1813
Stadtwiki Dresden - Freiraum für Ideen und Wissen über Dresden
[Bearbeiten] Ereignisse in Dresden
- 19. Januar: Joachim Murat, König von Neapel und noch vier Tage zuvor Oberbefehlshaber der kläglichen Überreste der geschlagenen Grande Armée, flüchtet durch Dresden vor den Russen in Richtung Neapel.[1]
- 21. Januar: Aufruf des Königs von Sachsen, Friedrich August der Gerechte, an die Bewohner des Herzogtums Warschau, die Waffen gegen die Russen zu ergreifen.
- 20. Februar: die Freimaurerloge Zum goldenen Apfel stellt wegen des Krieges gegen Napoleon ihre Tätigkeit ein (bis 17. August 1815).
- 25. Februar: Der König nebst der königlichen Familie flüchtet nach Plauen im Vogtland (nicht Plauen bei Dresden, damals noch nicht eingemeindet) und hinterließ den Befehl, die Schonung der Residenz zu beachten. Das Verhalten des französischen Generals lässt leider das Gegenteil befürchten. Der König erklärt, dem politischen System, welchem er sich seit 6 Jahren angeschlossen hat, treu zu bleiben.
- * 28. Februar: Vertrag von Kalisch zwischen dem Kaiserreich Rußland und dem Königreich Preußen gegen Napoleon
- 9. März: Die traurigen Überreste des sächsischen Heeres (ehemals 30.000 Mann) kommen, von den siegreichen Russen verfolgt, unter Anführung des französischen Generals Jean-Louis-Ebenezer Reynier mit der Division Durutte[2] in Dresden an, und machen Anstalt, die Stadt und vorzüglich den Übergang über die hiesige Elbbrücke zu verteidigen. Das Corps Reynier hatte nur noch 3.500 Mann.[3] Das Vorhaben der Franzosen, die Augustusbrücke zu sprengen, führte zu einem Volksaufruhr, wobei mehrere französische Offiziere und Soldaten verprügelt und das auf der Brücke gemachte Loch wieder zugeworfen werden. Danach zieht die Volksmenge zum Quartier von Reynier im Brühlschen Palais, wirft dort die Fensterscheiben ein und lärmt trotz militärischer Bedeckung bis tief in die Nacht.
- 13. März: Marschall Louis-Nicolas Davout (auch:Davoust) kommt mit einer Verstärkung von etwa 5.000 Mann Infanterie und 8 Kanonen hier an. Der General Reynier tritt ihm den Oberbefehl über sämtliche in und um die Stadt sich befindlichen französischen Truppen ab, behielt aber das ausschließliche Kommando über sein, aus den Sachsen und einer französischen Division bestehendes Corps und verlegte sein Hauptquartier eine Viertel Stunde vor die Stadt, in den sogenannten Reisewitzischen Garten[4]. Der Marschall Davoust bezieht das von Reynier verlassene Brühlsche Palais. Die immer noch hier befindliche Prinzessin Maria Elisabeth, eine Sternkreuzordensdame, sucht die Erlaubnis nach, das auf der Brücke befindliche Kruzifix wegnehmen zu lassen, erhält jedoch zur Antwort, es wäre vor der Hand noch nichts zu fürchten, und das Kruzifix könne noch stehen bleiben.[5]
- 14. März: Einige Tausend Mann Polen, Franzosen, Neapolitaner und Würzburger nebst einem kleinen Artillerietrain kommen in Dresden an. Nachmittag nach 4 Uhr wird den Bewohnern der Stadt das Schwarze und das Weiße Tor gesperrt. Ein großer Teil der Bewohner verläßt die Wohnungen, es werden ständig Möbel und Wertsachen in die vermeintliche Sicherheit der Altstadt gebracht. Mehrere Einwohner machten Anstalten, ihre Häuser durch Balken, Riegel u. s. w. zu verrammeln.
- 15. März: Es befinden sich jetzt 11.000 Mann fremde Truppen in Dresden. Die Sachsen sind in die Vorstadt vor dem Pirnaischen Tor verlegt worden, die Altstadt hat viele Polen und Italiener und die Neustadt meistens Franzosen zur Einquartieren bekommen. Trotzdem biwakieren täglich mehrere tausend Mann vor der Neustadt, welche ihre Vorposten bis auf 2 Stunden vorgezogen haben. Die Russen haben die ihrigen nach den ersten Plänkeleien zurückgezogen und stehen über 3 Stunden Wegezeit (12 bis 15 Kilometer) von Dresden entfernt.
