Ludwig Richter

Stadtwiki Dresden - Freiraum für Ideen und Wissen über Dresden
Wechseln zu: Navigation, Suche
Ludwig Richter in seinen letzten Lebensjahren

Adrian Ludwig (Louis) Richter (* 28. September 1803 in Dresden; † 19. Juni 1884 ebenda) war ein volkstümlicher Maler, Zeichner und Holzschneider im Zeitalter der Romantik und des Biedermeier sowie Professor an der Dresdner Kunstakademie.

Geburtshaus (damals Friedrichstraße Haus 16) von Ludwig Richter, später Haus 185 bzw. Friedrichstraße 44
Radierung "Pillnitz" um 1820
Denkmal auf der Brühlschen Terrasse

[Bearbeiten] Leben

Geboren am 28. September 1803 in Dresden-Friedrichstadt, um genau zu sein in der Friedrichstraße 44[1], von Haus für den Beruf des Vaters, des Zeichners, Kupferstechers und späteren Professors Carl August Richter, bestimmt, wurde er schon früh daheim in dieser Kunst geübt und besuchte auch die Kunstakademie, wo freilich damals die Schablone herrschte. Zum Broterwerb half der Sohn dem Vater Prospekte radieren, und die "70 malerischen Ansichten" 1820 tragen schon seinen Namen neben dem des Vaters.

Im selben Jahr nahm ihm der russische Fürst Narischkin nach Südfrankreich mit, zur Herstellung von Reiseskizzen. Dem Zwanzigjährigen gewährte der Buchhändler Arnold (1763-1847) die Mittel, sich drei Jahre in Italien als freier Künstler zu bilden. Dort malte er eifrig Landschaften: Eine Reiseskizze aus dem deutschen Hochgebirge wurde auf römischen Boden sein erstes Ölbild: der "Watzmann". Und mitten in der Romandie machte auch der deutsche Meister Dürer großen Eindruck auf ihn. Auf die gründlichere Durchbildung des Figürlichen in der Landschaft, das später bei Richter die Hauptsache wurde, hatte Schnorr Einfluss.

Nach seiner Rückkehr in die Heimat erhielt Richter 1828 eine Lehrerstelle an der Zeichenschule der Porzellanmanufaktur Meißen. Aber er malte und radierte hier fast nur italienische Landschaften und seine Sehnsucht nach diesem Lande wurde in den engen Lebensverhältnissen Meißens beinah zum Heimweh. Da, im Herbst 1834 auf einer Wanderung durch das böhmische Elbgebirge, berührten ihn dessen fast südlich schönen Formen wunderbar, und mit einem Schlage war er von jener Sehnsucht geheilt und sein Auge aufgetan für den Zauber deutscher Landschaft, den er tief im Herzen eigentlich schon in Italien empfunden hatte. Hin zur deutschen Natur, das war fortan sein Losungswort, und hin zum deutschen Menschen, so rief sein Herz.

War der Mensch bisher schon in des Meisters fremden Landschaften nicht bloße Staffage, sondern Stimmungsspiegel, so trat er von diesem Zeitpunkt ab - erstmals in der "Überfahrt am Schreckenstein" - mehr und mehr in den Vordergrund, ohne doch die Landschaft zum leblosen Hintergrund herabzudrücken. Der Mensch in seinem engen Verhältnis zur Natur und die Natur in ihrer Beziehung und Wirkung auf den Menschen, beide, Mensch und Natur bilden bei Richter eine innige Einheit.

Im Frühjahr 1836, nach Aufhebung der Meißner Zeichenschule, zog er nach Dresden und wurde bald darauf Lehrer an der Kunstakademie und 1841 Professor. In diesem Amte wirkte er bis 1876. Er ließ die Schüler unmittelbar nach der Natur zeichnen, was hier bisher nicht üblich gewesen war. Dem Broterwerb für seine Familie zu Liebe nahm er Buchhändlerangebote zu Buchillustrationen an und wurde so seit 1838 allmählich auf den Holzschnitt hingeleitet, für den er sich schließlich eine eigene Schule von Holzschneidern schuf, unter denen sein Schwiegersohn August Gaber (1823-1894) der bedeutendste war. Sage, Geschichte, Volkslied und Dichtung des deutschen Volkes begleitete er mit seinen Holzschnittzeichnungen. Neben den Vorlagen dafür entwarf er auch freie Federzeichnungen und Aquarelle. Er malte zunächst auch noch in Öl weiter und schuf 1847 seinen vielbewunderten "Brautzug im Frühling"; seine Radiernadel brachte Meisterwerke voll inniger Poesie hervor, wie die "Christnacht" (1854).

Aber um diese Zeit legte er Pinsel und Radiernadel immer mehr beiseite und rückte das Schwergewicht seines Schaffens auf die anfänglich von ihm selbst als "Leistenhandwerk" eingeschätze Holzschnittzeichnung. Er ging nunmehr von der Illustration zur selbständigen Erfindung über: 1851 erschien die erste seiner großen Holzschnittfolgen, "Erbauliches und Beschauliches", der sich "Das Vaterunser", "Fürs Haus", "Der Sonntag", "Unser tägliches Brot" und andere anreihten. Im Holzschnitt fand er das Mittel, die reichen Schätze seiner Erfindungskraft und Beobachtungsgabe zu erschließen für die genießende Teilnahme breitester Volksschichten. Er schilderte das Volk für das Volk und ist darum ein volkstümlicher Künstler geworden. Keiner hat wie Richter mit solcher Liebe die Kinderwelt, keiner mit solchem Humor und Behage das deutsche Kleinbürgertum geschildert, und doch war er nicht vorwiegend Kinder- und Philistermaler.

