1838
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[Bearbeiten] Ereignisse
- das Bartholomäushospital am Freiberger Platz wird abgebrochen
- Gründung eines 2. Frauenvereins unter dem Protektorat der Königin und eines Asyls für taubstumme Mädchen (Liliengasse) im Hause des Vereins, unabh. von der Taubstummenanstalt
- 26. März: nach knapp zweijähriger Bauzeit wird die Mälzerei, die Brauerei, der Lagerkeller und der Brauereiausschank des "Actienvereins der Societätsbrauerei zu Dresden" eingeweiht. Noch 1838 erfolgt in Anlehnung an das benachbarte Jagdschloss die Umbenennung in Waldschlößchen AG, eine der ersten Brauereien Sachsens, die ganzjährig Weißbier herstellte. Mit jährlich 1,5 Millionen Hektolitern lag die Stadt Dresden damals nach Berlin und München an dritter Stelle der Bierproduktion im Deutschen Bund.
- 1. Juli: Einweihung des neuen Materni-Hospitals am Freiberger Schlag mit 72 Wohnungen (heute Elsa-Fenske-Heim)
- 19. Juli: Mit der Eröffnung des Vorortverkehrs der Leipzig-Dresdner Eisenbahn auf der Strecke Dresden – Radebeul-Weintraube (8,18 km) wird der Öffentliche Personennahverkehr in Dresden eingeführt
- 16. September: Eröffnung des Teilstückes Weintraube über Coswig bis zum Bahnhof Oberau (16 km) vor dem damals sich im Bau befindlichen Oberauer Tunnel - ab Dresden (Eisenbahnhof) sind jetzt 24 km befahrbar
- Ab 4. Oktober: die altlutherischen Stephanianer ("Apostolisch-lutherische Episkopalkirche zu Stephansburg") des Predigers der Böhmischen Gemeinde in der Johanniskirche, Martin Stephan, verlassen in Gruppen mit den damals neuen Elbdampfern und Dampfwagen der Eisenbahn über Niederau / Leipzig Dresden in Richtung Hamburg und Bremen
- die spektakuläre Auswanderung von 665 (sachsenweit sogar 800) Andersgläubigen geschah unter großem Auflauf und Teilnahme von Verwandten und Neugierigen, die in Dresden an der Elbbrücke und am Eisenbahnhof der Abfahrt der Exulanten beiwohnten - die Zeitungen berichten über zu Herzen gehende Abschiedsszenen
- "Das hiesige Publicum beschäfftigen die Auswanderer nach Amerika, welche seit einiger Zeit fast täglich die Elbe oder die Eisenbahn bis Oberau zum Anfange ihrer weiteren Reise benutzen"[1]
- 14. Oktober: ein neuer Fahrplan für die "Taͤglichen Dampfwagenfahrten" tritt in Kraft. Täglich fährt ein Dampfwagen zweimal vom Eisenbahnhof zum Bahnhof Oberau und wieder zurück: "Von Dresden nach Oberau. 8 Uhr vormittags und 3 Uhr nachmittags" sowie "Von Oberau nach Dresden. 9 ½ vormittags und Uhr 5 Uhr nachmittags." Dabei hält der Dampfwagen auf dem Bahnhof (Radebeul-)Weintraube. Sonntags gibt es je nach Bedarf auch Sonderfahrten. Darüber hinaus können Extra-Fahrten geordert oder angekündigt werden.[2]
- 14. Oktober: zum ersten Mal fahren Omnibus-Wagen vom Pirna'schen=Thorplatz, vom See=Thorplatz und vom Wilsdruffer=Thorplatz über die Augustusbrücke zu den Dampfwagen vom Eisenbahnhof ab. Die Abfahrzeiten sind eine halbe Stunde vor denen der Dampfwagen: 7 ½ Uhr vormittags und 2 ½ Uhr nachmittags[3]. Diese Omnibus-Wagen sind die ersten Pferdeomnibusse mit festem Verdeck in Deutschland.
- 25. Oktober: der Prozess gegen Martin Stephan wird durch Königliche Abolition (Einstellung des Verfahrens durch Begandigung) niedergeschlagen - sein einjähriger Hausarrest wird aufgehoben und im wird gnädigst die Ausreise gestattet
- 30. Oktober: Martin Stephan verlässt als letzter der Auswanderer mit seinem ältesten Sohn Dresden in Richtung Bremen zur Einschiffung nach Missouri in den USA (Begründung der zweitgrößten lutherischen Kirche Amerikas mit heute fast 2 Millionen Mitgliedern, der Lutheran Church – Missouri Synod)
- 7. November: Erlass der neuen Landgemeindeordnung[4]
[Bearbeiten] Geboren
- 1. September in Weimar: Friedrich Preller der Jüngere, Maler
[Bearbeiten] Gestorben
- 7. Januar: Joseph Grassi, Maler
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ "Allgemeine Kirchenzeitung" vom Oktober 1838.
