Musenklänge aus Deutschlands Leierkasten
Die Musenklänge aus Deutschlands Leierkasten sind eine von Dresdner Künstlern illustrierte Sammlung von Parodien auf die Lyrik der Zeit 1848/1849 zum Teil in der absolut unverständlichen Form des "höheren Blödsinns" und eine Travestie der volkstümlichen Ballade im Bänkelsängerton, aber auch eine Reihe von politischen Zeitsatiren ist vertreten.
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[Bearbeiten] Künstler
24 Holzschnitte stammen von Ludwig Richter (* 1803), der auch unter dem Pseudonym "Ioducus Buchsbaumer" den Text "Eduard und Kunigunde" geschrieben hatte:
- "Höchst wahrhaftige, anfangs zuckersüße, am Ende aber tragisch-scheußliche Geschichte, zweier Liebenden, Eduard und Kunigunde geheißen: so sich solche in der aschgrauen Vorzeit, als die Leute alle noch dumb waren, begeben; unsern absonderlich erleuchteten Zeiten zur Warnigung und Ergötzigung fürgestellet und mit Bildern verzieret durch Ioducus Buchsbaumer." (S. 145 der 11. Auflage um 1872)
Ein weiterer bedeutender Illustrator war der Richter-Freund Hugo Bürkner (* 1818). Auch der Bürkner-Schüler und spätere Schwiegersohn Richters August Gaber (* 1823) trug zu den "feinen Holzschnitten" (so im Untertitel) bei, genauso wie Arthur von Ramberg (* 1819), ein Schüler von Julius Hübner.
Beigetragen hatte auch der Berliner Theodor Hosemann, der damalige Illustrator von Adolf Glaßbrenner
[Bearbeiten] Ausgaben
Die Musenklänge aus Deutschlands Leierkasten erfreuten sich beim deutschen Publikum allerhöchster Beliebtheit.
[Bearbeiten] Erstausgabe 1849
Die Erstausgabe musste im Revolutionsjahr 1849 noch anonym erscheinen, wurde aber dennoch nicht im Holzmann-Bohatta (dem Deutschen Anonymen-Lexikon ab 1902) verzeichnet, obwohl zu diesem Zeitpunkt die Urheberschaft noch unklar war. Für diese österreichischen Bibliothekare, Bibliographen und Lexigraphen war die Sammlung nicht fein genug.[1]
[Bearbeiten] Zweite Auflage 1850 bei Georg Wigand Leipzig
Bereits im darauffolgenden Jahr 1850 war eine Nachauflage im Verlag Georg Wigand in Leipzig nötig. Die besonderen Umstände der Revolution von 1848/1849 waren vorüber und ermöglichten eine Verlagsnennung. Allerdings bestritt Georg Wigand zeitlebens, etwas mit der Erstauflage zu tun zu haben und führte sogar auf falsche Spuren, um von sich abzulenken. Als Verfasser wurden deswegen lange Zeit Theodor Mommsen, Moriz Haupt oder Otto Jahn (1847 bis 1850 in Leipzig) verdächtigt.
[Bearbeiten] 1851 bis um 1880: Dritte bis 15. Auflage bei Bernhard Schlicke Leipzig
Bereits im darauffolgenden Jahr 1851 erschien das Sammelwerk in der 3. Auflage, diesmal im Verlag Bernhard Schlicke, ebenfalls in Leipzig.[2] Schlicke machte sich die vermeintliche Anonymität der Erstauflage zunutze, und Wigand wagte nicht zu protestieren. Schlicke bewies in der Zukunft weiteres Geschick in seiner verlegerischen Tätigkeit. So erschien in seinem Verlag 1854 von Ludwig Bechstein das "Deutsche Dichterbuch"[3] und 1855 von Adolf Henze: Die Handschriften der deutschen Dichter und Dichterinnen, ein grundlegendes Werk über deutsche Autographen.[4]. 1857 legte er mit Karl Klaunigs "Ueber deutsche Rechtschreibung" die Grundlage für alle weiteren Amtlichen Werke der deutschen Rechtschreibung einschließlich des Dudens.[5]
Eine 6. Auflage der Musenklänge aus Deutschlands Leierkasten wird auf 1859 datiert. Demzufolge waren in den ersten zehn Jahren im Durchschnitt alle zwei Jahre eine Neuauflage notwendig.
