Gero
Gero (* um 900; † 20. Mai 965) galt als erster und einziger Markgraf der Ostmark und damit auch Herrscher der heutigen sächsischen Gebiete. Allerdings handelte es sich dabei um eine Überinterpretation seiner Aufgaben bei der Durchsetzung der Tributpflicht der sorbischen Bevölkerung gegenüber dem deutschen König, die seinerzeit noch nicht mit einer territoriellen Integration verbunden war.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Gero entstammte einem (nieder-)sächsischen Geschlecht, das mit den Liudolfingern verwandt war. Sein Vater, Thietmar, war Erzieher und Vertrauter von König Heinrich I. Sein Bruder Sigfrid († 937) war königlicher Statthalter in Sachsen und besaß die Grafschaft im östlichen Grenzgebiet an der mittleren Elbe und unteren Saale.[1]
König Otto I. betraute Gero 937 in der Nachfolge des verstorbenen Bruders mit der Grenzwacht gegen die Slawen. Das von ihm beherrschte Gebiet umfasste große Teile der heutigen Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg zzgl. Berlin und Mecklenburg-Vorpommern. Gero verband ungewöhnliches kriegerisches Talent mit hoher Einsicht und Tatkraft und wurde der eigentliche Begründer der deutschen Herrschaft in den Slawenländern östlich der Elbe. Dabei ging er häufig brutal vor. 939 ließ er 30 sorbische Fürsten ermorden, um deren Aufstände zu beenden. 941 hatte Gero den größten Teil der Gebiete an der mittleren Elbe und unteren Saale unterworfen. Neben Waffengewalt setzte er erfolgreich auf Verrat durch einzelne sorbische Fürsten. In den eroberten Gebieten wurden Burgwarde angelegt, um das Land dauerhaft zu beherrschen. Zudem entstanden in Havelberg und Brandenburg neue Bistümer.
Als Gefolgsmann des Königs wurde Gero in die kriegerischen Konflikte um Otto I., den Aufstand von dessen Sohn gegen den Vater und den großen Einfall der Ungarn im Jahre 955, hineingezogen, der die bereits unterworfenen Sorben zu einem nochmaligen Aufstand ermutigte. Gero soll die Truppen Ottos bei der entscheidenden, siegreichen Schlacht gegen die Ungarn am 16. Oktober befehligt haben. Zur Absicherung der eroberten Oberlausitz ließ er um 958 in Bautzen sorbische Befestigungsanlagen zu einer Burg ausbauen.[2] Bis 963 wurden die Sorben wieder vollständig unterworfen.
963 drang Gero noch über die Oder hinaus vor, zwang auch Polen zur Anerkennung der deutschen Oberhoheit und zur Tributzahlung. Er band damit den Piasten-Staat politisch und kirchlich an das Reich und durch Verheiratung von Dubrawka, einer Tochter des Böhmenherzogs Boleslav I., mit dem polnischen Herzog Mieszko an Böhmen.[3] Darauf pilgerte er nach Rom, legte sein Schwert auf dem Altar Petri nieder und starb bald nach seiner Rückkehr. Seine ganze Habe vermachte er dem von ihm auf einem seiner Erbgüter gestifteten Kloster Gernrode am Harz, wo er auch begraben wurde.
Nach Geros Tod wurden die Gebiete der sogenannten Ostmark aufgeteilt und stärker an das Reich gebunden. Im Süden entstand die Mark Meißen und das Bistum Meißen wurde gegründet. Markgraf von Merseburg wurde Günther.
[Bearbeiten] Quellen
- Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 658.
- Heinemann, Otto von, "Gero" in: Allgemeine Deutsche Biographie 9 (1879), S. 38-39
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Schlesinger, Walter, "Gero" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 312-314
- ↑ Die Oberlausitz auf dresden-und-sachsen.de
- ↑ Eintrag bei www.manfred-hiebl.de/genealogie-mittelalter
[Bearbeiten] Weblinks
- Gero in der deutschsprachigen Wikipedia
- Markgraf Gero und die Ottonische Ostexpansion
- Eintrag auf geni.com