- 16. März: Die Privatpost wird durchsucht, und in der Friedrichstadt, in der Gegend des Geheges, wo schon seit 6 Tagen 2 Kanonen stehen, wird geschanzt, um eine Batterie dort anzulegen.
- 17. März: Aufruf "An Mein Volk" des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. und Kriegserklärung Preußens an Frankreich
- 19. März: der vierte Pfeiler der Brücke nach dem Altstadtufer wurde von den sich zurückziehenden Franzosen unter großen Protesten der Bevölkerung im Augenblick der Ankunft des russischen Parlamentärs gesprengt[6], was die benachbarten Bögen IV und V zum Einsturz brachte (vgl. Kilian Ponheimer der Jüngere (1788-1829): "Augustusbrücke Dresden nach der Sprengung 1813" (Gemälde) - die Franzosen unter Louis-Nicolas Davout (auch: Davoust) halten nur noch die Altstadt besetzt
- 21. März: Helene Marie von Kügelgen (wohnte im Haus Gottessegen auf der Hauptstraße in der besetzten Inneren Neustadt), Tagebuch: "...An den Palisaden des Schwarzen Tores und zunächst stand noch einige Mannschaft, um zu schießen, wenn sich etwas sehen ließe. Lebensmittel durften von dieser Seite nicht herein, und von der Altstadt aus konnten wir nichts erlangen, da die Brücke nicht mehr gangbar war und die Franzosen von unserer Seite alle Kähne und Fischerboote in Beschlag genommen hatten.- und so litten wir schon an manchen Dingen Mangel, z.B. Milch, Butter, Eier usw. Mit Reis, Grütze, Mehl, Linsen, Erbsen und getrocknetem Obst haben wir uns versehen, so daß wir doch nicht Hunger leiden mußten, doch wurde es mir sehr schwer, für mich und die Kinder die Milch zu missen, und auch mein Mann mußte seinen Kaffee schwarz trinken. Auch war bald kein frisches Fleisch mehr zu haben, da auch kein Vieh mehr hereingelassen wurde..."
- 22. März: Russische Kosaken rücken in die Neustadt und werden mit Jubel empfangen. Die Franzosen in der Altstadt schließen einen Waffenstillstand, in welchem ihnen bis zum 26. März ein freier Abzug gestattet ist. Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher Blücher fordert und erhält die Befreiung von Dresdner Bürgern, welche wegen ihrer politischen Meinung gefangen saßen.
- 26. März: Die letzten Franzosen verlassen auch die Altstadt von Dresden.
- 27. März: 2000 Russen rücken in die Altstadt trotz der gesprengten Elbbrücke ein.
- April: Dresdner Aufenthalt von Ernst Moritz Arndt, damals Privatsekretär des Freiherrn Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein. Ernst Moritz Arndt kommt mehrfach zu patriotisch gesinnten Teffen in die Wohnung von Caspar David Friedrich.
- 7. April: Der russische Kommandant Heidecker macht einen Armeebefehl bekannt, dass die verbündeten alliierten Truppen nicht auf die sächsischen Truppen feuern sollen.
- 19. April: Die zur russischen Hauptarmee gehörigen Truppen rücken mit großer Pracht ein.
- 24. April: Ankunft des Kaisers von Rußland (Alexander I.) und des Königs von Preußen (Friedrich Wilhelm III.) in Dresden.
- 28. April: Der Graf Ludwig Adolf Peter zu Sayn-Wittgenstein wird in Dresden zum Oberbefehlshaber aller Armee-Corps ernannt.
- 7. Mai: Die alliierte Armee geht im Raum Dresden-Meißen gänzlich auf das rechte Elbufer.[7]
- 8. Mai: Napoleon Bonaparte schlägt sein Hauptquartier in Dresden auf, der preußische König Friedrich Wilhelm III. in Königsbrück und Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher in Wilsdruff.
- 10. Mai: König Friedrich August kehrt von Prag nach Dresden auf Napoleons Einladung zurück [8]. Ankunft am 12. Mai.
- 16. Mai: Der Feldmarschalleutnant Graf Ferdinand von Bubna und Littitz kam von Wien als Stellvertreter des österreichischen Feldmarschalls Karl Philipp zu Schwarzenberg bei Napoleon an und kehrte nach ergebnisloser Verhandlung schon am 17. Mai wieder zurück. Schwarzenberg begibt sich am 20. Mai von Wien aus zu seiner Armee nach Böhmen, um Napoleon in Schach zu halten. Helene Marie von Kügelgen, Tagebuch "...man sendet sich jetzt in verdeckten Körben - wie sonst Weintrauben und Aprikosen, heimlich Kommißbrot zu, und auch das wird einem selten, und es sind schon mehrere vor Hunger umgefallen.- Der Offizier, dem ich eine Semmel sandte, wollte mir diese Wohltat nie vergessen. Semmeln waren gar nicht mehr zu haben, und auch diese hatte mein Arzt mir heimlich verschafft..."
- 18. Mai: Napoleon Bonaparte verläßt Dresden in Richtung Lausitz für die Schlacht bei Bautzen am 20. Mai und 21. Mai. Beginn der Neubefestigung insbesondere in der Neustadt, wo die Entfestigung vom 20. November 1809 bis in den April 1812 schon ganze Arbeit geleistet hatte, weil im Gegensatz zur Altstadt die Wälle der Stadt gehörten. Baubeginn des Fort Napoléon oder Fort imperial (Kaiserschanze) am Schwarzen Tor als Pulvermagazin.
- 31. Mai: Nachdem Dänemark erneut die Fronten wechselte und am 30. Mai zusammen mit den Franzosen Hamburg besetzte, wobei der russische General Friedrich Karl von Tettenborn weichen mußte, hat sich der dänische Abgesandte von Kaas in Dresden als solcher bei dem französischen Außenminister Hugues-Bernard Maret, Herzog von Bassano, eingeführt.
- 10. Juni: Napoleon Bonaparte trifft wieder in Dresden ein.
- 13. Juni: Der dänische Abgesandte von Kaas erhält eine Audienz bei Kaiser Napoleon. Am 14. Juni lief der Waffenstillstand zwischen Österreich und Napoleon aus, der nicht erneuert wurde. Mit Rußland und Preußen bestand seit dem 4. Juni ein Waffenstillstand bis zum 20. Juli, der danach bis zum 10. August verlängert wurde.
- 26. Juni: Treffen zwischen Napoleon und Metternich im chinesischen Zimmer des Palais Brühl-Marcolini in der Dresdner Friedrichstadt.
- 30. Juni: Zweites Treffen zwischen Napoleon und dem österreichischen Außenminister und leitenden Minister Klemens Wenzel Lothar von Metternich im Park des Palais Brühl-Marcolini. Beide Treffen verliefen ohne Übereinkunft.
- 26. Juli: Kaiser Napoleon geht von Dresden nach Mainz ab, wo er eine Zusammenkunft mit seiner Gemahlin hat. Ankunft am 28. Juli.
- 6. August: Kaiser Napoleon ist von der Reise nach Mainz nach Dresden zurückgekommen.
- 10. August: Der Waffenstillstand mit Rußland und Preußen läuft aus und wird nicht wieder verlängert. Auch Östereich erklärt Frankreich den Krieg. Bei der französischen Armee wird deswegen in Sachsen das Napoleonfest, welches erst auf den 15. August fällt, vorgefeiert.
- 14. August: Ankunft des Königs von Neapel, Joachim Murat, bei der französischen Armee.
- 15. August: Der französische Graf Louis Marie de Narbonne-Lara trifft vom erfolglosen Friedenskongress von Prag in Dresden ein. Nur drei Stunden später verläßt Kaiser Napoleon die Stadt. Er hat vorher dem König von Sachsen die beruhigendsten Versicherungen gegeben, und dieser hat darauf beschlossen, seine Residenz, die durch so viele Bollwerke gesichert ist, nicht zu verlassen.
- 25./28. August: Schlacht von Dresden - die Allierten ziehen sich nach einem verlustreichen und erfolglosen Sturm auf die Residenzstadt, die von Napoleon und seiner Garde noch rechtzeitig erreicht werden konnte, nach Böhmen zurück. - Vor dieser Schlacht versetzte die französische Besatzung die Stadt erneut - wie schon ab dem 26. Februar1809 - in den Verteidigungszustand. Die abgetragenen Teile des inneren Walles wurden wieder behelfsmäßig hergestellt und außerhalb der Festung Schanzen errichtet.