Eine 10. Auflage erschien 1866, danach noch fünf weitere Auflagen bis zur 15. Auflage bei Bernhard Schlicke, der noch bis um 1880 eifrig verlegte.[6] Demzufolge erschien auch in diesen Jahrzehnten etwa alle zwei drei Jahre eine Neuauflage bei Schlicke, hinzu kamen unzählige Raubdrucke.
1881 erschienen bereits Werke mit dem Zusatz im Leipziger "Verlag von Bernhard Schlicke (Balthasar Elischer)".[7] 1885 erschien die 2. Auflage "Aus Theodor Körners Nachlaß" ebenfalls im Leipziger "Verlag von Bernhard Schlicke (Balthasar Elischer)".[8]
[Bearbeiten] Um 1884 bis um 1920: 16. bis 18. Auflage bei Enßlin & Laiblin Reutlingen
Um diese Zeit[9] erschien die 16. Auflage der "Musenklänge aus Deutschlands Leierkasten" im Reutliger "Verlag Enßlin und Laiblin".
Eine 18. Auflage bei "Enßlin & Laiblins Verlagsbuchhandlung Reutlingen" wird auf etwa 1920 datiert. Dazwischen gab es um 1900 eine 17. Auflage. Die große Zeit des Werkes war zunächst vorbei, die Zahl der von den Ereignissen 1848/1849 Betroffenen hatte seit den 1880er Jahren rapide abgenommen.
[Bearbeiten] 1936: Bibliophiler Reprint bei F. W. Hendel Meersburg und Leipzig
1936 erschien im bibliophilen "F. W. Hendel Verlag Meersburg und Leipzig" (des seit 1861 bestehenden Leipziger Antiquariates "List & Francke") ein Reprint der Erstausgabe von 1849 im Faksimiledruck und in rotem Leder mit Rückenvergoldung und goldgeprägtem Titeldruck auf Deckel und Rücken. Vorausgegangen war eine umfangreiche Forschungsarbeit zu den "Musenklängen aus Deutschlands Leierkasten". Herausgeber war Adolf Thimme, der Georg Wigand als Initiator und Carl Herloßsohn (* 1804; † 10. Dezember 1849) als Hauptautor identifizierte. Angebunden wurde in dieser Ausgabe ein zweiter Teil mit den Liedern aus späteren Ausgaben.
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ Michael Holzmann-Bohatta: Deutsches Anonymen-Lexikon. 7 Bände, 1902–1928.
- ↑ Das Werk erschien bei Bernhard Schlicke ohne Jahresangabe, Heyn-Gotendorf V, 258 und Hoff-Budde 1499-1522 zitierten seine 3. Aufl. Leizig, Schlicke 1851.
- ↑ Ludwig Bechstein: "Deutsches Dichterbuch. Eine Sammlung der besten und kernhaftesten deutschen Gedichte aus allen Jahrhunderten". Verlag Bernhard Schlicke, Leipzig 1854 (1844 bei Georg Wigand erschienen).
- ↑ Adolf Henze: Die Handschriften der deutschen Dichter und Dichterinnen. Verlag von Bernhard Schlicke, Leipzig 1855.
- ↑ K. [Karl] Klaunig: "Ueber deutsche Rechtschreibung vom wissenschaftlich praktischen Standpunkte, das Ergebnis der Einigung zwischen den Lehrern der allgemeinen Bürger- und städtischen Realschule zu Leipzig." Leipzig 1857, Verlag von Bernhard Schlicke.
- ↑ Balthasar Elischer hatte bereits für den Verlag Bernhard Schlicke am 1. November 1878 ein Circular mit eigenhändiger Unterschrift für das Archiv des Börsenvereins eingesandt Börsenblatt des Deutschen Buchhandels vom 6. Dezember 1878. Ein Verlag "B. Elischer Nachfolger" verlegte von 1889 bis zur Inflation um 1920 noch recht rege, danach nur noch sporadisch und scheint mit der Weltwirtschaftskrise ab 1929 vom Markt gegeangen zu sein.
- ↑ Max Nordau: "Vom Kreml zur Alahambra - Kulturstudien", Verlag von Bernhard Schlicke (Balthasar Elischer), Leipzig 1881.
- ↑ Aus Theodor Körners Nachlaß. Liedes- und Liebesgrüße an Antonie Adamberger. Zum erstenmal vollständig und getreu nach der eigenhändigen Sammlung des Dichters herausgegeben von Friedrich Latendorf. Mit dem Porträt von Antonie Adamberger im Stahlstich.
- ↑ Eine ungefähre Datierung fällt auf das Jahr 1884.