Büchsenmeister

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Ein Büchsenmeister (oder Büchsenschütz, mittellateinisch pixidarius) stellte im Spätmittelalter alle Arten von Feuerwaffen und Geschosse her.

Der spezialisierte Beruf entwickelte sich um 1350 aus Schmieden, Glockengießern und Schlossern.

Der Büchsenmacher war direkt dem Landesherren oder dem Rat zu Dresden unterstellt und auch für den Betrieb des Zeughauses verantwortlich.

Im Kriegsfall wurde er als Artillerist eingesetzt, so zum Beispiel der landgräfliche Büchsenmeister Hans Gunstadt 1430 in Dresden.

Das Berufsbild des Büchsenmeisters differenzierte sich im späten 15. Jahrhundert in Stückgießer, Pulvermacher und Büchsenmacher.


Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] 1423: Der Dresdner Büchsenmeister gießt für die Stadt Görlitz eine große Tarrasbüchse

Am 6. Januar 1423 erhielt Markgraf Friedrich der Streitbare als Belohnung wegen seiner Hilfe gegen die hussitische Gefahr die seit Jahren von König Sigismund verweigerte vorläufige Belehnung mit dem Kurfürstentum Sachsen. Wegen innerer Konflikte im Heiligen Römischen Reich findet eine erneute (sicher auch in Dresden verkündete) Kreuzzugsbulle des römisch-katholischen Papstes gegen die "Ketzer" aber keinen Nachhall. Da sich die Markgrafschaft Meißen damals auch in Böhmen weit überdehnt hatte, fürchtete der Markgraf um seine damaligen Besitzungen Aussig, Brüx und Dux. In letztere Stadt mußten deswegen schon ab Januar 1423 Dresdner Schützen verlegt werden. Am 26. Juni 1423 verlangte die Markgrafen vom Oberlausitzer Sechstädtebund Hilfe bei der Verteidigung von Aussig. Die Hussiten unter Jan Ziska zogen sich vor Friedrich IV. zwar zurück, bedrohten aber im Gegenzug Zittau. "Die Görlitzer ließen sich damals von dem Dresdner Büchsenmeister, der überhaupt wochenlang für sie beschäftigt war, eine große Tarrasbüchse gießen."[1]

[Bearbeiten] 1426: Der Dresdner Büchsenmeister gießt für eine Heerfahrt nach Böhmen Geschütze - nach der verlorenen Schlacht bei Aussig gießt er Büchsen und Blei

Die Hussiten gingen 1426 gezielt gegen die Besitzungen der Wettiner im nordöstlichen Böhmen vor, weil diese die Elbe sperrten. Als erste wettinische Besitzung wurde die Stadt Dux eingenommen. Hier waren noch das ganze Jahr 1423 Dresdner Söldner stationiert gewesen. Am 19. Mai 1426 fiel auch Böhmisch-Leipa in die Hände der Böhmen. Daraufhin bereitete sich auch Dresden auf eine künftige Auseinandersetzung vor: "Eifrig rüstete man in der Stadt für den bevorstehenden Kampf. Aus Halle bezog man Salpeter zur Herstellung von Pulver. Der Büchsenmeister, dem wiederholt Geldbeträge überwiesen wurden, goß Geschütze; das dafür und für die Munition erforderliche Messing, Kupfer und Blei holte man aus Freiberg. Für die Armbrüste, mit denen die Schützen noch in der Regel bewaffnet waren, wurden Pfeile angefertigt." In der folgenden, von den Böhmen gewonnenen Schlacht bei Aussig stellte die Stadt Dresden 20 reisige Pferde mit mindestens 60 Begleiter und einer unbekannte Zahl an Fußsoldaten. Führer der Dresdner Truppen waren wieder Paul Goideler und Meister Nikolaus. Die Verluste der Dresdner an Toten und Verwundeten lassen sich nicht berechnen. Als erschlagen wird nur ein Söldner Michel erwähnt. "Für die Gefallenen fand Ende Juli oder Anfang August eine kirchliche Gedächtnisfeier statt. Gleich nach der Schlacht und in den folgenden Monaten bis in den September hinein rüstete man in Dresden zur Verteidigung der Stadt und für einen neuen Zug gegen die Feinde. ... Zirkler und Wächter werden im Juni und Juli besoldet, wohl um die Stadt vor einem Ueberfall zu bewahren. Der Büchsenmeister erhielt neben seinem gewöhnlichen Lohne solchen für das Gießen von Büchsen und für Blei (gelod); auch Meister Andris der Kannengießer wurde bezahlt „vor sein erbeit buchsen czu gysen“. Der Schußmeister auf der Brüdergasse bekommt 1 Schock für eine Armbrust; andere Beträge erhaltet: Meister Peter der Sporer, der ,,harnußwußer“ (?), der Helmschmied. Pfeile, Büchsen- und Pfeilschäfte, „Kropen“, Köcher und Gürtel, Harnischkappen, ein Pulversieb werden angeschafft. Ein Bote wird nach Oschatz geschickt, um Salpeter zu holen, ein anderer nach Graupen um Setztartschen. Da die Stadt vermutlich in der Schlacht ihre Banner eingebüßt hatte, wurde Wolkenstein mit der Anfertigung eines neuen beauftragt."[2]

