Matthias Hoë von Hoënegg
Matthias Hoë von Hoënegg (* 24. Februar 1580 in Wien; † 4. März 1645 in Dresden) war ein kursächsischer Oberhofprediger.
Hoënegg entstammte einer lutherischen Familie. Er besuchte die Kathedralschule von St. Stephan in Wien und das Gymnasium in Steyer. Vergeblich versuchten Hoëneggs Lehrer, ihn zur Rückkehr zur katholischen Kirche zu bewegen. Er studierte ab 1597 in Wittenberg Philosophie, Theologie und Jura und wurde 1600 Dozent.
1602 kam Hoënegg unter Christian II. als dritter Hofprediger nach Dresden. Er war dem Kurfürsten durch seine Gratulationsschrift anlässlich der Thronbesteigung im Jahr zuvor aufgefallen. Hoënegg stieg schnell in der kurfürstlichen Gunst und wusste seine Amtsbrüder Polykarp Leyser und Blate auszustechen. Nach einigen Jahren in Plauen als Superintendent ab 1604 und seiner Promotion in Wittenberg im selben Jahr, die der sächsische Kurfürst Christian II. mit 200 Gulden unterstützt hatte, ging er 1610 nach Prag, wo er das Kirchen- und Schulwesen einrichtete. Als orthodoxer Lutheraner bekämpfte er heftig die Calvinisten, was ihn aber in Konflikt mit der Mehrheit der böhmischen Protestanten brachte. 1613 holte ihn der inzwischen zum Kurfürsten inthronisierte Johann Georg I. als ersten Hofprediger zurück nach Dresden. Für Hoënegg wurde der Titel »Oberhofprediger« neu geschaffen.
Hoënegg beherrschte nahezu den bigotten und schwachen Kurfürsten Johann Georg I. († 1656). Er wurde auch in politischen Dingen dessen Ratgeber und bestimmte insbesondere die Haltung des Kurfürsten zur böhmischen Königswahl (1619) sowie während des Dreißigjährigen Krieges die gegenüber dem Kaiser und den katholischen Reichsständen. Erst nach der Veröffentlichung des Restitutionsedikts 1629 und bei den Religionsgesprächen in Leipzig 1631 empfahl Hoënegg dem Kurfürsten die Bekämpfung der Papisten. Er riet ihm schließlich zum Abschluss des für die Protestanten nachteiligen Prager Friedens (1635). Danach griff er weniger in politische Angelegenheiten ein.
Ehrgeizig drängte Hoënegg in Dresden alle anderen zurück. Er gewann großen Einfluss auf die kurfürstliche Familie und zog daraus großen materiellen Vorteil. Sein Streben nach Einfluss brachte ihm die Spottnamen »lutherischer Papst« oder »Hoher Priester« ein. Die Kurfürstin, Magdalena Sibylle I., beschuldigte ihn zwar nicht der Bestechlichkeit, wie sie es bei anderen Personen am Hofe tat, aber des übergroßen Ehrgeizes und der Missgunst.
[Bearbeiten] Familie
Hoënegg der jüngste von drei Söhnen des Dr. jur. Leonhard Hoë († 4. März 1599). Leonhard Hoë stammte aus Franken und war in Wien zunächst Rechtsanwalt und später Professor und Dekan an der juristischen Facultät. Obwohl er Protestant war, adelte ihn Kaiser Rudolf II. 1592 mit dem Zusatz von Hoënegg und ernannte ihn 1596 zum wirklichen Reichshofrat. Hoëneggs Mutter war Helena von Wollzogen, eine Tochter eines niederösterreichischen Hofkammerrats.
[Bearbeiten] Werke
Hoënegg schrieb »Commentarii in Joannis Apocalypsin« (Lpz. 1610–40, 2 Bde.) und teilweise »Nothwendige Vertheidigung des H. R. R. evangelische Churfürsten u. Stände Augapfel, nämlich der Augsburger Confession u. des Religionsfriedens« (1629) sowie »Nochmalige Hauptvertheidigung Evangelischen Augapfels« (1630). Hoënegg schuf ein Gebet- und ein Unterrichtsbuch für die Lutheraner in Österreich. Die Dresdner Schriften wurden beim Hofbuchdrucker Mathias Stöckel gedruckt.
[Bearbeiten] Quellen
- Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 412
- Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 435
- Adolf Brecher: „Hoë von Hoënegg, Matthias“ in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 541–549, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource