Die Kneipp-Kita
Die Kneipp-Kita befindet sich in der Dinglingerstraße 12 im Stadtteil Johannstadt.
Der Name „Die Kneipp-Kita“ bezieht sich auf die von Pfarrer Sebastian Kneipp entwickelte ganzheitliche Gesundheitslehre, welche in der Kneipp-Kita Anwendung findet. Die Kneipp-Kita ist die erste in Dresden gegründete Kneipp-Kindertagesstätte.
Sie wird von einem Förderverein unterstützt und ist vom Kneipp-Bund zertifiziert.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die sogenannte „Kombinierte Kindereinrichtung“ (Kinderkombination) stammt aus DDR-Zeiten und wurde im April 1971 als „Kindergarten Dinglingerstraße“ eröffnet.
Die Kita bestand aus zwei Gebäudeteilen, welche die Namen „Bienenhaus“ und „Lila-Laune-Haus“ trugen und in denen jeweils der Krippen- bzw. der Kindergartenbereich untergebracht waren.
Der Kindergartenbereich unterstand dem damaligen Ministerium für Volksbildung und verfügte über 80 Betreuungsplätze. Die Kinderkrippe hatte eine Kapazität von 84 Plätzen und gehörte zum Ministerium für Gesundheitswesen. Die Leitung der gesamten Einrichtung wurde von der Volksbildung gestellt. Beide Ministerien gaben Bildungspläne heraus, nach denen streng gearbeitet werden musste. Die Einhaltung dieser Bildungspläne wurde regelmäßig durch die übergeordneten Stellen kontrolliert.
Der Betreuungsschlüssel lag damals bei 1:6 für die Krippe und bei 1:13 für den Kindergartenbereich. Neben den ErzieherInnen arbeiteten in der Einrichtung:
- eine Wirtschaftsleiterin,
- eine gelernte Köchin und drei weitere Mitarbeiterinnen in der Küche,
- zwei Hausmeister,
- drei bis vier Reinigungskräfte und
- eine Waschfrau.
Letztere war für die Reinigung der Bettwäsche, Lätzchen, Waschlappen etc. zuständig. Die täglich anfallenden Stoffwindeln wurden entsprechend der Gesetzeslage von einer Fremdfirma gereinigt. Im Krippenbereich arbeitete u. a. auch Ulrike Nuck. Die frisch ausgebildete Erzieherin kam 1980 in den Kindergarten Dinglingerstraße und nahm ihre erste Arbeit im Krippenbereich auf. Bereits vier Jahre später (1984) wurde Ulrike Nuck die Krippenleiterin.
Die gesundheitliche Versorgung im Kindergarten Dinglingerstraße war sehr gut. Die Einrichtung wurde durch einen Kinderarzt medizinisch versorgt. Dieser kam einmal pro Woche und war für die Prophylaxe und Durchführung des DDR-Impfprogramms verantwortlich. Kranke Kinder konnten direkt im Kindergarten untersucht werden. Auch die Gabe von Medikamenten gehörte zum Standard. Die Zusammenarbeit zwischen Eltern, Kinderarzt und der Kindergartenleitung war für die medizinische Versorgung der Kinder unerlässlich und hatte oberste Priorität.
Nach der Wende veränderte sich mit dem neuen Denken und Handeln der Gesellschaft auch die Kindergartenlandschaft. Die Ministerien wurden aufgelöst und es war zunehmend schwierig die bis dahin strikt getrennten Arbeitsaufgaben von KrippenerzieherInnen und KindergärtnerInnen zu vereinen. Die Zusammenführung beider Berufsgruppen brachte Konfliktpotenzial mit sich, da die Arbeit der KindergärtnerInnen vor der Wende einen höheren Stellenwert hatte als die Arbeit der KrippenerzieherInnen. Ab 1990 befand sich die gesamte Einrichtung unter der Obhut des Jugendamtes Dresden. Noch im selben Jahr wurden alle Personalstellen der Einrichtung neu ausgeschrieben und die gesamte Belegschaft zur Anhörung geladen. Kriterium für die Wiedereinstellung war vor allen Dingen die Nicht-Mitgliedschaft im ehemaligen Staatsicherheitsdienst (Stasi). Auch die Stelle der Kitaleitung wurde neu ausgeschrieben. Ulrike Nuck konnte sich gegen zwölf MitbewerberInnen durchsetzen und wurde im Jahre 1992 die Leiterin des Kindergartens Dinglingerstraße.