- Nach der Schlacht um Dresden bestimmte Napoleon Jean Auguste Durosnel zum Militärgouverneur von Dresden und Umgebung. Durosnel hatte dieses Amt bis zum Ende der Franzosenzeit inne.
- 9. September: Allianzverträge von Teplitz zwischen Russland, Österreich und Preußen gegen Napoleon. Kaiser Napoleon schlägt sein Hauptquartier nach der Verfolgung der Alliierten erneut in Dresden auf. Die Nacht zuvor hatte er in Dohna übernachtet.
- 10. September: Napoleon zieht starke militärische Kolonnen aus Dresden ab, welche in Richtung Böhmen geschickt werden.
- 12. September: Eine von Dresden nach Paris abgefertigte Briefpost fällt auf dem Weg nach Leipzig dem in Wurzen mit einem Streifcorps befindlichen österrreichischen Obristen Menzdorf in die Hände. Aus dem Inhalte mehrerer tausend Briefe ist der klägliche Zustand der französischen Armee deutlich zu erkennen.
- 13. September: Die Avantgarde der Blücherschen Armee in Bautzen folgt den französischen Truppen, welche sich nach Dresden zurückziehen, auf dem Fuße nach. Es sind nur noch zwei französische Armee-Corps, bei welchen sich 13 Regimenter Kavallerie unter dem König von Neapel befinden, auf dem rechten Elbufer, und zwar zwischen Kamenz, Dresden und Königsbrück. Die Blüchersche Armee hat sich am linken Flügel bei Hernhut mit einem österreichischen Armee-Corps vereinigt, und am rechten Flügel an die Armee des Kronprinzen von Schweden angeschlossen, so daß nun die alliierte Armee von Hamburg bis Böhmen vollständig vereinigt ist.
- 14. September: Der Graf von St. Priest von der Blücherschen Armee nimmt mit seiner Kavallerie einen Bataillonschef und mehrere hundert Mann gefangen. Die Franzosen werden immer mehr in ihrer Stellung vor Dresden beengt, in welcher es bereits an Ausrüstung und Lebensmitteln sehr mangelt, wie die Gefangenen und Deserteure, welche täglich übergehen, bezeugen.
- 16. September: Um 2 Uhr morgens greifen der Rittmeister von Eisenhart und der Major von Falkenhayn mit ihren Freicorps die Dresdner Neustadt und zerstören mehr als 200 Wagen. Nach diesem gelungenen Coup gelangen sie wohlbehalten wieder im Hauptquartier des General von Blücher in Bautzen an.
- 5. Oktober: Der größte Teil der französischen Truppen in Dresden fängt an sich über Meissen zurück zu ziehen. Es bleibt eine Stadtbesatzung von nur noch 30.000 Soldaten unter dem französischen Stadtkommandanten Jean Auguste Durosnel. Dies wurde nötig wegen der neuen Aufstellung der großen deutschen Armee, deren Divisionen bei Zwickau, Stolpen, Chemnitz und Töplitz standen.
- 7. Oktober: Kaiser Napoleon verlässt fluchtartig Dresden in Richtung Völkerschlacht bei Leipzig, in der er vernichtend geschlagen wird.
- 16. Oktober bis 19. Oktober: Völkerschlacht bei Leipzig - Napoleon verliert gegen die Allierten Russen, Preußen, Österreicher, Schweden und Mecklenburger
- 17. Oktober bis 11. November: Belagerung von Dresden durch die Russen unter Alexander Iwanowitsch Ostermann-Tolstoi - ab dem 26. Oktober durch das IV. österreichische Korps unter Johann von Klenau unterstützt.
- 22. Oktober: Der in Dresden zurückgelassene französische Marschall Laurent de Gouvion Saint-Cyr marschierte mit seinen Truppen über Wilsdruff nach Torgau aus, fand aber so viel gegen sich, dass er am Abend wieder nach Dresden zurück kam, wo er nun eingeschlossen ist.
- 23. Oktober: Auch die sich noch in Meißen aufhaltenen Franzosen werden nach Dresden getrieben, ihnen 200 Gefangene und 5 Kanonen abgenommen, und Meißen von den Russen besetzt.
