Fraternitas-Loge
Die Fraternitas-Loge, offizell Fraternitas-Loge U.O.B.B. XI, Nr. 356 (E.V.) war eine jüdische Loge nach Freimaurerart in Dresden. Die Fraternitas-Loge wurde 1885 gegründet, ihr erster Präsident war der Dresdner Kaufmann Louis Schlesinger, zu dieser Zeit Mitinhaber der Firma "H. Backhoff & Co.",[1] später Inhaber der eigenen Firma "Louis Schlesinger".[2] Zweck des Vereins war wie bei allen Logen des Unabhängigen Ordens Bne Brith:
- "...die Pflege geistiger und humanitärer Bestrebungen zur Förderung idealer Gesinnung auf deutsch-jüdischer Grundlage im Hinblick auf den großen im Judentum liegenden Menschheitsgedanken."
Das soziale Hauptwerk der Fraternitas-Loge war das 1909 eröffnete, später mehrfach verbesserte Ferienheim in Oberrrochwitz, im heutigen Dresdner Stadtteil Rochwitz. In den Sommerferien diente das Heim ausschließlich den von der Loge jährlich ausgesandten Ferienkolonien für Kinder, während in der übrigen Zeit - von Ostern bis Herbst jeden Jahres - das Heim als Erholungsstätte für ältere jüdische Personen dem Logenfrauenverband überlassen war. Erbauer des Ferienheims der Fraternitasloge in Rochwitz war der Dresdner Architekt und Baumeister, sowie Bausachverständige beim Amtsgericht Dresden, Paul Luther.[3]
Die Fraternitas Loge engagierte sich noch in anderen sozialen Einrichtungen. So waren auch noch folgende Vereine auf Initiative der Fraternitas-Loge entstanden:
- der Schwesternverein (1902 gegründet),
- der israelitische Kinderhort (im Mai 1904 in der Rietschelstraße 13 gegründet, später in der Wallotstraße 22) und
- der Jüdische Jugendverein (im Januar 1919 gegründet, im Verband jüdischer Jugendvereine Deutschlands mit Sitz in Düsseldorf).
Die Logenräume der Fraternitas-Loge befanden sich in der Moritzstraße 1b, wo sich auch der Schwesternbund und der Jugendverein befanden. Präsident der Loge war Anfang der 1930er Jahre der Rabbiner Dr. Albert Wolf. Nach ihm wurde 1991 in Prohlis der um 1980 entstandene Albert-Wolf-Platz benannt.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten und der ab 1933 eingesetzten Judenverfolgungen wurde die Loge 1937 verboten, nachdem bereits vorher die Arbeiten jüdischer Organisationen erheblich behindert wurden. Die Loge verlor durch die nationalsozialistischen Gesetze und Enteignungen ihr gesamtes Vermögen. So erließ der sächsische Reichsstatthalter Martin Mutschmann am 7. Januar 1938 auf Grundlage des Gesetzes über die Einziehung volks- und staatsfeindlichen Vermögens vom 14. Juli 1933 schließlich auch eine Verordnung über die Enteignung des Rochwitzer Ferienheims. Neuer Eigentumer wurde das Land Sachsen, neuer Nutzer ab 1940 war die NS-Frauenschaft, die dort ein Schulungsheim einrichtete.[4]
[Bearbeiten] Persönlichkeiten im Zusammenhang mit der Loge
[Bearbeiten] Quellen
- Jüdisches Jahrbuch für Sachsen und Adressbuch der Gemeindebehörden, Organsiationen und Vereine, 1931/32, Ausgabe Dresden, Chemnitz, Plauen, Verlag Hanns Loewenstein und Willi Tisch, Berlin 1931, S. 70ff., Digitalisat der University of Florida, Digital Collections
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Adressbuch Dresden 1885, S. 420, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1920, S. 758, SLUB
- ↑ Jüdisches Jahrbuch für Sachsen und Adressbuch der Gemeindebehörden, Organsiationen und Vereine, 1931/32, Ausgabe Dresden, Chemnitz, Plauen, Verlag Hanns Loewenstein und Willi Tisch, Berlin 1931, S. 75, Digitalisat der University of Florida, Digital Collections
- ↑ Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Kindererholungsheim Oberrochwitz“