Luise Haenel
Luise Auguste Haenel, auch Luise Auguste Hänel, später Louise Haenel de Cronenthall, nach der Hochzeit Louise Marquise d’Héricourt de Valincourt (* 18. Juni 1836 in Naumburg an der Saale; † 9. März 1896 in Paris) war eine deutsche Komponistin, die in Frankreich lebte und arbeitete. Sie war eine von nur zwei deutschen Symphoniekomponistinnen des 19. Jahrhunderts.
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[Bearbeiten] Familie
Luise Auguste Haenel entstammte der begüterten Familie Haenel/Hänel/Hähnel mit dem Stammvater Joachim Haenl aus dem böhmischen Komotau, die Offiziere, Juristen, Ärzte sowie Kauf- und Handelsherren hervorbrachte. Die Familie erhielt am 15. Mai 1674 den erblichen böhmischen Ritterstand für den kaiserlichen Leutnant Johann Heinrich Haenl mit dem Zusatz von Cronenthall (spätere Schreibweise: von Cronenthal), Herr auf Nieder-Gräditz im Fürstentum Schweidnitz. Luise Hänel entstammte der zweiten Linie der Familie mit dem Ahnherr Christian August Haenel (* 1718), Kaufmann in Lauter, ihrem Ur-Urgroßvater, der wie ihre weiteren Vorfahren den Adelstitel nie benutzte. Ihr Großvater war Christian Gottfried Liebegott Haenel (* 1773) aus Oberwiesenthal, der Kaufmann im vogtländischen Plauen war. Der Arzt und Lehrer am Collegium medico-chirurgicum Christian Heinrich Hänel der Jüngere (1750–1817) war ein entfernter Verwandter aus der ersten Linie der Familie.
Luise Haenel war das vierte Kind und die zweite Tochter des Pianofortefabrikanten Franz Julius Haenel (* 5. Mai 1804 in Plauen im Vogtland; † 1. April 1871 in Naumburg) und dessen 1829 geheirateter Ehefrau Rosine Dorothea geb. Laengerich (* 13. April 1806 in Naumburg; † 22. Juni 1879 ebenda). Luise hatte noch acht Geschwister, davon sechs Schwestern. Ihre Schwestern Sophie, Therese, Emilie und Helene Haenel bedienten sich ab 1877 des Adelstitels nach der königlich-preußischen Adelsanerkennung durch das Heroldsamtsreskript vom 9. April 1877. Mit ihrem Neffen Franz Haenel (1873–1896), Sohn ihres ältesten Bruders, des Pianofortefabrikanten Karl Julius Haenel (1831–1890) starb die zweite Linie der Familie Haenel von Cronenthall im Mannesstamme aus.
Luise Haenel de Cronenthall heiratete am 1. Februar 1862 in Paris Francois Leonce Marquis d'Héricourt de Valincourt (* 7. Mai 1819 in Toulouse; † 20. Mai 1889 in Paris). Das Paar hatte keine Kinder.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Luise Haenel wurde im elterlichen Haus in der Marienstraße 24 in Naumburg geboren. Die Familie zog ab 1842 in die heutige Wenzelsgasse 9 in Naumburg.
Haenel ging Anfang 1853, im Alter von 16 Jahren nach Paris, um am dortigen Konservatorium Musik zu studieren. Sie studierte bei Alexandre Joseph Désiré Tariot (1803–1872). für Musiktheorie, Camille-Marie Stamaty (1811–1870) für Klavier, Auguste-Joseph Franchomme (1808–1884) für Cello und Jules Demersseman (1833–1866) für Flöte und Komposition.
Haenel war eine sehr vielseitige Komponistin, die zahlreiche Werke veröffentlichte: Tanzstücke, Klaviersonaten, fünf Sinfonien, ein Streichquartett und zehn Transskripionen chinesischer Musik. Von den 96 Opuszahlen wurden 29 zwischen 1860 und 1880 veröffentlicht. Fünf sind ihren Lehrern am Konservatorium gewidmet, die meisten aber eigenen Familienmitgliedern und Vorfahren, u.a. aus Mittweida und Naumburg. Bis 1870 wurden mindestens 16 Werke von Haenel in Orchesterbearbeitungen am Théâtre des Champs-Elysées und in verschiedenen Konzerten und Sälen in Frankreich und Deutschland aufgeführt.
Die chinesischen Transskriptionen waren Diplomaten gewidmet, die für den chinesischen Pavillon bei der Pariser Weltausstellung von 1867 zuständig waren sowie einem Verwandten bei der holländischen Marine. Diese Kompositionen sind Haenels interessantestes Werk. Die Originalmusik stammt von einer Ode von 860 vor Christi Geburt und einer konfuzianischen Weise zu einem Tee-Lied aus dem 18. Jahrhundert, zwei Tänzen, ein Hirtenlied und ein Trinklied im Western-Stil. Diese Werke wurden während der Ausstellung jeden Tag aufgeführt. Dafür wurde Haenel auf der Pariser Weltausstellung 1867 mit einer Medaille ausgezeichnet.[1]
Haenel wohnte zuletzt in Paris in der rue du Midi Cherche Nr. 89. Ihr Nachlassverwalter war Graf Patrice Marie O'Mahony.
[Bearbeiten] Werke (Auswahl)
- opus 3, 1862: Bonheur pastoral („Pastorales Glück“), Sinfonie.
- opus 10: La cinquantaine villageoise („Die Goldene Bauernhochzeit“), Sinfonie.
- opus 22; La fantastique („Die Fantastische“, Die Große), Sinfonie.
- opus 40 (1860): Salute au printemps („Frühlingsgruß“), Sinfonie.
- 1867: La nuit d'épreuve („Die Nacht der Tortur“, Die acht Proben) Oper.
- opus 68, 1867: La Chanson du Thé („Das Teelied“).
- Cremone, Streichquartett.
- Appolonia, Sinfonie.
[Bearbeiten] Quellen
- Justus Perthes (Hrsg.): Gothaisches genealogisches Taschenbuch der briefadeligen Häuser, Gotha 1909, 3. Jahrgang, Digitalisat der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, S. 283ff.
- Gerhard Helzel: Louise Haenel de Cronenthal, Online-Artikel auf www.romana-hamburg.de.
- Julie Anne Sadie/Rhian Samuel: New Grove Dictionary of Women Composers.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Julie Anne Sadie/Rhian Samuel: The Norton/Grove dictionary of women composers, W. W. Norton & Company, ISBN 9780393034875, 1994
[Bearbeiten] Weblinks
- Louise Haenel de Cronenthall in der englischsprachigen Wikipedia.
- Louise Haenel de Cronenthal (1836-1896) auf www.auh-naumburg.de, Architektur- und Umwelthaus Naumburg.