- 29. Oktober: Der Magistrat von Dresden macht auf Befehl des französischen Marschalls Gouvion Saint-Cyr bekannt, dass alle Einwohner sich für zwei Monate mit Lebensmitteln versorgen oder die Stadt verlassen sollen. Zugleich werden alle leere Fässer, Tonnen und Körbe eingefordert.
- 6. November: Der französische Marschall Gouvion Saint-Cyr versucht einen neuen Ausfall, um sich nach Torgau durchzuschlagen, wird aber von dem Fürsten Wied-Runkel zurückgetrieben, und verliert dabei 800 Mann.
- 8. November: Die belagerten Franzosen von Dresden legen eine Kapitulation vor, welche aber verworfen wird, da sie freien Abzug nach Frankreich verlangten. Am Nachmittag schrieben die deutschen Repräsentanten der Stadt an den die Belagerung kommandierenden General von Klenau, worauf Letzterer an die in Dresden befindlichen Mitglieder des Königlich-sächsischen Hauses die Einladung ergehen ließ, sich nach Gutbefinden aus dieser Stadt zu entfernen. Diese fuhren noch am gleichen Tag nach Prag ab.
- 11. November: Es wurde eine Capitulation zu Herzogswalde von dem österreichischen Obristen Rothkirch, von dem russischen Obristen Murawiew und von den französischen Obristen Mariou und Perrin abgeschlossen und bekannt gemacht, welcher aber noch die Ratification abgeht.[9]
- 12. November: Der Ausmarsch der Franzosen beginnt, und Russen und Österreicher nahmen sogleich einige Thore und Werke in Besitz. Die Abmarschierenden strecken auf dem Glacis das Gewehr. Durch diese Capitulation sind zu Gefangenen gemacht und erobert: der Marschall Gouvion Saint-Cyr, 12 Divisions- und 20 Brigade-Generale, 1759 Offiziere, 27,714 Gemeine, außer 6031 in den Spitälern befindlichen, und 245 Stück Geschütz. Den ganzen Wert an Geschütz, Munition und andern Vorräten, schätzt man auf 5 Millionen Thaler. Nach der Bekanntmachung des Fürsten von Schwarzenberg vom 17. November ist diese Kapitulation nicht ratifiziert worden, und alle ausmarschierten Franzosen sollen wieder in den Besitz von Dresden und aller jener Verteidigungsmittel gesetzt werden, welche ihnen vor Unterzeichnung der Kapitulation zu Gebote standen. Der Marschall Gouvion Saint-Cyr ergab sich darauf mit Allem zu förmlichen Kriegsgefangenen, und sie wurden darauf nach Mähren transportiert. Die Garnison konnte deshalb nicht gut nach Dresden zurückgehen, weil sie daselbst schon hatte Pferdefleisch essen müssen, und vollkommene Hungersnot in wenigen Tagen eingetreten wäre. Auch beschuldigte man sie, daß sie, kapitulationswidrig, Pulvervorräte in die Elbe geworfen und eine Anzahl Kanonen vernagelt hätten, so daß sie sich selbst ihre Verteidigungsmittel beraubt hatten.
- 17. November: Die letzte Kolonne Franzosen zog ab, und zu Mittag erfolgte unter dem Geläute aller Glocken der Einzug des österreichischen Generals von Klenau und des unter seinen Befehlen stehenden Armee-Corps.
- 9. Dezember: Der General-Gouverneur von Sachsen (Vizekönig) Fürst Nikolai Grigorjewitsch Repnin-Wolkonski kommt in Dresden an, und wird nun von hier aus das Land dirigieren. Alle Collegien und Dikasterien versammeln sich, und der Fürst macht ihnen seine Bestimmung in einer Rede bekannt.[10] Der Gouvernementsrat des Generalgouvernements Sachsen besteht aus russischen, preußischen und in der Mehrzahl sächsischen Beamten. Die sächsischen Beamten müssen der neuen Ordnung Treue schwören oder werden entlassen. Die Geschäftsordnung orientiert sich an der nach 1808 reformierten preußischen Verwaltung.
- 18. Dezember: Die Bewohner Dresdens sammeln bedeutende Beiträge an Prätiosen und Naturalien und mehr als 13.000 Reichstaler freiwillige Geldbeiträge zur Ausrüstung unbemittelter Landwehrmänner.
