Nikolaus Ludwig von Zinzendorf
Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf und Pottendorf (* 26. Mai 1700 in Dresden; † 9. Mai 1760 in Herrnhut) war ein lutherischer Theologe, Dichter zahlreicher Kirchenlieder sowie Gründer und Bischof der Herrnhuter Brüdergemeine („Brüder-Unität“), einer weitgehend selbstständigen Kirchengemeinde. Außerdem wirkte er als Hof- und Justizrat am kurfürstlich sächsischen Hof in Dresden unter August dem Starken (1670–1733).
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[Bearbeiten] Familie
Nikolaus Ludwig von Zinzendorf war der Sohn des Reichsgrafen Georg Ludwig von Zinzendorf und Pottendorf (1662–1700) und dessen Ehefrau Charlotte Justine von Gersdorff (1675–1763).
Nikolaus Ludwig von Zinzendorf heiratete am 7. September 1722 in Ebersdorf die Gräfin Erdmuthe Dorothea Reuß zu Ebersdorf (1700–1756), eine Tochter des Grafen Heinrich X. Reuß zu Ebersdorfs. Das Paar hatte mehrere Kinder, u.a.:
- Christian Renatus von Zinzendorf und Pottendorf (* 19. September 1727 in Herrnhut; † 28. Mai 1752 in London). Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau heiratete Zinzendorf am 27. Juni 1757 Anna Nitschmann (1715–1760). Diese Ehe blieb kinderlos.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Nikolaus Ludwig von Zinzendorf besuchte von 1710 bis 1715 das Pädagogium in Halle/ Saale, wo August Hermann Francke (1663–1727) einen großen Einfluss auf ihn ausübte. Von 1716 bis 1719 studierte Zinzendorf an der Universität Wittenberg Rechtswissenschaften und unternahm nach dem Studium Reisen in die Niederlande und nach Frankreich.
Nach der Gründung der Herrnhuter Brüdergemeine im Jahr 1727 wurde Zinzendorf deren pietistischer Dichter und Stifter. 1731 wurde er als Hof- und Justizrat an den kursächsischen Hof unter August dem Starken berufen, wo er ein Jahr lang blieb. 1732 begann die Missonsarbeit der Herrnhuter Brüdergemeine. Zinzendorf selbst gilt als einer der Begründer der evangelischen Heidenmission und war ein starker Förderer seiner Gemeinde, die sich über die ganze Welt verbreitete. 1734 legte Zinzendorf seine Prüfung als lutherischer Theologe ab.
1736 kam es zur ersten, 1738 zur endgültigen Verbannung Zinzendorfs aus Sachsen. In den folgenden Jahren unternahm Zinzendorf Reisen als Prediger in die Ostseeprovinzen, nach England, Nordamerika, auf die Westindischen Inseln und Saint Thomas. Er wird zudem mitunter als Mitglied einer Freimaurer-Loge angegeben, was aber vermutlich auf einen seiner in Wien lebenden Neffen zutraf.[1],[2] 1747 wurde ihm die Rückkehr nach Sachsen gestattet, wo er eine Tolerierung der Herrnhuter Brüderunität unter dem Dach der sächsischen Landeskirche erreichte.
In seinen letzten Jahren lebte Zinzendorf ab 1750 in London, ab 1755 in Berthelsdorf und ging erst nach dem Tod seiner ihm fremd gewordenen Ehefrau zurück nach Herrnhut. Die Zinzendorfstraße trägt seinen Namen.
[Bearbeiten] Quellen und Einzelnachweise
- ↑ Evangelische Allianz und Freimaurertum
- ↑ In Dresden war ein "Graf von Zinsendorf" als "de la Plume" seit 1759 Mitglied der Loge Zu den drei Schwertern, dort aber bis 1766 2. Aufseher.
- Sächsische Köpfe im zeitgenössischen Bild, herausgeg. v. Arthur Graefe, Verlag Heimatwerk Sachsen, Dresden 1938
Kirche der Herrnhuter Brüdergemeine in Dresden
Herrnhuter Stern am Zugang zur Kirche der Herrnhuter Brüdergemeine in Dresden