Richard Moritz Trautmann
Richard Moritz Trautmann (* 26. Juni 1861 in Glauchau; † 28. September 1925 in Leipzig)[1] war ein sächsischer Beamter, Baumeister und Architekt, zuletzt als Stadtbaurat und Vorstand für die städtischen Gas-, Wasser-, Elektrizitäts- und sonstigen Technischen Werke in Leipzig, nach seiner Pensionierung mit dem Titel eines königlich-sächsischen Oberbaurates.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Familie
Richard Moritz Trautmann entstammte der sächsischen Familie Trautmann. Sein Großvater väterlicherseits Friedrich August Moritz Trautmann († 1874 in Leipzig) war Arzt in Leipzig.
Richard Trautmann war der Sohn des Leipziger und Dresdner Kaufmanns Bruno Moritz Kaufmann, der eine Zeit in Glauchau arbeitete,[2] und dessen Ehefrau Clara geb. Zettel, Tochter des Wilhelm Zettel aus Leipzig. Sein Vater verlobte sich im Mai 1857 in Leipzig mit seiner späteren Frau.[3] Er war Inhaber der Dresdner Firma Bruno Trautmann, Sophie Westphals Nachfolger. Trautmann hatte noch mehrere Geschwister:
- Wilhelm Trautmann (* 28. Februar 1860 in Glauchau;[4] † 24. April 1867 in Leipzig), ältester Bruder, starb mit 7 Jahren und 2 Monaten.[5]
- Bruder (* 11. Dezember 1863 in Glauchau),[6]
- Bruder (* 29. Juni 1866 in Leipzig),[7] und
- eine jüngere Schwester, die am 17. August 1868 geboren wurde.[8]
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Richard Trautmann besuchte zuerst die 1. Bürgerschule in Leipzig, später - für die höhere Schulbildung - das Annenrealgymnasium in Dresden. 1879 legte er dort sein Reifezeugnis (Maturitätsexamen) ab. Nach seiner höheren Schulbildung studierte Trautmann am königlichen Polytechnikum in Dresden Maschinenbau. Nach Beendigung seines Studiums ging er erst in die Praxis als Ingenieur. Er ist erstmals 1886 als solcher im Dresdner Adressbuch verzeichnet. Er wohnte anfangs in der Zirkusstraße 36,[9] ab 1887 in der Pillnitzer Straße 74.[10]
Nach dem Bestehen des Ersten und 1888 Zweiten Staatsexamens trat Trautmann als Beamter in den Dienst der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen und wurde bei dieser erst im Dresden-Friedrichstadt, später in Chemnitz beschätigt, dort beim Neubau des Chemnitzer Werkstättenbahnhofs. Im Februar 1889 wurde Trautmann als bisheriger Maschinen-Techniker bei der Werkstattverwaltung in Chemnitz zum Regierungsbaumeister im Betriebsmaschinendienst in Chemnitz befördert.[11] Im Juni 1891 wurde Trautmann - wiederum als Regierungsbaumeister in die Maschinen-Hauptverwaltung Chemnitz versetzt.[12]
Im November 1893 wurde Trautmann als bisheriger Regierungsbaumeister bei der Maschinen-Hauptverwaltung Chemnitz an das Sektionsbüro III für die neuen Dresdner Bahnhofsbauten der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen nach Dresden versetzt. [13] Er nahm sich eine Wohnung im damals noch selbstständigen Vorort Plauen.[14] Im Januar 1895 wurde Trautmann vom Sektionsbüro für Bahnhofsbauten an die Bezirksmaschinenmeisterei Dresden versetzt.[15]
[[Am 1. Juli 1896 wurde Trautmann durch den sächsischen König Albert als bisheriger Regierungsbaumeister bei der Bezirksmaschinenmeisterei der Staatseisenbahnen in Dresden zum Maschinen-Inspektor bei der Dresdner Maschinenhauptverwaltung ernannt.[16] In der folgenden Tätigkeit, in der Hochbauverwaltung des sächsischen Finanzministeriums, hatte Trautmann als königlich-sächsischer Baurat bei der Erbauung des Königlichen Fernheiz- und Elektrizitätswerkes die Leitung des maschinentechnischen Teiles inne. Der Entwurf, nach dem diese erste große Fernheizanlage in Europa ausgeführt worden war, stammte von der Firma Rietschel & Henneberg in Dresden, bzw. von deren damaligen Direktor Pfützner. 1899 zog Trautmann mit seiner Familie in die Baumstraße 1.[17]
1902 wurde Trautmann zum Vorstand des maschinentechnischen Büros der staatlichen Hochbauverwaltung ernannt.[18] 1905 wechselte er in sein Haus in der Angelikastraße 1 in der Dresdner Antonstadt, wo er im Erdgeschoss wohnte.[19] 1906 erhielt Trautmann vom letzten sächsischen König Friedrich August III. den Rang und den Titel eines Finanz- und Baurates.[20] Als Finanz- und Baurat sowie Vorstand des Maschinentechnischen Bureaus im Finanzministerium zu Dresden hatte Trautmann alle maschinen- und heizungstechnischen Projekte für sächsische Staatsbauten zu begutachten. Derartige Projekte waren:
- der Neubau des Elektrizitätswerkes im Süden der Stadt Leipzig,
- der Umbau der Dresdner Oper und
- die Einrichtung des Physikalischen Institutes der Universität Leipzig.