- siehe auch Dresdner Lokalitäten 1813
[Bearbeiten] Ereignisse in der Umgebung
- März: Caspar David Friedrich bezieht sein Quartier in Krippen [11]
- 8. September: Russen und Franzosen kämpfen um Dohna, abends zieht Napoleon als Sieger in die Stadt ein, übernachtet im Hause Burgstraße 1 [12]
- 9. September: Abzug der Franzosen aus Dohna trotz des vortägigen Sieges. Napoleon zieht sich in die stark befestigte sächsische Residenz zurück. [13]
- 22. September: Der französische Marschall Macdonald zieht mit starken Kräften von Schmiedefeld nach Bischofswerda. Die Avantgarde der Blücherschen Armee unter dem russischen General Rudczewitz und dem preußischen Obristen von Katzler mußte der Übermacht weichen und am Abend die Stadt räumen. Sie verlor durch die Infanterie-Attacken 12 Offiziere und 300 Mann an Toten und Verwundeten.
- 23. September: Der Marschall Macdonald setzte von Bischofswerda aus seinen Angriff fort. Die Avantgarde der Blücherschen Armee muss ihm zunächst den Wald von Bischofswerda überlassen, aber die Kavallerie unter den russischen Generalen Witt und Emanuel, nebst der preußischen Kavallerie unter dem Obersten von Katzler, warf ihn zurück und machte auch 10 Offiziere und 300 Mann von der westphälischen Garde zu Gefangenen.
- 25. September: Macdonald dringt bis Gödau, sollte wieder in der Flanke und Rücken angegriffen werden, aber er zieht sich in der Nacht nach Bischofswerda zurück. Die alliierte Armee findet außer den Städten Görlitz und Schmiedefeld, alle Einwohner längs der Straße durch die Grausamkeit der Franzosen von ihren Wohnungen vertrieben und in die Wälder geflüchtet.
- 28. September: General von Blücher verlegt sein Hauptquartier nach Elsterwerda.
- 3. Oktober: General von Blücher geht in Wartenburg bei Elster über die Elbe und bewegt sich Richtung Leipzig, wo die Völkerschlacht vorbereitet wird. Dabei besiegt er den französischen General Bertrand, der über 25.000 Soldaten gegen ihn aufgebracht hatte.
- 9. Oktober: Pirna. Der hiesige Brückenkopf wird von dem Grafen Bubna genommen, und der Kommandant desselben musste sich ergeben. Das letzte Schiff der Brücke, in welchem zu viele Franzosen sich zurückziehen wollten, sank, und die gesammte Mannschaft ertrank.
- 14. Oktober: Großenhain. Der hier stationierte preußische Rittmeister von Falkenhausen nahm vom 11. Oktober an auf der Elbe 40 Kähne mit französischen Militär-Effekten weg, welche von Dresden nach Torgau bestimmt waren. Die Bedeckung von Westphälern ging über, bestehend in einem Obristlieutenant, 6 Offizieren und 150 Gemeinen, und diese wurden sogleich gebraucht, diejenigen Effekten, welche nach Berlin transportiert werden mussten, zu eskortieren.
- Gefechte auf den Klotzscher Feldern, bei denen ein Soldat ums Leben kam. Hieran erinnerte das Kosakengrab an der Langebrücker Straße, welches um 1875 dem Eisenbahnbau weichen mußte.
