Höhenpromenade
Die Höhenpromenade im Dresdner Stadtteil Gorbitz ist eine Flaniermeile, die in eine weitläufige Parkanlage eingebettet ist. Sie ist zugleich das künstlerische Herzstück des alten Gorbitzer Zentrums (vor 1990) und des neuen kommerziellen Zentrums (nach 1990) des Stadtteils. Die Promenade ist einen halben Kilometer lang und zieht sich von Osten vom Amalie-Dietrich-Platz (ehemals Platz der Bauarbeiter) den Gorbitz-Hang hinauf nach Westen zum Merianplatz (ehemals Platz der Eisenbahner). Die Planung des damals "Mittelachse" genannten Bauensembles stammte (wie die gesamte Neubebauung von Gorbitz) vom Kollektiv des Dresdner Architekten Jörg Bösche und Günter Trepte. Den Namen erhielt der Weg am 15. März 1979.
[Bearbeiten] Struktureller Aufbau der Höhenpromenade
Eröffnet wird die Höhenpromenade mit dem Märchenbrunnen am Amalie-Dietrich-Platz. Die Tier- und Sagenfiguren des Brunnens entwarf Karl Schönherr. Nach dem Tod des Künstlers stellten sie jedoch Egmar Ponndorf und Dieter Graupner 1986 in Keramik und Klinker fertig. Die gestalterische Komposition aus Klinker und Keramik findet man auf der gesamten Höhenpromenade wieder.
Dahinter erstreckt sich das Bauensemble Höhenpromenade. Dies besteht aus vier am Hang aufwärts gestaffelten Pavillons und dem jeweiligen Pavillon angegliederten Wohnwürfeln mit sechs Geschossen. In den Pavillons und den Erdgeschossen der Wohnhäuser sind Ladenlokale für Kultur, Konsum, Gastronomie und das Stadtteilleben eingerichtet.
Die sechsgeschossigen Wohnwürfel (auch Würfel-Punkthäuser genannt) sind in Gorbitz eine Rarität. Durch die versetzte Anordnung entstanden dort kleine, begrünte Plätze mit vielen Sitzgelegenheiten. Das obere Ende der Höhenpromenade bildet das letzte Würfel-Punkthaus am Merianplatz.
[Bearbeiten] „Kunst am Bau“ auf der Höhenpromenade
Die sechsgeschossigen Wohngebäude und die Pavillons haben eine Dekoration aus individuellen Keramiktafeln, so dass sie stilistisch eine Einheit mit dem Märchenbrunnen bilden. Die Keramiken der Punkthäuser, auch „kleine Farbspiele“ genannt, sind als besonderer Baustoff an den Loggien in Richtung Höhenpromenade zur Veredlung angebracht. Noch heute werden sie vom Nachfolger des DDR-Betriebes, der Manufaktur „Crinitz-Baukeramik GmbH“, hergestellt. Auch hier findet der Klinker wieder Verwendung, diesmal als Gestaltungsmaterial für die Blumenrabatten.
Die vier Pavillons sind ebenfalls mit Keramiken verziert, die namhafte Dresdner Künstler gestalteten. Das auf den Fassaden darzustellende Thema waren „Fabeln“. Davon wichen die Künstler jedoch nach und nach ab. Im Gegensatz zum Rest der Pavillongebäude sind die Kerne der Eingangsbereiche zu den Pavillons, von der Höhenpromenade aus, nicht aus Beton, sondern aus Backsteinziegeln gemauert.
[Bearbeiten] Die Pavillon-Gebäude
Am untersten Pavillon, in dem heute der Club Passage Kultur produziert, war der HfBK-Dozent Gerhard Bondzin 1986 tätig. Er gestaltete bereits das Wandbild „Der Weg der Roten Fahne“ am Kulturpalast, das seit 2008 unter Denkmalschutz steht. Am Pavillon des Clubs Passage wurde von Bondzin „Fuchs mit Trauben“ künstlerisch mit Glaslasur dargestellt.
