Jakobikirche
Die Jakobikirche am Wettiner Platz in der Wilsdruffer Vorstadt wurde zwischen 1897 bis 1901 nach einem Entwurf von Jürgen Kröger im Stil der Neoromanik erbaut. Der Kirchenbau aus Sandstein erstreckte sich auf einer Fläche von 55 mal 31 Metern, hatte einen 80 Meter hohen Mittelturm in Stahlkonstruktion und bot bis zu 1300 Personen Platz. Nach Beschädigungen während der Bombenangriffe 1945 wurde die Kirchenruine 1953 abgetragen.
[Bearbeiten] Geschichte
- 1568: zunächst am Standort das „Alte Lazarett“ mit „besonderer Betstube“ (1681), die zu einer Kapelle erweitert wurde
- 1738: Umbau der Kapelle (ein „ärmlicher Bau von wohnhausähnlichem Aussehen“) mit Mitteln der Ehrlichschen Stiftung
- 1884 Auspfarrung aus der Annenkirchgemeinde und Gründung der Jakobigemeinde. Namensherkunft vom Jakobihospital
- 27. Juni 1897: letzter Gottesdienst in der alten Kapelle, danach Abbruch
- 11. November 1897: erster Spatenstich für das neue Kirchenhaus
- 22. März 1898: feierliche Grundsteinlegung
- 15. Juli 1900: Installation des Turmkreuzes, es wurde zufrieden vermerkt: „Kein Unfall während des schwierigen Baus“
- 1. Dezember 1901: Weihe zum 1. Advent, Orgel mit drei Manualen, 55 Registern und 3708 Orgelpfeifen der Hoforgelfirma Gebrüder Jehmlich
- 1902 Einbau eines reich verzierten doppelten Bronzegussportals, Entwurf durch Hans Hartmann Mac-Lean, Fertigung durch die Dresdner Gießerei A. Milde & Co. aus Mitteln der Tiedge-Stiftung
- 1953: Abriss bei der sogenannten Großflächenenttrümmerung. Das Grundstück an diesem Standort (Eigentümerin: Evangelisch-lutherische Annen-Matthäus-Kirchgemeinde) ist bis heute nicht wieder bebaut.
[Bearbeiten] Abriss der Bausubstanz
Die Kirche markierte das westliche Ende des Totalschadensgebietes nach den Luftangriffen vom 13. Februar 1945. Außer der Anregung durch Gerhard Ebeling, ein Abendmahlrelief zu bewahren, ist kein weiteres Engagement der städtischen Denkmalpflege zur Sicherung der Ruine nachweisbar. Das historische Relief stammte vom Grabmal des Ritters von Taubenheim, welches später in den Altar der Kirche aufgenommen wurde.[1]
Die verbliebene Gebäudesubstanz wurde 1953 im Zuge der Dresdner Großflächenenttrümmerung beseitigt.[1] Für den Abbruch der Ruine der Jacobikirche errechnete Baurat Axt Pfeilerlasten von sieben bis acht Tonnen. Wegen des nahegelegenen Heizkraftwerkes Mitte war Sprengen zu gefährlich. Deshalb musste zum Abbruch ein hölzernes Sprengewerk bis unter die Kuppel eingezogen werden, um die Abbrucharbeiten manuell durchführen zu können.[2]
[Bearbeiten] Aktuelle Nutzung
Im Sommer 2011 wurde das „Wettiner Dreieck“ umgestaltet. Die bis dahin recht unansehnliche Wiese soll an den früheren Kirchenstandort erinnern: Der ehemalige Grundriss wurde nachmodelliert, die Anordnung der Bänke ist einer Kirchenbestuhlung nachempfunden. Als Prunkstück der Anlage wurden die beiden erhaltenen Bronzebeschläge des Hauptportals der ehemaligen Kirchen-Prunktür hinter Glas in eine Wand eingelassen. Bäume wurden gepflanzt und Wege angelegt. Am 21. September 2011 weihte der erste Bürgermeister Dirk Hilbert die Grünfläche ein.[3]
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ a b Matthias Lerm: Abschied vom alten Dresden – Verluste historischer Bausubstanz nach 1945. Forum Verlag, Leipzig 1993, ISBN 3-86151-047-2
- ↑ Roland Ander: Ich war auch eine Trümmerfrau ..., ISBN 978-3-939025-08-5
- ↑ http://www.dresden.de/de/02/035/01/2011/09/pm_093.php
- Volker Helas: Architektur in Dresden 1800–1900. Verlag der Kunst Dresden GmbH, Dresden 1991, ISBN 3-364-00261-4
- Matthias Lerm: Abschied vom alten Dresden – Verluste historischer Bausubstanz nach 1945. Forum Verlag, Leipzig 1993, ISBN 3-86151-047-2
- Fritz Löffler: Das alte Dresden – Geschichte seiner Bauten. E. A. Seemann, Leipzig 1981, ISBN 3-363-00007-3
- Joachim Winkler: Verlorene Kirchen: Dresdens zerstörte Gotteshäuser. Eine Dokumentation seit 1938 Hrsg. Stadt Dresden, S. 56–59, 2008, Onlineausgabe.