Gastronom Picknick
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Das Gastronom Picknick, offizielle Bezeichnung laut Fernsprechbuch des Bezirkes Dresden bereits seit mindestens 1974, Gastronom Picknick HO, kurz auch „Picknick“, anfangs pick-nick, war eine Selbstbedienungsgaststätte in typischer DDR-Architektur in der Nähe des damaligen Fučíkplatzes (heute Straßburger Platz) an der Grunaer Straße 28. Die Gaststätte wurde im Volksmund in sächsisch „Dreggscher Löffel“ („Dreckscher Löffel“) genannt. Einer der Architekten des Gebäudes ist der heute (2023) noch lebende Günter Gruner, der das Gebäude um 1960 mit entworfen hatte.
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[Bearbeiten] Geschichte
- Vorläufer des Restaurants am damaligen Fučíkplatz war der Imbisspavillon Rasthäusel, der nach dem Krieg privat errichtet wurde und später von der staatlichen Handelsorganisation (HO) übernommen wurde.
- 1958: Planung des staatlichen Betriebes HO Gaststätten zum Bau eines Gastronoms, aufgrund der mittlerweile mangelhaften sanitären und arbeitsschutztechnischen Einrichtungen im Rasthäusel mittels Leichtbau zur späteren Wiederverwertung im Ausstellungsgelände im Großen Garten, der den vorhandenen alten Pavillon als Wirtschaftsgebäude einbeziehen sollte.
- Ablehnung eines Entwurfes des Architekten Erich Starke.
- um 1960: Projektierung durch die Architekten Günter Gruner, Gerhard Landgraf und Herbert Löschau vom VEB Hochbauprojektierung Dresden, zusammen mit Heinz Zimmermann und Martin Gersdorf für die Innenarchitektur.
- Eröffnung am 14. Juli 1961 mit 120 Sitz- und 100 Stehplätzen, einem 27m langen Verkaufstresen für Speisen, Getränke und Tabak. Damit war das Restaurant die modernste Selbstbedienungsgaststätte der DDR.[1]
- Mit der Eröffnung Einführung eines Selbstbedienungssystems, bei dem der Gast am Eingang einen Bon erhielt. An der Theke wählte er Speisen und Getränke aus, der Bon wurde gelocht und bei Verlassen an der zentralen Kasse abgerechnet und bezahlt.
- 92 Personen arbeiteten anfangs im pick-nick für tägliche Öffnungszeiten von Montag bis Sonntag von 6:00 bis 23:00 Uhr.
- Aufgrund von Unsauberkeiten an Geschirr und Besteck erhielt das Restaurant im Volksmund schnell den Namen „Dreggscher Löffel“ (etwas hochdeutscher auch: „Dreckscher Löffel“).
- 1969: Abschaffung des Ticketsystems, Trennung des Tresen- und Essbereiches durch einen großen Raumteiler, Verlegung der Stehtische in den hinteren Raum.
- Anfang der 1990er Jahre wurde das Restaurant geschlossen. Leerstand des Gebäudes.
- 1998: Einbau neuer Wände, Eröffnung eines Küchenstudios mit gehobenen Küchen im größeren Gastraum und gleichzeitige Eröffnung in einem Teil als Bistro International mit kleinen Speisen.
- 2004: erneute Schließung aufgrund zu hoher Preisvorstellungen der Treuhandgesellschaft für den Pächter.
- 2004: erste Gruppenausstellungen von Dresdner Street Artits, In den Kellerräumen und der Sprtsbar entstanden Wandmalereien und Collagen.
- 2006: Das Thema Streetart wird unter dem Titel Urbanscript weitergeführt. Zum 800. Stadtjubiläum fanden fünf weitere Ausstellungen und Veranstaltungen unter dem Motto "City. Mapping. Identities." statt.
- Danach erneuter Leerstand für 15 Jahre, weiterer Verfall.
- 2013: Negativer Entscheid für einen Antrag für einen Status nach dem Sächsischen Denkmalschutzgesetz.
- 2019: Kauf durch einen Investor, der den Abriss und den Neubau eines mehrstöckigen Wohn- und Geschäftshaus an gleicher Stelle geplant hat.
- Juni/ Juli 2021: Letztmalige Möglichkeit zur Besichtigung der ehemaligen Gaststätte mit einer Ausstellung zur Geschichte des Gebäudes.
- April 2022: Abriss des Gebäudes (Beginn am 22. April)
Speisekarte von 1964
[Bearbeiten] Quellen
- Umgang mit DDR-Architektur – Dresdner Imbiss „Dreckscher Löffel“ wird abgerissen, Beitrag der Umschau vom 13. April 2021 im mdr-Fernsehen in der ARD-Mediathek
- Informationstafeln im ehemaligen Restaurant Gastronom im Juli 2021, vor dem beabsichtigten Abriss
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Sabine Bacher, Sächsische Zeitung vom 14. März 2008, S. 16
[Bearbeiten] Weblinks
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Gaststätte „pick-nick““
- Foto der Gaststätte Picknick kurz nach Eröffnung 1961 in der Deutschen Fotothek
- Innenansicht des Gastronom „pick-nick“ auf einer Ansichtskarte von 1962
- Restaurant »Dreckscher Löffel« verschwindet, Onlineartikel des Wochenkuriers
- Ex-DDR-Imbiss „Dreckscher Löffel“ muss weichen, Onlineartikel auf www.saechsische.de, Komplettversion nur mit kostenpflichtigem Zugang
- "Da muß sich doch New York verstecken!" Die Selbstbedienungsgaststätte pick-nick (BLOG Stadtmuseum Dresden)