KosMOS

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KosMOS (erste Schreibweise: KOSMOS) ist ein vom Gesundheitsamt der Landeshauptstadt Dresden gefördertes Gemeinschaftsprojekt mit einem kostenlosen niedrigschwelligen allgemeinmedizinischen Versorgungsangebot für "Menschen in schwierigen Wohn- und Lebensumständen".[1]

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Begriff

KosMOS steht als Abkürzung für Kostenlose Medizinische Obdachlosen-Sprechstunde.

[Bearbeiten] Erstes medizinisches Angebot für Obdachlose in Dresden

Das Projekt KosMOS ist das erste regelmäßig stattfindende medizinische Angebot für Obdachlose in Dresden.

Es bietet eine allgemeinmedizinische Diagnostik und initiale Behandlung in einem voll ausgestatteten Sprech- und Behandlungszimmer an, die von einem Arzt oder einer Ärztin mit Unterstützung von mindestens einer ehrenamtlichen Vor-Ort-Begleitung durchgeführt wird.

[Bearbeiten] Projektpartner

Die Projektpartner sind:

[Bearbeiten] Ort und Zeit der Obdachlosen-Sprechstunde

Die Kostenlose Medizinische Obdachlosen-Sprechstunde findet in den Räumen der Streetwork Safe Dresden auf der St. Petersburger Straße 14 aktuell (Juli 2024) dienstags von 12.00 bis 13.30 statt. In der Regel wird noch bis 15 Ihr behandelt, weil der Bedarf viel höher und dadurch die Sprechstunde regelmäßig überfüllt ist.

[Bearbeiten] Entwicklung

[Bearbeiten] 2019: Weiterleitung von medizinischem Behandlungsbedarf von Menschen ohne Krankenversicherung von Safe Dresden an das Medinetz Dresden

Die Streetworker*innen von Safe Dresden nahmen am 4. Februar 2019 ihre Arbeit auf.[2] Schon im ersten Jahr leitete Safe Dresden den medizinischen Behandlungsbedarf von Menschen ohne Krankenversicherung an das 2005 gegründete Medinetz Dresden weiter.[3]

[Bearbeiten] 2020: Sprechstunden beim Sächsischen Flüchtlingsrat Dammweg 5

Im Jahr 2020 fanden Sprechstunden beim Sächsischen Flüchtlingsrat e.V. im Dammweg 5 statt, die wegen der COVID-19-Pandemie in Deutschland aber unterbrochen werden mußten und letztmalig im Oktober 2020 möglich waren. Diese Erfahrung motivierte den Medinetz Dresden e. V., sich mit weiteren Vereinen zu vernetzen, um seine Hilfsangebote zu verstetigen.

[Bearbeiten] Frühjahr 2021: Planung und Konzept einer Ärzt*innensprechstunde für Obdachlose auf der St. Petersburger Straße 14

Im Frühjahr 2021 trafen sich Safe Dresden und der Medinetz Dresden e. V. mit einem ehrenamtlich bereits tätigen Allgemeinmediziner, um "die Planung einer niederschwelligen, kostenlosen, zentral gelegenen Ärzt*innensprechstunde zu beginnen. Hieraus entwickelte der Medinetz Dresden e.V. ein umfangreiches Konzept mit dem Ziel, diese Sprechstunde ab 2022 in den Räumlichkeiten von SafeDD anbieten zu können."[4][5]

[Bearbeiten] Juli 2022: Eröffnung der Sprechstunde auf der Petersburger Straße 14

Seit Juli 2022 finden kostenlose Obdachlosen-Sprechstunden bei Save Dresden in der Petersburger Straße 14 immer Dienstags ab 12 Uhr statt. Sie waren zunächst der Sozialberatung ab 13 Uhr vorgelagert, um neben medizinischen Themen auch sozialpädagogische zu bearbeiten. Eine Säule von KosMOS ist der Allgemeinmediziner Reiko Tacke mit einer Praxis in Gruna: "Von 2006 bis 2008 war für den Deutschen Entwicklungsdienst in Namibia tätig, weitere Einsätze führten ihn in den Irak, nach Liberia, Sri Lanka und Haiti. Neben seiner Praxistätigkeit arbeitet er für den Rettungsdienst der Stadt Dresden." Neben der Sprechstunde ist ein Ansprechpartner 24 Stunden in Rufbereitschaft.[6]

Das Projekt KosMOS (zuerst noch KOSMOS) wurde bei der Eröffnung noch vom Sozialamt der Landeshauptstadt Dresden unterstützt. Am 2. September 2022 gab es eine offizielle "Eröffnungsveranstaltung Kostenfreie Medizinische Sprechstunde (KOSMOS)".[7]

Bereits im ersten Jahr kam es an mehreren Tagen "zu einer Überschreitung der Auslastungsgrenzen." Des Weiteren "nutz[t]en die Sprechstunde ebenso Menschen, die dem Streetworkteam nicht bekannt" waren. [8]

[Bearbeiten] 2023: die KosMOS-Sprechzeiten waren regelmäßig überfüllt

Im Jahr 2023 waren "die KosMOS-Sprechzeiten regelmäßig überfüllt, sodass sogar ein „Aufnahmestopp“ pro Sprechzeit im Gespräch war."[9] Stattdessen wurde die Sprechstunde in der Regel bis 15 Uhr erweitert, weil der „Aufnahmestopp“ pro Sprechzeit den immensen Bedarf lediglich verschoben und nicht behoben hätte. Die offizielle Sprechstunde wurde um eine halbe Stunde von 13 Uhr bis 13 Uhr 30 verlängert in der Annahme, daß sich die Kranken bis dahin einfinden würden und dann sukzessive behandelt werden könnten.