- ↑ "Taͤgliche Dampfwagenfahrten vom 14. October an bis auf weitere Bekanntmachung. Vorm. Nachm. Von Leipzig nach Machern, Wurzen und Dahlen. 8 Uhr 2 Uhr. Von Dahlen nach Wurzen und Leipzig. 10 Uhr 4 Uhr. Von Wurzen nach Machern und Leipzig. 10 ½ Uhr 4 ½ Uhr. Von Machern nach Leipzig. 10 ½ Uhr 4 ½ Uhr. Von Machern nach Wurzen und Dahlen. 8 ½ Uhr 2 ½ Uhr. Von Dresden nach Oberau. 8 Uhr 3 Uhr. Von Oberau nach Dresden. 9 ½ Uhr 5 Uhr. Außerdem stattfindende Sonntags= oder Extrafahrten werden besonders angekuͤndigt. An Leipziger Markttagen wird bei Borsdorf und Posthausen, zwischen Dresden und Oberau aber taͤglich bei der Weintraube angehalten." In: Dresdner Anzeiger vom 18. Oktober 1838.
- ↑ Dresdner Anzeiger vom 13. Oktober 1838 als Digitalisat (abgerufen am 4. Juli 2024): "Um die Communication zwischen den entfernteren Theilen hiesiger Stadt und namentlich zwischen der Altstadt, den Vorstaͤdten und Friedrichstadt mit dem Eisenbahnhof zu erleichtern, hat die unterzeichnete Behoͤrde einem aus hiesigen Lohnkutschern zusammen getretenen Vereine Concession zu regelmaͤßigen Verbindungsfahrten mit sogenannten Omnibus-Wagen dergestalt ertheilt, daß vom 14. d. Mts an, taͤglich eine halbe Stunde vor jedesmaliger Abfahrt der Dampfwagen vom hiesigen Bahnhofe, die Omnibus-Wagen aus der Altstadt nach dem Bahnhofe fahren, und ebenso zur Zeit der jedesmaligen Ankunft der Dampfwagen im Bahnhofe (wo die Direktion der Eisenbahngesellschaft wenigstens vor jetzt einen schicklichen Platz anzuweisen sich erboten hat) zur Ruͤckfahrt nach den entlegenen Stadttheilen bereit stehen sollen. Die Fuhrloͤhne sind auf - 1 gl. - fuͤr die Person festgestellt, und soll jedem Fahrlustigen freistehen, fuͤr diesen Preis 10 Pfd. Gepaͤck mitzunehmen; wer uͤber 10 Pfd. Gepaͤck mit sich fuͤhren will, soll dafuͤr anderweit - 1 gl.- bezahlen. Die Fahrten selbst sollen vor jetzt so stattfinden, daß zu gleicher Zeit 3 Omnibus-Wagen von drei verschiedenen Plaͤtzen der Stadt, naͤmlich vom Pirna'schen=, See= und Wilsdruffer=Thorplatz ab, und, so viel den ersteren anlangt, durch die Pirna'sche Gasse uͤber den Neumarkt und die Augustusbruͤcke, so viel den zweiten anlangt, durch die See= und Scheffelgasse uͤber die Wallstraße und durch das Klosterthor, so viel aber den dritten anlangt, durch die Wilsdruffer= und Schloßgasse, uͤber die Bruͤcke nach dem Eisenbahnhofe, wo sie 10 Minuten vor der jedesmaligen Abfahrt des Dampfwagens einzutreffen haben, fahren, bei den Ruͤckfahrten aber denselben Weg innehalten. Auch wird jeder dieser Omnibus-Wagen mit einem Schilde versehen seyn, auf welchem die Namen der Hotels und Gasthaͤuser angegeben sind, bei welchen er vorbeifaͤhrt. Die Direction des gedachten Vereins haftet bei eigner Verantwortlichkeit und Verpflichtung zur Schadloshaltung der Betheiligten fuͤr die puͤnktliche Ankunft der Omnibus-Wagen im Bahnhofe. So weit es der innere Raum der Wagen gestattet, ist der Fuͤhrer derselben verpflichtet, waͤhrend der Fahrten uͤberall, wo sich Fahrlustige melden, dieselben aufzunehmen; damit aber dadurch nicht die Fahrt selbst aufgehalten wird, werden die Fahrlustigen, namentlich, wenn sie in den Hotels und Gasthaͤusern den Omnibus-Wagen erwarten, bei dessen Vorbeifahrt sich, resp. mit ihrem Gepaͤck moͤglichst bereit halten, und wird sich jeder Omnibuswagen waͤhrend der Fahrt durch das Laͤuten einer Glocke von ferne kennbar machen. Uebrigens hat sich der Omnibus-Fahrten=Verein verbindlich gemacht, durch Anschaffung eigener, besonders hierzu eingerichteter Wagen, zuverlaͤssige Fuͤhrer, sowie durch sonstige zweckmaͤßige Einrichtungen dieses Institut dem Publikum so nuͤtzlich und bequem als moͤglich zu machen. Dresden, den 8. October 1838. — Die Stadt=Polizei=Deputation. Helfig. Flath, Act."
- ↑ von Bosse, Hans Alexander: "Die Selbstverwaltung in den Landgemeinden und die damit gemachten Erfahrungen",
Vortrag in der Ökonomischen Gesellschaft im Königreich Sachsen, 8. Februar 1878, Mitteilungen S. 79; Digitalisat bei der SLUB