Als Vorstand war er auch Stellvertreter der technischen Räte im sächsischen Finanzministerium. Er war Sachverständiger für maschinen- und heizungstechnischen Angelegenheiten in der Hochbauverwaltung der Staatseisenbahnen.
1908 folgte Trautmann einer Berufung zum Stadtbaurat in Leipzig und wurde in dieser Stellung Dezernent und Vorstand für die städtischen Gas- , Wasser- , Elektrizitäts- und sonstigen technischen Werke. Zu seinen Hauptwerken während dieser Zeit seiner Tätigkeit gehörten:
- die Drehstrom-Hochspannungsanlage beim Neubau des Wasserwerkes bei Canitz in der Muldenaue bei Wurzen mit 25 km langer Fernleitung,
- umfangreiche Neubauten der Leipziger Gaswerke I und II mit der neuesten Ofenbauart mit maschineller Beschickung und und neuzeitlichen Fördereinrichtungen und
- die Einführung der kaufmännischen Geschäftsführung für die Technischen Werke Leipzig.
Am 31. Juli 1914 nahm Trautmann in seiner Eigenschaft als Stadtbaurat an der Leipziger Gesamtratssitzung teil.[21] Als Stadtbaurat musste Trautmann bereits 1917 wegen eines Gehörleidens vorzeitig in den Ruhestand treten. In Anerkennung seiner so erfolgreichen und verdientsvollen Tätigkeit wurde ihm mit dem Eintritt in den vorzeitigen Ruhestand vom sächsischen König der Titel »Oberbaurat« verliehen. Damaligen Kreisen war Oberbaurat Trautmann namentlich als Mitbegründer der Technischen Messe in Leipzig und als Schriftleiter der Zeitschrift »Technische Messe« bekannt. Er hatte sich auch durch wissenschaftliche und schriftstellerische Arbeiten über zahlreiche neue technische Probleme einen Namen gemacht. Zuletzt wohnte er in Leipzig als Stadtbaurat a.D. (außer Dienst) in der dortigen Berggartenstraße 12.[22]
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 1902: Ritterkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Albrechtsordens, 1917 zusätzlich mit Kriegsdekoration
[Bearbeiten] Literatur
- Oberbaurat R. M. Trautmann in Beihefte zum Gesundheits-Ingenieur, Band 48, 1925, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 588f.
- Ludwig Degener: Wer ist's?, 5. Ausgabe, Leipzig 1911, Digitalisat auf Google Books, S. 1486f.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Oberbaurat R. M. Trautmann in Beihefte zum Gesundheits-Ingenieur, Band 48, 1925, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 588.
- ↑ Er weilte 1860 zusammen mit seinem Vater Friedrich Trautmann in Gmund: Gmundner Gästeliste in: Gmundner Wochenblatt, 1860, Digitalisat auf Google Books, S. 286.
- ↑ Leipziger Zeitung 1857, Digitalisat auf Google Books, S. 2770.
- ↑ Leipziger Zeitung 1860, Digitalisat auf Google Books, S. 1058.
- ↑ Leipziger Zeitung 1867, Digitalisat auf Google Books, S. 2436.
- ↑ Leipziger Zeitung 1863, Digitalisat auf Google Books, S. 6206.
- ↑ Leipziger Zeitung 1866, Digitalisat auf Google Books, S. 3486.
- ↑ Leipziger Zeitung 1868, Digitalisat auf Google Books, S. 5154.
- ↑ Adressbuch Dresden 1886, S. 504, SLUB.
- ↑ Adressbuch Dresden 1888, S. 563, SLUB.
- ↑ Deutsche Bauzeitung, Nr. 14, Ausgabe vom 16. Februar 1889, 23. Jahrgang, Digitalisat auf Google Books, S. 76.
- ↑ Centralblatt der Bauverwaltung, Nr. 24, Ausgabe vom 13. Juni 1891, 11. Jahrgang, Berlin 1891, Digitalisat auf Google Books, S. 233.
- ↑ Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen, 33. Jahrgang, Nr. 87, Berlin 1893, Digitalisat auf Google Books, S. 828.
- ↑ Adressbuch Dresden 1894, S. 752, SLUB.
- ↑ Centralblatt der Bauverwaltung, Nr. 2, Ausgabe vom 12. Januar 1895, Berlin 1895, 15. Jahrgang, Digitalisat der ZLB (Berlin), S. 13.
- ↑ Dresdner Journal, Nr. 150, Ausgabe vom 1. Juli 1896, Digitalisat der SLUB, S. 1259,
- ↑ Adressbuch Dresden 1899, S. 616, SLUB.
- ↑ Adressbuch Dresden 1903, S. 730, SLUB.
- ↑ Adressbuch Dresden 1905, Teil II, S. 26 (1355), SLUB.
- ↑ Centralblatt der Bauverwaltung, Berlin 1906, 26. Jahrgang, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 296.
- ↑ Marko Hofmann: Leipziger Stadtpolitik anno 1914: Wo Reclam, Esche, Dittrich und Dufour sich treffen in: Leipziger Zeitung, Onlineartikel vom 10. Juli 2014 auf /www.l-iz.de.
- ↑ Adressbuch Leipzig 1925, S. 986, SLUB.
[Bearbeiten] Weblinks
- Richard Trautmann im Baugeschichtlichen Personenregister der Archthek.
- Richard Trautmann in der Deutschen Digitalen Bibliothek.