Philipp Jacob Spener

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Philipp Jacob Spener
Spener als Statue von Robert Diez auf der Universität Straßburg
Straßenschild Spenerstraße

Philipp Jacob Spener (* 13. Januar 1635 in Rappoltsweiler im Oberelsass; † 5. Februar 1705 Berlin) war der Begründer des Pietismus in der evangelischen Kirche in Deutschland und als solcher um eine Erneuerung im christlichen Glauben und Leben bemüht, um eine Abkehr von der trockenen und gelehrten, hin zu einer gefühlsfrommen und erbaulichen Behandlung des Christentums. Zudem begründete er die wissenschaftliche Heraldik. In Dresden wirkte Spener mehrere Jahre als Oberhofprediger.

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Der Sohn eines Rats und Registrators des Grafen von Rappoltstein entwickelte schon früh eine tiefe Frömmigkeit. Großen Anteil daran hatten ein eifriges Bibelstudium und das Lesen von Johann Arnds »Wahres Christenthum«. Zudem bemühte sich Hofprediger Stolle zu Rappoltsweiler früh um den Jungen, der sich später dessen Predigtmanier und katechetische Lehrart zum Vorbild nahm. Seine Schulbildung erhielt Spener auf dem Gymnasium in Kolmar. Er studierte 1651 in Straßburg Theologie, wurde 1652 Magister und nahm 1654 eine Informatorstelle bei den Brüdern Christian und Johann Karl, den Prinzen von der Pfalz, an. Als jene 1659 nach Frankreich gingen, wechselte Spener nach Basel, wo er unter Anleitung von Johann Buxtorf dem Jüngeren das Hebräische erlernte.

Speners weiterer Weg führte nach Genf und Lyon, von da wieder nach Basel, dann nach Tübingen und endlich abermals nach Straßburg. In Genf hörte er Vorlesungen bei dem pietistischen Separatisten Jean de Labadie. Wie schon in Basel, Genf, Freiburg und Tübingen hielt Spener in Straßburg akademische Vorlesungen. Er wurde hier 1663 zum zweiten Stadtprediger ernannt und feierte 1664 auf einen Tag die Erlangung der theologischen Doktorwürde und seine Hochzeit.

Spener genoss sowohl als Gelehrter als auch als Geistlicher hohes Ansehen und wurde schon im Alter von 30 Jahren als Senior an die Spitze der Geistlichkeit zu Frankfurt a. M. berufen, wo er großen Einfluss auf das kirchliche Leben in Deutschland besaß. In einer Zeit, als die Kirche durch dogmatische Repetition gekennzeichnet war, wollte er sie wieder mit den Menschen verbinden. Er stiftete zu diesem Zweck 1670 die Collegio pietatis, Versammlungen zur Erbauung, d. h. Belebung und Erweckung der Religion durch Auslegung und Nutzanwendung der heiligen Schrift. Spener hielt diese Kollegien zunächst in seinem Hause ab und verlegte sie 1682 in die Kirche. Menschen jeglichen Standes konnten daran teilnehmen. Zudem verfasste Spener viele Schriften, um seine Ansichten zu verbreiten. Er engagierte sich für den Jugendunterricht, hielt Katechismusexamina und führte die Konfirmation ein. Sein hohes Ansehen hatte zuvor schon Neider auf den Plan gerufen, die ihn jetzt um so mehr wegen seiner theologischen Ansichten anfeindeten. Vor allem auf die Lehrer an den Volksschulen hatte Speners Lehre jedoch großen Einfluss.

1686 wurde Spener auf Vermittlung von Samuel Benedikt Carpzov als Oberhofprediger und Mitglied des Konsistoriums nach Dresden berufen. Auch hier arbeitete er an der Erneuerung der Kirche, verbesserte das Predigtwesen durch Einführung einer obligatorischen Katechismuslehre, stellte die katechetische Lehrmethode an den Volksschulen wieder her und stiftete in Leipzig ebenfalls Collegia pietatis. Man nannte die Teilnehmer spottweise Pietisten, die hiervon ausgehende Denkart Pietismus. Spener unterstützte Versuche zur Umgestaltung des theologischen Studiums im Geiste seiner Pia Desideria in den kirchengeschichtlich bedeutsamen Collegia philobiblica von August Hermann Francke, Paul Anton und Johann Caspar Schade, die jedoch von der Leipziger Universität unterdrückt wurden. Spener selbst erfuhr daraufhin bei den Theologen in Sachsen großen Widerstand. Henriette Catharina Freifrau von Gersdorff war er dagegen verbunden. Bei ihrem Enkel Nikolaus Ludwig von Zinzendorf war er später Taufpate.[1] Als Spener 1689 den unsittlichen Lebenswandel des Kurfürsten Johann Georg III., seines Beichtsohnes, kritisierte, fiel er in Ungnade. Er wurde jedoch nicht unehrenhaft entlassen, möglicherweise auf Fürsprache der Kurfürstin Anna Sophie von Dänemark, die zu ihm hielt, sondern wurde 1691 aus Dresden weggelobt. Man signalisierte dem Kurfürsten von Brandenburg, dass eine Berufung Speners nach Berlin nicht unangenehm sei, und zahlte sogar noch die Reisekosten.[2] Der Kurfürst von Brandenburg holte ihn daraufhin als Propst und Inspektor der Kirche zu St. Nicolai und Assessor des Konsistoriums nach Berlin.

Bis zum Ende seines Lebens genoss Spener ebenso große Verehrung wie er von anderen angefeindet wurde. Die theologische Fakultät zu Wittenberg warf ihm 264 Irrlehren vor. Eine angebotene Wiederberufung in seine Ämter nach Dresden im Jahre 1698 lehnte er ab. Spener hatte großen Einfluss auf die theologische Lehre an der Universität Halle und da namentlich auf August Hermann Francke. Für die 1884 eingeweihten Neubauten der Kaiser-Wilhelm-Universität Straßburg wurde nach einem Entwurf von Robert Diez eine Skulptur von Spener angefertigt.[3] In Dresden ist die Spenerstraße nach ihm benannt.

[Bearbeiten] Werke

Spener wirkte mit seinen Schriften auf eine Verbesserung des damaligen lutherischen Kirchentums und auf eine Erziehung zu wahrer Frömmigkeit und Gottesfurcht.

Großes Interesse besaß Spener für die Heraldik. Seine Schriften zu dieser Thematik begründeten in Deutschland die wissenschaftliche Behandlung dieser Disziplin.

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Zinzendorf, Nikolaus Ludwig Reichsgraf und Herr von Zinzendorf und Pottendorf bei glaubensstimme.de
  2. Artikel „Spener, Philipp Jacob“ von Paul Tschackert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 102–115
  3. Ernst-Günter Knüppel: "Robert Diez: Bildhauerkunst zwischen Romantik und Jugendstil". Leipziger Universitätsverlag, 2009

[Bearbeiten] Weblinks

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