Marie-Clementine von Blome
Marie-Clementine von Blome, geb. Bagration (* 10. November 1803[1][2][3][4] in Dresden; † 26. Mai 1829 in Paris) war die uneheliche Tochter von Fürstin Katharina Pawlowna Bagration und ihrem damaligen Liebhaber, dem österreichischen Kaiserlich Königlichen Gesandten im Kurfürstentum Sachsen in Dresden, Clemens Wenceslaus Nepomuk Lothar Graf von Metternich-Winneburg zu Beilstein.
Ihre Probleme begannen schon bei der Geburt: als Kind einer Affaire mußte sie versteckt werden, um die Karriere des verheirateten Grafen von Metternich und die Stellung ihrer verheirateten Mutter Fürstin Katharina Pawlowna Bagration nicht zu gefährden.
Auch die Mutter von Fürstin Katharina Pawlowna Bagration, einer der Nichten von Fürst Potemkin, der "Engel in Fleisch" Ekaterina Wassiljewna Engelhardt, hatte ihr erstes Kind verstecken müssen, das nie wieder in der Geschichte auftauchte.
- Ende 1779 brach im Harem Potemkins ein Skandal aus. Warwara, jetzt eine verheiratete Dame, begann sich immer trotziger zu benehmen und sprach einmal tadelnd über das Privatleben der Kaiserin. Das gefiel der Kaiserin nicht, auch Potemkin wurde wütend und befahl seiner Nichte, auf's Land zu fahren – auf das Anwesen ihres Mannes Golitsyn. In diesem Moment verkündete Ekatarina, der "Engel in Fleisch" (so Potemkin), daß sie von ihrem Onkel schwanger geworden war. Der schottische Leibarzt Dr. Rogerson verordnete ihr eine "Behandlung" in europäischen Gefilden. Potemkin überredete Warwara, mit ihrer Schwester zu gehen. So ging Warwara nicht ins Exil, sondern nach Europa, und Ekatarina ging offiziell nicht, um ihren Bauch zu verstecken, sondern um mit den Golitsyns zu reisen. Angeblich sei sie bei der Abreise im sechsten Monat schwanger gewesen. Von dem Kind findet sich keine Spur in den historischen Aufzeichnungen.
Während vom ersten Kind ihrer Großmutter keine Spur mehr vorhanden ist, tauchte Marie-Clementine im Jahr 1814 wieder auf, möglicherweise, weil ihre Mutter damals am Wiener Kongress teil hatte. Auf eine persönliche Anweisung des Zaren Alexander wurde dem Mädchen der Name der georgischen Fürstenfamilie Bagration gegeben, den auch ihre Mutter trug, die aber seit 1812 Witwe war. Das georgische Fürstengeschlecht war damit gar nicht glücklich, beugte sich aber dem Zarenentschluß. Der Name, den Marie-Clementine bis dahin trug, ist nicht überliefert.
Im Gegenzug verpflichtete sich Graf Metternich, der leibliche Vater, das Kind in seinen Haushalt aufzunehmen - eine für alle Beteiligten damals zufriedenstellende Lösung.
Marie-Clementine sorgte dafür sogar für den 1825 Witwer gewordenen Grafen.
Am 12. Juli 1828 wurde Marie-Clementine Bagration mit dem dänischen Grafen Otto von Blome (1795 – 1884) verheiratet.
Bei dieser Gelegenheit wurde das Geburtsdatum von Marie-Clementine mit dem 29. September 1810 angegeben - und der Geburtsort mit Wien. Diese Manipulation diente zwei Zwecken:
- Vor allen Dingen wollte Graf von Metternich seine Liason in Dresden von 1801 bis 1803 weiterhin verheimlichen und
- hatte diese Verschiebung um sieben Jahre den positiven Nebeneffekt, daß der dänische Graf glaubte, eine noch junge Siebzehnjährige zu ehelichen.
Diese Manipulation wurde bereits im 19. Jahrhundert aufgedeckt, aber dennoch immer weiter rezeptioniert.
