Seetor
Das Seetor befand sich am Ende der Seegasse als Verbindung zwischen Altmarkt und der Seevorstadt. Es war das südliche der vier Haupttore der mittelalterlichen Stadt Dresden, die in alle vier Himmelsrichtungen gingen.
Erstmals erwähnt wurde das Stadttor im Jahr 1403, die Seegassin bereits 1324.
Das Tor wurde im Jahr 1538 teilweise abgetragen.[1] Georg der Bärtige ließ alle alten Dresdner Türme abtragen und erneuern, nur der Torturm des Wilsdruffer Tores fand 1521 sein Gefallen, weswegen er diesen nur renovieren, aber gleichzeitig auch erhöhen ließ. Wahrscheinlich verhinderte nur der Tod des Kurfürsten im Jahr 1539, dass der Torturm wie andere auch gänzlich abgetragen wurde.
1550 wurde das Seetor im Rahmen der Bastionärbefestigung von Dresden durch Kurfürst Moritz vermauert und von Melchior Trost zum Gefängnis umgebaut.
Im Jahr 1738 wurde das seit 1556 geschlossene Georgentor wieder eröffnet.
In diesen 182 Jahren wurde der Verkehr nicht wie bis dahin über die Schloßstraße geleitet, die am Georgentor beginnt, sondern durch das von Melchior Trost erweiterte neue Elbtor über die Augustusstraße. Der Verkehrsfluss verlief nicht mehr wie seit alters her über den Altmarkt (1400 "margt", 1410 "ring", 1452 "forum"), sondern über den erst um 1530 eingemeindeten und um 1550 durch Abtragung der ältesten Stadtmauer erweiterten Neumarkt um die Frauenkirche.
Ab 1738 gab es die Überlegung, die Nord-Süd-Passage durch die Festungsstadt Dresden wieder zu eröffnen, wie sie vor 1550 bestanden hatte. Nach achtjähriger Vorbereitung wurde 1746 das Seetor wieder geöffnet und nach Plänen von Maximilian von Fürstenhoff neu gestaltet.
1811 wurde das Wilsdruffer Tor abgerissen. Im Anschluss sollten das Pirnaische Tor und das Seetor folgen. Der Rußlandfeldzug Napoleons stoppte aber 1812 die befohlene Entfestigung, die 1813 wegen der Schlacht von Dresden in eine neuerliche Befestigung überging.
Der Abriß des Seetores erfolgte im Rahmen der Entfestigung im Jahr 1821. Von 1820 bis 1821 wurde auch das Pirnaische Tor abgerissen. Nur das Nordtor von Dresden, das zum Georgentor umgebaute Elbische Tor blieb von den vier Haupttoren bis heute erhalten.
Am 14. Oktober 1838 fuhren zum ersten Mal Omnibus-Wagen vom Pirna'schen=Thorplatz, vom See=Thorplatz und vom Wilsdruffer=Thorplatz über die Augustusbrücke zum Eisenbahnhof ab.[2] Diese Pferdeomnibusse waren die ersten mit festem Verdeck in Deutschland.
Seit Juni 2011 erinnert die begehbare Installation „Trichter“ an das Seetor.
[Bearbeiten] Quellen
- Folke Stimmel u. a.: Stadtlexikon Dresden A – Z. 2., überarbeitete Auflage, Verlag der Kunst, Dresden 1998, ISBN 3-364-00304-1.
- Otto Richter: Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Stadt Dresden, 1885
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ Cornelius Gurlitt: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, Stadt Dresden (Bd. 21 bis Bd. 23), S. 313.
- ↑ Dresdner Anzeiger vom 13. Oktober 1838 als Digitalisat (abgerufen am 4. Juli 2024): "Um die Communication zwischen den entfernteren Theilen hiesiger Stadt und namentlich zwischen der Altstadt, den Vorstaͤdten und Friedrichstadt mit dem Eisenbahnhof zu erleichtern, hat die unterzeichnete Behoͤrde einem aus hiesigen Lohnkutschern zusammen getretenen Vereine Concession zu regelmaͤßigen Verbindungsfahrten mit sogenannten Omnibus-Wagen dergestalt ertheilt, daß vom 14. d. Mts an, taͤglich eine halbe Stunde vor jedesmaliger Abfahrt der Dampfwagen vom hiesigen Bahnhofe, die Omnibus-Wagen aus der Altstadt nach dem Bahnhofe fahren, und ebenso zur Zeit der jedesmaligen Ankunft der Dampfwagen im Bahnhofe (wo die Direktion der Eisenbahngesellschaft wenigstens vor jetzt einen schicklichen Platz anzuweisen sich erboten hat) zur Ruͤckfahrt nach den entlegenen Stadttheilen bereit stehen sollen. Die Fuhrloͤhne sind auf - 1 gl. - fuͤr die Person festgestellt, und soll jedem Fahrlustigen freistehen, fuͤr diesen Preis 10 Pfd. Gepaͤck mitzunehmen; wer uͤber 10 Pfd. Gepaͤck mit sich fuͤhren will, soll dafuͤr anderweit - 1 gl.- bezahlen. Die Fahrten selbst sollen vor jetzt so stattfinden, daß zu gleicher Zeit 3 Omnibus-Wagen von drei verschiedenen Plaͤtzen der Stadt, naͤmlich vom Pirna'schen=, See= und Wilsdruffer=Thorplatz ab, und, so viel den ersteren anlangt, durch die Pirna'sche Gasse uͤber den Neumarkt und die Augustusbruͤcke, so viel den zweiten anlangt, durch die See= und Scheffelgasse uͤber die Wallstraße und durch das Klosterthor, so viel aber den dritten anlangt, durch die Wilsdruffer= und Schloßgasse, uͤber die Bruͤcke nach dem Eisenbahnhofe, wo sie 10 Minuten vor der jedesmaligen Abfahrt des Dampfwagens einzutreffen haben, fahren, bei den Ruͤckfahrten aber denselben Weg innehalten. Auch wird jeder dieser Omnibus-Wagen mit einem Schilde versehen seyn, auf welchem die Namen der Hotels und Gasthaͤuser angegeben sind, bei welchen er vorbeifaͤhrt. Die Direction des gedachten Vereins haftet bei eigner Verantwortlichkeit und Verpflichtung zur Schadloshaltung der Betheiligten fuͤr die puͤnktliche Ankunft der Omnibus-Wagen im Bahnhofe. So weit es der innere Raum der Wagen gestattet, ist der Fuͤhrer derselben verpflichtet, waͤhrend der Fahrten uͤberall, wo sich Fahrlustige melden, dieselben aufzunehmen; damit aber dadurch nicht die Fahrt selbst aufgehalten wird, werden die Fahrlustigen, namentlich, wenn sie in den Hotels und Gasthaͤusern den Omnibus-Wagen erwarten, bei dessen Vorbeifahrt sich, resp. mit ihrem Gepaͤck moͤglichst bereit halten, und wird sich jeder Omnibuswagen waͤhrend der Fahrt durch das Laͤuten einer Glocke von ferne kennbar machen. Uebrigens hat sich der Omnibus-Fahrten=Verein verbindlich gemacht, durch Anschaffung eigener, besonders hierzu eingerichteter Wagen, zuverlaͤssige Fuͤhrer, sowie durch sonstige zweckmaͤßige Einrichtungen dieses Institut dem Publikum so nuͤtzlich und bequem als moͤglich zu machen. Dresden, den 8. October 1838. — Die Stadt=Polizei=Deputation. Helfig. Flath, Act."