Die angestrengte Arbeit griff sein Augenlicht an, dessen Abnahme ihm im letzten Jahrzehnt seines Lebens das Schaffen erschwerte und schließlich ganz verbot. Dafür hinterließ er der Nachwelt seine herrliche Selbstbiographie, die er als Sechsundsechzigjähriger begann, ein Musterwerk dieser Gattung. Die Augen, die so viel gesehen hatten, schlossen sich am 19. Juni 1884 für immer, die letzte Wohnung hatte er in der Johannesstraße Nr. 17 im Erdgeschoss. Sein Grab befindet sich auf dem Neuen Katholischen Friedhof. Richter ist seit dem 22. Dezember 1878 Ehrenbürger der Stadt Dresden.

Straßenschild Ludwig-Richter-Straße

Heute sind in Loschwitz die Ludwig-Richter-Straße und ein Wanderweg nach ihm benannt.

Eine Gedenktafel an der Mauer Friedrichstraße 46 erinnert an den Maler. Unter der Hausnummer 46 befindet sich heute die Kita "Kinderhaus". Weiter nördlich in dem Gelände Richtung Magdeburger Straße steht das Ludwig-Richter-Haus (mit Hausnummer 44).

[Bearbeiten] Familie

Ludwig Richter war der Sohn von Carl August Richter (1770-1848) und dessen Ehefrau Johanna Eleonora Rosian Müller (1781-1863). Er heiratete Augusta Friederica Freudenberg (* 8. Mai 1804 in Proschim; † 6. August 1854 in Dresden) [2] am 4. November 1827 in der Kreuzkirche in Dresden. [3]

[Bearbeiten] Werke (Auswahl)

[Bearbeiten] Quellen

  1. "Das Haus in der Friedrichstraße, in dem am 28. September 1803 Adrian Ludwig Richter das Licht der Welt erblickte, war bisher nicht bekannt. Als vor 12 Jahren der Verein für Geschichte Dresdens die Absicht hatte, dem großen Meister eine Gedenktafel zu widmen, wurden in amtlichen Quellen wie bei kundigen Friedrichstädter Bürgern die eingehendsten Nachforschungen angestellt; selbst die greise Schwester Richters begab sich noch einmal persönlich hinaus, konnte aber das Haus auch nicht mehr feststellen. Der Verein entschloß sich daher, die Gedenktafel an Richters Sterbehaus, Johannesstraße 1, anzubringen. Im Mai 1898 ist das gesuchte Haus durch einen Zufall doch noch ermittelt worden. Herr Geheimer Rath Dr. med. Fiedler schenkte dem Rathsarchiv einen Stoß Akten, die ihm von einem alten Friedrichstädter Bürger überlassen worden waren. Es waren die Akten des ehemaligen Ortsrichters der Gemeinde Friedrichstadt. Bei ihrer Einordnung ins Rathsarchiv fand ich darunter ein „Gemeindebuch zu Friedrichstadt“ mit dem vollständigen Einwohner-Melderegister für die Jahre 1780 bis 1802. Darin ist unter dem Jahre 1802 eingetragen: „Richter, Karl August, ein Kopferstecher von [135] hier, Nr. 16.“ Dieses Haus Nr. 16, damals dem Accisinspektor Advokaten Joh. Siegmund Schmidt gehörig, wird in einer Einquartierungsliste von 1807 als „ein im Garten stehendes, mit dem Parterre 2 Etagen hohes Wohnhaus“ bezeichnet. Als auf den Nebengrundstücken vorn an der Friedrichstraße noch 4 Häuser gebaut worden waren, erhielt es die Katasternummer 16e, später 185. Es ist das jetzt der verwittweten Frau Lax gehörige Haus Friedrichstraße 44. Wie noch heute, enthielt es im ersten Stock die Wohnung des Besitzers, im Erdgeschoß zwei kleine Miethwohnungen, von denen jedenfalls die eine von Richters Eltern bewohnt wurde. Das noch in der alten Bauart erhaltene wohlgepflegte Haus steht hinten in einem lauschigen Garten dicht an der Mauer nach dem Ostragehege und ist in seiner idyllischen Lage so recht geeignet zu einer Stätte der Erinnerung an den sinnigen Schilderer der Natur und des Volkslebens. Glücklicherweise würde es von einer etwaigen künftigen Verwerthung des Vorderareals an der Friedrichstraße nicht berührt werden, und so läßt sich hoffen, daß diese Geburtsstätte eines der berühmtesten Söhne Dresdens noch lange Zeit erhalten bleibt. Dr. O. Richter." In: Otto Richter: "Ludwig Richters Geburtshaus." Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900), 1898 S. 134f.
  2. Geburts- und Sterbedaten auf www.familiysearch.org, abgerufen am 10. Februar 2012
  3. Hochzeitsdatum auf www.familiysearch.org, abgerufen am 10. Februar 2012

[Bearbeiten] Weblinks

Meine Werkzeuge
Namensräume
Varianten
Aktionen
Navigation
Werkzeuge