Benedikt Carpzov
Dr. jur. Benedikt Carpzov (der Jüngere) (27. Mai 1595 in Wittenberg; † 30. August 1666 in Leipzig) war ein sächsischer Jurist und Geheimer Rat am Appellationsgericht in Dresden. Er war bekannt durch seine Schriften, die sich durch Klarheit, aber auch durch Härte auszeichneten. Carpzov brachte nationale Elemente, den Ausgleich zwischen römischen Recht und allgemeinen deutschen Recht, in Theorie und Praxis zur Geltung und gilt daher als einer der Begründer der deutschen Rechtswissenschaft. Er war Mitbegründer des evangelischen deutschen Kirchenrechtes.
[Bearbeiten] Familie
Benedikt Carpzov entstammte der berühmten Gelehrtenfamilie Carpzov und war der Sohn von Benedikt Carpzov dem Älteren (1565–1624) und dessen erster Ehefrau Anna Fluth (1573–1598), der Tochter des Wittenberger Apothekers und Stadtrats Conrad Fluth. Sein Großvater war der Bügermeister zu Brandenburg/Havel, Simon Carpzov.
Aus der zweiten Ehe seines Vaters mit Christine Selfisch (1585–1661), der Tochter des Wittenberger Buchhändlers und Bürgermeisters Samuel Selfisch hatte Benedikt (d.J.) mehrere bekannte Halbbrüder, u.a.:
- Christian Carpzov (1605–1642),
- Johann Benedikt Carpzov I. (1607–1657), dessen Tochter Christine Elisabeth Carpzov ist eine direkte Vorfahrin der Königin Beatrix der Niederlande.
- August Carpzov (1612–1683).
Benedikt Carpzov heiratete am 28. August 1627 seine erste Ehefrau, Regina († 14. Juni 1637 in Leipzig), die Tochter des Erbsassen auf Meuselwitz Cramer von Claußbruch. Das Paar bekam fünf Kinder:
- Benedikt Carpzov (III),
- Heinrich Julius Carpzov,
- Benedikt Heinrich Carpzov,
- Regina Elisabeth Carpzov und
- Regina Christina Carpzov.
Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau heiratete Carpzov am 15. November 1640 Catarina Burchard, die Tochter des Leipziger Professors der Theologie Mauritius Burchard. Diese Ehe blieb kinderlos.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Aufgewachsen in Colditz, geschult durch Privatlehrer am Haus seines Vaters, nahm Benedikt Carpzov 1610 gemeinsam mit seinem Bruder Konrad (1593–1658) an der Universität Wittenberg ein Studium der Philosophie und der Rechtswissenschaften auf, das er 1615 in Leipzig und 1616 in Jena fortsetzte. 1618 nach Wittenberg zurückgekehrt promovierte Carpzov am 16. Februar 1619 zum Doktor der Rechtswissenschaften.
Nach dem Studium unternahm er erst eine Bildungsreise nach Italien, bevor er am 25. April 1620 erst außerordentlicher, ab 1623 ordentlicher Assessor am Schöppenstuhl in Leipzig wurde. 1632 wurde er zum Senior des Schöppenstuhls ernannt und war ab 1636 Richter am Oberhofgericht in Leipzig. Am 15. November 1639 wurde er zum kurfürstlichen Rat am Appellationsgericht zu Leipzig ernannt.
Im August 1644 erhielt Carpzov eine Berufung als Hof- und Justizrat nach Dresden. Allerdings trat er in Dresden sein Amt nicht an, da einen Monat später der langjährige Professor und Doktor der Rechtswissenschaften an der Universität Leipzig, Sigismund Finckelthaus (1579–1644) gestorben war. Carpzov kehrte am 25. März 1645 zurück nach Leipzig und nahm dessen Amt als Professor der juristischen Fakultät an der Leipziger Akademie auf. Am 24. Februar 1648 wurde er an der Akademie Ordinarius der juristischen Fakultät und übernahm auch den Vorsitz am Schöppenstuhl.
1653 erhielt Benedikt Carpzov seine Berufung als kurfürstlich-sächsischer Geheimer Rat an das Appellationsgericht in Dresden, der er sich nicht entziehen konnte. 1661, nach seiner Pensionierung am Dresdner Gericht, kehrte Carpzov nach Leipzig zurück und arbeitete dort bis zu seinem Tod im Jahr 1666 wieder als Richter am Schöppenstuhl.
[Bearbeiten] Quellen und Einzelnachweise
- Sächsische Köpfe im zeitgenössischen Bild, herausgeg. v. Arthur Graefe, Verlag Heimatwerk Sachsen, Dresden 1938
- Benedikt Carpzov (der Jüngere), Universität Leipzig, RA Torsten Schmidt, Leisnig, Online pdf auf www.kirchenrecht.schmidt-guenther-lattermann.de
[Bearbeiten] Weblinks
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Benedikt Carpzov der Jüngere“
- Siegfried Hoyer, Carpzov, Benedict II. in Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., bearb. von Martina Schattkowsky