Alter Jüdischer Friedhof

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Der Alte Jüdische Friedhof befindet sich in der Äußeren Neustadt an der Pulsnitzer Straße 12. Er ist die älteste erhaltene jüdische Begräbnisstätte in Sachsen und ein Flächen-Kulturdenkmal. Der Friedhof wurde 1751 gegründet und 1869 geschlossen.

Heute kümmert sich der Hatikva e. V. mit Sitz im Nachbarhaus (Pulsnitzer Straße 10) um die Erforschung und Erhaltung des Friedhofs. Der Verein erstellte zwischen 1999 und 2002 eine Gesamtdokumentation des Friedhofs und bietet regelmäßig Führungen an, etwa zur BRN. Beim Friedhofsbesuch müssen männliche Gäste eine Kopfbedeckung tragen.

[Bearbeiten] Geschichte

1430 wurden alle Juden aus Dresden vertrieben, bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts waren keine Juden in der Elbestadt ansässig. Erst 1708 erteilte August der Starke dem Halberstadter Juden Berend Lehmann das Wohnrecht als „Hofjude“, weil dieser ihm mit finanziellen Mitteln geholfen hatte, 1697 König von Polen zu werden. Berend Lehmann nahm das Wohnrecht nicht wahr, dafür zog sein Sohn Lehmann Berend nach Dresden und brachte Angestellte mit. Ihnen war es allerdings nicht erlaubt, Verstorbene in Dresden zu bestatten. Begräbnisse erfolgten daher im tschechischen Teplice.

Erst 1750, nachdem ein einflussreicher Jude Bittbriefe an Friedrich August II. und Minister Graf Heinrich von Brühl geschickt hatte, wurde der Gemeinde ein Stück Land an der Prießnitz zugewiesen, um ihre Toten zu beerdigen. Es handelte sich dabei um eine sehr sandige, zum Teil hochwassergefährdete Fläche, für die die Juden keinen eigenen Schlüssel erhielten, sondern diesen stets beim benachbarten Bauern holen mussten. Anfangs kostete eine Bestattung 30 Taler – sehr viel Geld für die meisten Juden. In den 1780er Jahren wurde dieser Betrag gesenkt und entfiel für Tot- und Frühgeburten komplett.

Bereits ein reichliches Jahrhundert nach der Eröffnung war der Friedhof so stark belegt, dass die Gemeinde nach einer neuen Fläche Ausschau halten musste. 1867 wurde dann der Neue Jüdische Friedhof an der Fiedlerstraße eröffnet.

Die letzte Bestattung auf dem Alten Friedhof fand allerdings erst im Jahr 1900 statt – mehr als 30 Jahre nach dessen Schließung. Die jüdische Gemeinde hatte Mitte der 1860er Jahre gegenüber der Stadt Dresden durchgesetzt, dass Menschen, die sich vor der Schließung eine Grabstelle reserviert hatten, diesen auch noch in Anspruch nehmen konnten. Insgesamt wurden aus diesem Grund noch etwa zwei Dutzend (?) Personen auf dem bereits geschlossenen Friedhof bestattet. Die letzte war Marianne Baumann.

Im Laufe der Zeit wurde der Friedhof mehrfach verkleinert. Ursprünglich reichte er bis zur Prießnitzstraße. Diesen sandigen und hochwassergefährdeten Teil erwarben jedoch die Gebrüder Pfund, um eine rückwärtige Zufahrt von der Prießnitzstraße zu ihrem Geschäft „Pfunds Molkerei“ an der Bautzner Straße zu schaffen. Als das Haus Pulsnitzer Straße 10 errichtet wurde, knapste man einen kleinen Teil des Grundstücks ab. 1943 musste die Gemeinde das Friedhofsgrundstück an die Stadt verkaufen. es sollte in einen Park umgewandelt werden. Das Geld floss allerdings auf ein Sperrkonto, die Gemeindemitglieder erhielten es nicht. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs forderte die jüdische Gemeinde das Areal erfolgreich zurück.

[Bearbeiten] Grabstätten

Insgesamt wurden etwa 1260 Tote auf dem Alten Jüdischen Friedhof bestattet. Da jüdische Grabstellen nicht aufgelöst werden, sondern für die Ewigkeit gedacht sind, wurden sie sehr eng angelegt. Es gibt fast keine Wege zwischen den einzelnen Gräbern.

Alle Grabsteine sind nach Osten in Richtung Jerusalem ausgerichtet. Die vordere, nach Jerusalem zeigende Seite des Steins wurde hebräisch beschriftet, die Rückseite v. a. der jüngeren Steine enthält oft zusätzlich eine deutsche Inschrift. Man geht davon aus, dass die Steine weiß gekalkt waren und schwarze oder goldene Schrift trugen. Im Gegensatz zu vielen anderen jüdischen Friedhöfen gibt es auf dem Dresdner Begräbnisfeld keinen Grabstein mit Rechtschreibfehler. Diese schlichen sich sonst leicht ein, weil die Steine üblicherweise von christlichen Steinmetzen gestaltet wurden, die des Hebräischen nicht mächtig waren.

Die meist aus Sandstein geschaffenen Grabsteine sind aufgrund ihres Alters, ihrer Ausrichtung, der Witterungseinflüsse und des Efeubewuchses extrem verwittert, sodass zahlreiche Inschriften nicht mehr erkennbar sind.

Die Jahreszahlen auf der Vorder- und Rückseite der Steine differieren um 3760 Jahre, was auf dem Unterschied zwischen dem jüdischen und christlichen Kalender beruht.

[Bearbeiten] Persönlichkeiten

[Bearbeiten] Literatur und Quellen


[Bearbeiten] Weblinks

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