[Bearbeiten] 1428: Herstellung von schwerem Geschütz für Dresden - neben dem städtischen Büchsenmeister scheint der Rat zu Dresden deswegen auch Büchsenmeister aus Zeitz und Görlitz beschäftigt zu haben

Am 1. Juni 1428 kam zu Liegnitz ein Abkommen zwischen den Oberlausitzern und den schlesischen Fürsten wegen gemeinsamer Hilfeleistung zu stande. Kurfürst Friedrich II. zeigte sich geneigt, diesem Bunde beizutreten. Ende Juni und Anfang Juli fanden deswegen wiederholt Tagungen in Dresden statt. "Bei dieser steten Bedrohung rüstete man in Dresden eifrig zur Verteidigung der Stadt und der Landesgrenze. Zur Herstellung von schwerem Geschütz bezog man vom Münzmeister zu Freiberg im [59] Februar und März Kupfer, im April und Oktober oder November Blei; im Mai und Juni kaufte man Salpeter zur Pulverbereitung. Neben dem städtischen Büchsenmeister scheint man auch Büchsenmeister aus Zeitz und Görlitz beschäftigt zu haben. Meister Andris machte „Laden" (Lafetten) zu den Büchsen. Auch der Schußmeister, der Helmschmied, der Plattner erhielten Lohn für verschiedene Arbeiten."[3]

[Bearbeiten] 1430: Büchsenmeister Hans Gunstadt vertreibt die Taboriten unter Prokop aus Altendresden

Im Jahr 1430 besetzten die Hussiten wie schon bei ihrem ersten Feldzug 1429 Altendresden am anderen Elbufer der befestigten Stadt Dresden. Daraufhin ließ der sächsische Kurfürst Friedrich der Sanftmütige den Turm auf der Elbbrücke mit Geschützen besetzen, um die in Altendresden lagernden Taboriten (der radikale und besonders militante Flügel der Hussiten) zu beschießen. Der Büchsenmeister Hans Gunstadt warf Feuer in die Badestube von Altendresden und vertrieb damit die dortigen Hussiten.[4]

[Bearbeiten] Lindau über Hans Gunstadt (1859)

"[249] Die reiche Beute, welche die Hussiten heimbrachten, veranlaßte
schon im nächstfolgenden Jahre (1430) einen zweiten noch furcht=
bareren Einfall in die wettinischen Länder. Procopius stand
[250] dießmal an der Spitze eines Heeres, das nach einigen Geschichts=
schreibern 20.000 Reiter, 25.000 Mann Fußvolk und 2.000
Heerwagen, nach anderen 70.000 Mann und noch mehr gezählt
haben soll. Mit ihren Heerwagen, die mit Ketten und Schlössern
versehen waren, bildeten sie im freien Felde ihre fast unüber=
windlichen Wagenburgen. Auch diesmal nahmen sie ihren Weg
über Dresden. Am 29. September waren sie wieder in und
um Altendresden gelagert, der kaum wieder aufgebauten Stadt
abermals großen Schaden zufügend. Zum Glück kam dießmal
Friedrich der Sanftmüthige, der mit seinem Vetter, Friedrich dem
Friedfertigen, dem Herrn von Dresden, im Kriegsbündniß gegen
die Böhmen stand, noch früh genug mit einigen Truppen herbei,
um die Stadt, in welcher sich die Hussiten, wie es schien, fest=
setzen wollten, vor abermaligem gänzlichen Verderben zu bewahren.
Er ließ von Neudresden aus bei Nacht einige große Geschütz=
stücke auf die Brücke und den damals am Ende derselben
zwischen Alt= und Neudresden befindlichen Thurm bringen und
unaufhörlich unter die Feinde Feuer geben.* Da aber die
Hussiten trotzdem nicht weichen wollten und der Churfürst Kunde
erlangt hatte, daß ihre Anführer in der altdresdner , nicht weit
von dem Brückenthurme gelegenen Badstube gelagert waren, so
wurde diese durch den Büchsenmeister Hans Gunstadt mittels
eingeworfenen Feuers in Brand gesteckt, so daß die Feinde
endlich weichen und die Stadt verlassen mußten.** So
wurde Dresden dießmal gerettet, desto schlimmeres Schicksal
traf die anderen Gegenden und Orte, welche die Hussiten auf
diesem ihrem zweiten Zuge berührten. Von Dresden aus zogen
sie die Elbe abwärts, verwüsteten die Weinberge der Lößnitz
und steckten Kötzschenbroda in Brand, nachdem sie, wie Weck
sagt, den jungen Wein ausgesoffen und was sie nicht genießen
gekonnt, in die Keller hatten laufen lassen."
[*] S. Seite 108.
[**] S. Weck S. 486.[5]
[108] "Auf der Seite der Altstadt oder
jetzigen Neustadt scheint den Eingang der Brücke schon von
frühester Zeit an ein viereckiger Thurm verwahrt zu haben, der
mehrfach erwähnt wird und dessen Ueberreste später da Alt=
dresdener Brückenthor bildeten, da erst 1721 abgebrochen ward.
Dieser Thurm stand bis ins 17. Jahrhundert; 1430 ließ ihn Friedrich der Sanftmüthige mit Geschützen besetzen, um die
Taboriten oder Hussiten, die sich in Neustadt festgesetzt hatten,
beschießen zu lassen **)".
[**)] Eine Abbildung dieses Thurmes giebt: Antonius Albizius, Stem=
mata Prinzip Christian. 1608. S. übrigens Hilscher's Nachrichten
von der Dresdner Elbbrücke (1729) § 18; Schramm's Brückenbuch 12.[6]

[Bearbeiten] Die Leipziger Zeitung über Hans Gunstadt (1898)

[255] "Während 'Neu-Dresden' - die heutige Altstadt - im
Hussitenkriege schon derartig mit Mauern und Wällen umgeben
und hinreichend mit Geschütz versehen war, daß die Feinde sich
in respectvoller Ferne hielten, wurde der am anderen Elbufer
gelegene offene Ort im Jahre 1429 von den Scharen Prokop's
ausgeplündert und größtentheils niedergebrannt. Im folgenden
Jahre setzten sich jedoch die Hussiten auf dem rechten Elbufer
förmlich fest und schienen einen Angriff auf die Werke des linken
Ufers zu beabsichtigen. Da erschien noch zur rechten Zeit Kurfürst
Friedrich und traf Anstalten zur Vertreibung der Feinde. Auf
dem Thurme, welcher damals zur Vertheidigung des Ueberganges
mitten auf der Elbbrücke stand, ließ er Geschütze auffahren und
durch seinen Büchsenmeister Hans Gunstadt die Hussiten beschießen.
Ihre Anführer sollen gerade in der Badstube zusammen gesessen
haben, um Kriegsrath zu halten, als der brave Büchsenmeister
durch wohlgezielte Schüsse die Baderei in Brand steckte. Das
fortgesetzte Geschützfeuer äußerte sich so wirksam, daß die Feinde
bald darauf abzogen.[7]

