Karl Georg Bähr
Dr. phil. Karl Georg Bähr (auch Carl Georg oder nur Carl Bähr), eigentlich Johann Karl Friedrich Georg Bähr (* 7. Februar 1833 in Dresden; † 8. September 1893 ebenda) war ein deutscher Rechtsanwalt, königlich-sächsischer Notar und Justizrat.
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[Bearbeiten] Familie
Karl Georg Bähr wurde am 7. Februar 1833 als Sohn des Professors an der Kunstakademie Johann Karl Ulrich Bähr (1801–1869) und dessen 1829 geheirateter erster Ehefrau Albertine Luise Wilhelmine geb. Weiss († 1834), Tochter des Kunsthändlers Gasparo Weiss, geboren. Karl Georg hatte noch fünf Halbgeschwister aus der zweiten, 1836 geschlossenen Ehe seines Vaters mit Louise Amalie geb. Kyber (* 1812) aus Riga , darunter einen Halbbruder und vier Halbschwestern. Karl Georg ist ein direkter Nachfahre des Dresdner Rats- und Zimmermeisters George Bähr (1666–1738), der sein Ur-Ur-Großvater war.
Karl Georg Bähr erwarb für sich und seine Familie das Haus Klarastraße 6 in Dresden. Er war verheiratet und hatte mehrere Kinder, u.a.:
- Johanna Bähr (1887–1980), sie heiratete 1917 den späteren Direktor der Dresdner Volkshochschule und wissenschaftlichen Leiter der Ortsgruppe Dresden der Schopenhauer-Gesellschaft, Dr. phil. Franz Mockrauer (1889–1962), mit dem sie bereits seit 1914 verlobt war und der mit ihr ebenfalls in Bährs Haus in der Klarastraße wohnte. Johanna Mockrauer-Bähr ging mit ihm 1933 ins skandinavische Exil, zuerst nach Dänemark, 1937 nach Schweden. Nach dem Tod ihres Mannes veröffentlichte sie noch 1965 im 46. Jahrbuch der Schopenhauer-Gesellschaft einen Beitrag.[1]
- Georg Bähr, Landwirt und Architekt lebte im Haus in der Klarastraße bis es 1945 von der Roten Armee requiriert wurde. Er verwaltete den Nachlass seines Vaters.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Nach dem Schulbesuch in Dresden studierte Karl Georg zuerst an der Universität Leipzig Rechtswissenschaften, später auch an der Universität in Heidelberg Philosophie. Bereits während seiner Studienzeit wurde sein Interesse an der Philosophie und Geschichte geweckt. Folgerichtig beschäftigte er sich mit Werken von Arthur Schopenhauer und beteiligte sich 1856 an einer Preisaufgabe der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig. Dazu verfasste er die Schrift:
- Die Schopenhauer’sche Philosophie in ihren Grundzügen dargestellt und kritisch beleuchtet.
Arthur Schopenhauer selbst schrieb daraufhin am 1. März 1857an Carl Georg einen Brief:
Werthgeschätzter Herr Bähr!
Empfangen Sie meinen herzlichen Dank für Abfassung und Uebersendung Ihrer Schrift. Ich habe diese 2 Mal mit größter Aufmerksamkeit durchgelesen und sie hat nicht nur meine Erwartungen weit übertroffen, sondern mich in Erstaunen und Bewunderung versetzt. Diese Reife des Geistes, Besonnenheit, Urtheil, sichere Haltung des Vortrags und gründliche Auffassung sowohl der Kantische, als meiner Philosophie sind in Ihrem Alter … ein Phänomen. Kein Mensch wird dieses Buch für das Werk eines jungen Mannes halten, vielmehr eines sehr gereiften, von wenigstens 40 J. Sie haben mehr Kantische Philosophie inne, als 6 Professoren zusammengenommen…
Zwischen Arthur Schopenhauer und Karl Georg Bähr entwickelte sich aufgrund der daraufhin einsetzenden Korrespondenz ein Vater-Sohn-Verhältnis. Karl Georg Bähr berichtete seinem Vater Johann Karl Ulrich Bähr in langen Briefen ausführlich von seinen Besuchen bei dem Philosophen in Frankfurt in Schopenhauers Wohnung. Schopenhauer selbst schenkte Karl Georg Bähr die goldene englische Taschenuhr seines Vaters Floris Schopenhauer. Nach Schopenhauers Tod stand Bähr bis zum Ende seines Lebens in regelmäßiger Korrespondenz mit den Mitgliedern des philosophischen Kreises um Schopenhauer.
Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften eröffnete Karl Georg Bähr zusammen mit Friedrich Strüver eine Kanzlei in der Friedrichsallee 2 im Victoriahaus. Neben seiner Tätigkeit als Notar und Advokat (Rechtsanwalt) schrieb Bähr in seiner Freizeit für den Dresdner Anzeiger Musik-, Theater- und Opernkritiken. Bis 1890 war Bähr Vorstandsmitglied der Dresdner Johanniskirchgemeinde.
Karl Georg Bähr wohnte anfangs im Haus seines Vaters in der Chemnitzer Straße 7,[2] 1868 in der Ammonstraße 67,[3] zuletzt in der Albrechtstraße 10 und wurde nach seinem Tod auf dem alten Annenfriedhof im Familiengrab Bähr beerdigt, wo bereits sein Vater begraben wurde. Die Grabinschriften sind leider nicht mehr erhalten.
[Bearbeiten] Quellen
- Dresdner Geschichtsblätter, Band 1, Nr.1/5, 1892/1896, S. 119 in der SLUB Dresden
- Sammlung Karl Georg Bähr, Universitätsbibliothek Frankfurt, Archivzentrum, Schopenhauer-Archiv, Jochen Stollberg
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Jahrbuch 62/ 1981 der Schopenhauer-Gesellschaft auf www.schopenhauer.philosophie.uni-mainz.de
- ↑ Adreß- und Geschäftshandbuch der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden für das Jahr 1868, Seite 10 auf adressbuecher.genealogy.net
- ↑ Adreß- und Geschäftshandbuch der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden für das Jahr 1868, Seite 10 auf adressbuecher.genealogy.net