Schultyp „Dresden Atrium“
Der Schultyp „Dresden Atrium“ ist eine Bauvariante für Atrium-Plattenbau-Schulen, die in Dresden entwickelt wurde und von oben betrachtet wie ein dreifaches H aussieht: Zwei lange, dreigeschossige Gebäudeteile werden durch drei kurze Verbindungsbauten mit Treppen zu einem Schulhaus vereint. Dadurch entstehen zwei Innenhöfe, die jedoch nicht immer genutzt wurden, sondern mitunter reine Grünflächen waren.
Die Längsriegel des Schultyps „Dresden“ sind mit rund 62 und 54 Metern unterschiedlich lang. Der längere Gebäudeteil beherbergte ursprünglich die 76 Quadratmeter großen Fachunterrichtsräume (insgesamt vier, an den Giebelseiten gelegen), Verwaltungs- und Sanitärräume, der kürzere 20 „normale“ Klassenzimmer von je 50 Quadratmetern. Im Keller befinden sich Speiseräume, Küche, Werk- und Technikräume.
Der Vorteil dieses Bautyps ist, dass alle Unterrichtsräume Licht von zwei Seiten bekommen und gut gelüftet werden können. Durch die Fensterflächen ist allerdings der Bedarf an Heizenergie sehr hoch.
In Dresden standen 55 Schulen vom Typ „Dresden“, die zwischen 1963 und 1981 gebaut wurden: 16. POS, 18. POS, 20. POS, 21. POS, 49. POS, 50. POS, 54. POS, 57. POS, 59. POS, 69. POS, 73. und 78. POS, 93. POS, 94. POS, 95. POS, 96. POS, 97. POS, 98. POS, 100. POS, 101. POS, 102. POS, 103. POS, 105. POS (heute Gymnasium Klotzsche), 106. POS, 107. und 108. POS, 109. POS, 110. und 111. POS (später Vitzthum-Gymnasium), 114. und 115. POS, 118. und 119. POS, 120. POS, 121. POS Georg Palitzsch und 122. POS Friedrich Wolf, 123. POS, 124. POS, 132. POS, Dinglingerschule, Berufliches Schulzentrum für Dienstleistung und Gestaltung und Schule „Am Leutewitzer Park“.
Zum Teil wurden auch zwei Schulen als ein Gebäudekomplex gebaut, zum Beispiel bei der 110. und 111. POS, die später zusammen das Vitzthum-Gymnasium beherbergten.
Die meisten dieser Schulen stehen im Ostteil der Stadt, v. a. in Prohlis, da das Neubaugebiet Gorbitz erst in den 1980er Jahren errichtet wurde.
Außerdem wurden Gebäude dieses Bautyps errichtet, die jedoch nie als Schule genutzt wurden. Dazu zählen die Häuser Oskar-Röder-Straße 3, Reichenbachstraße 55 und Andreas-Schubert-Straße 41. In der Reichenbachstraße saß der Dresdner Betriebsteil des VEB Ingenieurhochbaukombinat Pirna, in der Andreas-Schubert-Straße befand sich die Fachschule für Kindergärtnerinnen.[1]
101. Oberschule, Johannstadt
106. Grundschule, Pieschen
[Bearbeiten] Geschichte
Die ersten Schulgebäude mit Innenhöfen wurden 1963 nach einem Projekt der TU Dresden zunächst in Bitterfeld und anschließend an 30 weiteren Standorten im damaligen Bezirk Halle errichtet. Diese ersten Atrium-Schulbauten hatten noch drei Längsgebäude mit integrierter Aula und Turnhalle, sodass sich vier Innenhöfe ergaben.
Streng genommen handelt es sich beim Typ „Dresden Atrium“ (sowie dem Nachfolger R 81) nicht um „echte“ Plattenbauten, da diese nicht in Großtafelbauweise, sondern mit kleineren Stahlbeton-Montageelementen der Laststufe 20 kN (2,0 Mp bzw. 2,0 t) in Streifenbauweise (auch Kleintafelbauweise) errichtet wurden. Die tragenden Querwände (Querwandbauweise) wurde aus raumhohen, jedoch nur 1,20 m breiten, Stahlbeton-Elementen errichtet. Die nicht-tragenden Längswände ermöglichen die durchgehenden Fensterbänder.
Der Prototyp der „Dresden-Schulen“ wurde 1963 in Dresden errichtet. Die Verbindungsbauten hatten ursprünglich jeweils 21,60 Meter Länge, ab 1969 wurden sie auf 14,40 Meter verkürzt. Dadurch ergaben sich quadratische Innenhöfe. Beispiele für die frühen Modelle mit den langen Verbindungsbauten sind die heutige 16. Grundschule an der Josephinenstraße, die 49. Grundschule an der Bernhardstraße, die 52. Grundschule an der Dürerstraße sowie die ehemalige 18. POS am Terrassenufer.
Von Gebäudetyp „Dresden Atrium“ sind im damaligen Bezirk Dresden zwischen 1963 und 1981 122 Schulen errichtet worden.
1981 entstand durch Rationalisierung auf Basis des Typs „Dresden Atrium“ der deutlich kompaktere Schultyp „Dresden R 81“.
Im Oktober 2013 wurde das Gebäude der 49. Grundschule unter Denkmalschutz gestellt, da es aufgrund der bis dahin ausgebliebenen Sanierung eines der noch am ursprünglichsten erhaltenen Gebäude des Schultyps „Dresden Atrium“ ist. Seit Sommer 2016 wird das Haus denkmalgerecht saniert.
[Bearbeiten] Quellen
- Sekretariat der Kultusministerkonferenz, Zentralstelle für Normungsfragen und Wirtschaftlichkeit im Bildungswesen: Typenschulbauten in den neuen Ländern. Planungshilfen für die Instandsetzung und Modernisierung. Schultyp Dresden. Berlin 1993.
- Sekretariat der Kultusministerkonferenz, Zentralstelle für Normungsfragen und Wirtschaftlichkeit im Bildungswesen: Typenschulbauten in den neuen Ländern. Modernisierungsleitfaden. Berlin 1999. S. 11, 19–30.
- Sanierung der Dinglingerschule
- ↑ Information von Daniel Fischer, dem Schultyp-Dresden-Experten :-)