Mit ihr und einem neuen Team sollte zunächst das Gesamtkonzept des Kindergartens umstrukturiert werden. Hauptaugenmerk war die Schaffung eines sportlichen Profils und die dazugehörigen materiellen Bedingungen. Es wurde ein eigener Sportraum gebaut. Neue Sportgeräte, ein kleiner Sportplatz auf dem Kindergartengelände und die Zusammenarbeit mit Sportvereinen der Stadt Dresden waren wichtige Voraussetzungen. Genauso bedeutend war aber auch das Interesse aller Altersgruppen zu wecken, also der Eltern und Kinder, damit sich ein großes Sport- und Gesundheitsbewusstsein entwickeln konnte. Im Zusammenspiel dieser neuen Bildungsaufgaben nahmen die MitarbeiterInnen der Einrichtung unzählige Weiterbildungen zum Thema Gesundheitsbewusstsein wahr. Diese fanden zusätzlich zu ihrer Arbeitszeit an Wochenenden und nach dem Feierabend statt, um den laufenden Kitabetrieb weiterhin abdecken zu können. 2002 weihte die Einrichtung ihre neue hauseigene Sauna ein. Nach zwölf Jahren intensiver und kontinuierlicher Arbeit ließ sich die Bildung und Erziehung der Kinder mit der Förderung des Gesundheitsbewusstseins vereinen. Die 5 Säulen der Gesundheitsförderung nach Sebastian Kneipp wurden in Konzept und Alltag der Kindertagesstätte integriert.
Im Jahre 2003 begutachtete das Prüfungskomitee des Kneipp-Bund e.V. das neue Konzept des Kindergartens. Ende 2003 bekam die Kindertagesstätte den Titel „vom Kneipp-Bund e. V. anerkannte Kindertagesstätte“ und führt ihn bis heute. Seit dem trägt die Einrichtung den Namen „Die Kneipp-Kita“.
Unerlässlich für die Weiterentwicklung gründete sich am 22. Oktober 2001 ein Förderverein zugunsten der Kneipp-Kita. Mit seiner Unterstützung konnte im Juli 2009 eine neue Sandlandschaft mit einer Matschstrecke im Außenbereich der Kneipp-Kita gebaut werden.
Von 2011 bis 2012 wurde das in die Jahre gekommene Kindergartengebäude voll saniert. Während dieser Zeit zog die gesamte Kita in den Rudolf-Bergander-Ring 43 um. Die Sauna musste professionell demontiert und während der Sanierung der Kita eingelagert werden.
Am 29. Juni 2012 wurde die langjährige Leiterin Ulrike Nuck nach 44 Dienstjahren in den Ruhestand verabschiedet. Sie hat den Aufbau der Kneipp-Kita und deren Entwicklung bedeutend geprägt. Als ihre Nachfolgerin übernahm Anne-Kathrin Kollar die Kneipp-Kita und leitet sie bis heute.
Nach dem Umbau und der Eröffnung im Oktober 2012 wurden neue zeitgemäße Namen für die Gebäudeteile gesucht. Eltern und Kinder gaben zahlreiche Namensvorschläge an den Förderverein der Kneipp-Kita. Die neuen Namen „Sonnenscheinhaus“ und „Regenbogenhaus“ sowie „Sonnenbrücke“ für den Glasverbinder wurden am 16. Mai 2013 feierlich vom Förderverein bekannt gegeben und mit der Pflanzung eines Kirschbaumes durch die Kinder eingeweiht.
Die Kneipp-Kita befindet sich aktuell in der Trägerschaft des Jugend- und Sozialwerk gemeinnützige GmbH Oranienburg (JuS) und verfügt über 150 Betreuungsplätze. Bis heute zeichnet sich die Kneipp-Kita durch ein hohes Engagement der qualifizierten MitarbeiterInnen sowie die sehr gute Zusammenarbeit zwischen Leitung, Förderverein und Eltern aus.