An der Fassade des zweiten Pavillons wurden 1987 zur Veredelung kunstvolle Keramiktafeln so arrangiert, dass sie ein „Großes Farbspiel“ ergeben. Das „Große Farbspiel“ entstand durch ein Kohlebrandverfahren. Durch dieses spezielle Brennverfahren bei 1200°C wurden pro Brennvorgang 80 Tonnen Kohle benötigt. Die Keramiktafeln strahlen in warmen Tönen und sind mit ca. 30x30cm fast doppelt so groß wie die kleinen Geschwister, die an den der Höhenpromenade zugewandten Loggien der Sechsgeschosser etabliert wurden. Das quadratische Steinzeug wurde von der Kunstbrigade des VEB Steinzeugwerk Crinitz gestaltet und hergestellt, denn der Betrieb arbeitete schon seit seiner Entstehung mit Künstlern zusammen. Die Tafeln unterscheiden sich nicht nur in ihrer einzigartigen Farbdarstellung voneinander, sondern auch in ihren Abmaßen, die bei jeder Tafel unterschiedlich sind. Daher wurde beim Anbringen ein größerer Fugenabstand ersonnen. Aus der Ferne betrachtet wirkt das Werk wie eine monumental gestaltete Kunstfassade mit der typischen Charakteristik der 70er Jahre, ähnlich wie an den ehemaligen Centrum-Warenkaufhäusern. Steht man jedoch direkt vor dem Kunstwerk, offenbart es sein lebhaftes Farbenspiel von gelb, orange, rötlich bis ins erdige Braun und präsentiert sein Keramiktafel-Mosaik. Bei diesem Großmosaik gleicht keine Tafel der anderen und macht sie dadurch alle zu schützenswerten Unikaten. In diesem zweiten Pavillon ist zur Zeit das Sächsische Umschulungs- und Fortbildungswerk (SUFW) tätig.
Die Kneipe "Gorbitzer Krug" bildet den dritten Pavillon, für den Dieter Graupner das Kunstwerk „Landschaften“ schuf. Er stellte mittels selbst hergestellter Lehm-Spat-Lasur und unter Verwendung von abstrakten Naturformen Landschaften mit Bäumen, Tälern, Feldern und Flüssen grafisch kunstvoll dar. In der ersten Entwurfsphase hatte Graupner noch Wolken vorgesehen, die er jedoch wieder verwarf, weil er sie als zu modernes gestalterisches Mittel ansah. Für den Transport in sein Atelier lieh er sich in den späten 1980er Jahren einen Anhänger und fuhr mit seinem Skoda zum Keramikbetrieb in Crinitz (Höhe von Leipzig/Cottbus), wo er sich Fuhre für Fuhre die abgetrockneten und noch sehr empfindlichen Keramiktafeln holte. Diese gestaltete er in seinem Atelier mit prägnanter Lasur von Hand und fuhr sie anschließend in mehreren Autoladungen über die damals nicht sehr komfortablen Straßen zum Brennen nach Crinitz zurück. Diese Kunsttafeln wurden erst 1990 in den letzten Stunden des untergehenden Staates DDR angebracht. Im Laufe der Jahre wurden die Keramiktafeln angebohrt und mit Graffitis besprüht. Im Mai 2010 wurde das Kunstwerk wieder freigelegt. Der Gorbitzer Mathias Körner hatte die Aktion initiiert und organisiert. Den langfristigen Schutz des Kunstwerkes übernimmt in Form einer Kunstpatenschaft das in Gorbitz tätige Unternehmen Graffitti ex.
Der Dresdner Künstler Dietmar Gubsch war am vierten Pavillon künstlerisch tätig. Sein Werk „Wasserwelt“ unterscheidet sich von den anderen deutlich, da Gupsch unter Hilfenahme von Schatten als gestalterisches Mittel mit Reliefstrukturen abstrakte Kunst am Bau auf die Pavillontafeln brachte. Der Bau dieses vierten Pavillons und das Krönen mit Kunsttafeln geschah erst am Ende der Entstehung des Neubaugebietes Gorbitz. Daher kam es hierbei zu Komplikationen, weil der ausführende Betrieb für seine Arbeit das ersehnte „Westgeld“ verlangte, obwohl die Währungsumstellung von DDR- auf D-Mark noch nicht vollzogen war.