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Hubert Ermisch: "Dresden und die Hussitenkriege". In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens. 28. Heft. Dresden 1920, S. 50 bis 52: "Auch für das Jahr 1423 plante man einen umfassenden Angriff gegen die Hussiten. Markgraf Friedrich IV., dem König Sigmund bekanntlich wegen seiner bisher geleisteten Hilfe am 6. Januar die vorläufige Belehnung mit dem Kurfürstentum Sachsen erteilte, versprach dafür, dem Könige mit 2000 Reitern und 2000 Schützen auf 6 Monate zu dienen; sie sollten zunächst dem deutschen Orden in seinem Kriege mit Polen helfen, im Fall einer Beendigung dieses Krieges aber nach Böhmen ziehen. Aber obwohl die Versöhnung zwischen Sigmund, dem König Wladislaw von Polen und dem Herzog Witold von Litthauen, die Ende März zustande kam und sogar zu einem Bündnis gegen die Ketzer führte, die meißnischen Streitkräfte für einen böhmischen Feldzug frei machte, kam es doch weder in diesem noch in den nächsten Jahren zu diesem Feldzuge, und auch von Böhmen werden keine größeren Unternehmungen gegen das Nachbarland berichtet; innere Streitigkeiten sowohl in Böhmen als im Reiche nahmen beide Parteien in Anspruch, und die erneute Kreuzbulle des Papstes, die ohne Zweifel auch in Dresden verkündet wurde, hatte wenig Erfolg. Eine vollständige Ruhe trat darum doch nicht ein. Wir sahen, wie die Hussiten bereits 1422 Brüx und Aussig und damit die Grenze der meißnischen Lande bedrohten. Daraus erklärt sich, daß wir im Januar 1423 Dresdner Schützen in der unweit Brüx gelegenen Stadt Dux finden. Am 10. Januar schickte der Dresdner Rat einen Boten zu dem Vogte – wohl Busse Vitzthum, der eben damals zum Landvogt von Meißen ernannt war – nach Freiberg „umbe unser schuczen zcu Duxczaw“. ... Daß sie dort Gelegenheit zu irgend welchen kriegerischen Taten fanden, erfahren wir nicht. ... Mit der Hussitengefahr hing wohl auch der Besuch des Herzogs von Sagan zusammen, den die Dresdner Stadtdiener Ende März nach Dresden geleiteten, wo er die Ostertage (4./5. April) zubrachte und und mit 5 Kannen Wein [51] geehrt wurde; ebenso um dieselbe Zeit der Besuch des Hauptmanns von Wehlen und des Hauptmanns vom Königstein, die mit dem Baumeister – vielleicht wegen der Befestigung ihrer Schlösser – "teidingten". In der Tat sah es um diese Zeit an den Grenzen Meißens und der Oberlausitz wohl drohend aus; wir können dies aus den Tagungen schließen, die Lande und Städte der Oberlausitz seit Ende März wiederholt zu Löbau und anderwärts „durch der Hussen wille“ abhielten. König Sigmund sah sich dadurch veranlaßt, die Verteidigung des Schlosses zu Brüx dem bewährten Markgrafen Friedrich IV. anzuvertrauen und wies den Burggrafen Nitze von Gorenz an, es ihm zu übergeben; für die auf die Besetzung und Verteidigung zu verwendenden Kosten wurden die Städte Brüx und Aussig dem Markgrafen verpfändet, auf deren erstere die Wettiner schon seit einem halben Jahrhundert Pfandrechte besaßen. Noch gefährlicher schien sich die Lage zu gestalten, als Ziska Anfang Juni Tetschen einnahm und von hier aus Streitkräfte in Leitmeritz sammelte, mit denen er in die Nachbarlande einzubrechen drohte. Auch die Stadt Aussig war in Gefahr; um sie zu retten, verlangten die Markgrafen am 26. Juni von den Oberlausitzern Hilfe, und diese verhandelten zu Löbau wegen einer Heerfahrt. Aber die Gefahr ging vorüber. Spalatin berichtet, Markgraf Friedrich sei auf Aussig gezogen, aber Ziska vor ihm gewichen, so daß er es ohne Hindernis eingenommen habe und dann nach Meißen zurückgekehrt sei. In der Tat hat sich Ziska bald nach Dauba (s. Böhm.-Leipa) begeben, von wo er Zittau bedrohte, aber bald nach Königgrätz abzog. Auch im Juli fürchteten die Zittauer einen feindlichen Einfall; die Görlitzer ließen sich damals von dem Dresdner Büchsenmeister, der überhaupt wochenlang für sie beschäftigt war, eine große Tarrasbüchse gießen. Wie sie den Büchsenmeister, so benutzte um dieselbe Zeit Markgraf Wilhelm II. Dresdner Steinmetzen, um die Befestigungen von Altenburg ausbessern zu lassen; auf die Mitteilung des Rates, daß der Steinmetz keine Steine mehr habe, antwortete der Markgraf unwillig, der Meister habe mehr Steine, als er bis S. Galli (Okt. 16) vermauern könne, der Rat möge ihn daher ungesäumt schicken, sonst müsse der Markgraf an andere Steinmetzen denken. Ob die Verstärkung der Befestigung aus Furcht vor einem Angriff der Hussiten erfolgte, ist freilich ebenso unsicher als die Datierung des betreffenden Briefes, der ohne Jahreszahl überliefert ist; auch die Verhandlungen, die Ende September und Ende November zu Löbau und Bautzen „von samelunge wegen zu Meyßen“ stattfanden, könnten sich ebenso auf eine der vielen Fehden zwischen meißnischen Mannen und den Sechslanden und -städten als auf die Hussitengefahr beziehen; doch ist das letztere wahrscheinlich, da man offenbar im Oktober einen Einfall der Ketzer von Süden her befürchtete. Zu seiner Abwehr entsandte Dresden am 20. Oktober vier Schützen nach Gottleuba, „als die keczczer abir komen solden“. [52] Um dieselbe Zeit und wohl aus demselben Grunde fand auf Veranlassung des Landvogts (von Meißen?) eine Zusammenkunft mit „Herrn Birken“ statt, zu der der Dresdner Ratsherr Paul Goideler und der Stadtschreiber geschickt wurden; gemeint ist wohl Hinke Berka von der Duba auf Hohnstein, doch könnten auch Heinrich Berka zu Wildenstein, Johann Berka zu Falkenstein und Tollenstein oder Hinke Hlawatsch Berka zu Leipa in Frage kommen; sie alle gehörten zu den böhmischen Edelleuten, die dem König Sigmund treu geblieben waren und den Hussiten feindlich gegenüberstanden. Die Dresdner Besatzung blieb in Gottleuba bis gegen Ende des Jahres, wie Rechnungsposten über Sold und Zehrung aus dem November und Dezember beweisen."