Insbesondere Egon Caesar Conte Corti äußerte sich dazu ausführlich in seinem umfangreichen zweibändigen Standardwerk "Metternich und die Frauen". Cortis Bücher und Biographien heben sich heute noch von anderen Werken ähnlicher Art in spezifischer Weise ab: einerseits enthalten sie zahlreiche Originalaussagen von Zeitzeugen, die zu Cortis Zeit noch lebten. Andererseits beinhalten die Werke historisch einzigartige Quellen: verschiedene adelige und hochadelige Häuser gewährten Conte Corti – als einzigem Autor und ihresgleichen, weil ebenfalls adelig – Zugang zu ihren geheimen Privatarchiven, die mittlerweile wieder verschlossen sind bzw. von denen einige im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden.
- "In ihrem [Izabelas] Salon lernt er alles kennen, was eigentlich nicht nach Dresden gehört, aber doch dort weilt und von hoher Geburt, reich und schön ist. Vor allem eine entzückende junge Frau, die ihren Gemahl, den russischen General Peter Fürsten Bagration nur selten und vorübergehend sieht. Der Gatte stammt aus der Familie der Bagratiden, die eine Zeitlang über Georgien herrschten; er hat sich in vielen Schlachten ausgezeichnet, gehörte aber dann zu den unzähligen Russen, die bei dem halb wahnsinnigen Zaren Paul I. in Ungnade fielen. So muß auch er im Auslande weilen und hat seine ihm im Jahre 1800 angetraute, nun bei Metternichs Erscheinen in Dresden im neunzehnten Lebensjahr stehende Frau ebendort untergebracht. Fürstin Katharina Pawlowna Bagration ist eine geborene Gräfin Skawronskij, aus jener Familie, deren Glück auf die schöne Tochter eines lettischen Bauern namens Samuel Skawronskij zurückgeht. Diese war zuerst bei einem Pastor in Marienburg Magd gewesen, heiratete dann einen schwedischen Dragoner und wurde nach der Einnahme dieser Stadt durch die Russen die Geliebte des Fürsten Menschikow, der sie später an Peter den Großen abtrat. Der Zar ließ sich in der Folge mit ihr trauen und damit war die stolze Laufbahn der Familie eröffnet. Der Urgroßvater der Fürstin Bagration war der einzige Bruder jener Frau gewesen, die nach Peters des Großen Tod ihrem Gatten unter dem Namen Katharina I. auf dem Throne gefolgt war. Von daher stammt das Hauptvermögen der steinreichen Fürstin, doch ist sie zudem noch mütterlicherseits eine Nichte Grigorij Potemkins, des Günstlings und Liebhabers der Kaiserin Katharina II. und hatte auch aus dieser Verwandtschaft ungeheure Reichtümer geerbt. Katharina Bagration ist also eine ziemlich nahe Verwandte des nach der Ermordung Paul I. am 23. März 1801 zur Regierung gelangten Zaren Alexander I. Der General Bagration war unter Paul I. in Ungnade gefallen, jetzt, sagt sich Clemens Metternich, kann das alles anders werden und sein Nachfolger gerade für diejenigen Familien Neigung empfinden, die von seinem starrsinnigen Vater schlecht behandelt wurden; man muß sich also auch von der politischen Seite gesehen mit dieser jungen Frau, die verführerisch hübsch und dabei sehr kokett und zugänglich scheint, gut stellen und das fällt nicht schwer für einen jungen, lebenshungrigen, bildschönen Mann, der seine Ehefesseln nicht allzu genau nimmt. Besonders, wenn er sich vor Augen hält, daß diese süße kleine Frau mit ihrem Teint von rosig überhauchtem Alabaster ein ausdrucksvolles Gesicht mit sinnlichen Lippen besitzt. Sie ist eher klein geraten, ihre entzückend geformte Figur zeigt aber, wie Graf de La Garde[5] sagt, »orientalische Fülle vereint mit andalusischem Liebreiz«. Die Fürstin kennt die Wirkung ihrer