Der vierte Pavillon wurde 2010 abgerissen und das Kunstwerk zerstört.[1]
[Bearbeiten] Gegenwart und Zukunft der Höhenpromenade
Die Sorgfältigkeit bei der architektonischen Planung und die liebevolle Umsetzung unter den komplizierten Bedingungen in der DDR sind die Gründe für die Schönheit und Besonderheit des Ensembles Höhenpromenade. Deshalb setzen sich staatliche Kunstpaten, Büros, Vereine wie die Gorbitzer Bürgerinitiative GoBI mit Mathias Körner, Künstler, Architekten und zahlreiche Gorbitzer Einwohner für den Erhalt der Höhenpromenade mit seiner einzigartigen Kunst am Bau ein. Ab dem Jahr 2010 sollen nach und nach alle Kunstwerke an den Pavillons freigelegt und mit Gedenktafeln versehen werden. Später sollen auch die sechsgeschossigen Wohnhäuser Gedenkplatten erhalten, die über die Keramiktafeln an den Loggien informieren.
Mathias Körner von der GoBI fordert, die Höhenpromenade als Keramikkunst-Einheit mit den Loggien der sechsgeschossigen Wohnhäuser und den vier Pavillons in harmonischer Verbindung mit den Klinkern an Brunnen, Trennwänden und Blumenrabatten zu erhalten. Die kommerziellen und kulturellen Gebäudeeinheiten sollten auch weiterhin als Gewerberäume, Gastronomiebetrieb, Ateliers und für vielfältige Kulturangebote für jung und alt genutzt werden. Würde man die Promenade zu einem reinen Wohnabschnitt degradieren, vermindere man die Attraktivität und die vorhandenen Gewerbe, so Körner. (Stand: Juni 2010)
Von 2012 bis Sommer 2015 wurde die Höhenpromenade umgestaltet. Sie bietet nun geschwungene, barrierefreie Wege, neue Plätze zum Verweilen und frische Bepflanzungen. Die Stadt Dresden investierte rund eine Million Euro in das Projekt.[2]
Im Frühjahr 2015 erschien das Buch "Gorbitzer Höhenpromenade - Dresdens vergessener Schatz" aus der Feder von Mathias Körner (siehe Weblinks).
Zum 37. Jahr der Grundsteinlegung (21. August 1981) am 21. August 2018 wurde bei einem öffentlichen Festakt im Gorbitzer Gemeindezentrum mit der sächsischen Staatsministerin für Kunst und Wissenschaft Eva Maria Stange, der Kulturbürgermeisterin Dresdens Annekatrin Klepsch, dem Stadtteilchronisten Mathias Körner (stellv. SPD-Ortsbeirat) und Jörg Bösche (Chefarchitekten von Gorbitz aus dem Büro des Stadtarchitekten) der Denkmalstatus der ersten Kulturdenkmäler von Neu Gorbitz bekannt gegeben.Grundlage für den Denkmalstatus vom Märchenbrunnen, dem Großmosaik "Fuchs und Trauben" am Club Passage, der Schankwirtschaft "Gorbitzer Krug" (Höhenpromenade) sowie dem angrenzendem Würfelhaus WBS 70/14,4 und der Gorbitzer Kirche gingen auf eine 8 Jahre andauernden Initiative des Gorbitzers Mathias Körner zurück, der eine Denkmalkonzeption für Neu Gorbitz entwickelte und den Antrag auf Denkmalschutz stellte, wofür er eine 500 Seiten starke Gorbitz-Chronik (Gorbitzer Höhenpromenade-Dresdens vergessener Schatz, winterwork-Verlag) erarbeitete. Zudem bewirkte er das Auffinden und Wiederaufstellen des abstrakten Aktes "Bauarbeiter" Miroslav Klimes 1986, welcher per Stadtratsbeschluss der frühen Nachwendezeit zerstört sein sollte, jedoch von Dresdner über Jahrzehnte vereitelt und verheimlicht wurde.
[Bearbeiten] Märchenbrunnen
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Information von Mathias Körner, GoBI, am 29.12.2012
- ↑ Pohl: Gorbitzer Höhenweg wird zur Promenade. In: Wochenkurier 1.7.2015, S. 2
[Bearbeiten] Weblink
- Projekt "Höhenpromenade" der Gorbitzer Bürgerinitiative GoBI
- Das Buch zur Höhenpromenade und Gorbitz