Marie-Clementine von Blome

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Marie-Clementine von Blome, geb. Bagration (* 10. November 1803[1][2][3][4] in Dresden; † 26. Mai 1829 in Paris) war die uneheliche Tochter von Fürstin Katharina Pawlowna Bagration und ihrem damaligen Liebhaber, dem österreichischen Kaiserlich Königlichen Gesandten im Kurfürstentum Sachsen in Dresden, Clemens Wenceslaus Nepomuk Lothar Graf von Metternich-Winneburg zu Beilstein.

Ihre Probleme begannen schon bei der Geburt: als Kind einer Affaire mußte sie versteckt werden, um die Karriere des verheirateten Grafen von Metternich und die Stellung ihrer verheirateten Mutter Fürstin Katharina Pawlowna Bagration nicht zu gefährden.

Auch die Mutter von Fürstin Katharina Pawlowna Bagration, einer der Nichten von Fürst Potemkin, der "Engel in Fleisch" Ekaterina Wassiljewna Engelhardt, hatte ihr erstes Kind verstecken müssen, das nie wieder in der Geschichte auftauchte.

Während vom ersten Kind ihrer Großmutter keine Spur mehr vorhanden ist, tauchte Marie-Clementine im Jahr 1814 wieder auf, möglicherweise, weil ihre Mutter damals am Wiener Kongress teil hatte. Auf eine persönliche Anweisung des Zaren Alexander wurde dem Mädchen der Name der georgischen Fürstenfamilie Bagration gegeben, den auch ihre Mutter trug, die aber seit 1812 Witwe war. Das georgische Fürstengeschlecht war damit gar nicht glücklich, beugte sich aber dem Zarenentschluß. Der Name, den Marie-Clementine bis dahin trug, ist nicht überliefert.

Im Gegenzug verpflichtete sich Graf Metternich, der leibliche Vater, das Kind in seinen Haushalt aufzunehmen - eine für alle Beteiligten damals zufriedenstellende Lösung.

Marie-Clementine sorgte dafür sogar für den 1825 Witwer gewordenen Grafen.

Am 12. Juli 1828 wurde Marie-Clementine Bagration mit dem dänischen Grafen Otto von Blome (1795 – 1884) verheiratet.

Bei dieser Gelegenheit wurde das Geburtsdatum von Marie-Clementine mit dem 29. September 1810 angegeben - und der Geburtsort mit Wien. Diese Manipulation diente zwei Zwecken:

  1. Vor allen Dingen wollte Graf von Metternich seine Liason in Dresden von 1801 bis 1803 weiterhin verheimlichen und
  2. hatte diese Verschiebung um sieben Jahre den positiven Nebeneffekt, daß der dänische Graf glaubte, eine noch junge Siebzehnjährige zu ehelichen.

Diese Manipulation wurde bereits im 19. Jahrhundert aufgedeckt, aber dennoch immer weiter rezeptioniert.

Insbesondere Egon Caesar Conte Corti äußerte sich dazu ausführlich in seinem umfangreichen zweibändigen Standardwerk "Metternich und die Frauen". Cortis Bücher und Biographien heben sich heute noch von anderen Werken ähnlicher Art in spezifischer Weise ab: einerseits enthalten sie zahlreiche Originalaussagen von Zeitzeugen, die zu Cortis Zeit noch lebten. Andererseits beinhalten die Werke historisch einzigartige Quellen: verschiedene adelige und hochadelige Häuser gewährten Conte Corti – als einzigem Autor und ihresgleichen, weil ebenfalls adelig – Zugang zu ihren geheimen Privatarchiven, die mittlerweile wieder verschlossen sind bzw. von denen einige im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden.

Egon Caesar Conte Corti ging von einem Kind aus, das kurz nach Beginn der Affaire Ende 1801 gezeugt wurde und demzufolge irgendwann im Jahr 1802 geboren wurde.

Stella K. Hershan konnte dann bei ihren Recherchen zum Standardwerk über die Fürstin Katharina Pawlowna Bagration ("Der nackte Engel", erschienen 1972)[7] dann sogar das genaue Geburtsdatum ermitteln: den 10. November 1803 (mit Geburtsort Dresden statt Wien). Dennoch zieht sich die alte Manipulation noch immer durch die Literatur und die Genealogie[8], ist aber zum Beispiel auch auf Wikidata zu finden (durch zwei fehlerhafte Artikel in der englischen und tschechischen Wikipedia).

Sie starb 1829, acht Tage nach der Geburt ihres ersten Kindes, eines Jungen, weil sie als damals Alterstgebärende Probleme bei der Geburt bekam. Von diesem Jungen bekam sie posthum neun Enkelkinder.

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Stella K. Hershan: Der nackte Engel. Fritz Molden Verlag, München 1972, ISBN 3-217-00327-6.
  2. genealogy.euweb.cz: Online Gotha: Metternich
  3. Marie-Clementine von Blome (geb. Bagration), 1803 - 1829 auf myheritage.de (abgerufen am 11. November 2024).
  4. Egon Caesar Conte Corti (1886-1953): "Metternich und die Frauen". Band 1: "Von der französischen Revolution bis zum Wiener Kongress: 1789 - 1815". Europaverlag, Wien - Zürich 1948, Kapitel II. "Im fröhlichen Dresden und ernsteren Berlin".
  5. Graf A. de La Garde-Chambonas, Fêtes et souvenirs du Congrès de Vienne. Paris 1843, I/88
  6. Egon Caesar Conte Corti (1886-1953): "Metternich und die Frauen". Band 1: "Von der französischen Revolution bis zum Wiener Kongress: 1789 - 1815". Europaverlag, Wien - Zürich 1948, Kapitel II. "Im fröhlichen Dresden und ernsteren Berlin".
  7. Stella K. Hershan: Der nackte Engel. Fritz Molden Verlag, München 1972, ISBN 3-217-00327-6.
  8. Marie Clementine Fürst Bagration, Pinzessin auf geni.com (abgerufen am 11. November 2024).
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