Erscheinung, liebt es, ihre Reize zu zeigen und in der diplomatischen Gesellschaft gibt es so manche weibliche Mitglieder, die sich darüber entrüsten, daß ihre Ballkleider besonders tief ausgeschnitten sind. Wenn man daraus schließt, daß die junge Frau nicht allzu prüde und zurückhaltend ist, so geht man nicht fehl. Clemens Metternich erobert sie im Fluge und die Gräfin Eleonore, die klug genug ist, um alles, was um sie herum vorgeht, sofort zu durchschauen, muß mit einiger Bitternis sehen, daß die Russin ihres Gatten Geliebte geworden ist. Und wirklich, das Verhältnis hat Folgen. Die schöne junge Frau bringt im Jahre 1802 eine Tochter zur Welt, an deren Erscheinen ihr Gatte wegen langer Abwesenheit nur unschuldig sein kann und die Katharina Bagration ganz ungescheut Clementine nennt. Aber nicht nur Erotik ist es, die Clemens an die Fürstin knüpft. Sie hat eine ausgesprochene Schwäche für Politik, zeigt nachhaltiges Interesse für alle Vorgänge in der hohen Diplomatie; wo es darüber etwas zu erfahren gibt, ist sie zu finden. »Sie erhört alles und alle«, spottet die böse Welt. Was sie erfährt, bespricht sie dann mit ihrem Liebhaber, der auf diese Weise auch zu manch wertvoller Nachricht gelangt. Der englische Gesandte Lord Elliot führt ein großes Haus, alle schönen Frauen und ernsten Männer treffen sich bei ihm, Jagd und Spielpartien, Bälle und Diners fesseln die zur Gesellschaft gehörenden Persönlichkeiten und geben Clemens Gelegenheit, seine bestrickende Erzählergabe glänzen zu lassen. Es bewährt sich nun Kaiser Josephs Wort über die beste Art Damen zu erobern."[6]
Egon Caesar Conte Corti ging von einem Kind aus, das kurz nach Beginn der Affaire Ende 1801 gezeugt wurde und demzufolge irgendwann im Jahr 1802 geboren wurde.
Stella K. Hershan konnte dann bei ihren Recherchen zum Standardwerk über die Fürstin Katharina Pawlowna Bagration ("Der nackte Engel", erschienen 1972)[7] dann sogar das genaue Geburtsdatum ermitteln: den 10. November 1803 (mit Geburtsort Dresden statt Wien). Dennoch zieht sich die alte Manipulation noch immer durch die Literatur und die Genealogie[8], ist aber zum Beispiel auch auf Wikidata zu finden (durch zwei fehlerhafte Artikel in der englischen und tschechischen Wikipedia).
Sie starb 1829, acht Tage nach der Geburt ihres ersten Kindes, eines Jungen, weil sie als damals Alterstgebärende Probleme bei der Geburt bekam. Von diesem Jungen bekam sie posthum neun Enkelkinder.
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ Stella K. Hershan: Der nackte Engel. Fritz Molden Verlag, München 1972, ISBN 3-217-00327-6.
- ↑ genealogy.euweb.cz: Online Gotha: Metternich
- ↑ Marie-Clementine von Blome (geb. Bagration), 1803 - 1829 auf myheritage.de (abgerufen am 11. November 2024).
- ↑ Egon Caesar Conte Corti (1886-1953): "Metternich und die Frauen". Band 1: "Von der französischen Revolution bis zum Wiener Kongress: 1789 - 1815". Europaverlag, Wien - Zürich 1948, Kapitel II. "Im fröhlichen Dresden und ernsteren Berlin".
- ↑ Graf A. de La Garde-Chambonas, Fêtes et souvenirs du Congrès de Vienne. Paris 1843, I/88
- ↑ Egon Caesar Conte Corti (1886-1953): "Metternich und die Frauen". Band 1: "Von der französischen Revolution bis zum Wiener Kongress: 1789 - 1815". Europaverlag, Wien - Zürich 1948, Kapitel II. "Im fröhlichen Dresden und ernsteren Berlin".
- ↑ Stella K. Hershan: Der nackte Engel. Fritz Molden Verlag, München 1972, ISBN 3-217-00327-6.
- ↑ Marie Clementine Fürst Bagration, Pinzessin auf geni.com (abgerufen am 11. November 2024).