Dresdner Abendzeitung

Stadtwiki Dresden - Freiraum für Ideen und Wissen über Dresden
Wechseln zu: Navigation, Suche
Zeitungskopf 1825
Theodor Winkler - 1817 Wiedergründer und langjähriger Herausgeber

Die Dresdner Abendzeitung wurde 1817 vom Verleger Johann Christoph Arnold mit Karl Gottfried Theodor Winkler und Friedrich Kind als Herausgebern gegründet.[1] Die Abendzeitung verstand sich als Organ des Dresdner Liederkreises. Ab dem 2. Januar 1805 hatte es einen gleichnamigen Vorläufer gegeben, der von Friedrich Laun gegründet worden war, aber nur zwei Jahre existierte.

Christoph Arnold hatte bis 1806 mit dem Dresdner Anzeiger schon einmal eine führende Dresdner Zeitung verlegt. Theodor Winkler alias Theodor Hell war ein vielseitig gebildeter Schriftsteller, Regisseur und Intendant. Der Jurist Friedrich Kind ist u. a. bekannt für das Libretto für den Freischütz, das er 1821 mit Carl Maria von Weber verfasste.

Die Dresdner Abendzeitung gehörte im 19. Jahrhundert zu den ersten Adressen der Literatur- und Kunstkritik in Deutschland. So konnten Ludwig Tieck und als dessen Nachfolger Carl August Böttiger, der außerdem ein Artistisches Notizenblatt als Beiblatt herausgab, als Literaturkritiker gewonnen werden. Die Abendzeitung engagierte er sich für Carl Maria von Weber und die deutsche Oper im Widerstreit mit Francesco Morlacchi.[2] Später wurden die Blätter Einheimisches sowie Flora zu Fragen der Botanik und ein Literaturblatt beigegeben. Wilhelmina von Chezy wandte sich an die Zeitung, als dort negative Rezensionen ihrer Euryanthe aus Wien behandelt wurden.[3]

Mit einer Auflage von 1200 Exemplaren zählte die Dresdner Abendzeitung zu den führenden Blättern in der Zeit der Restauration während des Vormärz.[4] Hier begannen Agnes Franz, Karl Herloßsohn, Robert Heller und Wilhelm Waiblinger ihre literarische Laufbahn. Kritiker sahen sich zu der spöttischen Bemerkung veranlasst, dass die Abendzeitung Hell und Heller hätte, aber nicht am hellsten sei.

1835 verkaufte Arnold die Abendzeitung an Winkler. Zu den bekanntesten Korrespondenten des Blattes zählte Richard Wagner, der damit die Not seiner Pariser Jahre lindern konnte. Eine Aufführung des Freischütz in Paris beschrieb er am 20. Juni 1841: "O, mein herrliches deutsches Vaterland, wie muss ich dich lieben, wie muss ich für dich schwärmen, wäre es nur, weil auf deinem Boden der ‚Freischütz’ entstand! … Ach, du liebenswürdige deutsche Träumerei! Du Schwärmerei vom Walde“.[5]

1843 übernahm Robert Schmieder die Abendzeitung. Unter ihm bekam das Blatt eine noch liberalere Ausrichtung. Schmieder war mit Robert Heller, der der vorrevolutionären Schriftstellergruppe Junges Deutschland nahe stand, befreundet und wurde auch durch seine harsche Kritik an Emil Devrient bekannt. Gespannt war zudem das Verhältnis zu Karl Gutzkow, den die Abendzeitung persönlich für misslungene Aufführungen am Hoftheater verantwortlich machte. Annette von Droste-Hülshoff war zu wenig am Ruhm des Augenblicks gelegen, um auf das Angebot Schmieders einzugehen, für die Abendzeitung zu arbeiten.[6]

Die Dresdner Abendzeitung geriet im Zusammenhang mit der gescheiterten Revolution von 1849 in politische Turbulenzen, wurde zeitweise von Leipzig aus betrieben und ging schließlich in anderen Blättern auf. Ein letzter Jahrgang ist für 1856 im Stadtarchiv nachgewiesen. Der Titel lebte später nochmals auf, als Zeitungen der Dresdner Sozialdemokratie mehrfach unter dem Druck der Sozialistenverfolgung eingestellt und neu gegründet wurden: Aus dem Dresdner Volksboten wurde 1877 die Dresdner Volkszeitung, 1878 die Dresdner Presse (mit Rudolf Doehn als Redakteur) und von September 1879 bis zum 11. April 1881 die neue Dresdner Abendzeitung.

[Bearbeiten] Quellen

  1. Die Dresdner Abendzeitung bei Arnold
  2. Herbert Zeißig: Eine Deutsche Zeitung. 200 Jahre Dresdner Anzeiger, Dresden 1930
  3. Anfrage von Wilhelmina von Chézy an die Dresdner Abendzeitung
  4. Waiblingers Italienbilder
  5. Wagner über den Pariser Freischütz
  6. Annette von Droste-Hülshoff in Briefen

[Bearbeiten] Weblinks

Meine Werkzeuge
Namensräume
Varianten
Aktionen
Navigation
Werkzeuge