Johanniskirche
1556 beschwerten sich die Kirchen- und Schuldiener bei der Visitation, dass ihnen der Weg zum Kirchhof bei der Bartholomäuskapelle zu weit sei. Der Rat kaufte daraufhin Grundstücke am Salomonistor, so 1571 einen Garten vom Bürgermeister Hans Walther für 400 Gulden, 1575 Kunz Liebers Garten. Die Kirche wurde aus zwei nebeneinanderstehenden Häusern hergerichtet.
Nachdem die böhmische Gemeinde in Dresden durch den Zustrom aus Pirna stark angewachsen und mit dem Westfälischen Frieden 1648 klar geworden war, dass eine Rückkehr der Exulanten nach Böhmen unmöglich sein würde, wurde am 23. August 1649 erstmals eine Bittschrift zur Gewährung eines öffentlichen böhmischen Gottesdienstes verfasst. Man wagte aber zunächst nicht, die Bittschrift dem Kurfürsten Johann Georg I. vorzulegen, der nur die weitere Durchführung von Hausgottesdiensten gestattete. Am 15. Mai 1650 (nach WECK schon 1649) wurde die Mitnutzung der Johanniskirche durch die böhmische Gemeinde erlaubt, deren Gottesdienste nach den deutschen stattfanden. Mit Spenden und staatlichen Zuschüssen konnte sich die Gemeinde einrichten. Die Kirche wurde fortan Die Böhmische genannt. Mithilfe von Spenden konnte 1670 das Ebelsche Haus als Pfarrhaus erworben werden. Es brannte während des Siebenjährigen Krieges nieder.
Die Pfarrer der böhmischen Gemeinde waren anfangs aus Prag verbannte Theologen wie Johannes Hertwitz, ehemals St. Stephan Prag. Große Verdienste erwarb sich besonders Georg Petermann, der von 1747 bis 1792 im Amt war und sich auch erfolgreich um den Wiederaufbau des Pfarrhauses 1770 bemühte.
1748 wurde die Johanniskirche abgerissen und durch den Ratsbaumeister Christian Heinrich Eigenwillig aus Pirnaischem Sandstein 1789 neu erbaut und 1795 eingeweiht. 1815 heißt die an ihr vorbeiführende Straße Johannisgasse. Am Silvesterabend 1860 wurde bereits der letzte Gottesdienst gehalten, danach wurde die Kirche wegen Baufälligkeit geschlossen, 1861 abgerissen und das Grundstück verkauft. Anschließend wird das Gelände eingeebnet und die Johann-Georgen-Allee gebaut. Mit dem Erlös aus dem Grundstücksverkauf konnte die deutsche Gemeinde ein Großteil der Baukosten für die neue Johanneskirche bestreiten. Die recht wohlhabenden Nachfahren der böhmischen Einwanderer ließen an der Wittenberger Straße Ecke Paul-Gerhardt-Straße die neogotische Erlöserkirche als Ersatz bauen.[1][2]
[Bearbeiten] Anhang
[Bearbeiten] Siehe auch
- Johanneskirche, die Unterscheidung ist nicht immer ganz sauber oder gar nicht möglich, handelt es sich doch einerseits um die lateinische Schreibweise Johannis und andererseits um die eingedeutschte Variante Johann. Die Kirchen sind Johannes dem Täufer oder dem Apostel Johannes gewidmet.
- Johanniskirchhof
[Bearbeiten] Ansichten
- Die Johanniskirche in Dresden vor 1861, Lithographie von Moritz Krantz, Bestand Deutsche Fotothek
[Bearbeiten] Literatur
- Neue Sächsische Kirchengalerie, Ephorie Dresden 1, VII. Die Parochie der Johanneskirche, von Pfarrer Lic. theol. P. Flade Dresden, Verlag Arwed Strauch, Leipzig 1906
- Richard SCHMERTOSCH VON RIESENTHAL, Die böhmischen Exulanten unter der kursächsischen Regierung in Dresden, in: NASG 22, 1901, S. 291-343
- Christian ADOLPH PESCHECK, Die böhmischen Exulanten in Sachsen, S. Hierzel Leipzig, 1857