  2. Hubert Ermisch: "Dresden und die Hussitenkriege". In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens. 28. Heft. Dresden 1920, S. 52 bis 57: "Ernster wurde die Lage in dem verhängnisvollen Jahre 1426. Die Einnahme von Dux war der erste Schritt zu einem Vorgehen der Hussiten gegen die Besitzungen der Wettiner im nordöstlichen Böhmen, die von besonderer Wichtigkeit waren, weil sie die Elbe sperrten. Schon Ende 1425 bat Kurfürst Friedrich den Rat zu Nürnberg um Hilfe gegen die Ketzer, die Brüx bedrohten. Von Woche zu Woche erwarteten die sächsischen Amtleute in Brüx und Aussig einen Angriff der Hussiten; wir ersehen dies aus den [53] Schreiben dieser Amtleute und aus wiederholten an den Rat zu Leipzig gerichteten Aufforderungen des Kurfürsten und seiner tapferen Gemahlin Katharina, die ihn während seiner Reisen nach den Reichstagen zu Wien und später zu Nürnberg vertrat, um Sendung von Hilfstruppen; die Schreiben haben sich durch einen glücklichen Zufall im Leipziger Ratsarchiv erhalten. Ende April befürchtete man in nächster Zeit einen Sturm der Feinde, die sich stark rüsteten, auf Brüx und Aussig, nach dem Bericht eines Ungenannten an den Rat der Stadt Eger fanden von Dux aus, in dessen Nähe die Ketzer lagen, täglich Scharmützel statt. Sogar Freiberg schien bedroht; ein Spion wurde gefangen, den die Hussiten gesandt hatten, um zu erkunden, von wo diese Stadt am besten anzugreifen wäre. Am 19. Mai fiel Böhmisch-Leipa in die Hände des feindlichen Heeres, das von hier aus die Oberlausitz bedrohte. In einem Schreiben vom 26. Mai meldete die Kurfürstin dem Leipziger Rat die Einnahme von Böhmisch-Leipa und forderte ihn zugleich auf, mit ganzer Macht und mit Geschütz und Proviant für einen vierzehntägigen Feldzug gerüstet am 11. Juni in Dresden zu sein. Wenige Tage später wurde Groß-Bobritzsch (Ober- und Niederbobritzsch bei Freiberg) zum Sammelplatze des kurfürstlichen Heeres bestimmt. Um dieselbe Zeit wurden auf dem Reichstage zu Nürnberg Beschlüsse wegen der Beteiligung des Reiches an dem beabsichtigten Zuge gegen die Ketzer gefaßt und fanden zu Freiberg Verhandlungen zwischen Abgeordneten der Kurfürstin Katharina und der Landgräfin Anna wegen eines Bündnisses mit der Oberlausitz statt; die Landgräfin befahl dem Rate der Stadt Dresden, bei Vollziehung dieses Bündnisses, die gegen Ende Juni stattfinden sollte, den Landgrafen zu vertreten. Wie an Leipzig, so sind ohne Zweifel auch an Dresden landesherrliche Befehle wegen Sendung von Truppen an das Heer ergangen; leider haben sie sich nicht erhalten. Auch die Kämmereirechnungen sind erst seit Mitte Mai vorhanden; am 17. Mai übernahm der bewährte Hans Elsterberg, dem schon 1408 die Stellung eines Bürgermeisters übertragen war, die Verwaltung der städtischen Finanzen, und seiner fleißigen Buchführung ist es zu danken, daß wir wenigstens einiges über die Beteiligung Dresdens an der unheilvollen Schlacht bei Aussig wissen. Eifrig rüstete man in der Stadt für den bevorstehenden Kampf. Aus Halle bezog man Salpeter zur Herstellung von Pulver. Der Büchsenmeister, dem wiederholt Geldbeträge überwiesen wurden, goß Geschütze; das dafür und für die Munition erforderliche Messing, Kupfer und Blei holte man aus Freiberg. Für die Armbrüste, mit denen die Schützen noch in der Regel bewaffnet waren, wurden Pfeile angefertigt. Mit dem Befehlshaber der sächsischen Truppen, dem Landvogt Busse Vitzthum, fanden Verhandlungen statt; so begaben sich die Ratsherren Nicolaus (Thirman), der bis [54] wenige Jahre vorher das Amt des Stadtschreibers bekleidet hatte, und Paul Goideler um den 20. Mai zu ihm nach Meißen, und kurz darauf lieh ihm die Stadt ihren Wächter nach Pirna. Auch die Boten, die am 5. Juni nach Frauenstein und Lauenstein geschickt wurden, hatten wohl Briefe zu überbringen, die mit dem bevorstehenden Feldzuge in Zusammenhang standen. Schon lange hatten einige Dresdner Söldner in Aussig gelegen; für Mitte Mai ergibt sich ihre Anwesenheit mit Sicherheit aus den Rechnungen. Sie wurden dann wohl noch verstärkt. Freilich dürfen wir uns über ihre Zahl keine zu großen Vorstellungen machen; nach einem im ganzen wohl glaubwürdigen Verzeichnis der gesamten sächsischen, meißnischen und thüringischen Reisigen, die in der Schlacht bei Aussig kämpften, hat