3 .133. Vielleicht in diesem zusammenhang erfolgten die spenden Aethelstans an die deutschen klöster durch b. Keonwald. S. Gall. Verbrüderungsbuch M. G. L. confrat. 136. Als morgengabe erhielt Edgith Magdeburg, s. unten no 70 und vermutlich aus dieser urk. (vgl. Mittheil. des Inst. f. öst.GF. 7,336) Ann.Magdeb. 929 ib. 16,142. ‒ Etwa damals wurde der iüngste sohn Brun annos quatuor circiter habens (vgl. no 15) dem geistlichen stande gewidmet, (dem bischof Balderich V.Mahth. post. c. 22 ibid. 4,297 und urk. Ottos I. no 116) nach Utrecht zur erziehung gesendet und damit die wiederherstellung dieser stadt angebahnt. Ruotgeri v. Brunonis c. 4 ib. 4,256, Liudprandi Antap. IV, 15, vgl. die überarbeitete urk. Balderichs von 934, Heda-Buchelius 75." In: RI II,1 n. 23h, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0929-09-00_1_0_2_1_1_74_23h (Abgerufen am 25.03.2024).
- ↑ "Vita des Gregor" und "Sorbisch-orthodoxes Synaxarion".
- ↑ Am 22. Mai 998 wurde diese Kapelle von dem Archimandriten Ignatios von Krakau der heiligen Margareta von Antiochia geweiht. Die Kapelle gehörte zu diesem Zeitpunkt zur Ikonenschule Nisan unter der Leitung von Tatiana von Krakau und wurde danach als Margarethen-Kapelle bezeichnet. Ab Ende September/Anfang Oktober 1017 bis zum 8. September 1020 (der Weihe der hölzernen Frauenkirche) war diese Kapelle gleichzeitig das Katholikon der Akademie Nisan, deren Katholikon durch die Truppen König Heinrichs II. (des Heiligen) mit der Burg Bresnice zerstört wurden war.
- ↑ "Vita der Aquilina" und "Sorbisch-orthodoxes Synaxarion".