Allgemeines Stadtkrankenhaus
Das Allgemeine Stadtkrankenhaus war ein städtisches Krankenhaus in Dresden mit dem Standort An der Entenpfütze (heute Freiberger Platz) Nummer 860. Es wurde vor 1720 als "Lazareth" bezeichnet, ein Hinweis auf die Entstehung als Pestspital während der abendländischen Pestära.
Das Lazarett oder Nosocomium – nicht identisch mit Der Herren Haus – wurde nach der Pestepidemie des Jahres 1567 gegründet.
Am 21. Februar 1568 schrieb der Rat an Kurfürst August, man wolle für die Pestkranken ein Lazarett bauen, habe auch einen tauglichen Ort erwählt (der Kurfürst wollte es am Tatzberg bauen, der Rat in der Wilsdruffer Vorstadt) und ein Modell in Holz gebaut. Laut Voranschlag werde es 3.102 Gulden kosten, die seien jedoch nicht vorhanden, darum bat man um eine Unterstützung von 1.000 Gulden. Die Ausschreibung einer Kontribution an alle vermögenden Einwohner ergab 3.307 Gulden.
Am 21. Juni des gleichen Jahres erfolgte der Baubeginn auf dem von der alten Moritzin dem Bartholomäispital geschenkten Grundstück, zwischen Vogelstange und Rabenstein, an der späteren Stiftsstraße, der jetzigen Alfred-Althus-Straße.
Im 16. Jahrhundert war das Pestspital nur ein Sammelort für Seuchenkranke, weswegen die Bedingungen katastrophal waren.
1763 wurde eine Stiftung von Kurfürst Friedrich Christian ausgezahlt. Hinzu kamen Gelder aus der Almosenkasse. Stand das Lazarett bis dahin nur Seuchenkranken offen, konnte von da an jeder Kranke aufgenommen werden, der Bürgerrecht in Dresden hatte.
Im Jahr 1797 gab es bereits einen ganzen Komplex mit Lazarethkirche (Nummer 859), Haus des Lazerethpredigers (Nummer 861)[1] und Haus des Lazarethschreibers (Nummer 862)[2], der zum "Allgemeinen Stadtkrankenhaus" gehörte.
Auf dem Gelände selbst waren um 1800 in der Manier des Vierseithofes bereits vier Gebäude entstanden.
Das älteste Gebäude lag traufständig direkt An der Entenpfütze, an deren südwestlichen Ende nahe der Einmündung der vorstädtischen Schießgasse. Daneben entstanden links und rechts zwei giebelständige, fast gleichgroße Häuser. Als der Bedarf mit der Bevölkerungsentwicklung Dresdens weiter anstieg, wurde auf dem Hof nochmals traufständig ein sehr großes Bettenhaus errichtet. Die bauliche Substanz der ersten drei Gebäude war um 1800 allerdings schon völlig veraltet. Der Grundstein des ersten Gebäudes war 1568 gelegt wurden. Die Krankenhausverhältnisse in Dresden wurden dadurch immer unzulänglicher.
Im Jahr 1797 wohnte der "Todtenbettmeister" Christian Friedrich Hoͤrnig mit seiner Familie auf dem Gelände des Allgemeinen Stadtkrankenhauses".[3]
Um das Allgemeine Stadtkrankenhaus lagen um 1800 eine ganze Reihe weiterer sozialer Einrichtungen.
Direkt benachbart lag an der Einmündung der Grünen Gasse das Ehrlichsche Armenschul Stift (An der Entenpfütze Nummer 803).
Auf der anderen Straßenseite lag schräg gegenüber um die Lararethkirche der Ehrlichsche Armen Stifts Garten, ein einem Wohnhaus ähnlicher Bau ohne Kirchturm. Eine Lazarethkapelle entstand 1702 durch Erweiterung aus einer Betstube des Pesthauses aus dem späten 16. Jahrhundert. Bereits 1732 mußte diese nochmals durch einen Anbau erweitert werden. Der Umbau zur Lazarethkirche erfolgte 1738 durch Johann Georg Ehrlich. Er ließ die Kapelle erhöhen und Emporen einbauen und ausgestalten. Die Lazaethkirche entwickelte sich nach 1743 zur "Kirche des Ehrlichen Gestifts". Nach einer Verlegung 1895/97 an den Stübelplatz (heute Straßburger Platz) wurde aus der Lazarettkirche die Ehrlichsche Gestiftskirche ("Kirche des Ehrlichen Gestifts").
Benachbart zum Ehrlichschen Armen Stifts Garten lag straßenabwärts das städtische "Raths Armenhaus" (An der Entenpfütze Nummer 802), geleitet von einem "Armenhausvater" und bewacht von einem ständig dort lebenden "Thorwärter".[4]
Neben dem Raths Armenhaus lag auf dem Platz An der Entenpfütze der Dresdner Rabenstein, eine Hinrichtungsstätte.
Am nordöstlichen Ende der Entenpfütze lag das städtische "Raths Findelhaus" (Hundsgasse Nummer 800) mit einem Findelvater.[5]
Das Raths Findelhaus schloß sich direkt an das Bartholomäushospital an, welches an dieser Stelle seit 1337 nachweislich ist. Die städtischen sozialen Einrichtungen haben sich örtlich an dieses Heilig-Geist-Spital angelehnt. Das Bartholomäushospital war bereits um 1800 ein Spital des Brückenhofes und wurde 1837 mit dessen noch älterem Maternispital (1268 ersterwähnt) zusammengelegt und 1838 abgebrochen.
Das Allgemeine Stadtkrankenhaus wurde 1849 mit dem Krankenhaus Friedrichstadt in das Marcolinipalais verlegt, welches der Rat der Stadt Dresden Ende des Jahres 1845 mit dem Nachlass des Geheimrates Hünerbein erworben hatte.
[Bearbeiten] Quellen
- Otto Richter: Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Stadt Dresden. Baensch, Dresden 1891 (SLUB Digitalisat)
- Arno Scheer: Dresden-Johannstadt. Die Welt vor dem Ziegelschlag. Geschichtliche Wanderfahrten Nr. 3, hrsg. von Artur Brabant. Dresden 1930.
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ Dresden zur zweckmäßigen Kenntniß seiner Häuser und deren Bewohner 1797, S. 315.
- ↑ Dresden zur zweckmäßigen Kenntniß seiner Häuser und deren Bewohner 1797, S. 316.
- ↑ Dresden zur zweckmäßigen Kenntniß seiner Häuser und deren Bewohner 1797, S. 287.
- ↑ Dresden zur zweckmäßigen Kenntniß seiner Häuser und deren Bewohner 1797, S. 286.
- ↑ Dresden zur zweckmäßigen Kenntniß seiner Häuser und deren Bewohner 1797, S. 303.