[Bearbeiten] 2024: Suche nach einem gebrauchten Fahrzeug eines Rettungsdienstes als Spende für ein mobiles Angebot

Marie von KosMOS sagt: "Viele der betroffenen Personen sind aufgrund der Erkrankungen nicht in der Lage, zu der Sprechstunde zu kommen. Mit einem Auto wären wir flexibler".

Aus diesem Grund sucht KosMOS aktuell (2024) ein gebrauchtes Fahrzeug eines Rettungsdienstes als Spende, um den Menschen ein mobiles Angebot machen zu können. Dies würde nicht nur ansonsten unerreichbare Personen erreichen, sondern auch den immensen Druck auf die Petersburger Straße 14 mindern, da dieses mobile Angebot auch für diejenigen in den Stadtteilen nutzbar wäre, die sich ansonsten auf den Weg in die Innenstadt machen müssen. Viele Obdachlosen-Wohnheime, aus denen besonders viele Menschen ohne Krankenversicherung stammen, liegen absichtlich ultraperipher in der Stadt Dresden, so das Heim Zur Wetterwarte 34, das insbesondere Suchtkranke beherbergt.[10]

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. "Was ist KosMOS?" auf der Webseite von Medinetz Dresden (abgerufen am 26. Juli 2024).
  2. "Das Projekt SafeDD – Straßensozialarbeit für Erwachsene Dresden, welches auf dem vom Stadtrat beschlossenen „Maßnahmeplan für Suchtprävention am Wiener Platz und weiteren Brennpunkten bis 2020“ gründet, hat seine erste Förderperiode abgeschlossen. Am 04.02.2019 nahmen die Streetworker*innen die Arbeit auf und sind seit April 2019 in den Stadtteilen Neustadt, Altstadt (anteilig Friedrichstadt), Gorbitz und Prohlis (anteilig Gebiet Otto-Dix-Ring) tätig. Dabei suchen sie Menschen im öffentlichen Raum auf, um mit diesen in Kontakt zu treten und Unterstützungsmöglichkeiten anzubieten." In: Arbeitsbericht 2020 SafeDD, S. 4 (abgerufen am 26. Juli 2024).
  3. "Medinetz Dresden e.V. kann Menschen ohne Krankenversicherung anonym und kostenlos medizinische Hilfe vermitteln. Seit bereits 2019 besteht eine kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen SafeDD und Medinetz Dresden e.V. Regelmäßig treffen die Fachkräfte des Team AltNeu auf Menschen ohne Krankenversicherung und mit medizinischen Behandlungsbedarf. Diese Bedarfe werden an Medinetz Dresden e.V. weitergeleitet, infolgedessen sich die ehrenamtlichen Mitarbeitenden auf die Suche nach Ärzt*innen begeben, welche die Behandlung ehrenamtlich übernehmen." In: Jahresbericht 2021 von SafeDD, S. 35 (abgerufen am 26. Juli 2024).
  4. "Auch im Jahr 2021 war das Thema Gesundheit bzw. medizinische Versorgung trotz fehlender Krankenversicherung omnipräsent. Durch den hohen Kommunikationsaufwand, die schwierige Erreichbarkeit der Adressat*innen (z.B. kein Telekommunikationsmittel, keine Wohnanschrift, erschwerte zeitliche Orientierung) und die Herausforderungen beim Erreichen der Ärzt*innen (z.B. fehlende Orts- und Sprachkenntnisse, fehlende finanzielle Mittel für Fahrkarten) ergaben sich Herausforderungen. Um dies zu optimieren, also vor allem die Niederschwelligkeit des Angebots herzustellen und Selbstwirksamkeit der Adressat*innen zu ermöglichen, wurde im Frühjahr 2021 ein Treffen mit Medinetz Dresden e.V., einem bereits ehrenamtlich tätigen Allgemeinmediziner und SafeDD einberufen, um die Planung einer niederschwelligen, kostenlosen, zentral gelegenen Ärzt*innensprechstunde zu beginnen. Hieraus entwickelte der Medinetz Dresden e.V. ein umfangreiches Konzept mit dem Ziel, diese Sprechstunde ab 2022 in den Räumlichkeiten von SafeDD anbieten zu können." In: Jahresbericht 2021 von SafeDD, S. 35 (abgerufen am 26. Juli 2024).