[Bearbeiten] Konzept und Alltag
Die Kneipp-Kita arbeitet nach dem sächsischen Bildungsplan und hat die sogenannten "5 Säulen der Kneipp-Gesundheitslehre" in ihr Konzept integriert. Sie wurden durch Sebastian Kneipp bekannt und nennen sich:
- Wasser
- Bewegung
- Ernährung
- Heilpflanzen
- Lebensordnung
Diese Elemente bestimmen den Alltag der Kneipp-Kita. Kneippanwendungen finden an einem festen Wochentag statt und bieten den Kindern einen strukturierten Tagesablauf. Außerdem bereiten sie ihnen viel Freude und Entspannung.
- 1. Wasser:
Wasser wirkt sehr positiv auf den menschlichen Organismus. Die durch Sebastian Kneipp ins Leben gerufenen Wasseranwendungen regen den Kreislauf an und können Heilungsprozesse begünstigen. Die erste Säule der Kneipp-Gesundheitslehre unterstützt den lebensnotwendigen Wärmeaustausch im Körper.
In der Kneipp-Kita lernen die Kinder diese Anwendungen unter fachkundiger Anleitung durch die ErzieherInnen kennen. Das Wassertreten findet im hauseigenen Wassertretbecken statt. Des Weiteren werden in der Kneipp-Kita Wechselbäder und das Armtauchen angeboten. Auch das sogenannte Tautreten sowie das Schneetreten im Winter sind sehr beliebt. All diese Anwendungen unterstützen die Abwehrkräfte der Kinder, die dadurch weniger krank sind.
- 2. Bewegung:
Jedes Kind hat von Natur aus einen großen Bewegungsdrang. Diese positive Eigenschaft ist sehr wichtig für die Entwicklung und wird in der Kneipp-Kita umfangreich gefördert.
Die vielen Bewegungs- und Klettermöglichkeiten im Außenbereich animieren jeden Tag zum Spielen und Toben. Einmal in der Woche machen die Kleinen Sport im Sportraum der Kita. Die größeren Kinder nutzen die Turnhalle der benachbarten 113. Grundschule (Canalettoschule). Jedes Jahr im Juni findet das Sportfest statt. Durch Eigeninitiative von Eltern und Kitapersonal werden den Kindern ganz besondere und sehr abwechslungsreiche Aktivitäten geboten - vom Hindernislauf über Bogenschießen, vom Bobbycar-Rennen bis hin zum Kletterparcours.
Außerdem nimmt die Kneipp-Kita aktiv an Sportveranstaltungen außerhalb des Hauses teil. Als ein Beispiel ist der Dresdner Stadtlauf zu nennen, bei dem sich jedes Jahr aufs Neue ein großes Team aus sportbegeisterten Kindern bildet. Vor dem Startschuss sorgt eine Erzieherin für die Erwärmung. Hier zeigt sich wieder das große Engagement der Kita-Mitarbeiter, welche die Kinder sogar in ihrer Freizeit unterstützen und motivieren. Auch die Teilnahme am Dresden Leo-Mini-Cup und die Angebote des Dresdner Sportclub 1898 e.V. (DSC) werden rege genutzt.
- 3. Ernährung:
Die Ernährung steht im Zusammenhang mit den übrigen Elementen der Kneippschen Gesundheitslehre. Die Kinder werden an die gesunde Ernährung herangeführt um den Körper in der richtigen Zusammensetzung mit den notwendigen Bestandteilen zu versorgen.
Außerdem entdecken die Kleinen dass eine ausgewogene Ernährung besser schmeckt und Spaß macht, da die Kinder bei der Zubereitung der Lebensmittel mit einbezogen werden. Einmal in der Woche findet im hauseigenen Kinderrestaurant das „Korngesunde Frühstück“ statt. Dabei dürfen die Kinder z.B. mit der Kornpresse und der Dörrmaschine ihr eigenes Müsli herstellen. Sehr beliebt sind auch geschnittene Gemüsestifte mit hausgemachtem Tomatendip, oder frische Kräuterwaffeln aus dem Waffeleisen.
Einige Zutaten kommen nicht selten aus dem Garten der Kneipp-Kita. Der Garten wird von den Kneipp-Kindern bepflanzt und gepflegt. Die Kinder lernen ganz nebenbei Verantwortung zu übernehmen. Sie haben die Möglichkeit viel über das angebaute Obst und Gemüse zu lernen, dürfen es ernten und bei der Zubereitung des korngesunden Frühstücks verwenden.
