Großenhain
Großenhain, östlich der Elbe an der Großen Röder gelegen, ist eine Große Kreisstadt nördlich von Meißen. Aufgrund von Eingemeindungen nach 2007 wohnen in Großenhain inklusive der Vororte wieder über 19.000 Einwohner.
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[Bearbeiten] Geschichte
Bereits zu slawischer Zeit, als die Grenze des Deutschen Reiches an der Elbe verlief, war Großenhain ein Burgort mit einer slawischen Burg. Im 11. Jahrhundert wurde die Ortschaft vom böhmischen Herzog Vladislav I. (1070-1125) gegründet. Seit dem 12. Jahrhundert, als das Gebiet von den Markgrafen von Meißen erobert wurde, wurde die Burganlage in deren Besitz erweitert und ausgebaut.
Um 1200 erfolgte eine planmäßige Stadtanlage unterhalb der Burg. 1205 werden in einer Urkunde für Großenhain sowohl der altsorbische als auch der deutsche Name erwähnt. Überwiegend wird aber der altsorbische Name "Ozzec" - zu deutsch "Hagen" (auch Verhau) - verwendet, mit dem Zusatz "Haynensis mensura" (Hainisches Maß). Für das Jahr 1212 ist Großenhain als oppidum (= lateinisch für "kleine befestigte Landstadt") erwähnt.
Die Namensbezeichnungen für den kleinen Ort ändern sich anfangs mehrmals:
- 1207 Ozcek
- 1212 Indago (=Hain) Ozzek oppidum
- 1220 Ozzec
- 1224 Hagen
- 1227 Ozzek
- 1229 Ozeck quae nunc in Hain vocitatur (= Ozeck, das jetzt Hain genannt wird).
Später erscheinen noch die Namen Hagin, Hagen, Hain, Hayn (übir Elbe).
Als Friedrich der Freidige 1312 in einer Schlacht um die Vorherrschaft in der Lausitz gegen den Markgrafen Waldemar von Brandenburg verloren hatte, fiel Großenhain nun dem brandenburgischen Markgrafen zu, kam aber bereits 1316 zurück nach Meißen.
Im Mittelalter war die Stadt neben Görlitz und Zwickau ein Zentrum des sächsischen Tuchmachergewerkes.
Ab 1663 wird die Stadt "Großen Hain" genannt. 1744 brannte Großenhain nach einem großen Stadtbrand fast komplett nieder und musste neu aufgebaut werden. Dabei entstand die neue Stadt vorwiegend im barocken Charakter. Architektonisch hervorstechend ist dabei die Stadtkirche.
Großenhain selbst war seit 1744 Garnisonsstadt, vor allem für das Husarenregiment Nr. 18 der königlich-sächsischen Armee. Am 16. Mai 1813 fand im Zuge der Napoleonischen Kriege hier ein Gefecht zwischen Franzosen und Russen statt [1]. Ab 1876 entstanden umfangreiche Kasernenbauten für die königlich sächsische Armee, die 1885 im Wesentlichen für die Großenhainer Garnison abgeschlossen wurden. 1913 wurde nahe der Stadt ein Flugplatz sowie die königliche Fliegerschule erbaut. Die Kasernen wurden auch nach 1945 weiter genutzt. In Großenhain befand sich ein Panzerregiment (PR-16 "Leo Jogiches") der 7. Panzerdivision Dresden. Der Flugplatz wurde von der Sowjetarmee bis 1993 genutzt. Nach dem Abzug aller Truppen erfolgte eine zivile Nutzung der Anlagen.
Großenhain entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts auch zum Verkehrsknotenpunkt im Eisenbahnwesen. Der erste Eisenbahnanschluss entstand jedoch relativ spät, 1862 als Anschluss nach Priestewitz zur Leipzig-Dresdner-Eisenbahn. Nach dem Bau zweier Hauptstrecken:
kamen aber danach auch wichtige Fernverbindungen in die Stadt, die die weitere Entwicklung förderten. Es entstanden umfangreiche Industrie- und Wohnbauten. Da die beiden Hauptstrecken unabhängig voneinander gebaut wurden und sich in Großenhain teilen, entstanden auch zwei Fernbahnhöfe. Zum einen der Cottbuser Bahnhof (Kilometerpunkt 0,0 der Cottbuser Strecke) an der 1870 eröffneten Eisenbahnverbindung, zum anderen der 800 Meter entfernt liegende Berliner Bahnhof (Kilometerpunkt 33,5 der Berliner Strecke) an der 1875 entstandenen Verbindung nach Berlin. Beide Bahnhöfe wurden kurze Zeit später mit einem Verbindungsgleis miteinander verbunden.
Hatte Großenhain im Jahr 1855 noch 7.700 Einwohner [2], so stieg die Zahl nach 1905 auf über 12.000 Einwohner [3] an.
In der Stadt sind Maschinenbau, eine Gesenkschmiede, die Elektro- und die Papierindustrie angesiedelt. 1896 wurde in Großenhain eine Wagen- und Achsfabrik gegründet. Bekannt war Großenhain auch für die früher umfangreichen Woll- und Seidenmanufakturen sowie für die Tuchfabrikation. Eine Volksbücherei wurde in der Stadt bereits 1828 eröffnet.
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
- Stadtkirche St. Marien, 1744 bis 1748 von Johann George Schmidt (1707-1774), einem Schüler von George Bähr (1666-1738) im barocken Stil wieder aufgebaut,
- Kreismuseum am Kirchplatz 4 in der 1556 erbauten ehemaligen Lateinschule,
- Ruine des Nonnenklosters, 1540 abgebrannt,
- Barockhaus am Frauenmarkt 2
[Bearbeiten] Quellen
- Ernst Eichler, Sachsen, Alle Städtenamen und deren Geschichte, Faber&Faber Verlag GmbH Leipzig, 2007, ISBN 978-3-86730-038-4
- Knaurs Kulturführer Deutschland, Alle Bundesländer in einem Band, Lizenzausgabe der Bertelsmann Club GmbH Gütersloh, Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München 1993
- Meyers Lexikon, VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1977, 1. Auflage
- Hans-Joachim Kirsche & Hans Müller, Eisenbahnatlas der DDR, VEB Tourist Verlag Berlin, Leipzig, 1988, ISBN 3-350-00293-5
- Geschichte von Großenhain ab 1700 auf www.zabeltitz.de
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 421-422
- ↑ Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 172
- ↑ Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 726