Hans Gunstadt
Hans Gunstadt war 1430 Büchsenmeister unter dem sächsischen Kurfürsten Friedrich den Sanftmütigen (* 22. August 1412 in Leipzig; † 7. September 1464 ebenda).
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[Bearbeiten] 1430: Büchsenmeister Hans Gunstadt vertreibt die Taboriten unter Prokop aus Altendresden
Während der Hussitenkriege führten die Hussiten Heerzüge gegen viele angrenzende Länder durch. Die Hussiten nannten sie "Spanilé jízdy" ("herrliche Fahrten"). Vor allem unter der Führung von Prokop dem Großen fielen Hussiten in Schlesien, in Sachsen, in Ungarn, in die Lausitz und insbesondere in die Markgrafschaft Meissen ein. Diese Heerzüge richteten sich gegen Länder, die das Heer des Heiligen Römischen Reiches während derrömisch-katholischen Anti-Hussiten-Kreuzzüge mit Männern versorgt hatten, um sie von einer weitere Beteiligung abzuhalten. Allerdings hatten die Heerzüge nicht den gewünschten Effekt. Diese Länder stellten weiterhin Soldaten für die Kreuzzüge gegen die Hussiten.
Im Jahr 1430 besetzten die Hussiten wie schon bei ihrem ersten meißnischen Feldzug 1429 Altendresden am anderen Elbufer der befestigten Stadt Dresden. Daraufhin ließ der sächsische Kurfürst Friedrich der Sanftmütige den Turm auf der Elbbrücke mit Geschützen besetzen, um die in Altendresden lagernden Taboriten (der radikale und besonders militante Flügel der Hussiten) zu beschießen. Der Büchsenmeister Hans Gunstadt warf Feuer in die Badestube von Altendresden und vertrieb damit die dortigen Hussiten.[1]
[Bearbeiten] Lindau über Hans Gunstadt (1859)
- "[249] Die reiche Beute, welche die Hussiten heimbrachten, veranlaßte
- schon im nächstfolgenden Jahre (1430) einen zweiten noch furcht=
- bareren Einfall in die wettinischen Länder. Procopius stand
- [250] dießmal an der Spitze eines Heeres, das nach einigen Geschichts=
- schreibern 20.000 Reiter, 25.000 Mann Fußvolk und 2.000
- Heerwagen, nach anderen 70.000 Mann und noch mehr gezählt
- haben soll. Mit ihren Heerwagen, die mit Ketten und Schlössern
- versehen waren, bildeten sie im freien Felde ihre fast unüber=
- windlichen Wagenburgen. Auch diesmal nahmen sie ihren Weg
- über Dresden. Am 29. September waren sie wieder in und
- um Altendresden gelagert, der kaum wieder aufgebauten Stadt
- abermals großen Schaden zufügend. Zum Glück kam dießmal
- Friedrich der Sanftmüthige, der mit seinem Vetter, Friedrich dem
- Friedfertigen, dem Herrn von Dresden, im Kriegsbündniß gegen
- die Böhmen stand, noch früh genug mit einigen Truppen herbei,
- um die Stadt, in welcher sich die Hussiten, wie es schien, fest=
- setzen wollten, vor abermaligem gänzlichen Verderben zu bewahren.
- Er ließ von Neudresden aus bei Nacht einige große Geschütz=
- stücke auf die Brücke und den damals am Ende derselben
- zwischen Alt= und Neudresden befindlichen Thurm bringen und
- unaufhörlich unter die Feinde Feuer geben.* Da aber die
- Hussiten trotzdem nicht weichen wollten und der Churfürst Kunde
- erlangt hatte, daß ihre Anführer in der altdresdner , nicht weit
- von dem Brückenthurme gelegenen Badstube gelagert waren, so
- wurde diese durch den Büchsenmeister Hans Gunstadt mittels
- eingeworfenen Feuers in Brand gesteckt, so daß die Feinde
- endlich weichen und die Stadt verlassen mußten.** So
- wurde Dresden dießmal gerettet, desto schlimmeres Schicksal
- traf die anderen Gegenden und Orte, welche die Hussiten auf
- diesem ihrem zweiten Zuge berührten. Von Dresden aus zogen
- sie die Elbe abwärts, verwüsteten die Weinberge der Lößnitz
- und steckten Kötzschenbroda in Brand, nachdem sie, wie Weck
- sagt, den jungen Wein ausgesoffen und was sie nicht genießen
- gekonnt, in die Keller hatten laufen lassen."