- 4. Heilpflanzen:
Auch Kräuter und Heilpflanzen finden sich im Garten der Kneipp-Kita.
Schmecken alle Heilpflanzen gut? Wie riechen sie? Wie sehen sie aus? Der Umgang mit Kräutern und Heilpflanzen ist spannend für Kinder und wird daher durch Projekte gefördert. Als Beispiel ist hier die Herstellung von Kräutersalz zu nennen, die den Kindern sehr viel Freude bereitet. In der Kneipp-Kita können Kinder die Natur mit allen Sinnen erforschen und entdecken welche Vielfalt sie für uns Menschen bereit hält.
- 5. Lebensordnung:
Lebensordnung bedeutet im weitesten Sinne eine einseitige Lebensweise zu vermeiden. Das betrifft die Ernährung, Bewegung und das Leben selbst. Denn Einseitigkeit schadet nur und Leistung erreicht man nicht in dem man sie permanent einfordert. Optimaler ist es die körperlichen, seelischen und geistigen Kräfte in Balance mit den Anforderungen des Alltags zu bringen. Ganz besonders die Kräfte der Kinder sollten in einem natürlichen Verhältnis von Leistung und Ruhe stehen. Diese Harmonie erreicht man durch ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen An- u. Entspannung, aktiven und ruhigen Phasen.
Aus diesem Grund wird in der Kneipp-Kita neben der Ernährung und Bewegung auch die Entspannung gefördert. Das Saunieren in der hauseigenen Sauna leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Der Saunagang wird in kleinen Gruppen durchgeführt, um eine ruhige Atmosphäre für die Kinder zu schaffen. Die Rückenmassage ist eine weitere Anwendung in der die Kneipp-Kinder Ausgleich und Entspannung finden. Bei gedämpftem Licht und ruhiger Musik wird neben dem Körpergefühl auch der Zusammenhalt der Kinder enorm gestärkt, da sich die Kinder gegenseitig massieren.
Weitere Aktivitäten in der Kneipp-Kita (auszugsweise):
- Wanderungen und Ausflüge, z. B. in den Großen Garten, in den Zoo, zu Bauernhöfen, zum Training von Dynamo Dresden, ins Dynamo-Stadion, zu den Technischen Sammlungen, in die Sternwarte und das MPI
- zahlreiche Besuche von Theatervorstellungen und der Bibliothek
- saisonale Kreativangebote und arbeiten an den Portfolios, Spielen in den Mehrzweckräumen der Kita
- Projekte und Experimente zu verschiedenen Themen
- Gruppenelternnachmittage und thematische Elternversammlungen
- Kitafeste, Geburtstagsfeiern, Fasching, Grusel- und diverse „Scheuselpartys“
- Vorschulwerkstatt u. a. mit Vorschulschwimmen, Verkehrserziehung bei der Polizei, Erste-Hilfe-Kurse, Besuch bei der Feuerwehr, mehrere Besuche der 113. Grundschule (Canalettoschule), Abschlusswanderung, dreitägige Abschlussfahrt und das Zuckertütenfest.
[Bearbeiten] Kontakt
- Die Kneipp-Kita
- Dinglingerstraße 12
- 01307 Dresden
- Telefon: 0351 / 2104947
- Fax: 0351 / 2104948
- E-Mail: dinglingerstrasse-dd@jus-or.de
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 6.30 Uhr - 17.30 Uhr
Leiterin: Anne-Kathrin Kollar
[Bearbeiten] Quellen
- Persönliche Gespräche mit Ulrike Nuck (Leiterin „Die Kneipp-Kita“ bis 2012)
- Handschriftliche Aufzeichnungen von Ulrike Nuck (Leiterin „Die Kneipp-Kita“ bis 2012)
- Flyer der Kneipp-Kita aus den Jahren 2003 und 2012
- Zwei Portfolios
- „Kneipp Kindergarten“ (Zeitschrift): Ausgabe Februar 2010
- Webseite des Fördervereins „Die Kneipp-Kita“
- Webseite des Trägers Jugend- und Sozialwerk Oranienburg gemeinnützige GmbH (JuS)