  5. "Besonders beschäftigte das Team AltNeu zudem die medizinische Versorgung von nicht leistungsberechtigten Personen. Für die Gewährleistung dessen erfolgte auch im Jahr 2021 eine intensive Zusammenarbeit mit Medinetz Dresden e.V. Adressat*innen wurden je nach Bedarf zu Ärzt*innen begleitet und eine Sprachmittlung durch ehrenamtliche Helfer*innen gewährleistet. Zur Vereinfachung der Verfahrensabläufe wurde im Jahr 2021 mit Medinetz Dresden e.V. eine neue Projektidee entwickelt ... Neben ärztlichen Behandlungen stellt auch die Organisation von medizinischen Hilfsmitteln für Personen ohne Krankenversicherung und finanzielle Mittel eine große Herausforderung dar." In: Jahresbericht 2021 von SafeDD, S. 16 (abgerufen am 26. Juli 2024).
  6. Vgl. Julia Vollmer: "Ärzte für Obdachlose in Dresden. Ein gemeinsames Angebot von Medinetz und SafeDD will Menschen ohne Krankenversicherung in Dresden helfen. Und der Bedarf ist riesig." Sächsische Zeitung vom 8. September 2022.
  7. "2.4. Besondere Veranstaltungen: September/Oktober." In: Arbeitsbericht 2022 SaveDD, S. 16 (abgerufen am 26. Juli 2024).
  8. "Seit Juli 2022 findet an die Sprechzeit vorangestellt eine kostenfreie medizinische Sprechstunde mit Ärzt*innen statt. KOSMOS (Kostenlose Medizinische Obdachlosen Sprechstunde) ist ein Kooperationsprojekt mit Medinetz Dresden e.V. und bietet Menschen ohne aktuellen Zugang zum Gesundheitssystem eine niedrigschwellige Anlaufstelle. Die Entscheidung dafür, dies in den Räumlichkeiten von SafeDD durchzuführen, bedingte sich zum einen in der zentralen Lage und zum anderen in der Erwartung, dass sich durch die Kontakte der Projektmitarbeitenden zur potenziellen Adressat*innengruppe Schwellen abbauen und verringern lassen. Diese Erwartung ging auf. Die Sprechstunde ist gut gestartet und hat eine zufriedenstellende Auslastung. An mehreren Tagen kam es zu einer Überschreitung der Auslastungsgrenzen. Mittlerweile nutzen die Sprechstunde ebenso Menschen, die dem Streetworkteam nicht bekannt sind. Es zeigt sich also, dass der wahrgenommene unter 2.3. beschriebene Bedarf ein realer ist und entsprechende Reaktionen darauf verlangt. In Kombination mit der Sprechzeit gelang es öfters neben medizinischen Themen sozialpädagogische zu bearbeiten. Somit bietet dieses Angebot eine auf mehreren Ebenen ausgerichtete Begleitung." In: Arbeitsbericht 2022 SaveDD, S. 13 (abgerufen am 26. Juli 2024).
  9. "KosMOS findet seit 2022 in unseren Räumlichkeiten statt und ist an unsere reguläre Sprechzeit gekoppelt. Hierdurch werden eine engmaschige Zusammenarbeit und somit bei Bedarf ein interdisziplinärer Unterstützungsprozess ermöglicht. Seit Beginn an wurde das Angebot von unseren Adressat:innen gut angenommen. Im Jahr 2023 waren die KosMOS-Sprechzeiten regelmäßig überfüllt, sodass sogar ein „Aufnahmestopp“ pro Sprechzeit im Gespräch war. KosMOS bietet zahlreichen Menschen eine schnelle medizinische und vor allem kostenlose Behandlung von „gängigen“ Bedarfen. Darüber hinausgehende Behandlungsbedarfe, wie z.B. durch Fachärzt:innen, OPs und Vorsorgeuntersuchungen, können hierdurch jedoch nicht abgedeckt werden. KosMOS ist somit ein unabdingbares Angebot, welches an einer riesigen Lücke ansetzt. Es ist aber auch nur ein „kleiner Tropfen auf einem heißen Stein“. Es braucht eine weiterführende Struktur, die sich z.B. damit auseinandersetzt, wie Menschen in das System der Krankenversicherung integriert werden können. Das Angebot vom SABS e.V. setzt genau hier an und wäre somit eine große Chance, genau dies zu erwirken. Die Kooperation mit dem SABS e.V. sowie der Versuch einer räumlichen Nähe nehmen wir für 2024 in den Blick." In: Jahresbericht 2023 SaveDD, S. 28 (abgerufen am 26. Juli 2024).
  10. Vgl. Julia Vollmer "Zahl der Wohnungslosen in Dresden ist stark gestiegen. Teure Mieten, psychische Probleme oder Suchterkrankungen - Sozialarbeiter müssen sich um immer mehr Wohnungslose in Dresden kümmern." Sächsische Zeitung vom 8. November 2023 (abgerufen am 27. Juli 2024).
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