- [*] S. Seite 108.
- [**] S. Weck S. 486.[2]
- [108] "Auf der Seite der Altstadt oder
- jetzigen Neustadt scheint den Eingang der Brücke schon von
- frühester Zeit an ein viereckiger Thurm verwahrt zu haben, der
- mehrfach erwähnt wird und dessen Ueberreste später da Alt=
- dresdener Brückenthor bildeten, da erst 1721 abgebrochen ward.
- Dieser Thurm stand bis ins 17. Jahrhundert; 1430 ließ ihn Friedrich der Sanftmüthige mit Geschützen besetzen, um die
- Taboriten oder Hussiten, die sich in Neustadt festgesetzt hatten,
- beschießen zu lassen **)".
- [**)] Eine Abbildung dieses Thurmes giebt: Antonius Albizius, Stem=
- mata Prinzip Christian. 1608. S. übrigens Hilscher's Nachrichten
- von der Dresdner Elbbrücke (1729) § 18; Schramm's Brückenbuch 12.[3]
[Bearbeiten] Die Leipziger Zeitung über Hans Gunstadt (1898)
- [255] "Während 'Neu-Dresden' - die heutige Altstadt - im
- Hussitenkriege schon derartig mit Mauern und Wällen umgeben
- und hinreichend mit Geschütz versehen war, daß die Feinde sich
- in respectvoller Ferne hielten, wurde der am anderen Elbufer
- gelegene offene Ort im Jahre 1429 von den Scharen Prokop's
- ausgeplündert und größtentheils niedergebrannt. Im folgenden
- Jahre setzten sich jedoch die Hussiten auf dem rechten Elbufer
- förmlich fest und schienen einen Angriff auf die Werke des linken
- Ufers zu beabsichtigen. Da erschien noch zur rechten Zeit Kurfürst
- Friedrich und traf Anstalten zur Vertreibung der Feinde. Auf
- dem Thurme, welcher damals zur Vertheidigung des Ueberganges
- mitten auf der Elbbrücke stand, ließ er Geschütze auffahren und
- durch seinen Büchsenmeister Hans Gunstadt die Hussiten beschießen.
- Ihre Anführer sollen gerade in der Badstube zusammen gesessen
- haben, um Kriegsrath zu halten, als der brave Büchsenmeister
- durch wohlgezielte Schüsse die Baderei in Brand steckte. Das
- fortgesetzte Geschützfeuer äußerte sich so wirksam, daß die Feinde
- bald darauf abzogen.[4]
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ Martin Bernhard Lindau: Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden. 2. verbesserte Auflage, Dresden 1885 (SLUB Digitalisat), Bd. 1, S. 64
- ↑ Martin Bernhard Lindau: Geschichte der Haupt= und Residenzstadt Dresden von der frühesten bis auf die gegenwärtige Zeit. Erster Band. Verlagsbuchhandlung von Rudolf Kuntze, Dresden 1859. S. 249f.
- ↑ Martin Bernhard Lindau: Geschichte der Haupt= und Residenzstadt Dresden von der frühesten bis auf die gegenwärtige Zeit. Erster Band. Verlagsbuchhandlung von Rudolf Kuntze, Dresden 1859. S. 108.
- ↑ Hauptmann Zernin: "Die früheren Dresdner Festungswerke": In: "Wissenschaftliche Beilage der Leipziger Zeitung". Jahrgang 1898. Druck von B.G. Teubner in Leipzig. Nr. 55. Sonnabend, den 14. Mai, Abends. S. 225.