die Stadt Dresden 20 reisige Pferde gestellt, immerhin ebensoviel wie die Bischöfe von Meißen, Merseburg und Naumburg, die Städte Magdeburg, Halle und Meißen, die Vögte zu Altenburg, Zwickau und Oelsnitz und der Landvogt zu Sachsen; abgesehen von den erheblich zahlreicheren Truppen des Herzogs haben mehr nur der Erzbischof von Magdeburg (40) und die Stadt Erfurt (30) geschickt, während die Stadt Leipzig trotz aller Mahnungen nur mit 15 vertreten ist. Uebrigens ist bei diesen Zahlen zu berücksichtigen, daß zu jedem reisigen Pferde mindestens drei Personen gehörten und daß die Fußtruppen nicht mitgezählt sind, so daß wir die Gesamtzahl der von Dresden gestellten Mannschaften wohl bedeutend höher schätzen dürfen. Die Stadt befand sich wohl in großer Aufregung, als Mitte Juni die von den Oberlausitzern entsandten Hilfstruppen unter Führung des Hans von Colditz über Löbau, Bautzen und Radeberg Dresden passierten, um wohl vereinigt mit der Mannschaft aus Dresden und Leipzig nach Freiberg weiter zu ziehen und zu dem Heere zu stoßen, das die Markgräfin Katharina bei Oberbobritzsch versammelte. Als Führer der Dresdner Truppen erscheinen wieder Paul Goideler und Meister Nikolaus, die 20 Gr. Zehrung erhielten. Unmittelbar darauf, am 14. Juni, brach das vereinigte Heer der sächsischen Fürsten nach Böhmen auf. Weder auf seinen Marsch noch auf die schwere Niederlage, die es am 16. Juni, dem Tage des h. Veit, bei Aussig erlitt, haben wir Anlaß hier näher einzugehen und behalten uns dies für eine andere Gelegenheit vor. Von allen Schlachten der Hussitenkriege hat kaum eine ein so großes Aufsehen gemacht als die Schlacht bei Aussig, und es ist daher wohl begreiflich, daß über keine andre so zahlreiche Nachrichten vorliegen; aber diese Nachrichten enthalten so vielfache Widersprüche, und namentlich weichen die Angaben über die Stärke der miteinander ringenden Heere und die Zahl der Toten so stark von einander ab, daß sie allenthalben zur Kritik herausfordern. Genug, das immerhin stattliche Heer wurde nach tapferem Kampf besiegt und hatte schwere Verluste. Hätten die Ketzer ihren Sieg sofort verfolgt, [55] so hätten die sächsischen Lande schon damals die Heimsuchungen erfahren, die ihnen erst einige Jahre später der Hussiteneinfall brachte. Aber sei es, daß auch die feindlichen Truppen starke Verluste erlitten hatten, sei es, daß der Zwiespalt der Parteien eine Ausnützung des Sieges verhinderte, der Rückzug des meißnischen Heeres über das Erzgebirge scheint im ganzen geordnet erfolgt zu sein. Nur bei Graupen, wo zwar die Stadt, nicht aber die Burg schon einige Wochen vorher in die Hände der Hussiten gefallen war, kam es noch einmal zu einem blutigen Gefecht, in dem namentlich die Görlitzer schwere Verluste erlitten. Ueber die Kosten, die die unglückliche Heerfahrt nach Aussig der Stadt Dresden gemacht hatte, liegt uns eine ausführliche Rechnung des Kämmerers Joh. Elsterberg unter der Aufschrift „Distributa in die herfart“ vor; sie wurde im August oder September abgelegt. Die Rechnung enthält viele Ausgaben für Sold, Zehrung, Fuhrlohn, Lebensmittel, Waffen, Schüsseln, Mulden und andere Gefäße, Handwerkszeug u. dergl. mehr; andere Beträge wurden „auf Rechnung“ bezahlt, ohne daß wir wissen, was diese Rechnungen enthielten. Zahlungen an die Tuchmacher und Bäcker waren wohl für die von diesen Innungen gestellten Mannschaften bestimmt. Welche von den zahlreichen namentlich aufgeführten Personen als Söldner oder Schützen auszogen und welche andre Aufgaben zu erfüllen hatten, wie die Zimmerleute, der Steinmetz, der Büchsensteine haut, läßt sich meist nicht bestimmen. Manche der genannten Personen nahmen an der Schlacht selbst nicht teil, sondern dienten in Riesenburg und Gottleuba zur Verstärkung der dortigen Besatzungen; die an der Schlacht Beteiligten erhielten besondere Vergütungen „für den Sturm“. Auch für die Frauen der Söldner werden Beträge berechnet. Insgesamt beliefen sich die Ausgaben auf 101 Schock 20 Gr. 4 Heller, eine immerhin beträchtliche Summe, zu der übrigens noch manche andere Ausgabe hinzukam. Aus den Zehrungskosten für Jenchen, „als se suchten phert, dy do verloren sin“, kann man schließen, daß der Verlust an Pferden besonders groß war; der Rat mußte dafür Entschädigung leisten. So wurden von dem Michaelis 1426 fälligen Geschoß der Leistin 5 Schock, dem Gelfrid Weyse 38 Gr. für in der Heerfahrt verlorene Pferde in Abzug gebracht, dem Hans Nueman 5 Gulden für geliefertes Fleisch;doch könnten sich diese Posten auch auf eine frühere Heerfahrt beziehen. Noch im Jahre 1429 machte Vinczel für seine Verluste vor Aussig einen Abzug vom Geschoß. Auch sonst machten sich die Folgen der Schlacht in Dresden bemerkbar. So mancher Verwundete mag dorthin gebracht worden sein, um geheilt zu werden; so hatte der Görlitzer Schöffe Nikolaus Marienam, der, wie viele andere Görlitzer, seine ganze Ausrüstung in der Schlacht verloren hatte, dem Dresdner Arzte und für Zehrung während seines Aufenthalts in Dresden 10 Schock zu zahlen. Der