[Bearbeiten] Geboren
- 1. Januar in Viernheim: Franziska Berg, Schauspielerin
- 22. Mai in Leipzig: Richard Wagner kgl. Hofkapellmeister
- 21. Juli in Eschdorf: Traugott Bienert, Müller
- 13. November: Friederike Wolfhagen, Schriftstellerin
[Bearbeiten] Gestorben
- 3. Juni: Wilhelm Gottlieb Becker, Aufseher über die Dresdner Antikengalerie, das Münzkabinett und das Grüne Gewölbe (* 1753)
- 26. August bei Gadebusch: Theodor Körner, Dichter [12]
- 14. Dezember: Samuel Gränicher, Kunstmaler und Kupferstecher (* 1758)
[Bearbeiten] Siehe auch:
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Murat war seit der Flucht Napoleons am 5. Dezember 1812 aus Smorgonie Oberbefehlshaber. Am 14. Dezember überschritten Reste der Grande Armée die zugefrorene Memel und erreichten Polen. Murat schrieb an Napoleon: „An einsatzfähigen Soldaten melde ich dem Kaiser 4.300 Franzosen und 850 Hilfstruppen“. Später folgte eine Handvoll Nachzügler. Am 1. Januar 1813 verließ er Königsberg (damals mit 60.000 Einwohnern eine der größten deutschen Städte - zum Vergleich: Berlin ca. 170.000, Köln und Frankfurt a. M. je ca. 50.000, München ca. 30.000) und ging über Elbing (3. bis 11. Januar) nach Posen zurückgeführt. Dort übergab er am 15. Januar auf Grund einer Anordnung Napoleons das Kommando an Eugène de Beauharnais, dem Vizekönig von Italien und flüchtete schnurstracks nach Neapel zurück.
- ↑ Durutte befehligte im Russlandfeldzug von 1812 beim sächsischen VII. Korps unter General Reynier eine zusätzliche Division.
- ↑ Im russischen Feldzug übertrug ihm Napoleon das Kommando des 7. Armeekorps (meist aus Sachsen bestehend).
- ↑ Eine große Zäsur für den Reisewitzschen Garten war das Kriegsjahr 1813, als von März bis Oktober Soldaten der verschiedenen Armeen dort einquartiert waren und große Teile der Anlagen, Felder und Gebäude zerstört wurden. Zeitweilig befand sich auch ein Lazarett auf dem Gelände. Der Inhaber der Schankwirtschaft in dieser Zeit, Carl Baumann, hat einen Augenzeugenbericht über die Ereignisse verfasst. Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen in und bei Dresden erlebet, oder Ergießungen meines Herzens bei dem Rückblicke und bei der Erinnerung an das Jahr 1813. Dresden 1815.
- ↑ Der Sternkreuzorden wurde am 18. September 1668 durch die Kaiserinwitwe Eleonora offiziell zur Erinnerung an ein verlorenes und wiedergefundenes Reliquienkreuz für katholische hochadlige Damen zur Förderung der Andacht zum heiligen Kreuz gestiftet. Dazu wurde mit der Sternkreuzordensmonstranz eine besondere Reliquienmonstranz von Kaiserin Eleonore gestiftet.
- ↑ Martin Bernhard Lindau: Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden. 2. verbesserte Auflage, Dresden 1885 (SLUB Digitalisat), Kupferstich
- ↑ Der kommandierende General will dadurch die französischen Operations-Linie verlängern, den Feind von seinen Verstärkungen entfernen, und sich seinen Verpflegungen mehr nähern.
- ↑ Das Pfennig-Magazin 4. Mai 1833
- ↑ Nach dieser Capitulation zu Herzogswalde sind die in Dresden befindlichen Franzosen Kriegsgefangene, werden aber nach der französischen Grenze geführt, und dort gegen Gefangene von den Alliirten ausgewechselt. Ein Bataillon von 600 Mann Franzosen behält die Waffen. Alles Geschütz und Militär-Effekten bleiben in Dresden zurück. Die Festung Sonnenstein ist in die Kapitulation mit eingeschlossen.
- ↑ Er sagt unter andern: "die großmüthigen Regenten, die sich verbunden haben, um Deutschland dem Despotismus und der Tyrannei zu entreißen, unter denen es seufzte, bis das Gericht Gottes auf dem Felde bei Leipzig entschied, diese fürstlichen Befreier haben in ihrer Weisheit angeordnet, daß das Königreich Sachsen in Ihren Namen verwaltet werden soll, bis zum allgemeinen Frieden. Die beharrliche Feindschaft, welche ihre Regierung bis auf den letzten Augenblick gegen dieselben bewiesen hat, haben sie zu dieser Maßregel genöthigt."
- ↑ HOCH, Karl-Ludwig: Caspar David Friedrich - Krippens berühmtester Gast, in: Sächsische Heimatblätter 3/1979
- ↑ a b ZEISSIG, Emil: Schiller in unserem Sachsenlande, in: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz, 1931
- ↑ WINKLER, Max und RAUSSENDORF, Hermann: Die Burggrafenstadt Dohna, in: Landesvereins Sächsischer Heimatschutz 1936