Dresdner Liederkreis
Der Dresdner Liederkreis war eine bekannte literarisch-gesellschaftliche Vereinigung von "Pseudoromantikern" im frühen 19. Jahrhundert. Er übte über viele Jahre einen bedeutenden Einfluss auf das Geistesleben Dresdens aus.
Auf Einladung des Freiherrn von Seckendorf-Zingst trafen sich ab 1814 Künstler, Schriftsteller und Beamte, um Literatur, Dichtung und Musik zu hören und darüber zu diskutieren. Die zwanglosen Treffen bei "Thee und Butterbrod" gaben dem Kreis seinen ursprünglichen Namen als Dichter-Thee. Unter Leitung von Minister von Nostitz schloss man sich enger zusammen und nannte sich schließlich Dresdner Liederkreis.
Dieser Zirkel bot durch seine bunte Durchmischung von Adel und Bürgertum, von einigen Literaten, aber auch vielen Laien ein charakteristisches Spiegelbild der damaligen Dresdner Gesellschaft. In dem zwar gelockerten, aber immer noch strengen Kastenwesen der Residenzstadt bildete er sozusagen eine freie Enklave und erhob den Anspruch auf eine gewisse Unabhängigkeit und selbst Universalität. Kein Fremder von Bedeutung versäumte es in den 1820er Jahren, um eine Einführung in diesen Kreis zu bitten. Gleichzeitig wurde das literarische Niveau aber vielfach belächelt. Die Treffen fanden meist in den Privatwohnungen der verheirateten Mitglieder, aber auch im Gasthaus Chiappone statt.
Der Liederkreis führte mit der Dresdner Abendzeitung ein eigenes Publikationsorgan. Auch Ludwig Tieck stand einige Zeit in Verbindung mit Liederkreis und Abendzeitung. Doch sein Verhältnis zu Carl August Böttiger war sowieso gespannt, hier war sich Tieck mit Goethe einig. Im Zusammenhang mit seiner harschen Kritik an einem Werk von Eduard Heinrich Gehe, einem Freund von Theodor Hell, kam es zum Zerwürfnis und Tieck beendete 1826 auch seine Zusammenarbeit mit der Abendzeitung.[1] Mit Carl Maria von Weber, von Böttiger in den Liederkreis eingeführt, bestanden ebenfalls zunehmend Spannungen. Therese aus dem Winkel verteidigte vehement die italienische Oper unter Francesco Morlacchi gegen Weber.
Noch vor Nostitz' Tod im Jahre 1836 löste der Liederkreis sich wieder auf. Die Gesellschaft Albina trat an seine Stelle.
[Bearbeiten] Mitglieder
Carl August Böttiger | Friedrich Ludwig Breuer | Wilhelmina von Chezy | Karl August Förster | Eduard Heinrich Gehe | Theodor Hell | Johann Friedrich Kind | Friedrich Adolph Kuhn | Friedrich Laun | Gottlob Adolf Ernst von Nostitz und Jänkendorf | Carl Maria von Weber | Therese aus dem Winkel
Carl August Böttiger (Schriftsteller und Museumsdirektor)
Wilhelmina von Chezy (Schriftstellerin)
Theodor Hell (Schriftsteller)
Gottlob Adolf Ernst von Nostitz und Jänkendorf (Sächsischer Konferenzminister)
Carl Maria von Weber (Komponist)
[Bearbeiten] Quellen
- HAENEL, Erich und Kalkschmidt, Eugen: Das alte Dresden, S. 164ff, 1925
- Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 27-30.
- Dirk Hempel: Literarische Vereine in Dresden. Kulturelle Praxis und politische Orientierung des Bürgertums im 19. Jahrhundert. Walter de Gruyter - Max Niemeyer Verlag, Berlin und New York, 2008