Görlitzer Rat schickte im Juli und August wiederholt Boten [56] nach Dresden, um etwas über das Schicksal vermißter Ratsherren und Bürger und über den Verbleib verlorener Pferde und Harnische zu erfahren; die Dresdner fertigten deshalb Boten nach Pirna, Laun und Prag ab und wurden dafür von der Stadt Görlitz entschädigt; ein Bote „um die von Görlitz“ wurde auch nach Brüx gesandt, wohin wohl viel Verwundete geschafft worden waren. Wie hoch sich die Verluste der Dresdner an Toten und Verwundeten beliefen, läßt sich aus den vorliegenden Notizen nicht berechnen. Als zu Aussig erschlagen wird ausdrücklich nur ein Söldner Michel erwähnt. Für die Gefallenen fand Ende Juli oder Anfang August eine kirchliche Gedächtnisfeier statt. Gleich nach der Schlacht und in den folgenden Monaten bis in den September hinein rüstete man in Dresden zur Verteidigung der Stadt und für einen neuen Zug gegen die Feinde. Wenn schon am 17. Juni die Kurfürstin Katharina den Rat zu Leipzig aufforderte, alle noch verfügbare wehrhafte Mannschaft zum Schutze der Städte Freiberg, Pirna und Dresden nach Freiberg zu schicken und ihr Gemahl am 28. Juni demselben Rat neue Rüstungen ernstlich anbefahl, so darf man wohl annehmen, daß an Dresden ähnliche Weisungen ergingen. Zirkler und Wächter werden im Juni und Juli besoldet, wohl um die Stadt vor einem Ueberfall zu bewahren. Der Büchsenmeister erhielt neben seinem gewöhnlichen Lohne solchen für das Gießen von Büchsen und für Blei (gelod); auch Meister Andris der Kannengießer wurde bezahlt „vor sein erbeit buchsen czu gysen“. Der Schußmeister auf der Brüdergasse bekommt 1 Schock für eine Armbrust; andere Beträge erhaltet: Meister Peter der Sporer, der ,,harnußwußer“ (?), der Helmschmied. Pfeile, Büchsen- und Pfeilschäfte, „Kropen“, Köcher und Gürtel, Harnischkappen, ein Pulversieb werden angeschafft. Ein Bote wird nach Oschatz geschickt, um Salpeter zu holen, ein anderer nach Graupen um Setztartschen. Da die Stadt vermutlich in der Schlacht ihre Banner eingebüßt hatte, wurde Wolkenstein mit der Anfertigung eines neuen beauftragt. Auch der sonstige rege Botenverkehr steht wohl im Zusammenhang mit den Vorbereitungen zu neuen Unternehmen; so gingen im Juni und Juli Boten nach Weesenstein „alz um eyn gefangen“, nach Wehlen, nach Dippoldiswalde zum Landvogt Busse Vitzthum; schon diese Sendung würde die noch immer wiederholte Sage von dem Verrat Busses als unbegründet erscheinen lassen. Wenn andrerseits ein nach Dresden kommender Bote 6 Groschen erhielt „vor dy bulle“, so ist mit dieser wohl die Bulle Papst Martins V. vom 15. Fanuar 1426 gemeint, in welcher alle mit Exkommunikation bedroht werden, die den Ketzern Lebensmittel zuführen. Zu Dresden wurde auch am 6. Juli das Bündnis zwischen dem Hauptmann Albrecht von Colditz und den Landmannen und Ratmannen der Städte Bautzen, Görlitz, Lauban, Löbau, Zittau und Kamenz, dem Kurfürsten und dem Landgrafen Friedrich gegen [57] die Ketzer und vor allem zur Abwehr eines Angriffs auf Brüx und Riesenburg abgeschlossen; falls die Oberlausitzer ihren Verpflichtungen nicht nachkommen würden, sollten sie in Dresden mit 20 Pferden und 20 Knechten als Geiseln Einlager halten. Ebenfalls in Dresden fand um die Mitte Juli ein Tag „von des Bundes wegen über die Ketzer“ statt, zu dem die Stadt Görlitz den Bürgermeister Hermann Schultes und den Hans Weider schickte; damit hing wohl auch eine Sendung des Dresdner Rates zur Kurfürstin Katharina nach Meißen zusammen."
  3. Hubert Ermisch: "Dresden und die Hussitenkriege". In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens. 28. Heft. Dresden 1920, S. 57 bis 60: "Das Jahr 1428 verging, ohne daß der gefürchtete Angriff der Hussiten auf das Meißner Nachbarland zur Ausführung kam; doch bildeten ihre verheerenden Einfälle in Schlesien und der Oberlausitz eine fortdauernde Warnung. Zwischen dem 18. und 24. April, während die Feinde in Schlesien plünderten und bereits Breslau bedrohten, trafen in Dresden Briefe des Bischofs (von Meißen) „von der Ketzer wegen“ und der Stadt Bautzen, wohl ähnlichen Inhalts, ein. In der folgenden Woche brachte wieder ein Bote des Bischofs Briefe der schlesischen Fürsten nach Dresden, die der Rat weiter an Landgraf Friedrich beförderte; gleichzeitig schickte er den Hans Behem nach Görlitz „umbe warnunge der keczer wegen“. Wenn wir den undeutlichen Eintrag in der Rechnung richtig lesen, so handelte es sich um drei schlesische Fürsten, vermutlich die Herzöge Ruprecht von Haynau-Lüben, Hans von Sagan und Ludwig von Liegnitz, die am 13. Mai in Liegnitz tagten „von eines Feldes wegen von neuem wider die Ketzer zu machen“. Eine Sendung des Stadtschreibers nach Leipzig „von der Bulle wegen“, die Ende Mai erfolgte, bezieht sich vielleicht auf die Bulle Papst Martins V. vom 25. Oktober 1427 wegen Erhebung eines jährlichen Zehnten von der Geistlichkeit zur Erhaltung eines stehenden Heeres gegen die Hussiten. Als dann am 1. Juni zu Liegnitz ein Abkommen zwischen den Oberlausitzern und den schlesischen Fürsten wegen