Anna Constantia Reichsgräfin von Cosel
Anna Constantia Reichsgräfin von Cosel (* 17. Oktober 1680 auf Deppenau; † 31. März 1765 in Stolpen) war unter den Mätressen des Königs August II. von Polen, Kurfürst von Sachsen, diejenige, die sich mit neun Jahren am längsten und zugleich am einflussreichsten in dessen Gunst zu halten wusste.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Als Hofdame der Erbprinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel heiratete sie 1699 den kursächsischen Kabinettsminister von Hoym und lebte in der ersten Zeit der Ehe fern vom Hof auf den Gütern des Ehemanns. Im Weinrausch schwärmte dieser jedoch von ihrer Schönheit und August ließ sie nach Dresden kommen. Die Ehe wurde 1706 geschieden. Sie nahm den Namen Cosel an und erhielt 1707 auf des Königs Wunsch den Titel einer Reichsgräfin.
Die Cosel gewann über den prachtliebenden König, der ihr ab 1705 für 200.000 Taler von Johann Friedrich Karcher und Matthäus Daniel Pöppelmann das Taschenbergpalais bauen ließ, große Macht. Er erkannte sogar schriftlich die gemeinsamen Kinder an. Damit zog sie sich den Neid vieler Höflinge zu. Den Kanzler Graf von Beichling, der ihre Verschwendungssucht und Anmaßung missbilligte, konnte sie stürzen. Ihrem entschiedensten Feind, Jakob Heinrich von Flemming, gelang es jedoch, sie beim König in Misskredit zu bringen. Als sie dem 1716 in Warschau weilenden Könige dahin folgen wollte, wurde sie zunächst durch den Einfluss einer neuen polnischen Geliebten von der Grenze nach Dresden zurückgewiesen und vor des Königs Rückkehr von da entfernt. Vergeblich suchte sie Zuflucht in Berlin, verweilte dann in Halle. Da sie sich weigerte, das Dokument, worin Friedrich August sie und ihre Kinder anerkannt hatte, herauszugeben, wurde sie verhaftet und am 24. Dezember 1716 nach der Festung Stolpen gebracht. Auch über den Verbleib ihres Vermögens verweigerte sie jede Auskunft.
Die Cosel war eine der schönsten und geistreichsten Frauen ihrer Zeit und besonders in der französischen Literatur bewandert. Sie blieb in Stolpen bis zu ihrem Lebensende, obwohl ihr der Thronfolger August III. (ab 1733) die Freiheit angeboten hatte. Sie bezog in Stolpen weiterhin ihre großen Jahresgelder, welche sie sogar während der Besetzung Sachsens durch Friedrich II. im Siebenjährigen Krieg, wenn auch nur in der geringhaltigen, Ephraimiten genannten Münzsorte empfing, mit denen sie vielleicht aus Unmut oder Langeweile die Wände ihrer Zimmer benagelte.
Die Coselgasse trägt seit dem Jahr 2000 ihren Namen, die MS Gräfin Cosel seit 1994.
[Bearbeiten] Familie
Cosels Vater war der dänische Oberst von Brockdorf. Mit August dem Starken hatte sie einen Sohn, Friedrich August (Graf von Cosel, geb. 1712, General der Infanterie und Kommandant des Gardekorps, erbaute das Coselsche Palais in Dresden, legte den Coselschen Garten an und starb 1770 zu Sabor in Schlesien) und zwei Töchter: Auguste Konstanze (1708–1728, heiratete den Oberkammerherrn von Friesen), Friederike Alexandrine (1709–1784, heiratete den polnischen Großschatzmeister Grafen Moszinski).
[Bearbeiten] Quellen
- Damen Conversations Lexikon, Band 3. 1835, S. 17-18
- Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 305
- Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 480