Friedrich Theile
Dr. med. Friedrich Theile (* 12. Juli 1814 in Chemnitz; † 16. August 1899 in Lockwitz) war ein Arzt, Heimatforscher und Revolutionär, der am Maiaufstand in Dresden 1849 teilnahm.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Friedrich Theile wurde 1814 in Chemnitz als Sohn des Kriegszahlmeisters Samuel Gottfried Theile und der Karoline Theunert geboren. Nach seinem Studium der Medizin ließ er sich zuerst in Kreischa als praktizierender Arzt nieder. Gleichzeitig kümmerte er sich hier bereits frühzeitig um soziale Belange. Im Jahre 1846 gründete Theile einen Fortbildungsverein mit „offenen Abendunterhaltungen“. Monatlich traf man sich in der Kreischaer Erbschänke. Wirtschaftliche, wissenschaftliche und kulturelle Themen standen auf der Tagesordnung. Damals fanden sich stets 12 bis 15 Personen zusammen. Später wurde eine öffentliche Bibliothek in der Wohnung des Kreischaer Gemeindevorstehers Gäbel gegründet. Der Bestand umfasste damals 50 Bände, die u. a. auch von Theile gespendet wurden.[1]
Vor dem Ausbruch des Maiaufstandes 1849 in Dresden wurde auch das Umland, vor allem in den wirtschaftlich schwächsten Regionen, schnell von einer Aufbruchstimmung erfasst, die letztlich in die sogenannte Dresdner Mairevolution vom 3. bis 9. Mai mündeten. Ziel war der Sturz des damaligen sächsischen Königs Friedrich August II. (1797–1854).
Theile als überzeugter Republikaner mobilisierte die Kreischaer Kommunalgarde und zog mit ihr an der Spitze zum Barrikadenkampf nach Dresden, um die dortigen Aufständischen unter dem ehemaligen griechischen Offizier Heinze und dem russischen Revolutionär Michail Bakunin zu unterstützen.[2] Durch den Einsatz preußischer Hilfstruppen konnte schließlich der auf die Festung Königstein geflohene König die Aufständischen niederringen. Theile entging zwar dem Tod im Kampf, wurde aber gefangengenommen und aufgrund der Teilnahme am Aufstand im gleichen Jahr zu einer langjährigen Zuchthausstrafe verurteilt.
Nach seiner Freilassung ließ Theile sich in Lockwitz nieder, deren Rittergutsbesitzer damals noch die bürgerliche Familie Preußer war. Er kaufte das Hofegut Röhrsdofer Straße 1. Ab 1878 gab er die Ortszeitschrift und –chronik "Lockwitzer Nachrichten aus alter und neuer Zeit" heraus. Er genoss unter den Bürgern der Gemeinde aufgrund seines Berufes als Arzt immer noch großes Ansehen, sodass er auch Mitglied des Gemeindevorstandes von Lockwitz wurde.
Die Bibliothek in Kreischa indessen wurde 1849 durch die Teilnahme von Dr. Theile am Aufstand aufgelöst. Erst 1920 wurde eine neue Schulbibliothek gegründet. 2011 fand die Neueröffnung der Kreischaer Bibliothek in neuen und modernen Räumen im Vereinshaus Kreischa statt.[3]
Theile war Mitglied im Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz. Im 1902 eröffneten Botanischer Pflanzengarten der Sächsischen Schweiz hängt eine kleine Gedenktafel für Dr. med. Friedrich Theile. Die Gedenktafel wurde vom Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz im Eröffnungsjahr gestiftet. Theile war bereits in den 1830er Jahren bekannt für seine damals begonnene Forschung und Sammlung von prähistorischen Funden aus der Umgebung Dresdens.[4]
Theiles Frau war Eleonore Pauline Theile, geb. Binnebösel, (* 29. Juni 1820 Leipzig; † 11. April 1900 Lockwitz), Tochter des Leipziger Riemenmeisters Johann Gottfried Binnebösel. Sie heiratete Theile am 30.10.1838 in der Dresdner Kreuzkirche und war praktizierende Hebamme. Sie ist mit Ihrem Mann auf dem Friedhof Lockwitz begraben.[5]
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Die Bibliothek in Kreischa auf www.kreischa.de
- ↑ Christine Wosnitza: Die Hutgemeinde gut "unter einen Hut" gebracht, in: Die Union 27. August 1983
- ↑ Die Bibliothek in Kreischa auf www.kreischa.de
- ↑ Paul Moritz Rachel: Altdresdner Familienleben in der Biedermeierzeit, Dresden 1915, Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, S. 54
- ↑ Hermine Hofmann: "Eine Republik würde zur Anarchie führen". Der Arzt, Volksbildner, Landwirt und Parlamentarier Doktor Friedrich Theile - eine Revolutionsschicksal des Jahres 1849; in: DNN 1. November 1999
- Dresdner Geschichtsblätter, Band 2, 1897-1900, Onlineausgabe der SLUB Dresden, S. 200
- Theilestraße auf www.dresdner-stadtteile.de (archive.org)
- Zivilstandsregister Stadt Dresden, Stadtarchiv Dresden/Ancestry (Urkunde Nr. 39/1899 und Nr. 17/1900), Kirchliche Wochenzettel/Kreuzkirche 1838