gemeinsamer Hilfeleistung zu stande gekommen war und Kurfürst Friedrich II. sich geneigt gezeigt hatte, diesem Bunde beizutreten, fanden Ende Juni und Anfang Juli wiederholt Tagungen in Dresden wegen dieses Anschlusses statt; auch eine Sendung von Dresdner Boten nach Leipzig (zwischen dem 20. und 27. Juni) hängt wohl damit zusammen. Die Verhandlungen, die bis in den August hinein fortgesetzt wurden, wie man aus Sendungen nach Tetschen zu Siegmund von Wartenberg „mit der von Breslau Briefe“ und nach Pirna zum Landvogte „mit des Bischofs Briefe von der Schlesier wegen“ schließen darf, blieben aber zunächst erfolglos. Bei dieser steten Bedrohung rüstete man in Dresden eifrig zur Verteidigung der Stadt und der Landesgrenze. Zur Herstellung von schwerem Geschütz bezog man vom Münzmeister zu Freiberg im [59] Februar und März Kupfer, im April und Oktober oder November Blei; im Mai und Juni kaufte man Salpeter zur Pulverbereitung. Neben dem städtischen Büchsenmeister scheint man auch Büchsenmeister aus Zeitz und Görlitz beschäftigt zu haben. Meister Andris machte „Laden" (Lafetten) zu den Büchsen. Auch der Schußmeister, der Helmschmied, der Plattner erhielten Lohn für verschiedene Arbeiten. Hüter und Wächter wurden bestellt zur Wache an den Toren und auf dem Turm. Die Befestigungen der Stadt wurden ausgebessert und erweitert; daß es an geübten Meistern für solche Arbeiten nicht fehlte, beweist ein Schreiben der Kurfürstin Katharina d. d. Eilenburg 1430, Febr. 12, in welchem diese den Rat bittet, einen seiner Werkmeister mit zwei Knechten, „die euwer bolwerg ufgehauwen und gemacht habin“, nach Grimma zu schicken, um die gleichen Arbeiten am dortigen Schlosse auszuführen. Wie früher, so wurden auch jetzt Dresdner Mannschaften an der Grenze verwandt. Am 4. April erhielten der Knecht des Hencze Knottil 4 Gr. „uf dinst, alz her ken dem Gigirsberge solde“, die andern Gesellen, „dy so doheyme bliben“, 2 Gr. Trinkgeld, am 7. April dieselben sechs Gesellen „keyn dem Gyersberge“ zu Zehrung 12 Gr., ebensoviel der Fuhrmann, der sie nach Lauenstein fuhr, am 11. April 20 Gesellen, „die keyn Gyersberg gereten“, 6 Gr. Ende April bekamen Regenars und Muschyn je 24 Gr. für einen vierwöchentlichen Aufenthalt, in der ersten Hälfte des Juni Hencze Grulich mit 3 Gesellen 14 Gr. als Fuhrlohn für die Heimkehr von Geiersberge und 54 Gr. für einen neunwöchentlichen Aufenthalt auf dem Geiersberge. Es handelte sich um einen Angriff auf die Geiersburg, die auf dem Geiersberge östlich vom Mückentürmchen lag, wo noch heute ihre Trümmer sichtbar sind, und den ehemaligen Kulmer Steig, die Straße von Dohna über Lauenstein nach Kulm, schützte. Diese Burg war damals im Besitze des Jakaubek von Wrzessowitz, eines Abenteurers, der von Mähren nach Böhmen gekommen war, sich hier der taboritischen Partei angeschlossen und in der Schlacht bei Aussig eine hervorragende Rolle gespielt hatte; es war ihm gelungen, in den folgenden Jahren mit Gewalt und List einen großen Besitz in Nordböhmen (Teplitz, Kostenblatt, Bilin, Luditz, Komotau, Schlackenwert u. a.) an sich zu bringen, darunter auch die Geiersburg, die er bald nach der Schlacht bei Aussig von dem Vorbesitzer Rüdiger Polensk von Wrzessowitz erworben hatte. Diesem gefährlichen Nachbar galt wohl der im April 1428 unternommene Heerzug. – Um dieselbe Zeit machten Söldner zwei Fahrten mit dem Vogte (wohl dem Landvogte Albrecht von Colditz) nach Dohna, „do man Lauwensteyn brante“. Es handelte sich vielleicht um eine Tat feindlicher Brandstifter; solche werden schon Ende Mai erwähnt.] Auch im Juli und August ritten Gesellen nach Dohna; Ende August oder Anfang September werden zwei Gesellen, die 14 Tage zu Gottleuba lagen, mit 24 Gr. und 23 Gr. Zehrgeld entlohnt. [60] Ob die Sendung eines Boten nach Hohnstein zu Herrn Birke (von der Duba) Ende Februar oder Anfang März mit der Hussitengefahr zusammenhängt, muß dahingestellt bleiben. Eine nicht ganz klare Notiz, wohl aus dem April, bezieht sich vermutlich auf Dresdner Bürger, die in die Gefangenschaft des Sigmund von Wartenberg auf Tetschen geraten waren; dieser, anfangs ein Gegner der Hussiten, war während oder nach der Schlacht bei Aussig zu ihnen übergetreten."
  4. Martin Bernhard Lindau: Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden. 2. verbesserte Auflage, Dresden 1885 (SLUB Digitalisat), Bd. 1, S. 64
  5. Martin Bernhard Lindau: Geschichte der Haupt= und Residenzstadt Dresden von der frühesten bis auf die gegenwärtige Zeit. Erster Band. Verlagsbuchhandlung von Rudolf Kuntze, Dresden 1859. S. 249f.
  6. Martin Bernhard Lindau: Geschichte der Haupt= und Residenzstadt Dresden von der frühesten bis auf die gegenwärtige Zeit. Erster Band. Verlagsbuchhandlung von Rudolf Kuntze, Dresden 1859. S. 108.
  7. Hauptmann Zernin: "Die früheren Dresdner Festungswerke": In: "Wissenschaftliche Beilage der Leipziger Zeitung". Jahrgang 1898. Druck von B.G. Teubner in Leipzig. Nr. 55. Sonnabend, den 14. Mai, Abends. S. 225.
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