Joseph Grassi
Joseph Grassi (* 22. April 1757; † 7. Januar 1838 in Dresden), auch Ritter von Grassi, war ein italienischstämmiger Maler. Nach eigenen Angaben wurde er in Wien geboren, nach anderen Quellen unter dem Namen Giuseppe in Udine. Grassi liebte es, sich jünger darzustellen als er war, und machte um seine Jugend ein großes Geheimnis.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Grassi wurde in Wien künstlerisch ausgebildet und erwarb sich rasch einen Namen als Porträtist des Hochadels. Wolfgang Amadeus Mozart zählte er zu seinen engen Bekannten.[1] Es ist überliefert, dass es die frühere Niederlage im Wettbewerb um ein Reisestipendium war, die ihn später veranlasste, nach Warschau zu gehen. Seine künstlerische Arbeit wurde seinerzeit von den Juroren als preiswürdig erachtet, er selbst aber als zu jung. Daraufhin wurde ihm Heinrich Friedrich Füger vorgezogen, der in Rom schließlich bei Anton Raphael Mengs studierte.
Grassi verdiente sich in Warschau seinen Lebensunterhalt als Porträtmaler und zählte selbst den König zu seinen Auftraggebern. Es mangelte ihm an ernstzunehmender Konkurrenz und so wurde er schnell wohlhabend. Dieses Vermögen verlor er aber schon 1793 wieder im Zuge des Bankrotts seiner Bank. Während der folgenden revolutionären Ereignisse richtete sich die Wut des Volkes auch gegen Grassi, der russische Generäle gemalt hatte. Als sein Atelier gestürmt wurde, schützte ihn ein Porträt des Revolutionsführers Kosciuszko, den er ebenfalls gemalt hatte und der ihm schließlich auch die Ausreise nach Wien ermöglichte.
1799 erhielt Grassi den Ruf als Professor an die Kunstakademie Dresden. Zu seinen Schülern gehörten Carl Christian Vogel von Vogelstein, Moritz Retzsch und Gustav Heinrich Naecke. Grassi trat in Verbindung mit dem Herzog August von Sachsen-Gotha, dessen Schlafzimmer er mit Figuren aus dessen Märchen "Panedonia" ausgestaltete (Museum Gotha).[2] Sein Haus, die Villa Grassi, befand sich im Plauenschen Grund und war ein beliebter Treffpunkt der Dresdner Künstlerschaft. Friedrich August der Gerechte verlieh ihm das Ritterkreuz des Verdienstordens. 1816 ging Grassi als Studiendirektor der sächsischen Kunstschule nach Rom, wo er aber wenig erfolgreich blieb (selbst sein Dresdner Schüler Carl Christian Vogel von Vogelstein wandte sich von ihm ab). Grassi kehrte 1821 nach Dresden zurück, ohne jedoch an seine früheren Erfolge anknüpfen zu können. Er wohnte zuletzt Moritzstraße 752.[3]
[Bearbeiten] Werke
Grassi gehörte zu den bedeutendsten Porträtmalern seiner Zeit.[4] Seine Werke wurden gerühmt für die Grazie, die er namentlich Frauenbildnissen zu verleihen wusste (Königin Luise von Preußen, ehemals im königlichen Schloss zu Berlin), und für die Frische und Zartheit des Kolorits. Die Dresdener Gemäldegalerie erhielt von ihm die Halbfiguren Johannes des Täufers und des Apostels Petrus. Viele Gemälde aus seiner Warschauer Zeit gingen in den Kriegen des 20. Jahrhunderts verloren. Mehrere seiner Werke befinden sich in der Eremitage St. Petersburg.
[Bearbeiten] Quellen
- Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 244-245.
- Clauß: Grassi, Joseph. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 9, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 592 f.
- Friedrich August Schmidt, Bernhard Friedrich Voigt: Neuer Nekrolog der Deutschen, 1840
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Joseph Grassi. Porträt Wolfgang Amadeus Mozarts (?)
- ↑ Elisabeth Meixner: Grassi, Joseph. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, S. 4 f.
- ↑ Adressbuch der Stadt Dresden, 1836
- ↑ Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 127